Stadtmauern bei Azteken?

Magister Goswin

Neues Mitglied
Hallo allesamt.

Ich wollte mal wissen, wie es bei den Kulturen der Azteken, Mayas, Inkas etc. eigentlich mit den defensiven Stadtverteidigungen aussah.

Hatten sie auch mächtigere Stadtmauern oder waren es meist nur kleine Ackermäuerchen?

Wenn ja: nur bestimmte Völker betreffend oder waren sie weit verbreitet?

Grund: Diskussion mit einem Bekannten, der sich für geschichtsallwissend hält :nono:

THX schonmal für alle etwaigen Antworten

Goswin
 
Ein paar Links zur mesoamerikanischen Stadt:

http://www.common-place.org/vol-03/no-04/mexico-city/
http://www.kah-bonn.de/ausstellungen/azteken/w_rituale.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Tenoch2A.jpg
http://en.wikipedia.org/wiki/Mesoamerican_architecture

Den ultimativen Text zur Funktion der Stadtmauern in den mesoamerikanischen Städten habe ich leider nicht gefunden. Das Stadtzentrum beherrschte ein Tempel- und Verwaltungsbezirk, um den sich die Wohnviertel gruppierten. "Stadtmauern" im Sinne von Verteidigungswerken zur Abwehr von feindlichen Heeren gab es wohl nicht. Sie umfassten oftmals nur den inneren Bezirk und dienten eher der inneren Sicherheit und Ordnung. Die mesoamerikanische Kriegsführung unterschied sich deutlich von der europäischen. Die Verausgabung und Dezimierung des Feindes bis zur Unterwerfung war nicht das Ziel, vielmehr reichte ein ritualisiertes, kurzes Kräftemessen, um die Entscheidung herzuführen.
 
Von den Maya weiß ich, dass sie in ihrer Untergangsphase begannen, Mauern und Palisaden um ihre Städte zu ziehen. Bei Tenochtitlán, der aztekischen Stadt war das Fernhalten unerwünschter Eindringlinge wohl durch den See, in dem die Stadt lag halbwegs garantiert. Die Brücken die zu ihr führten konnten jedenfalls im Verteidigungsfall unterbrochen werden.
 
Zur Ergänzung sei noch folgendes hinterhergeworfen:
Einer der vielen Gründe für die relativ leichte Eroberung Mexikos durch die Spanier war die stark ritualisierte Kriegführung der zentralmexikanischen Indianervölker. Man verhandelte viel und suchte eher Gefangene zu machen, als zu töten. Nach dem Zeugnis des Fray Bernardino de Sahagún, eines Franziskanermissionars der die Sprache der Azteken verstand und beinahe modern anmutende ethnographische Studien unternahm, galt eine Stadt der Azteken dann als erobert, wenn es dem feindlichen Heer gelang, den Tempel zu stürmen. Es scheint daher so, dass eine arbeitsaufwandsintensive Stadtbefestigung den präkolumbischen zentralmexikanischen Völkern nicht unbedingt notwendig erschien.
 
Die Stadt Tenochtitlán

Tenochtitlán hatte eine ovale Form und war durch drei Wege (Dämme) mit dem Festland verbunden. In der Stadt gab es vierzig hohe Türme und viele Pyramiden. Der Stadtkern, indem sich der 400 Meter lange und 300 Meter breite Tempelbezirk befand, war durch Stadtmauern mit vier Stadttoren, die mit Schlangenmotiven versehen waren, umgeben und von der übrigen Stadt getrennt. Über jedes Eingangstor befanden sich Rüstkammern mit Waffen und Kriegsgerät. Von dem Tempelbezirk gingen die streng geometrisch angelegten Wege aus.
 
Eine sehr unpräzise Beschreibung die uns das Mexiko-Lexikon da gibt. Was da als "Stadtmauern" bezeichnet wird, diente dazu, den Tempelbezirk vom Wohnbezirk abzugrenzen und sollte vermutlich verhindern, dass Wohngebäude innerhalb dieses so augenscheinlicher definierten Bereichs gebaut wurden. Ich will dabei gar bestreiten, dass diese Mauer nebensächlich auch fortifikatorischen Zwecken diente, halte dies aber auch für weniger militärisch als religiös begründet.
 
Bei den Inka wirst du kaum eine ritualisierte Form der Kriegsführung finden. Es ging eher zu wie in Europa (s. den Bürgerkrieg zwischen Atahualpa und Huascar). Die Inka bauten außerdem regelrechte Festungen siehe z.B. die Festung Sacsayhuaman. Ähnliches gilt für die Chachapoya oder die Chimu.
 
Bei den Inka wirst du kaum eine ritualisierte Form der Kriegsführung finden. Es ging eher zu wie in Europa (s. den Bürgerkrieg zwischen Atahualpa und Huascar).
Gibt es dazu gute einführende Quellen? Hatte bisher immer den Eindruck, auch die Inkas seien militärtechnisch auf dem Stadium der Jungsteinzeit stehengeblieben (weiß aber auch nur mäßig viel über die Geschichte Mittel- und Südamerikas...).

Die Inka bauten außerdem regelrechte Festungen siehe z.B. die Festung Sacsayhuaman. Ähnliches gilt für die Chachapoya oder die Chimu.

Dass sie organisatorisch und bautechnische ziemlich weit vorn waren ist wahr. Hatte selbst das Privileg, vor den Ruinen von Sacsayhuaman und Macchu Picchu zu stehen und kann nur sagen: Ausgesprochen eindrucksvoll!
Allerdings ist nicht bekannt, dass diese Festungen wirklich umkämpft worden wären (laut unserer Reiseleiterin; diese Quelle ist natürlich nicht über alle Zweifel erhaben...;)).
 
Sacsayhuaman ist militärisch heftig umkämpft worden. Da liegt die Reiseleiterin eher falsch. Quellen dafür liefere ich.
 
Die Inkas hatten Festungen erbaut, dessen Mauer aus nartürlichen , unverformte Steine zusammen gepresst wurde. Die Spanier dachten sogar, der Teufel hat es gebaut.
 
Auch wenn die dreifache Mauer Sacsaywamáns wie eine Festung wirkt und in den Quellen der Eroberungszeit von den Spaniern als Festung angesprochen wird, so handelt es NICHT um eine Festung, sondern um einen Tempel.

Die Inkas hatten Festungen erbaut, dessen Mauer aus nartürlichen , unverformte Steine zusammen gepresst wurde. Die Spanier dachten sogar, der Teufel hat es gebaut.
Das ist natürlich Unsinn. Es gibt bei den Inkas Mauern unterschiedlicher Qualität, die Mauern mit der höchsten Qualität waren die Palast- und Tempelmauern, wo man sich um höchste Perfektion bemühte. Die Mauern der Inka bestanden i.d.R. aus harten Steinen, wie Basalt oder Granit, manchmal aber auch aus Kalkstein und die Steine wurden mit Hilfe von Steinhämmern mit einer größeren Härte auf der Mohsskala bearbeitet und schließlich mit Hilfe von Wasser und Sand geschliffen, mit Hilfe von Zapfen, die dann schließlich abgeschliffen wurden, könnte man die Steine anheben und so lange schleifen, bis die perfekt passten. Vermutlich haben die Handwerker der Inka die Technik von nach Cuzco verschleppten Handwerkern der Kolla-Kultur übernommen, denn in deren Zentrum, in Sillustani, findet man bereits in der Prä-Inka-Zeit (keramisch datiert) entsprechende Bauten (Grabtürme).
 
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