@Hyokkose geschrieben, nicht gelesen, so behaupten jedenfalls etliche Leute aus der Literaturbranche. Aber es wird davo vermutlich nicht wahrer. Wahr ist allerdings, dass die Verlage jedes Jahr mit 800.000 unverlangt eingesandten Manuskripten eingedeckt werden.
Aber zurück zur Ausgangsfrage. Ein Autor sollte von Themen schreiben, von denen er etwas versteht. Historische Kenntnisse über die Epoche, die man schreibt, sollten bereits vorhanden sein, wenn es auch Leute geben soll, die Fachliteratur lesen, weil sie anschliessend einen historischen Roman schreiben wollen. Auch sollte man sich immer darüber bewusst sein, dass historische Romane mehr über die Zeit verraten, in der sie geschrieben wurden, als über die Zeit, in der sie spielen. Meister des historischen Romans wie Sienkiewicz, Dahn und Ranke Graves waren ernstzunehmende Historiker, denen man anmerkt, wie gut sie in der klassischen Literatur zu Hause waren. Dennoch ist es Fiktion, eine Vorstellung von der Antike, nicht die Realität. Der Freude an guter Literatur tut das keinen Abbruch. Ich rate dir, wenn du wirklich "good stuff" haben willst, zu Originalwerken aus dem 17. und 18. Jahrhundert Jahrhundert zu greifen. "Der abenteuerliche Simplizius Simplicissimus" ist grossartig, und so manche späteren Romanhelden von Mika Waltaris Sinuhe der Ägypter oder Michael der Finne bis zu Erica Jongs "Fanny Hackabout Jones" sind späte Nachfahren von Grimmelshausens Simplicius.
Klassiker der erotischen Literatur sind auch recht gut wie Daniel Defoes Moll Flanders und John Clelands "Memoiren der Fanny Hill". Gut zu lesen sind auch die Werke Jonathan Swifts. Seine Tuchhändlerbriefe, A Tale of a Tub und Gullivers Reisen. Darin sind viele Informationen über England Ende des 17. Anfang des 18. Jahrhunderts enthalten. Für Frankreich immer eine Fundgrube sind Briefe und Memoiren wie die Elisabeth Charlottes. Eine grossartige Biographie mit viel Informationen ist Churchills grosses Meisterwerk über seinen Ahnen Marlborough. Wenn ein Autor wirklich gut schreiben kann, und sich sicher auf dem terrain bewegt, über das er schreibt, wird das Publikum bald über historische Unwahrscheinlichkeiten hinweglesen, sofern das gesamtkonzept stimmt.