König Konrad I. (911-918)

Immerhin: wenn sich also die "Synode" für zuständig hielt, Recht zu sprechen über das Verhältnis von "Untergebenen" - Stammesherzögen - Stammesfürsten - zum König, dann ist dies doch für diese Zeit bemerkenswert, oder ?

Ich halte es übrigens für falsch, wenn bei Th. Zotz steht, das über Erchanger und Konsorten auf der Synode von Hohenaltheim ein Todesurteil gefällt wurde! Dazu war die Synode nicht berechtigt, sie konnte "lediglich"
lebenslängliche Buße im Kloster verhängen.
Soviel ich weiß wurden Erchanger usw. ohne Urteil "auf Geheiß Konrads"
(er soll, als Jähzornig bekannt, dies in einem Wutanfall, Racheakt, angeordnet haben ) nachdem die Häscher Salomons die Gefangennahme bewerkstelligt hatten.
jeanne
 
dann versuch ich's halt mal mit K u n i g u n d e , seinem holden Eheweib,
denn mir scheint, dass die Konradiner hier nicht gerade einen großen Fanclub haben!

Nach dem bewährten Motto, wenn die Diplomatie nicht funktioniert, versuchen wir's mal mit dem Heiraten, hat Konrad die Schwester seines großen Widersachers Erchanger (der sich Hzg. von Schwaben nennen ließ) geheiratet, nachdem sie gerade Witwe geworden war (Luitpold der Markgraf des späteren Österreich war ihr 1. Mann).

Sie war somit auch die Stiefmutter ( nicht die echte Mutte, wie oft fälschlicherweise geschrieben steht) des Bayernherzogs Arnulf und ... hat möglicherweise noch ein drittes Mal geheiratet ( was nichts aussergewöhnliches damals war ... doch dazu später )!

Eigentlich sollte aufgrund dieser verwandschaftlichen Verknüpfungen mit dem Tod Konrads I. - trotz seiner unglücklichen Regierungszeit - die Ära der Konradiner doch wohl noch nicht beendet sein - sollte man meinen?

Wie aber geht's nun weiter ?
Was ist aus Kunigunde geworden ?
Hinterliessen die Brüder Erchanger und Berthold keine Kinder ?
Warum konnte Burchhard II. nun (nachdem er zuvor ins Exil fliehen musste) offenbar problemlos das alem. Herzogtum ( allerdings als Stammesherzogtum nicht durch königl. Verleihung ) gewinnen ?

Und was wurde aus den Konradinern ???

Ich hoffe, daß doch ein paar Landsmänner der Ur-Konradiner hierherfinden und etwas beitragen können.

salu, jeanne
 
Also ich hab was über Kunigunde gefunden (wenn auch nicht seht viel):
http://www.genealogie-mittelalter.de/deutschland_koenige_2/konrad_1_deutscher_koenig_918_[/SIZE schrieb:
oo 913
KUNIGUNDE, Witwe des 907 gefallenen Markgrafen Liutpold (von Bayern)
Vater: wahrscheinlich der schwäbnische Pfalzgraf Berthold (+ nach 897)
Mutter: unbekannt (wohl aus dem elsässischen Geschlecht der ERCHANGARE)

Geboren ist Kunigunde etwas vor 878 (aus der Großjährigkeit ihres erstehelichen Sohnes Arnulf 907 erschließbar), gestorben ist sie an einem 7.2. unbekannten Jahres zwischen 915 und 936
Grabstätte: Kloster Lorsch
Die Ehe KONRADS I. und Kunigundes blieb kinderlos. Für die gelegentlich geäußerte Vermutung, KONRAD sei vor 913 schon einmal verheiratet gewesen, fehlen sichhaltige Argumente.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wird wohl nicht mehr daran gezweifelt, dass Kunigunde aus der Sippe der Alaholfinger/Bertholde abstammt und gemeinsam mit ihren Brüdern Erchanger und Berthold, den Pfalzgrafen Berthold zum Vater hatten.

Unrichtig ist, dass sie Mutter Arnulf's von Bayern ist; Arnulf stammt aus der ersten Ehe seines Vaters Luitpold (auch das gilt heute als gesichert; s. M. Borgolte aaO.)

Kunigunde wurde nach dem Tode Konrads zum zweiten Mal Witwe in einem Alter, das eine weitere Ehe und ggf. auch Mutterfunktion ohne weiteres zuliess; und drei Ehen waren zu jener Zeit (wo Ehemänner in den Kämpfen nur so dahingerafft wurden ) durchaus übrlich. Kunigunde war aufgrund ihrer Herkunft und dreier bedeutender Erbschaften ( eingedenk der Ehegatten-Gewehre) als Vermittlerin immensen Besitzes und adelsten Geblüts also eine Frau, die sicherlich nicht in "der Versenkung verschwunden ist" oder etwa unbekannterweise in einem Kloster "geendet" hätte.

( die Antwort darauf wird m.W. in der " www.-MA-genealogie ..." aus der Du vorstehend zitierst (noch) nicht zu finden sein ).

jeanne
 
Kunigunde wurde nach dem Tode Konrads zum zweiten Mal Witwe in einem Alter, das eine weitere Ehe und ggf. auch Mutterfunktion ohne weiteres zuliess; und drei Ehen waren zu jener Zeit (wo Ehemänner in den Kämpfen nur so dahingerafft wurden ) durchaus übrlich.

Wenn Kunigunde nich schon im Jahr 915 (drei Jahre vor Konrad) gestorben ist wäre sie zu Konrad's Tod um die 40 Jahre alt. Für damalige Zeit ein durchaus hohes Alter.

Jeanne d'Arc schrieb:
Kunigunde war aufgrund ihrer Herkunft und dreier bedeutender Erbschaften ( eingedenk der Ehegatten-Gewehre) als Vermittlerin immensen Besitzes und adelsten Geblüts also eine Frau, die sicherlich nicht in "der Versenkung verschwunden ist" oder etwa unbekannterweise in einem Kloster "geendet" hätte.

Ich habe nirgendwo gelesen das die Königin in der Versenkung verschwunden ist oder in einem Kloster endete. Sie ist lediglich in einem Kloster bestattet worden, ein üblicher Brauch zur damaligen Zeit wenn ich mich nicht irre.
Desweiteren würde mich interessieren wer der dritte Glückliche gewesen sein soll.


Jeanne d'Arc schrieb:
( die Antwort darauf wird m.W. in der " www.-MA-genealogie ..." aus der Du vorstehend zitierst (noch) nicht zu finden sein ).

Das Zitat von Barbarossa aus der genealogie-MA...
Zitat schrieb:
Geboren ist Kunigunde etwas vor 878 (aus der Großjährigkeit ihres ersthehelichen Sohnes Arnulf 907 erschließbar), gestorben ist die ab einem 7.2. unbekannten Jahres zwischen 915 und 936.
...ist eben von Borgolte entlehnt.
Aus "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit" und "Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß von Dagobert I. bis Otto den Großen".

Wenn Borgolte zur Mutterschaft Arnulfs des Bösen noch etwas anderes geschrieben hat, lasse ich mich gerne eines besseren belehren.
 
guten Abend joinville,
zunächst Danke für Deine Mitarbeit. Oh ja, ich glaube ich hab da was durcheinandergebracht. Daher bin ich dankbar wenn ich nicht "allein" an dieser Thematik rumhänge (witege ist wohl grad überbelastet, aber irgendwann, denke ich, wird er sich wieder einklinken).

Zusammen mit Kollegen war ich in jüngster Zeit in Reichenau, Konstanz, St. Gallen, Einsiedeln und Zürich; wir haben viel Material mitgebracht und noch nicht alles durcharbeiten können.

Immerhin mal zwischendurch zu Kunigunde:
Ihr Geburtsdatum ist offenbar nicht bekannt - es gibt wohl einen Spiel-raum von ca. 880 - 890, binnen dessen sie geboren sein könnte.

Aber ich fang erst mal ganz hinten an:
Also, beigesetzt ist sie im Kloster Lorsch (in ecclesia que dicitur varia"), das sie von Kg. Konrad zur Absicherung ihres Witwenstandes geschenkt bekommen hatte. Im Necrolog ist vermerkt " chunegundis regine" zum 7. Februar - allerdings ohne Jahreszahl, so dass auch das Todesjahr nicht genau bekannt ist. Allerdings war sie zu Lebzeiten dort nicht amtierend (etwa als Abtissin) tätig.

Hingegen war es Ihre Mutter Kunigunde, die in der Nachfolge Rich(g)ardas (der Gemahling Kaiser Karls III) Äbtissin im Züricher Fraunmünster wurde.
(UB der Stadt u. Landschaft Zürich 1 (1888) Nr. 159 S 70 (893/5/7) "in potestate dommne chunigunde abbatisse".

Daß Kunigunde bei Tode Luitpolds (907) noch sehr jung gewesen sein soll, wird daraus geschlossen, daß nicht ihr Sohn Berthold, der demzufolge ein Kleinkind gewesen sein mußte, in vormundschaftl. Vertretung dem Vater im
Amte nachfolgen konnte, wie aber auch nicht sein erstehel. Sohn Arnulf, der auch noch nicht zum Zuge kam.

Die "These" auf eine dritte Ehe Kunigundes, die also "im Idealfall" beim Tode Kg. Konrads 918 erst um die 30 gewesen sein konnte, ergibt sich aus einem Eintrag im Reichenauer Verbrüderungsbuch; daraus, wie auch aus der Fortfolge der Namen der Töchter Kunigunde in jeder Generation ihrer Nachkommenschaft, wird "vermeintlich" die 3. Ehe Kunigundes mit
dem Babenberger Graf Heinrich "erkannt".

Da ich derzeit noch nicht weiß, ob die mir vorliegenden Unterlagen zur "identifizierten Freigabe" zur Verfügung stehen, kann ich noch keine Quellenangebe dazu nennen. Die Mittelalter-Geneaologie von Karl-Heinz Schreiber ist zwar "nach rückwärts" gesehen, sehr inhaltsreich, kann aber längst noch nicht in allen Bereichen auf die "jüngsten" Erkenntnis zurückgreifen. Bekanntlich machen Verlage oftmals eine Sperrzeit zur Bedingung ( sie wollen ja schliesslich das erworbene Schrifttum erfolgreich vermarkten ), so daß es nicht immer möglich ist alles "gleich" ins Internet zu setzen, ausserdem ist auch Karl-Heinz Schreiber darauf angewiesen, daß er mit Material versorgt wird (von alleine kommt das ja nicht in die sog. "Genealogie"); ich komme immer wieder mit ihm in Kontakt (schon seit Jahren).

Es sind noch viele Dinge ( betr. den Bereich Hzgtm. Schwaben ) "in der Schwebe", die in der "Genealogie" seit ca. Hzg. Gotfried ( um 700 Cannstatt) bis in die Stauferzeit hinein Änderungen von seitherigen Annahmen mit sich bringen können (werden) - und dabei mitzudiskutieren ist enorm spannend!
( PS.: die Prosopographie von M. Borgholte kann hier nur begleitend helfen, denn zu den "Gemahlinnen" gibt sich ja naturgemäß fast nichts her - ist nicht ihr Sinn).

Jetzt bin ich am Überlegen, welche Schritte nun sinnvoll sind - vielleicht kommt noch wer auf gute Gedanken - jetzt muß ich aber erstmal wieder ein weilchen lesen und büffeln!

Also, bis dann, salu, jeanne
 
Zurück
Oben