Frage zum Burgenbau

Kassia

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Ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß die Rundtürme einer Burg ein Mitbringsel aus dem Orient zur Kreuzfahrerzeit waren.
Kam diese Bauweise daher oder hat sie sich im Westen "von selbst" ergeben, weil eckige Türme irgendwann nicht mehr standhaft genug waren? Oder welche Vorbilder gab es? Wer hat wen beeinflußt?

LG Kassia
 
Im Verlaufe des 12./13. Jahrhunderts wurde der Bergfried zu einem Wahrzeichen der mitteleuropäischen Adelsburg; aus dieser Zeit sind zahlreiche Exemplare in nahezu vollständiger Höhe erhalten.

Im Grundriss sind quadratische und runde Bergfriede am häufigsten, als Spezialformen sind vor allem fünfeckige und achteckige Türme zu nennen. Eine ganz seltene Form ist der dreieckige Bergfried der Burg Grenzau bei Höhr-Grenzhausen oder jener der Burg Rauheneck nahe Baden bei Wien. Diese besonderen Grundrisse dienten durch den ungünstigen Aufprallwinkel der besseren Abwehr der im Mittelalter üblichen, durch Katapulte verschossenen (Stein)-Geschosse. Bergfriede sind durchschnittlich 30 Meter hoch, jener der Burg Forchtenstein im Burgenland erreicht sogar 50 Meter.

Bergfried - Wikipedia
 
Im Grundriss sind quadratische und runde Bergfriede am häufigsten, als Spezialformen sind vor allem fünfeckige und achteckige Türme zu nennen. Eine ganz seltene Form ist der dreieckige Bergfried der Burg Grenzau bei Höhr-Grenzhausen oder jener der Burg Rauheneck nahe Baden bei Wien. Diese besonderen Grundrisse dienten durch den ungünstigen Aufprallwinkel der besseren Abwehr der im Mittelalter üblichen, durch Katapulte verschossenen (Stein)-Geschosse.
Lässt sich der Aufprallwinkel wirklich so gut durch die Turmform beeinflussen? Je nachdem wie mittig ein Katapult den Turm trifft oder wie es zum ihm steht (genau einer Kante gegenüber oder auf eine Wand ausgerichtet), lassen sich doch einige Winkel erzielen. Zugegeben, bei einem Rundturm verschlimmert jede Abweichung von der Mitte den Aufprallwinkel stärker als bei bei einem ähnlichen Schuß auf eine gerade Fläche.
 
Ich erlaube mir ergänzend dazu einige Ausführungen aus Der Bergfried in Werner Meyer "Deutsche Burgen, Schlösser und Festungen" - Sonderausgabe Gondrom, Bindlach 1994:
Werner Meyer schrieb:
Der Bergfried ist für die deutsche Burg besonders charakteristisch. In den meisten Fällen ist es ein im Grundriß quadratischer Turm mit 8-10 m Seitenlänge. Andere Grundformen sind der Kreis, das Fünfeck oder Sechseck, seltener das Dreieck oder weitere Polygone. Der Rundturm bietet dem Stoß den stärksten Widerstand, jedoch ist eine glückliche Teilung der Innenräume weniger gut möglich. Den fünfeckigen Turm bildete man oft durch Vorlegen eines Dreiecks auf der Angriffsseite des quadratischen Turmes, in welches auch geschickt eine Wendeltreppe untergebracht werden konnte. Versuche, aus der Form des Bergfrieds eine Datierung des Bauwerks herzuleiten, haben sich als sinnlos erwiesen, eher kann die Form und Ausführung des Mauerwerks hier sichere Anhaltspunkte geben.
Anm.: Unterstreichung der besonders relevanten Passagen im Text von mir...
 
Unterschied Rundturm - Eckturm sehe ich völlig ein. Aber die Anzahl der Ecken (wenn man welche wählt) scheint nicht so bedeutend zu sein.
 
Mal eine etwas andere Frage zum Bergfried...

Wurden die Bergfriede eigentlich nie mit Geheimgängen versehen um aus der Belagerung auszubrechen?
 
Mal eine etwas andere Frage zum Bergfried...

Wurden die Bergfriede eigentlich nie mit Geheimgängen versehen um aus der Belagerung auszubrechen?

Den Sagen nach gibt es bei jeder Burg ellenlange Fuchttunnel. Der frühere Chef des Marburger Denkmalamtes wurde diese Frage nach einem Vortrag auch mal gestellt. Antwort; Wo sind wir hier, in der Märchenstunde oder bei einem geschichtlichen Vortrag. In dem einen oder anderen Fall sind mir kürze Fluchtwege bekannt.

ne Hesse
 
Als ich mit der Schule auf der Burg Nideggen in der Eifel war, hat man uns erzählt, dass man einen Geheimgang (ich glaube durch den Brunnen) hatte, um bei Belagerung im Wald hinauszukommen und um so wenigstens für Nahrung sorgen zu können.
 
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Über die Burg, bzw. Zitadelle von Denia (eine mittelalterliche Maurische Burg, die im späten Mittelalter und frühen Neuzeit oft erweitert wurde) wird in einem Bericht aus dem 16. Jahrhundert erwähnt, dass man dem König Philipp III bei seinem Besuch einen unterirdischen Gang zur Küste zeigte.

Es wird solche Gänge hier und dort gegeben haben, ein längerer Tunnel war jedoch offensichtlich etwas so besonderes, dass man es sogar einem König bei seinem Besuch vorführte.

Kürzere, unauffällige "Not"ausgänge in Form von verdeckt angelegten Ausfallstüren, hatten wohl die meisten Burgen. Ein diskreter Ausgang weiter weg von der Burg mag praktisch gewesen sein, war aber garantiert sehr kostspielig (siehe nur, was ein tiefer Brunnen damals kostete) Man muss sich auch bewusst sein, dass ein solcher Gang auch immer ein Risiko beinhaltete, dass der Feind durch Verrat durch ihn eindrang.

Bei späteren neuzeitlichen Festungen legte man so gennante "Minengänge" an, die dazu dienten feindlichen Mineuren zuvor zu kommen und deren Gänge schon im Ansatz zu sprengen. Bei einigen Festungen im Flachland gab es ganze Spinnenweben solcher Gänge. Diese wurden in der Regel mit Ziegelmauerwerk verkleidet und mögen später gelegentlich zur Legendenbildung und Rückdatierung ins Mittelalter geführt haben.

P.S:In Pipers Burgenkunde werden mehrere Burgen erwähnt die über unterirdische Gänge verschiedenen Länge verfügten, darunter die Burg Pottenstein die über einem ganzen Gewirr an durch gegrabene Tunnel verbundenen Höhlen errichtet wurde.
 
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Wenn man sich nur mal das Mauerwerk der Burgen aus dem Mittelalter anschaut, erkannt man, dass es sehr selten behauene Quader oder Steine sind (Burgen in Outremer mal ausgenommen). Daraus lässt sich schon ableiten, dass man selten über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügte.
Der Burgherr war wohl im seltensten fall in der Lage einen Tunnel zu finanzieren. Ganz davon zu schweigen das Fachpersonal zu finden.

Einen Tunnel habe ich von der Meersburg (Bodensee) im Hinterkopf. Kann aber gerade nichts dazu finden.
 
Burgen standen üblicherweise auf Felsengrund. Da Gänge zu bauen war nicht gerade einfach. Deshalb gibt es auch kaum welche. Dafür, dass es aber doch einzelne gibt, und wie sich Mythen darum entwickeln konnten, ein Beispiel:
Bergfeste Dilsberg ? Wikipedia
speziell die Abschnitte 4.3. und 4.4.

Nebenbei: Buckelquader kann man schon mal mit unbehauenen Steinen verwechseln.
 
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Burgen standen üblicherweise auf Felsengrund. Da Gänge zu bauen war nicht gerade einfach. Deshalb gibt es auch kaum welche. Dafür, dass es aber doch einzelne gibt, und wie sich Mythen darum entwickeln konnten, ein Beispiel:
Bergfeste Dilsberg ? Wikipedia
speziell die Abschnitte 4.3. und 4.4.

Nebenbei: Buckelquader kann man schon mal mit unbehauenen Steinen verwechseln.

Bei Höhenburgen ja. Bei Wasserburgen, im Flachland die übliche Bauweise, wurde eine auf Eichenpfählen gegründete Motte aufgeworfen. Und darauf wurde dann der Bergfried errichtet. Hier dürften unterirdische Geheimgänge schwierig zu errichten gewesen sein.

Apvar
 
Ich meine auch schon öfters von Burgen mit Fluchttunneln gelesen zu haben, habe dafür aber jetzt auf [MOD: link entfernt] keine Belege gefunden. Aber hier wurden ja schon einige Beispiele dafür genannt. Bei meiner kurzen Suche im Netz bin ich nur auf folgendes gestoßen, allerdings auch ohne Quellenangabe:

Für die Kriegsführung des Mittelalters waren Tunnel ebenso von Bedeutung wie in der Antike. So wurden große Burgen oft mit langen Tunneln versehen, die es der Besatzung ermöglichen sollte, einer gegnerischen Übermacht ungesehen zu entkommen bzw. Verstärkung heranzuführen.
MOD: link entfernt.

Das klingt ja so alles auch sehr logisch. Aber wie hier bereits mehrfach erwähnt wurde, war es ja nicht immer möglich, Tunnel anzulegen. Manche Festungen waren ja auch von Wasser umgeben und da stelle ich es mir auch schwer vor, Fluchttunnel darunter durch zu graben, oder?
 
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