Aufbau des Heeres vor Revolution

Fusch

Neues Mitglied
Hi Leute!
Ich muss für eine Präsentation in Geschichte einen Vortrag über den Aufbau des Heeres VOR der französischen Revolution verfassen!
Darin soll vorkommen:
-Aus welchen Schichten bestand das Heer?
-Wie waren die Aufstiegschancen innerhalb des Heeres?
usw...

Ich hab schon gegoogled und auch schon in anderen Suchmaschinen nachgesehen aber leider finde ich nichts wirklich Schlüssiges! Habt ihr da vielleicht Informationen für mich?
Wäre nett wenn ihr mir diese mitteilen würdet, ob per Email, PN oder Reply ist eigentlich ziemlich egal! Hauptsache ich werd informiert ;)
Danke im Vorraus
Mfg Simon
 
Also...

Also, dass ist ein sehr komplexes Thema... .

Im Grunde genommen war die französische Armee vor der Revolution nicht sehr viel anders organisiert als während und nach der selbigen.

Es gab die drei Grundwaffengattungen Infanterie, Kavallerie und Artillerie, die sich dann widerum teilten (in Leichte und Linieninfanterie, Leichte und Schwere Kavallerie, Linien- und Belagerungsartillerie und Pioniere etc.).
Die Regimenter der Linieninfanterie bestanden aus 2 Bataillonen mit jeweils 12 Kompanien (wenn ich mich nicht irre).
Die Truppenstärken waren beim Bataillon ca.800 Mann, Kompanie ca.100 Mann und das ganze Rgiment ca.1500 Mann... .
Soweit ich weiß war es auch damals schon üblich, dass sich die Bataillone aus 11 Musketier und 1 Grenadierkompanie zusammensetzten (letztere ist dabei eine Elite-Kompanie).

Soweit zur Linieninfanterie, eine wirkliche Leichte Infanterie gab es glaube ich nicht, ediglich einige Freikompanien und die Dragoner zu Fuß (und mit der Revolution dann die Chasseurs (Jäger)), außerdem gab es diverse Milizen und Provinzial-Regimenter.

Dazu kamen dann noch die Regimenter der königlichen Garden.

Die Kavallerie unterteilte sich in Kürassiere, Carabiniers (Schwere Kavallerie), Dragoner (zu Pferde), Husaren und Chasseurs ((Jäger) zu Pferde; Leichte Kavallerie).

In der Artillerie gab es (zu Beginn des 18.Jh.) Kanonen mit den Kalibern 4, 8, 12, 16, 24 und 36 Pfund (das Gewicht des Geschosses) und Mörser von 6, 7, 8, 9, 10 und 11 Pfund.
Ab 1732 dann Kanonen zu 4, 9, 12, 16 und 24 Pfund und Mörser zu 8, 12 und 15 Zoll.

Dem Stab gehörten die Marschälle von Frankreich und die Generäle an.
Bei den Generälen unterschied man den Lieutenant général und den Maréchal de champ (Divisions- bzw. Brigadegeneral).
Ersterer wurde 1788 abgeschafft und seine Funktionen vom Maréchal de champ mit übernommen.

Zu den Aufstiegschancen:

Offizier konnte man im Ancien Régime nur werden, wenn man adeligen Ursprungs war, ansonsten blieben einem höchsten die Ränge des Caporal (Gefreiter) oder des Sergent (Unteroffizier) frei, auf die man sich hocharbeiten konnte.

Die Offiziersränge waren folgende (von oben nach unten in der Gewichtigkeit):

Colonel (Oberst)
Lieutenant-Colonel (Oberstleutnant)
Major (Major)
Unterartzt oder Capitaine (beide auf Stufe des Hauptmanns)
Lieutenant (Leutnant)
Sous-Lieutenant (Unterleutnant)
Fahnenträger

Wie schon gesagt konnten diese Posten ausschließlich von Aristokraten bedient werden... .

So, dass war schon alles für einen allgemeinen Überblick... .;)

Ich hoffe das hift dir weiter!!!

Gruß,

Fritz

P.S.Wenn du noch genaueres zu den verschiedenen Regimentern o.Ä. wissen möchtest, scheu dich nicht zu fragen!!!
 
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Soweit ich weiß war es auch damals schon üblich, dass sich die Bataillone aus 11 Musketier und 1 Grenadierkompanie zusammensetzten (letztere ist dabei eine Elite-Kompanie).
Meines Wissens verfügte ein Regiment über zwei Bataillone, wovon das eine eine Grenadierkompanie und das andere eine Kompanie Jäger (Chasseurs) besaß. Die eine Jägerkompanie wurde meines Wissens erst während der Revolution in eine Grenadierkompanie umgewandelt. Die Grenadierkompanien waren in der Regel erheblich kleiner ca. 80 Mann stark, als die Füselierkompanien. Eine Unterscheidung zwischen Musketieren und Füselieren wie in Preußen gab es nicht, das Gros der Infanterie bestand aus Füselieren.
Etwas komplizierter noch ist der Aufbau der Légions, welches kleinere kombinierte Verbände aus Infanterie- und Kavallerieabteilungen waren, welche sich wie im Falle der Légion Lauzun, welche sich im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg einen Namen machte, oftmals aus Ausländern rekrutierte.

Da es gerade zwischen 1763 und 1789 viele Militärreformen aufgrund der Erfahrungen aus dem 7-jährigen und Amerikanischen Unabhängikeitskrieg gab, würde ich schon gern die gewünschte Zeitspanne vor der Revolution eingegrenzt sehen.:fs:
 
Offizier konnte man im Ancien Régime nur werden, wenn man adeligen Ursprungs war,...
M. W. galt das nicht für die Artillerie (und die Pioniere?).
Die galten als weniger edle Hilfstruppen, und da brauchte man auch Fachwissen - da waren die Bürgerlichen gut genug.

Das führte dann in der Revolution dazu, daß diese Truppenteile relativ gut organisiert blieben, während Infanterie und Kavallerie durch Säuberungen bzw. Flucht der Offiziere eine Weile ziemlich desorganisiert waren und teilweise gar nicht mehr einsatzfähig waren - und die neu ausgehobenen Revolutionsfreiwilligen waren noch unsortierter.

Es war daher die Artillerie, die noch genügend Kampfkraft besaß um die Alliierten in der Kanonade von Valmy zum Rückzug zu bringen.
 
Das mit den Chasseur und Grenadierkompanien stimmt, ich glaube, das habe ich auch schonmal gehört... .

Mit der Revolution wurden dann jedoch eigene Regimenter Leichte Infanterie aufgestellt, die sich als Hauptmasse aus Chasseurs und als Elite zusätzlich jeweils einer Kompanie Carabiniers (zu Fuß) pro Bataillon zusammensetzte... .

Ab 1804 gab es dann ja auch noch die Kleinwüchsigen- (Voltigeur-)Kompanien in der Linie, wie auch in der Leichten Infanterie.

Das mit den ca.80 Mann in den Elite-Kompanien stimmt ebenfalls, ich weiß es für das Ancien Régime zwar nicht genau, aber eine Demi-Brigade zu Republikzeiten hatte beispielsweise eine Kompanie Grenadiere 64 Mann und eine Füsilierkompanie 96 Mann... .

Zu der Sache mit der Artillerie, kann ich auch nichts genaues sagen, aber Napoleon, welcher ja aus sehr niedrigem (und dazu noch korsichen) Adel stammte, hat meines Wissens nur durch die guten Beziehungen seines Vaters einen Platz an einer der königlichen Militärschulen bekommen, was ja auch für einen Artillerieoffizier Vorraussetzung war... .
 
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Ein Freund von mir erzählte mir, dass wir in diesem Vortrag auch die "Klassen" die in dem Heer vorhanden waren (also Söldner usw) behandeln sollen, könnt ihr mir über dieses Thema noch ein paar weitere Informationen geben?
 
Es gab spezielle Söldner-Einheiten im französischen Heer (insbesondere die Schweizer) - das ist aber wohl mit "Klassen" nicht gemeint.

Interessanter ist da wohl eher die Frage der Rekrutierung.

Meiner Erinnerung nach gab es da eine Dienstpflicht (wie in den preußischen Kantonen), von der aber diverse Berufe ganz befreit waren (z. B. Geistliche) und sich andere durch Zahlung einer Gebühr freikaufen konnten.

De facto also mußten nur die Besitzlosen Heeresdienst leisten.
Das war aus Sicht des Staates sehr sinnvoll, weil dann die "produktiven" Schichten wie Händler, Handwerker, Gebildete ihre Zeit zum Geld verdienen und Steuern zahlen verwenden konnten, während der Militärdienst für Leute blieb, die ansonsten ohnehin keine guten Erwerbschancen hatten.
 
Doch genau so etwas meinte ich mit "Klassen" :)

Aber vielen Dank für deine andere Erläuterung, hat mir auch sehr geholfen und wird sich in meiner Präsentation wiederfinden :)

Mfg Fusch
 
Offizier konnte man im Ancien Régime nur werden, wenn man adeligen Ursprungs war, ansonsten blieben einem höchsten die Ränge des Caporal (Gefreiter) oder des Sergent (Unteroffizier) frei, auf die man sich hocharbeiten konnte.
Die offizielle Begrenzung auf den Adel erfolgte allerdings erst 1781. Von da an musste man in einer Ahnenprobe Adelige bis in die 4. Generation männlicher Linie nachweisen können, um Offizier zu werden. Laut Pierre Serna richtete sich dieses Miltärreglement hauptsächlich gegen die neuen Adeligen, welche in die Domäne des alten Adels vordrangen. Das Ziel war eine homogene, motivierte und qualifizierte Gruppe aus diesen alteingesessenen Adeligen zu schaffen. Die wohlhabenden Neuadeligen, die sich Ämter etc. leichterdings hätten kaufen können, sollten durch das Reglement von Ségur außen vor bleiben.:fs:

Das meinte ich damit, dass man den Zeitraum vor 1789 eingrenzen müsse, weil sonst Aussagen teilw. schwierig sind.
 
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Von da an musste man in einer Ahnenprobe Adelige bis in die 4. Generation männlicher Linie nachweisen können, um Adeliger zu werden.
Da ist wohl gemeint: "um Offizier zu werden" ;-)

Interessant wäre hier zu prüfen, ob diese Verordnung auch wirklich konsequent durchgeführt wurde.
Da die Regimenter ja recht dezentral organisiert waren, und der Verkauf der Offiziersstellen für den Regimentsinhaber eine gute Einkommensquelle war, werden die "reichen Neuadligen" sich vielleicht doch in vielen weniger Prestige-trächtigen Regimentern an der Ahnenprobe vorbeigemogelt haben ...
 
Interessant wäre hier zu prüfen, ob diese Verordnung auch wirklich konsequent durchgeführt wurde.
Da die Regimenter ja recht dezentral organisiert waren, und der Verkauf der Offiziersstellen für den Regimentsinhaber eine gute Einkommensquelle war, werden die "reichen Neuadligen" sich vielleicht doch in vielen weniger Prestige-trächtigen Regimentern an der Ahnenprobe vorbeigemogelt haben ...
Zumindest Napoléon Bonaparte, dessen Vater ja der erste französische Adelige in der Familie war, dürfte als Beispiel dienen, dass man es zumindest bei der Artillerie nicht so genau nahm.
Ich schau mal in ein paar Bios von Revolutionsgeneralen, ob sich dort Hinweise finden lassen.
 
@Fusch: Hast du denn jetzt die Info's, die du brauchst (meine allg. Erläuterungen zu den Waffengattungen etc.) oder brauchst du noch Genaueres zu den einzelnen Einheiten (z.B.der Kavallerie)???
 
Linieninfanterieregimenter

Zur Linieninfanterie:

Im Jahre 1786 gab es bei der Linieninfanterie 102 Regimenter, wie schon geschrieben zu je 2 Bataillonen, die neben der förmlichen Nummer noch einen Namen (meist einer Provinz, Stadt o.Ä.) trugen.

So war das 22.Regiment beispielsweise das Régiment Viennois, das 59.Regiment das Régiment Bourgogne usw.

1793 wurden diese alten Regimenter dann aufgelöst und jeweils eines der alten Bataillone mit zwei neugebildeten Frewilligenbataillonen zu Demi-Brigades (Halbbrigaden) zusammengefasst (diese nun mit jeweils 3 Bataillonen à 8 Füsilier- und 1 Grenadierkompanie).
Diesen Vorgang bezeichnet man als 1er Amalgame (1.Verschmelzung), 1796 folgte dann die 2e Amalgame (2.Verschmelzung), bei der die inziwschen durch Kriegseinsatz geschwächten Demi-Brigades erneut zusammengefasst und so wieder auf volle Mannschaftsstärke gebracht wurden.

So verschmolz z.B. 1793 das 2.Bataillon des 22e régiment d'infanterie de ligne (Viennois) mit dem 2e bataillon de Volontaires Nationeaux de la Corrèze und dem 5e bataillon de Volontaires Nationeaux de Rhône-et-Loire zur 44e demi-brigade de bataille und diese 1796 zur 22e demi-brigade d'infanterie de ligne.

Als am 24.September 1803 die Demi-Brigades wieder zu Regimentern unbenannt wurden, wurde aus der 22e demi-brigade d'infanterie de ligne wieder das 22e régiment d'infanterie de ligne, diesmal allerdings ohne den zusätzlichen Namen Viennois.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ 22e demi-brigade
War das Amalgam nicht erst 1793/94?
1791 wurden weitesgehend die alten Bezeichnungen der Regimenter abgeschafft und manche Regimenter, vor allem die Fremdregimenter verloren ihren Status oder wurden aufgelöst.
 
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