Rohstoff und Warenimporte zwischen Vorderösterreich und Frankreich?

Prinz Eugen

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Gab es zwischen "Vorderösterreich" (speziell Großraum Freiburg) und Frankreich - trotz der politischen Gegensätze und kriegerischen Handlungen - Handelsbeziehungen?

Der Merkantilismus versuchte ja den Import von Fertigprodukten zu beschränken. Gewollt war somit wohl höchstens der Import von fehlenden Rohstoffen.
Klar ist, dass es sicher Importe gegen entsprechende Einfuhr-Zölle gab, was ich aber nirgends finde, ob es auch Import bzw. Handelsbeziehungen mit dem sogenannten Feind gab.

Hatten kleine Händler aus dem Gebiet von Vorderösterreich die Möglichkeit über die Grenzen nach Frankreich zu kommen? Falls ja, Welche Waren oder Rohstoffe waren wohl begehrt?
 
Eine interessante Frage.
Um welchen Zeitraum geht es Dir genau? Uhren und dergleichen wurden aus dem östlichen Frankreich meines Wissens in ganz Europa bspw. vertrieben, soweit mir bekannt auch ins Österreichische, allerdings bin ich derzeit nicht auf dem Laufenden, welche Waren während des 18.Jh. einen besonders hervorragenden Ruf hatten, um Interesse in Frankreich zu finden. In der Regel, wie Du richtig feststelltest, war der Import von Fertigwaren aus Sicht der Landesfürsten zu beschränken.
 
Eine interessante Frage.
Um welchen Zeitraum geht es Dir genau?

Es geht mir speziell um 1724. Plus Minus 10 Jahre... und um Waren oder Rohstoffgüter aus Vorderösterreich Richtung Frankreich. weniger um den umgekehrten Weg Waren von Frankreich nach Vorderösterreich.

Beide Länder waren verfeindet. Da wäre ja die Schlussfolgerung logisch, dass Frankreich die Grenze ganz dicht gehalten hat und eher notwendige Waren und Rohstoffe von Verbündeten importierte.

Ob es da wohl Reisebeschreibungen oder ähnliches gibt?
Wäre doch interessant zu wissen, mit welchen Hindernissen und Problemen der "kleine Kaufmann/Händler" zu rechnen hatte. Über Merkantilismus gibt es ja genug Abhandlungen, aber nicht über die Auswirkungen mit all den kleinen Probleme der Handelsreisenden.
 
Beiläufiger Hinweis:

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Im Jahr 1719 wurde den Basler Gerbern das Besuchen aller Jahrmärkte auf Berner Boden verboten. Erschwerend kam mit der Zeit dazu, dass die Zollpolitik der Nachbarn Vorderösterreich und Frankreich Export wie Import behinderten.

Altbasel - Zunft zu Schuhmachern und zu Gerbern
 
Kann sein, dass sich was im 1. Band befindet, leider habe ich nur den 2. des zweibändigen Werkes:
"Vorderöstereich - Eine geschichtliche Landeskunde" Hsg.: Alemannisches Institut - Verlag Rombach, Freiburg 1959 Band 1 hierbei "Bergbau- und Hüttenwesen in den Vorlanden" von Dr. Rudolf Metz
Wenn ich den 1. Band mal in die Finger bekomme, schaue ich selbst mal nach.
 
Aus dem eben empfohlenen Buch "Vorderöstereich - Eine geschichtliche Landeskunde" Band 2 S. 310:
"Anders als in anderen österreichischen Ländern entwickelte sich im Breisgau die Verbindung von Handel, Gewerbe und Industrie mit dem Ausland - besonders mit der Schweiz. Ein Zollsystem, das die Grenzen hermetisch abschloß, war hier nicht möglich, wo die Territorien so eng beieinander lagen und einen so geringen Umfang hatten."
(Hervorhebung von mir.)
Klingt mir so, dass zwar besonders der Handel mit der Schweiz erleichtert wurde, aber im allgemeinen der Zoll, wohl dann auch gegenüber Frankreich, nicht die Hindernisse darstellte, wie in anderen österreichisch Besitzungen.
 
Zu Vorderösterreich kann ich nicht viel sagen, allerdings weiß ich, daß aus Franken Agrarrohstoffe, Holz, Früchte und Wolle auch über die Reichsgrenzen importiert wurden. Bei qualifizierten Fertigprodukten für den gehobenen Bedarf sah es wohl etwas anders aus. So stellten die traditionsreichen fränkischen Metallbetriebe im 18. Jahrhundert Blechwaren her, die offenbar für den europäischen Markt zuwenig Qualität hatten und ins Osmanische Reich exportiert wurden.
 
Zumindest ein Beleg für die weitreichenden Handelsbeziehungen Vorderösterreichs fand ich in
"Altas Maior Germania, Austria & Helvetia" von Joan Blaeu, 1665 (teilw. Reprint vom Taschen-Verlag - Köln - 2006)
zu "Alsatia Landgaviatus, cum Sundgoia et Brigoia" (Landgrafschaft Elsass, Sundgau und Breisgau)

"Dieses Land ist so fruchtbar, dass seine Berge und Hügel Wein für seine zahlreichen Einwohner sowie für die Schweiz, Schweden, Bayern, die Niederlande und England produzieren, und seine Ebene bringt soviel Getreide hervor, dass es davon in die Schweiz sowie nach Lothringen und Burgund liefert."
(Anm. von mir: Eine Übersetzung des Originaltextes)
 
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