Was geschah bei der Hinrichtung durch Schmeuchen?

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Gast

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Hallo!
Bin über ein Urteil aus dem Jahr 1619 gestolpert, nach dem ein Brandstifter "... mit eisernen Ketten uf einen hohen Pfall angeschmiedet, lebendig geschmöket" werden sollte.
Soweit ich weiß, wurden Brandstifter damals meist verbrannt. Schmeuchen könnte also eine lokal gebräuchliche Bezeichnung für Verbrennen sein.
Aber - ich wünschte, ich könnte mich erinnern, wo - ich hab mal ein Bild gesehen, auf dem Leute in einem Kessel saßen, unter dem ein Feuer loderte, und auch das war mit "Schmeuchen" betitelt.
Um die Verwirrung komplett zu machen: Jemand erzählte mir mal, daß der Deliquent beim Schmeuchen an einen Pfahl gebunden wurde, über den ein Faß gestülpt wurde, daß bis über den Kopf herab reichte. Dann wurde ein vergleichsweise kleines Feuer zu Füßen des Verurteilten entfacht, der dann eher durch den aufsteigenden Rauch, der sich im Faß sammelte, erstickte, als daß er verbrannte.

Deshalb also meine Frage: Wie ging das Schmeuchen denn nun wirklich vonstatten? Oder handelt es sich vielleicht um einen Sammelbegriff für mehrere Methoden, mit denen jemand vom Leben zum Tode befördert werden konnte?

Über eine erhellende Antwort würde ich mich freuen und bedanke mich schonmal im Voraus.
 
Es gibt in der Kriminalistik den Begriff Schmauchspuren.
Schmauch sind Verbrennungsrückstände, meistens auf Kleidungsstücke oder Haut. Hier bei Abschuss einer Kugel aus einer Pistole vom Bediener der Waffe.
 
Du liegst wohl schon richtig mit dem Verbrennen. Wie das dann genau aussah, hing wohl von der grausigen Phantasie der Vollstrecker ab.
Das Grimmsche Wörterbuch hat ein bisshen was unter dem Stichwort schmäuchen.
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm


Ich kenne Schmauch auch nur in Verbindung mit Rauch. Wir machen immer Schmauch in der Räucherkammer um Wurst zu räuchern
Die Pelle des Deliquenten muss ja schön braun gewesen sein nach dem schmauchen. Das mit dem Fass über dem körper kann ich mir gut vorstellen. Der wird langsam geräuchert.

(Nicht zu hart mit mir umgehen. Hier gab es schon ganz andere Beschreibungen von Folter-oder Hinrichtungsmethoden.)
 
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Ich habe nicht bezweifelt, dass Schmauch ein Synonym für Rauch ist - im Gegenteil.
Aber zum Eigentlichen. So ging das vor sich:
Schmäuchen
 
Bei dem o.g. Urteil handelt es sich um das gegen Margarete Minde, die - was sich später als Irrtum herausstellte - den verheerenden Stadtbrand von Tangermünde verursacht haben soll. Theodor Fontanes Erzählung "Grete Minde" ist vielleicht dem einen oder anderen ein Begriff.

Nicht daß ich irgendwelche Belege dafür hätte, aber persönlich neige ich auch mehr zur Räucherung als zur Verbrennung.
Ein Indiz könnte sein, daß berichtet wird, Grete Minde und ihre Mitangeklagten wären erst gegen Abend durch den Tod erlöst worden. Davon ausgehend, daß Hinrichtungen - zumindest soweit ich weiß - meistens morgens vollstreckt wurden, hätte IMO der Tod auf einem "handelsüblichen" Scheiterhaufen - trotz der zuvor stattgefundenen Prozession incl. Kneifen mit glühenden Zangen etc. - früher eingetreten sein müssen.
Der Wunsch der Tangermünder, die Qualen der vermeintlich überführten Brandstifter möglichst zu verlängern, mag aus damaliger Sicht und angesichts der schrecklichen Auswirkungen des Feuers, das den wirtschaftlichen Niedergang der einst blühenden Handelsstadt einläutete, nur zu verständlich sein.
 
Nicht daß ich irgendwelche Belege dafür hätte, aber persönlich neige ich auch mehr zur Räucherung als zur Verbrennung.
Dass das Schmäuchen für das Räuchern steht, das Bestandteil der Prozedur war, ist sicher richtig. Das heißt aber nicht notwendigerweise, dass die Delinquenten buchstäblich zu Tode geräuchert wurden. Eher ging es wohl darum, die Tortur zu verlängern und damit abschreckender zu machen. Jedenfalls ist in den Zitaten im Grimmschen Wörterbuch stets in einem Atemzug von schmäuchen und verbrennen die Rede. Außerdem war neben dem Gedanken, gleiches mit gleichem zu vergelten (wer Rauch und Feuer verursacht, muss durch Rauch und Feuer sterben), auch der Gedanke der Tilgung oder Trennung von der Erde maßgebend. Der Gedanke steht übrigens auch hinter dem Aufhängen; denn erdrosseln bzw. das Genick brechen könnte man einfacher auch am Boden. Vielleicht liefere ich den jetzt nur aus dem Stegreif formulierten Gedankengang noch exakter nach.
 
Der Gedanke steht übrigens auch hinter dem Aufhängen; denn erdrosseln bzw. das Genick brechen könnte man einfacher auch am Boden. Vielleicht liefere ich den jetzt nur aus dem Stegreif formulierten Gedankengang noch exakter nach.

Das verstehe ich nicht.
Wieso einfacher?
Beim Aufhängen macht doch die Schwerkraft die "ganze Arbeit".
Und niemand muss sich schuldig fühlen, ausser den Strick um den Hals gelegt zu haben.
Ich denke, es wird immer viel zu viel hineininterprettiert. Menschen können denken und es gibt kein Lebewesen ausser den Menschen, das sich an Qualen noch ergötzen kann.Selbst ein Tier tötet "humaner".
 
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Zu dieser netten Todesart habe ich folgendes gefunden:

Dagegen ist sicher, dass das Verbrennen oft zum Tod durch Ersticken geführt hat und auch - als Gnadenakt - führen sollte. Mancherorts entstand daraus eine besondere Vollstreckungsart, das so genannte "Schmäuchen", das z.B. in Hamburg bei Brandstiftern Anwendung fand.

Der Verurteilte wurde dabei an einen Pfahl gebunden, über seinen Kopf wurde eine Tonne gestülpt und befestigt; dann zündete man zu seinen Füßen nasses Stroh an. Der aufsteignede Rauch sammelte sich in der Tonne und führte nach drei bis vier bis vier Stunden zum Erstickungstod.

(Wolfgang Schild, Alte Gerichtsbarkeit, München 1980, S. 204)

Auch damit kann ich mich weniger anfreunden! :abgelehnt:
 
Selbst ein Tier tötet "humaner".

Nu, wenn man mal eine Katze mit der Maus hat "spielen" sehen, dann weiss ich nicht so recht. Aber eine Katze würde sicher niemals einer Maus ne Tonne über den Kopf stülpen und Feuer drunter anzünden.

Hinrichtungsarten wie die von Dieter für Hamburger Brandstifter beziehen sicher ihren Ursprung im "Auge um Auge", d. h. den Übeltätern ihr eigenes Übel antun.
 
Zu dieser netten Todesart habe ich folgendes gefunden:



Auch damit kann ich mich weniger anfreunden! :abgelehnt:

3 -4 Stunden ist nicht gerade schnell. Statt nassem, trockenes Stroh und Holz zu nehmen ist da schon eher "gnädig", zumal auch da die Atemnot zum Tod oder zur Bewusstlosigkeit führt.

Und @ florian17160: Wenn man den Delinquenten nicht einfach am nächsten Baum, sondern "geordnet", wie es meistens geschah, an einem Galgen aufhängt, ist das schon recht aufwändig und umständlich.
Und zu der Ideologie dahinter muss ich dann wohl doch noch was nachliefern.
Scheiterhaufen
 
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Dieses Thema ist ja schon etwas älter, aber ich hoffe, noch etwas beitragen zu können.

Auf den Begriff Schmauchen stieß ich zuerst in dem Buch 'Vom Hängen und Würgen' von Mario Sempf.
In dieses Forum kam ich auf der Suche nach weiteren Informationen dazu. Ich habe noch andere Informationen gefunden. Es gibt verschiedene Hinrichtungsarten unter dem Begriff Schmauchen.
Die häufigste Bedeutung ist eine verschärfte Art der Verbrennung. Dabei wird eigentlich nicht verbrannt, erst anschliessend werden die Reste meistens verbrannt. Der Delinquent wird über einem kleinen Scheiterhaufen angebracht, so hoch, daß er nicht vom Feuer erfaßt wird und nicht verbrennt. Das Feuer wird möglichst raucharm betrieben, damit der Delinquent nicht erstickt oder an einer Rauchvergiftung stirbt. Der Delinquent hängt in heißer Luft und wird langsam gedörrt. Der Tod tritt dann durch Austrocknung und Überhitzung ein, was lange dauern kann.
Es gibt dazu eine Zeichnung von Lucas Cranach d.J., sein Vater, Lucas Cranach d.Ä., hatte das Urteil als Bürgermeister bestätigt. http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Cranach+d.+J.,+Lucas:+Die+Leichen+von+vier+hingerichteten+Verbrechern
Das Schmauchen ist grausam, aber damals waren die Strafen hart und sollten abschrecken.
 
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