Hätten die Azteken eine Chance gehabt?

Tianying

Mitglied
Ich möchte wissen, ob die Azteken rein militärisch gegen die Spanier eine Chance hat. Ich meine trotz europäische Feuerwaffen und Eisen besitzen die Azteken mehr Truppen und sehr gute Oblisadenschwert.
 
Rein militärisch hätten die "Adler" und "Jaguare" sicher eine Chance gehabt, Cortez Armee war nach der "noche trista", der überstürzten Flucht aus Tenochtitlan geschwächt und demoralisiert. Ein Großteil der Feuerwaffen ging verloren.

Doch bei solchen Fragen muß man natürlich auch bedenken, daß die militärische Auffassung und Ethik der Azteken eine ganz andere, als die der Europäer war. Eine Stellung halten, ein Schlachtfeld behaupten, das entsprach nicht der üblichen Kriegsführung, und die scheinbare Abstammung der Spanier von Quetzalcoatl, die Feuerwaffen und nicht zuletzt auch die Pferde bewirkten sicher eine starke Traumatisierung. Gut trainierte Pferde sollte man keinesfalls unterschätzen, ich habe mal gesehen, wie eine berittene Polizeistaffel im Neckarstadion eine ganze Horde Hooligans in Schach hielt.
 
Nicht zu vergessen die immer wieder angewandte Methode, den Krieg weitestgehend von anderen indigenen Völkern führen zu lassen.

Im übrigen lag ein weiterer Unterschied in der vorhandenen bzw nicht vorhandenen Absicht zur Vernichtung des Gegners/gegnerischen Heeres auf dem Schlachtfeld.
 
Nicht zu vergessen die immer wieder angewandte Methode, den Krieg weitestgehend von anderen indigenen Völkern führen zu lassen.

Die Masse des Gegners der Azteken waren auch nicht die Spanier sondern ihre Vasallen, die eine Rechnung mit den verfeindeten Azteken offen hatten. Stichwort: 8.000 Tlaxcalteken.
 
Die Masse des Gegners der Azteken waren auch nicht die Spanier sondern ihre Vasallen, die eine Rechnung mit den verfeindeten Azteken offen hatten. Stichwort: 8.000 Tlaxcalteken.

Das stimmt, es waren wirklich viele unzufriedene Vasallen. Ich habe diese Zahlen gehört: Truppenstärke Ende Dezember 1520: 1.000 Spanier, ca. 60.000 Texcoca und ca. 200.000 andere Indianer (die noch von den Spaniern ausgerüstet wurden, mir Schwertern usw.)! Die Atzteken selbst hatten wohl noch zwischen 100.000 und 200.000 Mann zur Verfügung.

Also hätten die Azteken gegen Cortes eine Chance gehabt? Ohne dessen Verbündete hätten sie ihn auf jeden Fall besiegt!
 
Ohne diese Verbündete wär Cortez nie ins Innere Mexikos vorgedrungen, der Mann war ja nicht lebensmüde, sondern goldgierig. ;)

Aber so, bei einer Auseinandersetzung zwischen präkolumbianischen Völkern, waren die Spanier das Zünglein an der Waage, die entscheidende Schocktruppe sozusagen.

Übrigens nicht nur wegen Feuerwaffen, dazu kamen:
- Eisenpanzer, gegen die jede Obsidianwaffe nutzlos ist
- Pferde, die durch ihre Unbekanntheit wohl ein Schock für die Azteken waren

Andere, psychologische Gründewurden ja schon genannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
War es nicht auch so, dass die Azteken auch durch eine von den Spaniern eingeschleppte Krankheit geschwächt waren?
 
Ja, hatten sie. Durchschlagskräftiger scheint mir aber die Speerschleuder (Atlatl) gewesen zu sein. Und scheinbar gibt es sogar spanische Berichte, wonach ein Azteke mit dem Macahuitl (Holzschwert mit Obsidian"klinge") einen Reiter mitsamt Pferd spalten konnte - auch wenn das evtl. übertrieben ist, die Rüstungen der Spanier scheinen wohl keine große Rolle gespielt zu haben.
 
Die Masse des Gegners der Azteken waren auch nicht die Spanier sondern ihre Vasallen, die eine Rechnung mit den verfeindeten Azteken offen hatten. Stichwort: 8.000 Tlaxcalteken.

Das scheint mir den letzten Ausschlag gegeben zu haben!

Ich denke, die Azteken hatten prinzipiell eine gute Chance, die Spanier zurückzuschlagen, denn die spanische Expeditionstruppe war winzig im vergleich zu der Armee, die die Aztekenherrscher aufbieten konnten. Gegen eine derartige Übermacht hätten auch die Feuerwaffen der Spanier wenig genutzt; sie wären von der Übermacht an Menschen schier erdrückt worden. - Und die Sache mit den "weißen Göttern" hätte sich im Lauf der Zeit abgenutzt und ihren Wahrheitsgehalt verloren.

Montezuma II. kam im Juli 1520 ums Leben. Danach gab es mit Cuitláhuac und besonders Cuauhtémeoc Nachfolger als Aztekenherrscher, die ein Jahr Zeit hatten, die Fehler ihres vertrauensseligen Vorgängers Montezuma zu vermeiden. Angesichts der materiellen und menschlichen Ressourcen, die ihnen zur verfügung standen, müssen sieentweder unfähig oder mental nicht in der Lage gewesen sein, den schwachen Spaniern energisch Paroli zu bieten. Denn ich bin überzeugt, dass sie die Spanier hätten vertreiben können - wenn sie ebenso wie diese mit List und Tücke vorgegangen wären!

So musste Cuauhtémeoc, der den letzten verzweifelten Widerstand organisierte, am 13. August 1521 in Tenochtitlan vor Hernando Cortés kapitulieren - leider!
 
Ja, hatten sie. Durchschlagskräftiger scheint mir aber die Speerschleuder (Atlatl) gewesen zu sein. Und scheinbar gibt es sogar spanische Berichte, wonach ein Azteke mit dem Macahuitl (Holzschwert mit Obsidian"klinge") einen Reiter mitsamt Pferd spalten konnte - auch wenn das evtl. übertrieben ist, die Rüstungen der Spanier scheinen wohl keine große Rolle gespielt zu haben.

Unter Anbetracht der Abmasse von Ross und Reiter, müsste da das Holzschwert nicht in etwa die Größe eines Schlagbaumes gehabt haben?
MfG Jürgen
 
Unter Anbetracht der Abmasse von Ross und Reiter, müsste da das Holzschwert nicht in etwa die Größe eines Schlagbaumes gehabt haben?
MfG Jürgen

Ich schrieb ja, dass das wohl übertrieben ist. Allerdings sollte man die Schärfe dieser Obsidiansplitter und die Wucht, die so eine "Keule" entwickeln kann, nicht unterschätzen. Wenn man die Wucht bestimmter mittelalterlicher europäischer Hiebwaffen und ihre Wirkung auf Rüstung bedenkt, kann ich mir schon vorstellen, dass ein Macahuitl eine Rüstung durchschlagen kann.
 
Schwert

Die Azteken haben auch noch giftige Blasohr. Ich habe in Fernsehen gesehen wie ein Waldindianer mit einem 2m lange Blasohr Affen abschießt.
Sie benutzen dazu in Gift getauchte Stachel.
 
Ich möchte das jetzt nicht grundsätzlich in Abrede stellen, aber die Azteken lebten eigentlich eher in ariden, also trockenen Gebieten. Die Pflanzen aus denen man Curare herstellt und die sogenannten Pfeilgiftfrösche kommen aber in eher feuchten Gebieten vor. Nun ist es vom trockenen Zentralmexico zum Regenwald nicht besonders weit, immerhin gilt es als sicher, dass die Meschika (Azteken) ziemlich viele Elemente aus der Mayakultur (etwa in Yucatan) übernommen haben, aber ob Blasrohre und Pfeilgifte eine aztekische Spezialität waren, wage ich solange zu bezweifeln, bis mir eine Textstelle oder eine aztekische Abbildung vorliegt, die das Ggt. beweist.
 
Also von Blasrohren als Waffen der Atzteken höre ich hier zum ersten Mal. Hast du denn einen Quellenverweis, der diese Behauptung belegt?
 
Ich habe mal nach Blasrohr und Azteken auf spanisch gegoogelt (+cerbatana +aztecas). Was ich fand, war ein online-gestelltes Kinderbuch (immerhin aus Mexico), verschiedene Seiten, die Schlüssel zu einem Adventure darboten (Aztecas - [SIZE=-1]La maldición de la ciudad de oro[/SIZE] - 'Der Fluch der goldenen Stadt') und eine brasilianische Seite die sich mit der aztekischen Küche beschäftigte. Also nichts was man wirklich als seriöse Quelle bezeichnen könnte.
 
...Aber so, bei einer Auseinandersetzung zwischen präkolumbianischen Völkern,...
Du meinst sicher präkolumbische Völker (nicht präkolumbianische), also Völker aus der Zeit vor bzw. um Kolumbus. Präkolumbianisch würde sich nämlich auf das Gebiet des heutigen Kolumbien's (Colombia) beziehen bzw. beschränken ;) !






Saludos!
 
Zurück
Oben