Währungen und Zahlungsmittel zu Beginn des 18. Jhd.

Prinz Eugen

Mitglied
Ich kann einfach nicht verstehen, wie die Menschen früher mit den vielen Währungen zurecht kamen.

Gerade im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war ja so zersplittert, dass es unsagbar viele Währungen gegeben haben muss.

Da gab es die großen Währungen wie Thaler, Gulden, Mark....
Wie darf man sich das vorstellen, wenn Händler z.B. vom Norden in den Süden reisten? Mal ungeachtet der massenhaft auftretenden Zollstellen von kleinen Fürstentümer, Bistümer, Grafschaften, Rittertümer, Markgrafschaften, Herzogtümer. Banken gab es ja nicht wie heute an jeder Ecke. Und vor allem, wie wurden die Zahlungsmittel im Ausland angesehen?

Viele Fragen... nehm mir mal zwischenzeitlich nen :fs:
 
Ich kann einfach nicht verstehen, wie die Menschen früher mit den vielen Währungen zurecht kamen.

Gerade im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war ja so zersplittert, dass es unsagbar viele Währungen gegeben haben muss.

Da gab es die großen Währungen wie Thaler, Gulden, Mark....
Wie darf man sich das vorstellen, wenn Händler z.B. vom Norden in den Süden reisten? Mal ungeachtet der massenhaft auftretenden Zollstellen von kleinen Fürstentümer, Bistümer, Grafschaften, Rittertümer, Markgrafschaften, Herzogtümer. Banken gab es ja nicht wie heute an jeder Ecke. Und vor allem, wie wurden die Zahlungsmittel im Ausland angesehen?

Viele Fragen... nehm mir mal zwischenzeitlich nen :fs:

Du hast recht, es war schon etwas kompliziert. Allerdings galten überregionale Währungseinheiten, insbesondere der Gulden und der Reichstaler.
Reichstaler - Wikipedia
Gulden - Wikipedia
 
Dennoch war die Vielfalt immer noch verwirrend, wenn man das Verhältnis von Gulden und Reichstalern im Verhältnis zu Laubtalern, Carolinen, Krontalern und kleineren Münzen wie Albus oder Kreuzern umrechnen mußte.
 
Es gab da den Münzfuß.
Dieser Münzfuß legte fest,wie hoch der Anteil eines bestimmten Metalls sein mußte.
Also eine Mark z.B. enthielt laut diesem Münzfuß eine bestimmte Menge Silber.
Die mußte sie enthalten.
Nach diesem Münzfuß richtete man sich überall,weil durch diese vorgeschriebene Menge ein bestimmter Wert feststand.
 
Danke schon mal für die ersten Antworten. Zunächst einmal hab ich doch tatsächlich vergessen die Wikipedia zu befragen. Hatte natürlich auch schon geforscht: Money (Holy Roman Empire) - Marteau

Das Problem ist doch aber dies: Ohne die armen Menschen damals für blöd hinstellen zu wollen (Muss ja selbst vorsichtig sein wegen meinen Tippfehlern =)) aber wieviele konnten Rechnen und Schreiben? Die Bauern z.B. eher nur begrenzt. Sie verkauften sicher überwiegend Waren auf dem örtlichen Markt und nicht auf fremdem Herrschaftsgebiet. Auf dem Regiomarkt waren ja aber nicht nur regionale Käufer mit regionaler Währung vertreten! Wenn ich mir vorstelle die Käufer haben da einen Lederbeutel aus dem Wams gezogen in dem zig verschiedene "Sorten" drin waren und das arme Schwein von Bauer musste noch umrechnen ;-)..... oder womöglich eine Wage zur Bestimmung bestimmter Münzen benutzen...

Mal im Ernst wenn ich dann noch den Artikel zum Münzfuß unter Wikipedia lese bin ich noch verwirrter. In der Theorie ist das vielleicht noch verständlich aber in der Praxis?:rotwerd: Schade dass es hier keinerlei zeitgenössische Literatur oder Überlieferungen gibt.
 
Hallo,
Es gab im 16. Jh. auch den Versuch, eine einheitliche Reichswährung zu schaffen, was aber nur unvollständig gelang:

niederländisch Daalder, skandinavisch Daler, amerikanisch Dollar
die 1484 erstmals in Tirol geprägte große Silbermünze, Guldengroschen genannt, die dem Wert eines Guldens entsprach; bald in Sachsen (1500, Klappmützentaler), Joachimstal (1518, → Joachimstaler) und vielen anderen Gebieten aufgegriffen. In den Reichsmünzordnungen wurde der Taler mit 72, später mit 90 Kreuzern als Reichstaler zur Reichsmünze erhoben und mit 28,6 g Silber festgesetzt (→ Groschen). Der Reichstaler wurde vielerorts bis zum 18. Jahrhundert geprägt; 1908 wurden die letzten Taler außer Kurs gesetzt.
Taler | wissen.de
 
Zuletzt bearbeitet:
Sie verkauften sicher überwiegend Waren auf dem örtlichen Markt und nicht auf fremdem Herrschaftsgebiet. Auf dem Regiomarkt waren ja aber nicht nur regionale Käufer mit regionaler Währung vertreten! Wenn ich mir vorstelle die Käufer haben da einen Lederbeutel aus dem Wams gezogen in dem zig verschiedene "Sorten" drin waren und das arme Schwein von Bauer musste noch umrechnen ;-)..... oder womöglich eine Wage zur Bestimmung bestimmter Münzen benutzen...

Naja, der regionale Handel lief ja in der nächstgelegenen Stadt ab und da gab es Wechselstuben, die ja relativ zentral, also in der Nähe der Märkte lagen. Der Bauer oder Kleingewerbetreibende hatte es also wahrscheinlich mit maximal zwei regionalen Währungen zu tun und einer der von hyokkose genannten "Hauptwährungen".
 
Danke schon mal für die ersten Antworten. Zunächst einmal hab ich doch tatsächlich vergessen die Wikipedia zu befragen. Hatte natürlich auch schon geforscht: Money (Holy Roman Empire) - Marteau

Das Problem ist doch aber dies: Ohne die armen Menschen damals für blöd hinstellen zu wollen (Muss ja selbst vorsichtig sein wegen meinen Tippfehlern =)) aber wieviele konnten Rechnen und Schreiben? Die Bauern z.B. eher nur begrenzt. Sie verkauften sicher überwiegend Waren auf dem örtlichen Markt und nicht auf fremdem Herrschaftsgebiet. Auf dem Regiomarkt waren ja aber nicht nur regionale Käufer mit regionaler Währung vertreten! Wenn ich mir vorstelle die Käufer haben da einen Lederbeutel aus dem Wams gezogen in dem zig verschiedene "Sorten" drin waren und das arme Schwein von Bauer musste noch umrechnen ;-)..... oder womöglich eine Wage zur Bestimmung bestimmter Münzen benutzen...

Mal im Ernst wenn ich dann noch den Artikel zum Münzfuß unter Wikipedia lese bin ich noch verwirrter. In der Theorie ist das vielleicht noch verständlich aber in der Praxis?:rotwerd: Schade dass es hier keinerlei zeitgenössische Literatur oder Überlieferungen gibt.
Das ist auch nicht einfach zu verstehen.
Das fällt auch nicht so sehr unter die Rubrik Geschichte,sondern eher unter Numismatik.
Numismatische Literatur dazu gibt es bestimmt.
Damals gab es auch schon Wechselstuben.
Und die Bauern benutzen im Zweifelsfall eben eine Waage,um den Wert der Münze festzustellen.
Gab es Zweifel an der Echtheit der Münze wurde auch schon Mal ein Stück rausgefeilt.
 
Aus Fensehdokus weiß ich, daß für Händler vor allem die vielen Zollgrenzen ein Problem waren - da ging schon viel Geld für eine Handelsreise drauf, was die wirtschaftliche Enwicklung Deutschlands hemmte.

Und hier etwas über die vielen verschiedenen Münzen:
Staatliche Muenzsammlung Muenchen
ff

und hier noch eine sehr schöne Seite:
Einführung Rund ums Geld
Viel Spaß beim Lesen!
:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Und die Bauern benutzen im Zweifelsfall eben eine Waage,um den Wert der Münze festzustellen.
Gab es Zweifel an der Echtheit der Münze wurde auch schon Mal ein Stück rausgefeilt.
Eine Waage half leider wenig, denn damit konnte man die Lötigkeit, also den wertbestimmenden Edelmetallanteil ja nicht ermitteln. Eine schwere Münze konnte viel weniger wert sein, als eine leichte.

Und die hoheitlich garantierten Angaben zum Metallgehalt mussten keineswegs stimmen und wurden auch oft geändert. Hinzu kam, dass einige Münzen durch die Benutzung leichter wurden und so an Wert verloren. Dies verschärfte sich, als in der Kipper- und Wipperzeit immer mehr neue Münzen angefeilt oder eingeschmolzen wurden und das so gewonnene Edelmetall dann weiter verkauft wurde, während die schlechten und zu leichten Münzen im Umlauf blieben.

Zu allem Überfluss wurden immer wieder Scheidemünzen (also solche, deren Wert nicht notwendigerweise durch ihren Edelmetallanteil gedeckt waren), von ihren Emittenten ohne Entschädigung und Tauschmöglichkeit "verrufen", d.h. als offizielles Zahlungsmittel aus dem Verkehr genommen. Wer solche Münzen guten Glaubens erwarb, konnte sie nicht mehr umtauschen.

Das alles machte es für die Menschen schwer, den wahren Wert einer Münze zu erkennen. Einige Städte (zum Beispiel Lübeck) prüften auswärtige Münzen deshalb noch einmal und versehen sie mit einer kleinen Zusatzprägung, die Echtheit und Edelmetallgehalt amtlich beglaubigte.

Viele Fernkaufleute verzichteten deshalb und wegen der Diebstahlsgefahr bei weiten Reisen darauf, große Mengen Münzgeld mitzuführen. Üblich waren in der FNZ Wechsel, die von Geschäftspartnern ausgestellt waren und vor Ort eingelöst werden konnten.

Als Bargeld auf der Reise führte man ein paar Münzen der verbreitetsten Währungen mit sich. Auf dem Gebiet des HRR dürften das wohl meist Reichstaler und Gulden gewesen sein, im norddeutschen Raum auch die hansische Mark.
 
Guter Beitrag! Der Reichstaler war zumindest eine Währung, die sich auch als Vergleich zu anderen Münzen anbot. Der Wert des Guldens konnte variieren, je nachdem es sich um rheinische, fränkische oder hessische Gulden handelte. Der Bargeldumlauf war auf dem Lande noch gering, so konnte es noch 1800 vorkommen, daß sich Münzen aus dem 16. Jahrhundert im Umlauf befanden. Eine Waage war sicher keine große Hilfe, um die Echtheit eines Geldstücks zu prüfen. Es gab viele Falschmünzer, oft war es sogar der Staat oder besser die Staaten selbst, die minderwertiges Geld herausgaben wie die Epraimiten in Preußen nach dem Siebenjährigen Krieg. Ein Zeitgenosse des 18. Jahrhunderts mußte sich mit dem Verhältnis der wichtigsten Münzen auskennen, wollte er nicht übervorteilt werden. Gegen die "Kipper und Wipper", die oft Metallteile vom Rand absägten, führte die königlich englische Münze bereits Ende des 17. Jahrhunderts die gerändelten Kanten ein, die dem Besucher Zar Peter I. so gut gefielen, daß er sie auch in Rußland einführte. Doch gab es natürlich verfeinertere Methoden der Fälschung.

Hier noch eine kleine Aufstellung der wichtigsten im HRRDN und ihr Verhältnis, das allerdings lokal differieren konnte.

1 Reichstaler abgekürzt rh oder rthl. = 1,75 Gulden = 32 Albus
1Gulden fl fränk. = 15 gute Batzen= 28 Schilling=75 Kreuzer (xr)
1 guter Batzen= 5xr
1 leichter Batzen=4xr
1 Schilling= 6 Pfennig=2 xr
1 fl rhein= 60 rheinische xr= 240 Pfennig = 5 Pfd. 18 Pfennig
1fl fränkisch= 1 fl rheinisch + 15 xr
4 xr fränkisch = 5 xr rheinisch
1 Rthl = 1fl 30 xr rhein
1 Laubtaler = 2 fl 45 xr rhein
1 Louisdor = 11fl rhein
1 Karolin = 11 fl rhein
1 Dukaten = 5 fl rhein

Die Umrechnungstabelle gibt nur einen ungefähren Überblick. In Nord und Mitteldeutschland gab es statt Kreuzer Albus und statt Pfennigen Heller als kleinere Münzen. (Ernst Schubert in Arme Leute, Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts S.87 ff.)
Solche Tabellen bleiben abstrakt, wenn man keine Vorstellung von der Kaufkraft besaß. Allgemein mußte in den deutschen Ländern ein Paar ein Vermögen von 200 fl nachweisen, um eine Heiratserlaubnis zu erhalten. Etliche Zeitgenossen schafften das nie. Etwa ebensoviel war den Obrigkeiten ein Soldat wert, jedenfalls mußte eine Gemeinde soviel bezahlen, wenn ein (unsicherer) Kantonist desertierte. Die Lebensmittelpreise schwankten und stiegen Ende des 18. Jahrhunderts an. 1786 kostete ein Pfund Kalbfleisch in Franken 6 xr, Schweinefleisch 7 xr 2 Pfennig. 1796 waren es schon 11-12 xr, in Würzburg sollte es 1798 schon 22 xr kosten. Das Bayreuther Zuchthaus nahm 4 xr pro Mann und 3 xr pro Frau als Mindestbedarf an. In Ansbach waren 7 1/2 xr der Tagessatz für die gehobene Gefängniskost, Kinder bis 10 Jahren mußten für 3 1/2 Kreuzer satt werden, und ein Säugling kostete 3 Kreuzer für Mehl und Milch am Tag. Kinder wurden natürlich mit ihren Eltern eingebuchtet.
Eine Vorstellung vom Geldwert geben auch Geschäftsberichte der Brandversicherungen. Danach hatte ein Schweinestall einen Wert von 40 fl, eine Kate etwa 150 fl und eine Scheune zwischen 150 - 500 fl. Ein Wohnhaus war zwischen 200 fl und 1000 fl wert. Eine Mühle mit Wohnhaus war ebenfalls 1000 fl wert. Der Dominikanerkonvent ließ seine Gebäude mit 5000 fl versichern.
 
Sehr interessante Beiträge, die eigentlich alle ein Danke verdienen. Insbesondere die Hinweise auf das Anfeilen und Prüfen von Geld sowie angebrachten "Echtheitsprägungen".
Auch der Hinweis auf das Zahlungsmittel "Wechsel" wurde von mir bislang nicht hoch genug bewertet.
@scorpio: Gerade die Vorstellung über die Kaufkraft erscheint mir besonders wichtig (Ich denke ich muss mir mal das angesprochene Buch besorgen). Das sind ja die wichtigen Punkte, die heute und früher das Leben des "Einfachen Menschen" ausgemacht haben. Manchmal sagen ja auch Bilder mehr aus als Worte.
Das schwierige ist die einigermaßen exakte Kaufkraft auf gewisse eng einzugrenzende Zeitstrecken. Bsp: Kaufkraftverlust nach einem Krieg, wetterbedingten Ernteausfällen usw.
Ob sich hier wohl jemand im Forum herumtreibt, der sich auf die Zeit so etwa von 1710 - 1730 Region Süddeutschland bzw. Vorderösterreich spezialisiert hat? Meine persönlichen Recherchen zielen speziell dahin.
 
Eine Waage half leider wenig, denn damit konnte man die Lötigkeit, also den wertbestimmenden Edelmetallanteil ja nicht ermitteln. Eine schwere Münze konnte viel weniger wert sein, als eine leichte.
Und die hoheitlich garantierten Angaben zum Metallgehalt mussten keineswegs stimmen und wurden auch oft geändert. Hinzu kam, dass einige Münzen durch die Benutzung leichter wurden und so an Wert verloren. Dies verschärfte sich, als in der Kipper- und Wipperzeit immer mehr neue Münzen angefeilt oder eingeschmolzen wurden und das so gewonnene Edelmetall dann weiter verkauft wurde, während die schlechten und zu leichten Münzen im Umlauf blieben.

In meinen Links steht auch über Geldfälschungen viel drin:
aus Geldgeschichtliches Museum der Kreissparkasse Köln schrieb:
Seit es Münzen gibt, werden sie auch gefälscht oder verfälscht. Fälscher gossen oder prägten Gold- und Silbermünzen aus unedlem Material nach und überzogen sie manchmal mit einer dünnen Schicht des Originalmetalls ("gefütterte Münzen"). Aus echten Münzen bohrten sie ein wenig Edelmetall heraus oder schnitten ein Stück vom Rand ab ("beschnittene Münzen")...
aus Geldgeschichtliches Museum der Kreissparkasse Köln schrieb:
Spezielle Münzwaagen wurden zu allen Zeiten zum Prüfen von Gold- manchmal auch von Silbermünzen auf Echtheit und Vollgewichtigkeit benutzt. Seit der Einführung vieler unterschiedlicher Goldmünzen in Mitteleuropa blieben sie unerlässliches Hilfsmittel der Kaufleute und Bankiers.
Der Waagebalken, meist aus Stahl geschmiedet, wurde mit seinen Messingschälchen und Gewichten in einen handlichen Holzkasten eingesenkt. Große Waagekästen enthalten bis zu 60 verschiedene Münzgewichte. Sie lauten nicht auf Gramm oder Unzen, sondern auf die Münzen, denen sie entsprechen sollten, also Goldgulden, Dukat, Rosenoble usw. Die frühen Exemplare tragen eingeprägte Kennbilder als Symbole für die entsprechenden Münzen, wie den stehenden Kaiser für den Dukat oder ein Schiff für den Schiffsnoble. Zur Unterscheidung von Münzen sind die geprägten Messing-Gewichte häufig rechteckig und nur von einer Seite beprägt.
In Deutschland stammen die meisten Waagen des 16. bis 18. Jh. aus Köln und Nürnberg, sie stellten einen wichtigen Exportartikel für diese Städte dar. Die Kölner Münzwaagen dieser Zeit zählen zu den schönsten; sie sind äußerst zierlich und präzise gearbeitet und ruhen zusammen mit den Gewichten in einem kunstvollen hölzernen Kästchen. Rund 50 Waagenbauermeister und -firmen hat es während dieser Epoche in Köln gegeben, von einigen sind viele, von anderen keine oder nur wenige Waagen erhalten.
Die wichtigsten Ursprungsorte ausländischer Münzwaagen waren zu dieser Zeit die berühmten Handelsstädte Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen, Paris, Lyon, Mailand, Genua und Venedig.
In der 2. Hälfte des 18. Jh., als der Gebrauch von Goldmünzen für den Kaufmann noch von überragender Bedeutung war, begann sich im Bergischen Land, nordöstlich von Köln, ein neues Zentrum der Münzwaagenherstellung zu bilden. Es gab Werkstätten in Elberfeld, Barmen, Wichlinghausen bei Oberbarmen, Radevormwald, Lennep und Solingen sowie im benachbarten märkischen Bereich.
In manchen Familien vererbten sich die Werkstätten durch mehrere Generationen. Nur etwa 60 Jahre blühte dieses Gewerbe im Bergischen Land; seit Mitte des 19. Jh. verlor die Goldmünze und damit auch die Münzwaage ihre Bedeutung, das Papiergeld trat seinen Siegeszug an.
 
In meinen Links steht auch über Geldfälschungen viel drin:

Zitat: aus Geldgeschichtliches Museum der Kreissparkasse Köln
Spezielle Münzwaagen wurden zu allen Zeiten zum Prüfen von Gold- manchmal auch von Silbermünzen auf Echtheit und Vollgewichtigkeit benutzt. Seit der Einführung vieler unterschiedlicher Goldmünzen in Mitteleuropa blieben sie unerlässliches Hilfsmittel der Kaufleute und Bankiers.


Das mag für goldbasierte Währungen auch funktioniert haben, weil Gold eine hohe spezifische Dichte hat, aber Silber und Blei wiegen etwa gleich. Auf der Waage ist also kaum festzustellen, ob die Münze aus der vorgebenen Silberlegierung besteht oder mit Blei versetzt wurde (Tulasilber) - solange nur die Farbe stimmt. Der geübte Münzwechsler wird derartige Fälschungen wohl eher am dumpfen Klang erkannt haben.
 
Solche Tabellen bleiben abstrakt, wenn man keine Vorstellung von der Kaufkraft besaß. Allgemein mußte in den deutschen Ländern ein Paar ein Vermögen von 200 fl nachweisen, um eine Heiratserlaubnis zu erhalten. Etliche Zeitgenossen schafften das nie. Etwa ebensoviel war den Obrigkeiten ein Soldat wert, jedenfalls mußte eine Gemeinde soviel bezahlen, wenn ein (unsicherer) Kantonist desertierte. Die Lebensmittelpreise schwankten und stiegen Ende des 18. Jahrhunderts an. 1786 kostete ein Pfund Kalbfleisch in Franken 6 xr, Schweinefleisch 7 xr 2 Pfennig. 1796 waren es schon 11-12 xr, in Würzburg sollte es 1798 schon 22 xr kosten. Das Bayreuther Zuchthaus nahm 4 xr pro Mann und 3 xr pro Frau als Mindestbedarf an. In Ansbach waren 7 1/2 xr der Tagessatz für die gehobene Gefängniskost, Kinder bis 10 Jahren mußten für 3 1/2 Kreuzer satt werden, und ein Säugling kostete 3 Kreuzer für Mehl und Milch am Tag. Kinder wurden natürlich mit ihren Eltern eingebuchtet.
Eine Vorstellung vom Geldwert geben auch Geschäftsberichte der Brandversicherungen. Danach hatte ein Schweinestall einen Wert von 40 fl, eine Kate etwa 150 fl und eine Scheune zwischen 150 - 500 fl. Ein Wohnhaus war zwischen 200 fl und 1000 fl wert. Eine Mühle mit Wohnhaus war ebenfalls 1000 fl wert. Der Dominikanerkonvent ließ seine Gebäude mit 5000 fl versichern.

Beim Auswandern gab es Emigrationstaxen. Ih fand für 1759:
1 Gulden für einen Mann
45 Kreuzer für eine Frau
10 Kreuzer für jedes Kind
Bei Kleiderordnungen wurden Schmuck und Lebensstil zum Gegenstand von Verordnungen gemacht:
z.B. Frauen von Kaufleuten dürfen Ringe im Wert v. insgesamt 30 Gulden tragen, Ritterständische Adlige Ringe im Wert von 300 Gulden.

Ein Farbmeister soll 1721 6-7 Gulden/Woche
ein Schichtmeister/Bergwerk 5 Gulden/Woche
Ein Hüttenschreiber/Bergwerk 3 Gulden/Woche
Ein Hauer/Bergwerk 2 Gulden/Woche
1 Pfund Menschenhaar kostete 2 Gulden (1667)

Kleidung (Kleiderordnung) verschiedener Standesschichetn durften höchstens einen Wert "X" pro Elle Stoff haben.

Man berichtige mich wenn die Daten falsch vorkommen, aber im Laufe der Jahre können da sicher auch erhebliche Differenzen auftreten.
 
Das mag für goldbasierte Währungen auch funktioniert haben, weil Gold eine hohe spezifische Dichte hat, aber Silber und Blei wiegen etwa gleich. Auf der Waage ist also kaum festzustellen, ob die Münze aus der vorgebenen Silberlegierung besteht oder mit Blei versetzt wurde (Tulasilber) - solange nur die Farbe stimmt. Der geübte Münzwechsler wird derartige Fälschungen wohl eher am dumpfen Klang erkannt haben.
Ich glaube, du hast mein eingebrachtes Zitat nicht richtig gelesen, darum hier noch mal ein Auszug daraus:
[SIZE=2 schrieb:
aus Geldgeschichtliches Museum der Kreissparkasse Köln
[SIZE=2 schrieb:
]Große Waagekästen enthalten bis zu 60 verschiedene Münzgewichte. Sie lauten nicht auf Gramm oder Unzen, sondern auf die Münzen, denen sie entsprechen sollten, also Goldgulden, Dukat, Rosenoble usw. Die frühen Exemplare tragen eingeprägte Kennbilder als Symbole für die entsprechenden Münzen, wie den stehenden Kaiser für den Dukat oder ein Schiff für den Schiffsnoble. Zur Unterscheidung von Münzen sind die geprägten Messing-Gewichte häufig rechteckig und nur von einer Seite beprägt.
Das heißt, es wurde mit genauen Gewichten gewogen, die dem Gewicht der entsprechenden Münze nachahmen sollten und wenn beide nicht in Waage waren, war die Münze gefälscht.[/SIZE]
 
Dies verschärfte sich, als in der Kipper- und Wipperzeit immer mehr neue Münzen angefeilt oder eingeschmolzen wurden und das so gewonnene Edelmetall dann weiter verkauft wurde, während die schlechten und zu leichten Münzen im Umlauf blieben.

Zu allem Überfluss wurden immer wieder Scheidemünzen (also solche, deren Wert nicht notwendigerweise durch ihren Edelmetallanteil gedeckt waren), von ihren Emittenten ohne Entschädigung und Tauschmöglichkeit "verrufen", d.h. als offizielles Zahlungsmittel aus dem Verkehr genommen. Wer solche Münzen guten Glaubens erwarb, konnte sie nicht mehr umtauschen.

Hab hier noch folgendes dazu gefunden:

[Kipper und Wipper wurden seit dem Dreißigjährigen Krieg im Volksmund Personen genannt, die in nicht zugelassenen Hecken-Münzstätten Münzen weit unter dem vorgeschriebenen Feingehalt herstellten und betrügerischen Geldwechsel betrieben]

[Unter »kippen« verstand man ursprünglich das Beschneiden des Geldes und auch das Aussondern von besonders guthaltigen Münzstükken. Das Wippen hingegen bedeutete das betrügerische Wiegen auf der Goldwaage]

....[Das Geschäft muß so umfangreich gewesen sein, daß es sich die geschäftstüchtigen Fugger nicht entgehen ließen, in der Nähe von Lindau eine Heckenmünze zu betreiben]...


Strafen:
[Wer falsches Geld ausgab, ohne es selbst hergestellt zu haben, verlor die rechte Hand, bei großen Beträgen sogar das Leben, während das Beschneiden von Münzen mit Verlust der vorderen Glieder der Hand an zwei Fingern, in schweren Fällen aber mit Blendung oder Abhauen aller Finger geahndet wurde.]

Die Folgen der »Wipperzeit« waren eine zunehmende Teuerung....


Quelle "Das Lexikon der untergegangenen Berufe"
 
Ich glaube, du hast mein eingebrachtes Zitat nicht richtig gelesen, darum hier noch mal ein Auszug daraus:

Das heißt, es wurde mit genauen Gewichten gewogen, die dem Gewicht der entsprechenden Münze nachahmen sollten und wenn beide nicht in Waage waren, war die Münze gefälscht.

Doch, das habe ich schon verstanden. Deswegen auch mein Hinweis auf Blei und Silber, die gemeinerweise annähernd die selbe Dichte haben, sprich: Aus Blei lässt sich eine Münze fälschen, die das gleiche Gewicht hat wie eine äußerlich identische und gleich große Silbermünze. Anders gesagt: Der Archimedes-Test mit den zwei Kronen hätte bei Silber und Blei nicht funktioniert.

Beim Gold ist dies nicht so einfach, da es enorm schwer ist und mir fällt kein damals wertloses Metall ein, das in Farbe und Dichte für eine Fälschung infrage gekommen wäre.
 
Aus Blei lässt sich eine Münze fälschen, die das gleiche Gewicht hat wie eine äußerlich identische und gleich große Silbermünze. Anders gesagt: Der Archimedes-Test mit den zwei Kronen hätte bei Silber und Blei nicht funktioniert.
Da hilft dann aber: draufbeissen oder auch die Muenze aufs Pflaster (sofern vorhanden oder auffindbar :)) zu werfen: Blei ist zu weich, um den Zaehnen zu widerstehen und der Klang ist dumpf - die sprichwoertliche "klingende Muenze" kommt daher.
 
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