Alexander Borgia

askan

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Nur eine kurze Frage.

Woran starb eigentlich Borgia ganz genau? Ich meine medizinisch betrachtet. Es heisst ja er sei schwarz angelaufen bis ihm der Bauch platze.

Ist das Wunschdenken oder starb er wirklich so?
 
Zersetzung setzt, aber meistens nach dem Tode ein. Aber er soll am "geplatzen Bauch" gestorben sein.
 
Also, laut meinem heute bereits erwähnten Papstbuch von Horst Fuhrmann ist der gute Papst Alexander VI wahrscheinlich an einem Gifttrunk zugrunde gegangen, der für einen Gast bestimmt war. Dies weiß man deshalb so genau, weil der aus Deutschland kommende Zeremonienmeister Johannes Burckard anscheinend ein privates Tagebuch geführt hat, welches gerne als Vorlage für Bücher und Filme heutzutage herangezogen wird.

Tja, so ging es damals eben zu bei Papsten's, der eine hat den anderen gemeuchelt......

schönen Abend .......
 
Dies weiß man deshalb so genau, weil der aus Deutschland kommende Zeremonienmeister Johannes Burckard anscheinend ein privates Tagebuch geführt hat, welches gerne als Vorlage für Bücher und Filme heutzutage herangezogen wird.


Diese Renaissance-Menschen waren vorausschauend.
 
Aus der
The Catholic Encyclopedia, Volume I. Published 1907. New York: Robert Appleton Company
On 6 August, 1503, the Pope, with Caesar and others, dined with Cardinal Adriano da Corneto in a villa belonging to the Cardinal and very imprudently remained in the open air after nightfall. The entire company paid the penalty by contracting the pernicious Roman fever. On the twelfth the Pope took to his bed. On the eighteenth his life was despaired of; he made his confession, received the last sacraments, and expired towards evening. The rapid decomposition and swollen appearance of his corpse gave rise to the familiar suspicion of poison. Later the tale ran that he had drunk by mistake a poisoned cup of wine which he had prepared for his host. Nothing is morecertain than that the poison which killed him was the deadly microbe of the Roman campagna [Pastor, op. cit., III, 469-472; Creighton, Hist. of the Papacy (London 1887), IV, 44].
CATHOLIC ENCYCLOPEDIA: Pope Alexander VI

Was allerdings ein "pernicious Roman fever" ist, das weiß ich auch nicht.
Aber es scheint wohl Malaria gewesen zu sein.
Cesare was preparing for another expedition into central Italy in July 1503, when, in the midst of all these projects and negotiations, both he and his father were taken ill with fever. The occurrence was of course attributed to poison, although quite without foundation, being merely due to malaria, at that time very prevalent in Rome. ........... When the body was exhibited to the people the next day it was in a shocking state of decomposition, which of course strengthened the suspicion of poison.
Pope Alexander VI
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Mercy,

wie recht Du hast, so ein deutscher Zeremonienmeister ist doch sehr vorausschauend, ich hoffe, er hat Nachkommen, die können sich dann alle bei ihm bedanken.
 
Ich bin ja durchaus aufgeschlossen für Skandalberichte a la Burkhardus oder Sueton, solche Berichte sind wahre Fundgruben für Autoren historischer Romane, als Quellen für historische Forschungen sind sie sehr problematisch. Im Zusammenhang mit Alexander VI. sollte man erwähnen, daß er als Spanier die aus Spanien vertriebenen Juden im Kirchenstaat Asyl gewährte und sich davon auch durch Proteste der "reys catholicos" Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien nicht davon abringen ließ.
 
Na ja Scorpio,

soweit ich weiß, soll der Bericht auf Tatsachen beruhen, aber dies steht ja auch nicht im Widerspruch dazu, dass es ein Skandalbericht gewesen ist. Die skandalösen Zustände könnten ja tatsächlich geherrscht haben.
Das Buch von Fuhrmann über die Päpste habe ich eigentlich nicht als historischen Roman gesehen.

Und die Skandalberichte über Alexander VI mögen übertrieben sein, entbehren wohl aber nicht der Grundlage. Soweit ich weiß, kann man ihn nicht als sittenstreng bezeichnen, schließlich lebte seine Geliebte und auch seine Kinder bei ihm im Vatikan und es ist wohl auch unbestritten, dass er sie reich mit Pfründen bedachte und versuchte ihre Zukunft abzusichern.

und jetzt gute Nacht ...
 
Hans Kühner schreibt (Lexikon der Päpste)

"Nach neuesten Forschungen muss es als erwiesen gelten, dass Vater und Sohn (anm. Alexander und Cesare Borja) durch den Kardinal Adriano Castellesi vergiftet worden sind. Der Papst starb, Cesare wurde gerettet, konnte die Herrschaft aber nicht wieder an sich reißen." Den Mord im Auftrag des Kardinals C. soll ein gewisser "Troccio" ausgeführt haben.

Epicharm
 
Nun ja, "neueste Forschungen"... das schreibt schon Susanne Schüller-Piroli in ihrer Biographie der Borgiapäpste:
Schüller-Piroli, Susanne:
Die Borgia-Päpste Kalixt III. und Alexander VI.. - Wien : Verl. f. Geschichte u. Politik, 1979. - 421 S. : Ill., Kt. . - ISBN: 3-7028-0150-2
 
An Tannhäuser

So sieht es halt Kühner. Eine weitere Info dazu:

Aus einem Aufsatz v. Dr. Renate Schober, München

In Niccolo Machiavellis berühmten Buch vom Fürsten kann man es nachlesen: Alexander war zwar erst knapp über siebzig und weder kränklich noch senil, aber Cesare rechnete beständig mit dem Tod des Vaters und traf jede nur mögliche Vorsorge, um dem Nachfolger, dem neuen Papst nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Seine Feinde hatte er ermorden lassen, die römischen Edelleute und das Kardinalskollegium hatte er mit bewährten Borgia-Mitteln auf seine Seite gezogen, und gleichzeitig hatte er damit begonnen, mit der Toskana ein Land außerhalb des Kirchenstaats zu erobern. Nur auf eines war er nicht vorbereitet: dass es bei den Borgias fast eine Doppelbeerdigung gegeben hätte. "Am selben Tage, da Julius II. zum Papst erwählt ward, sagte er zu mir, er hätte an alles gedacht, was beim Tode seines Vaters hätte geschehen können, und gegen alles Mittel gefunden; nur daran hätte er nie gedacht, dass er bei diesem Tode selbst sterbenskrank sein könnte."
Aus Machiavellis Bericht geht nicht hervor, welche Krankheit es war, die Vater und Sohn gleichzeitig niederwarf. Der kluge Florentiner sprach nur über das, was er wusste. Und wie Alexander zu Tode gekommen ist und mit ihm um ein Haar auch Cesare, weiß bis heute niemand. Lediglich Spekulationen sind seit Jahrhunderten im historischen Umlauf. Die einen unterstellen einen schief gegangenen Giftmord der Borgias selber, die anderen einen gezielten, und die dritten sprechen von Malaria. Klar ist nur, dass Alexander am 11. August 1503 ein Jubiläumsbankett zum elften Jahrestag seiner Papsterhebung gab und dass am Morgen des 12. August sowohl ihn als auch Cesare schwerste Übelkeit und hohes Fieber befielen. Während der achtundzwanzigjährige Sohn aber wieder zu Kräften kam, hatte der Papst der Krankheit nichts mehr entgegenzusetzen: "Stundenlang lag er auf seinem Bett, mit blutunterlaufenen Augen und gelbem Gesicht, und konnte nicht schlucken. Seine Haut wurde streifig wie die eines Tigers und begann sich abzuschälen. Das Fett an seinem Bauch verflüssigte sich. Magen und Gedärme bluteten."

Quelle: DAMALS - Das Geschichtsmagazin
Heft 9/September 1992


Epicharm
 
Die Borgias verfielen allerdings um so leichter einer Damnatio Memoriae, weil sie sich unbeliebt machten, indem sie Familienangehörigen aus Spanien lukrative Pründen verschafften. In Punkto Frauen und Mätressen unterschieden sich die Borgias nicht sonderlich vom Lifestyle der Medici, Piccolomini oder Roveres.
 
Die Borgias verfielen allerdings um so leichter einer Damnatio Memoriae, weil sie sich unbeliebt machten, indem sie Familienangehörigen aus Spanien lukrative Pründen verschafften. In Punkto Frauen und Mätressen unterschieden sich die Borgias nicht sonderlich vom Lifestyle der Medici, Piccolomini oder Roveres.
Und sie brachten sogar einen Heiligen hervor:
Francisco de Borja, Herzog von Gandia und dritter General des Jesuitenordens. Er war der Urenkel von Papst Alexander VI.
Francisco de Borja - Wikipedia
 
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