Ein ganz wesentliches Element der absolutistischen Heere war mit Sicherheit auch die Kantonatsverfassung, die erstmals in Preussen eingeführt wurde, in vielen deutschen Ländern, so in Hessen- Kassel und Österreich kopiert wurde. Das war fast schon so etwas wie eine allgemeine Wehrpflicht, wenn man sie auch nicht damit verwechseln darf, da lediglich die unteren Schichten betroffen waren und sich vermögendere Zeitgenossen freikaufen konnten. Die Soldaten eines Regiments wurden aus einem bestimmten Kanton aus Landeskindern rekrutiert.
Ein weiteres wichtiges Element der absolutistischen Heere war die Subsidienpolitik und die Vermietung eigener Regimenter an zahlungskräftige Interessenten. Die Niederlande konnten sich auf Grund ihrer Verfassung kein starkes absolutistisches Heer leisten, und in Grossbritannien duldete das Parlament natürlich auch kein starkes stehendes Heer. GB hatte dazu den Vorteil seiner Insellage, und Kriegsschiffe zu unterhalten, war billiger, als Festungen.
GB führte daher seine Kriege in Europa hauptsächlich mit deutschen Söldnern. Doch auch Frankreich, später wortführend in der Kritik des Soldatenhandels, war ein Grosskunde auf dem deutschen Soldatenmarkt.
Quer durch Deutschland verlief eine Grenze zwischen dem französischen und britischen Einflussbereich. Hessen- Kassel, Hessen- Hanau, Waldeck Pyrmont und Braunschweig hatten traditionell gute Verbindungen zum Hof von St. James und finanzierten ihre Armee durch Vermietung.
Bayern, Württemberg, Pfalz- Zweibrücken, Hessen- Darmstadt und Bentheim, standen dagegen traditionell im französischen Sold. Dazu verhandelten die Franzosen auch gerne mit den Schweizer Kantonen.
Der Soldatenhandel wurde zu einem Aufhänger, Kritik am Ancien Regime zu üben. In der Kammerdienerszene in Kabbale und Liebe erkundigt sich die fürstliche Mätresse nach dem Preis eines venezianischen Diamantkolliers. Ein Kammerdiener versichert ihr, dass es den Landesherren keinen Pfennig kostet, denn "gestern sind siebentausend Landeskinder nach Amerika fort, die zahlen alles." Lady Milford fragt, ob es sich nicht etwa um Gepresste handelt und der Kammerdiener gibt ihr Bescheid: Nein, lauter Freiwillige! Es traten wohl so etliche vorlaute Burschen vor die Front und fragten, wie teuer der Fürst das Joch Mensch verkaufe- Aber unser allergnädigster Landesherr liess alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmaschieren und die Maulaffen niederschiessen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn aufs Pflaster spritzen und die ganze armee schrie Jucheissa nach Amerika" ( 2. Akt, 2. Szene Kabbale und Liebe)
Ein weiterer Zeitzeuge, der selbst mit den hessischen regimentern nach amerika zog, war Johann Gottfried Seume, der in seiner Autobiographie "Mein Leben" beschreibt, wie ihn hessische Werber im thüringischen Vacha griffen. Niemals war damals sicher vor den Werbern des "grossen Menschenmaklers" (Landgraf Friedrich II. von Hessen Kassel). so schreibt Seume. Manche seiner Abenteuer sind allerdings frei erfunden, so z. B. eine angebliche Verschwörung der Soldaten, deren Anführer Seume gewesen sein will in der Festung Ziegenhain, dem grössten Rekrutendepot.
Ein Seitenhieb auf Wilhelm IX, vorher Graf von Hanau- Münzenberg und seinen Vater findet sich auch in Bürgers Münchhausen. Da ist die Rede von einem Kaziken, der sinnigerweise von einem Gurkenbaum erschlagen wird: "Der Kazike war der abscheulichste Tyrann, und die Einwohner des der Insel, selbst seine Günstlinge und Mätressen, die elendesten Geschöpfe. In seinen Vorratshäusern verfaulten die Lebensmittel, während seine Untertanen, denen sie abgepresst waren, vor Hunger verschmachteten. Seine Insel hatte keine auswärtigen feinde zu fürchten; dessungeachtet nahm er jeden jungen Kerl weg, prügelte ihn höchsteigenhändig zum Helden und verkaufte seine Kollektion dem meistbietenden Fürsten, um zu den Millionen Muscheln, die er von seinem Vater geerbt hatte, neue Millionen zu legen."
Es gab übrigens ein historisches Beispiel für Schillers Szene: Bei Ochsenfurt hatten 1776 ansbachische Truppen gemeutert. Schiller dachte aber wohl mehr an seinen eigenen Herzog Karl Eugen, als an den Landgrafen von Hessen. Die schienen sich nicht angesprochen zu fühlen, und noch in den 1780er Jahren wurde sogar in Kassel einmal Kabbale und Liebe aufgeführt.
Bei Wikipedia gibt es zwei sehr gut recherchierte und fundierte Artikel, die sicher auch noch ganz hilfreich für dich sein sollten:
Wikipedia Soldatenhandel unter Landgraf Friedrich II.
und Wikipedia "Kantonatsverfassung" Dabei sind auch weiterführende Literaturtipps. Hier im Forum hatten wir auch schon mal eine gute Diskussion, ich glaube es war im Unterforum USA/ Kanada, nicht bei "Absolutismus und Aufklärung" Juchheissa nach Ameerika, dir Deutschland gute Nacht.
Juchheissa nach Amerika war ein Protestlied nach der Melodie "Wir preussischen Husaren", in dem der König von Preussen und die unwürdige Behandlung des gemeinen Mannes kritisiert wurde:
"Der König von Preussen, der grosse Potentat,
wie sind wir seiner Dienste so überdrüssig satt.
Was fangen wir nur an, in diesem Jammerthal, allwo ist nichts zu finden,
als Hass und Not und Qual."
Es soll auch eine hessische Variante gegeben haben, ich erinnere mich nur noch vage.
"... Ihr Hessen präsentierts Gewehr, der Landgraf kommt zur Wacht.
Adieu Herr Landgraf Friedrich, Ihr zahlt uns Schnaps und Bier,
schiesst Arme man und Beine uns ab, so zahlt sie England dir".
Wenn sonst noch Fragen offen sind, melde Dich einfach, wir sind nämlich wirklich sehr nett, und ich sage ja immer, dass wir keinen hängenlassen. Jedenfalls scheinst Du dich selbstständig auch schon vorbereitet zu haben und kommst dazu auch ganz nett rüber. Aber auch Leuten, die ihre Anfragen in der Form "Hilfeeee! Rettet mich! Gaaanz dringend!" und Variationen davon stellen, wurde bisher immer geholfen, wenn man auch verstehen kann, dass niemand gerne fremde Hausaufgaben macht.