Die Textilindustrie als als Leitfaden für andere Sektoren?

deinonkel

Neues Mitglied
Guten Tag:winke: ich erarbeite mir momentan ein referat über die entwicklung der textilindustrie während der industrialisierung, in england...nach dem ich ausgangsituation, entwicklung und quelleanalyse abgeschlossen habe interessiren mich jetzt die folgen dieser entwicklung
ich habe bis jetzt:
- wirtschaftlicher aspekt--> erster/wichtigster leitsektor und motor der industr.
- die vorbildwirkung für z.b. das fabriksystem
...
net sehr viel... ich würde mich über ein paar andere denkrichtungen bzw vertiefungen sehr freuen.

zudem habe ich ein zitat gefunden von "hobsbawn"
"zwar gründet sich die britische insutrielle revolution keineswegs nur auf baumwolle- dennoch war sie das hauptelement der industriellen umwandlung, sie schuf die grundlage für die ersten auf indstrialisierung angewiesenen gebiete"
evtl fällt einem dazu wwas tolles ein? welche anderen gebiete?
dankööö schon ma im voraus,
deinonkel
 
"ich erarbeite mir momentan ein referat über die entwicklung der textilindustrie während der industrialisierung, in england..." welches ich morjen haben muss...dieses buch werd ich mir net leihen können
 
Da fallen mir immer die sogenannten Projektmacher ein, Leute wie Giacomo Casanova, die eigentlich kein eigenes festes Kapital hatten, sondern sich vor allem mit ihren Ideen Erfolg bei den Fürsten versprachen. Typisch war der Vorschlag der Gründung einer Seidenraupenzucht. Warum, weil damals im Unterschied zu heute sehr viel Geld mit Textilien verdient werden konnte

England war ohnehin durch die Kolonien leichter an der Baumwolle bspw. als all die anderen Staaten Europas, das ebenso wie die damals schon berühmte hohe Qualität englischer Wolltuche trug dazu bei, dass die englische Textilherstellung so erfolgreich war. Also war es kein Wunder, wenn man gerade für einen der wichtigsten oder gar den wichtigsten Wirtschaftszweig nachdenkt.

Traditionell war das, was besonders teuer war auch besonders von der reichen Käuferschicht gefragt. Früher hatten die reichen Florentiner nach möglichst teuer herzustellender Seide geschrien (v.a. Brokate u. bestimmte Samtstoffe waren schwer herzustellen und sind es noch immer), im 18.Jh. wurde dann Baumwolle modisch, da es durch die Entfernung teuer wurde und die Verarbeitung nicht einfach war. Um die eigenen Industrien zu stärken hatte es daher in manchen Staaten Baumwollverbote gegeben, aus ähnlichen Gründen gab es auch Verbote der Seide z.B. in Preußen für die Unterschicht.

Leider bin ich kein Kenner der Ökonomie, kann aber noch ein bisschen nachschlagen, was denn vielleicht den Boom der Baumwolle in Europa hervorrief. Im Empire brauchte man die feinen Baumwollmusselins bspw. für die Kleider der Damen, als ein gewisser Transparent-Look "in" wurde, welchen schon Marie Antoinette mit ihrer "Chemise à la Reine" gefördert hatte (ein Gemälde von Vigée-Lebrun" welches sie in dem Kleid zeigt ist berühmt). Bemerkenswert ist eben die Gleichzeitigkeit der modischen Beliebtheit der Baumwolle und der technischen Fortschritte, beides kann man um 1780 datieren.
Auch wenn schonmal von mir an anderer Stelle darauf hingewiesen, aber vielleicht kann man Dir dort genauere Tipps geben, ein Hinweis zum Rheinischen Industriemuseum Ratingen: Textilfabrik Cromford - Wikipedia (Unten gibt es auch einen Link zum Industriellen Brügelmann, der ganz wichtig für die deutsche Baumwollherstellung ist, denn Ratingen war der erste Ort wo die Erfindung Arkwrights die "Waterframe" in Dtl. eingesetzt wurde.)
 
Ich denke, was den Erfolg der Baumwolle ausmachte, war die Vielseitigkeit, mit der Sie zu textilen Produkten ganz unterschiedlicher Qualität verarbeitet werden konnte, vom Kattun und Manchester für Arbeits- und Alltagskleidung bis zum Musselin für gehobenere Ansprüche- und Geldbeutel. Einen Schal oder ein Halstuch aus Musselin konnte sich auch eine Dienstmagd leisten, und in unzähligen Berichten von Kameralwissenschaftlern, die ihre bequemen Residenzen für Reisen auf platte Land verlassen mussten, finden sich dann auch zahlreiche Äusserungen, in dem sie sich über die "Prunksucht" des gemeinen Volkes auslassen.
 
das hilft definitiv weiter, danke! baumwollverbote? echt interessant! letztern abschnitt kann ich leider nur am rande verwenden, da ich mich auf das britische imperium beschränken muss, trotzdem noch einmal vielen dank für dein bemühen,
mfg deinonkel
 
das hilft definitiv weiter, danke! baumwollverbote? echt interessant! letztern abschnitt kann ich leider nur am rande verwenden, da ich mich auf das britische imperium beschränken muss, trotzdem noch einmal vielen dank für dein bemühen,
mfg deinonkel
Verbote von bestimmten Stoffen halte ich für typische Merkmale der Wirtschaftspolitik, aber auch des Wunsches der Oberschicht, sozusagen Exklusivrechte auf bestimmtes Auftreten, eben auch im Bezug auf Mode, zu besitzen.
Von historisch korrekten Stoffen
 
Sicher steht das im krassen Widerspruch - aber der Liberalismus kam ja auch erst ein gutes Stück später!
Ich würde sagen an der Stelle überschnitten sich industrielle Revolution und die absolutistischen Ansichten zur Wirtschaftslenkung.
Ein bisschen was schrieb ich schon dazu hier: http://www.geschichtsforum.de/f16/frz-revolution-eine-revolution-der-freiheit-16495/

Der technische Durchbruch war zwar schon erzielt, aber die Hemmungen durch den Staat, viel zu einfach ausgedrückt, mussten noch überwunden werden. Kann man das so platt sagen?:grübel:
 
das hilft definitiv weiter, danke! baumwollverbote? echt interessant! letztern abschnitt kann ich leider nur am rande verwenden, da ich mich auf das britische imperium beschränken muss, trotzdem noch einmal vielen dank für dein bemühen,
mfg deinonkel
Ergänzung zu meinem Beitrag von 25.09.2007 17:10 :
Max von Boehn (1860-1932) erwähnte in seinem Werk zur Kostümkunde "Die Mode", dass es bis 1760 Baumwollverbote in Frankreich gegeben habe. Leider habe ich persönlich das Buch nicht vorliegen und es ist auch nicht wirklich billig und wohl, allein wenn man die Lebensdaten von Boehn anschaut, wohl nicht aktueller Forschungsstand, auch wenn Boehn Kulturhistoriker u.a. war.
 
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