Deutsch als Hofsprache in Schweden?

LaLoca

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Ich habe mal von jemanden gehört, dass im Barock oder Rokoko (so genau hat mir derjenige das nicht gesagt) am schwedischen Hof Deutsch gesprochen wurde. Ich habe gar nichts darüber gefunden, ich weiß nur, dass im Mittelalter und schätzungsweise durch den 30 Jährigen Krieg deutsche Ausdrücke nach Schweden mitgebracht wurden.

Ich wollte mal fragen, ob es stimmt, dass am schwedischen Hof Deutsch gesprochen wurde?
 
Deutsch als offizielle Hofsprache?
Das halte ich für sehr unwahrscheinlich, ich will aber versuchen, mich kundig zu machen.
 
Glaube ich auch, aber ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht einzelne Wörter aus der Zeit der Hanse und den damit verbundenen engen Handelsverbindungen zwischen Deutschland und Schweden ürbig geblieben sind.
 
Sicherlich haben aus Deutschland stammende Könige von Schweden ihre Heimatsprache mehr oder weniger lange bei Hofe gesprochen (ähnlich wie es auch in England der Fall war). Da zudem jedes Mal eine ganze Menge an Hofstaat mitgekommen ist, kann ich mir schon vorstellen, dass Deutsch - jedenfalls vorübergehend - als Hofsprache gegolten hat.

Zu den aus Deutschland kommenden schwedischen Königen zählen bekanntlich:

Albrecht d.J. von Mecklenburg (1364 - 1389)
Erik von Pommern (1396 - 1439)
Kristoffer von Bayern (1441 - 1448)
Kristian I. von Oldenburg (1457 - 1464)
Hans II. von Oldenburg (1497 - 1501)
Kristian II. von Oldenburg (1520 - 1521)
Karl X. Gustav von der Pfalz (1654 - 1660)
Frederik I. von Hessen (1720 - 1751)


(Quelle: Offizielle Homepage des schwedischen Königshofes)

Gruß

Jacobum
 
Ja, durch die Hanse wurden Wörter ausgetauscht und durch den Dreißigjährigen Krieg. Ich weiß auch, dass die Mutter von Christine I von Schweden, Maria Elenora von Brandenburg, eine deutsche war.

Danke für die Liste der deutschen Könige, ich werde mal versuchen, ob ich durch die Könige einen hinweis finde.

Wann war das in England der Fall? Dürfte aber wirklich verbreitet gewesen sein, dass Könige länger oder sogar immer nur in ihrer Sprache gesprochen haben. War ja bei Karl V auch nichts anderes.
 
Zur Zeit Gustav III. (+1792) sicher nicht.
Der deutsche Hofkapellmeister Joseph Martin Kraus erhielt seine Bestallungen auf schwedisch.
 
Ich habe mal von jemanden gehört, dass im Barock oder Rokoko (so genau hat mir derjenige das nicht gesagt) am schwedischen Hof Deutsch gesprochen wurde. Ich habe gar nichts darüber gefunden, ich weiß nur, dass im Mittelalter und schätzungsweise durch den 30 Jährigen Krieg deutsche Ausdrücke nach Schweden mitgebracht wurden.

Ich wollte mal fragen, ob es stimmt, dass am schwedischen Hof Deutsch gesprochen wurde?

Verwechselt da der Informant Dänemark und Schweden?

Grüße Repo
 
Wann war das in England der Fall?
Unter Georg I. und Georg II. aus dem Hause Hannover. Im 7-jährigen Krieg zeigte der englische König ein letztes Mal in der Verteidigung seines Kurfürstentumes gegen den Angriff/Zugriff der Franzosen ein erhebliches Interesse an den deutschen Besitzungen. Im Großen und Ganzen ließ Georg II. aber schon andere für ihn diese Besitzungen verwalten, auch der Prince of Wales war mehrfach noch in Hannover.
George III. galt dann aber schon als richtiger Engländer, der auch meines Wissens hauptsächlich Englisch sprach. Seine beiden Vorgänger waren durch ihre Abstammung und ihr zur Schau stellen ihrer deutschen Herkunft in den Augen vieler Engländer der Zeit mit einem gewissen Makel behaftet.
 
Karl XII. sprach und schrieb nach Aussage seiner Erzieher Deutsch perfekt, während er Schwedisch nur unvollkommen beherrschte.
 
Ich halte es auch durchaus für möglich! Warum auch nicht! Ich meine gerade die Adligen und Edelmänner waren/bzw. sind in vielen Sprachen ausgebildet! Und wenn dann noch ein König aus Deutschland auf dem Thron war, könnte ich mir es sehr gut vorstellen.
 
Und wenn dann noch ein König aus Deutschland auf dem Thron war, könnte ich mir es sehr gut vorstellen.
Zwischen der Sprache, welche man tatsächlich sprach bzw. sprechen musste, um den König zu erreichen und einer offiziellen Hofsprache liegen allerdings Welten. Leider ist mein Schwedisch nicht mal ansatzweise vorhanden, aber ich kann mal bei den Leuten von "Gustafs Skal" (lässt sich mit meiner Tastatur nicht richtig ohne weiteres schreiben, das "O "über dem "a" kriege ich nicht hin) nachfragen.
 
Ohne mich in das Thema selbst eingelesen zu haben kann ich mir das noch am ehesten zur Hansezeit und unter Königen aus Deutschland vorstellen. Zur Hansezeit war etwa Stockholm mehrheitlich von Deutschen bewohnt und sie hielten mit Hilfe der Vitalienbrüder (Störtebeker) noch bis zum Ende zu ihrem deutschstämmigen König der letzten Endes den Kürzeren zog. Jedenfalls war der deutsche Anteil an Einwohnern in ganz Schweden zeitweilig sehr hoch. So hoch, das die Bedingung gestellt wurde das sie Schweden werden sollen wenn sie bleiben wollen. Ganz im Gegenteil zu vielen slawischen Ländern im Osten während des Mittelalters, wo sich deutschsprachige Dörfer, Städte, ja ganze Landschaften als isolierte Inseln bis in die Neuzeit halten konnten weil die dortigen Herrscher den Neusiedlern Vorrechte eingeräumt hatten um sie anzulocken.
...kleiner Kommentar am Rande.
 
Nicht zu vergessen ist auch die Zeit der Union mit Dänemark,das wieder weite Teile des deutschsprachigen Schleswig-Holstein besaß so wie der Besitz von Vorpommern , so daß auf diesem Wege deutschsprachige Beamte und Adelige an den schwedischen Hof gelangten.
 
Ich habe mal in den Regesten von Schweden nachgeschaut (geht bis 1457):
Svenskt diplomatariums huvudkartotek över medeltidsbreven - Sök

(Auf "avancerad sökning" klicken, dann bei "Språk" tysk eingeben. und dann unten "sök" anklicken.)

Da sind zwar jede Menge Dokumente auf Deutsch, aber kein innerschwedisches. Alle deutschen Dokumente sind irgendwie an deutsche Personen geknüpft.

PS. für Brissotin: Das å bekommt man hin mit Alt+0229.
 
Brissotin hat mich hierher verwiesen und zwar wegen folgender Passage:
Eine Information, die ich vor Jahren in Secundärlitteratur fand, nämlich daß an den Höfen von Stockholm und Copenhagen Deutsch Amtssprache gewesen sei, sagt hier vielleicht auch einiges. Immerhin waren beide König dort auch Reichsfürsten.
Habe jetzt meine alte Bücherliste rausgekramt, worauf Bücher verzeichnet sind, welche ich vor 8 Jahren in Biblioteken entliehen hatte:
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Joerg-Peter Findeisen, Verl. Friedrich Pustet, Regensburg 1999, "Daenemarck" (den genauen Titel habe ich nicht Verzeichnet und die Ausschreibung kann auch keine Citat sein).
Mit "Schweden" bezeichnete ich damals ein weiters Buch, ansonsten Verfasser u. Daten wie oben.
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Daraus stammte obgenannte "Information" - da bin ich mir sicher. Das waren beides Bücher, die recht Schulbüchern gemahnten und das waren sie wohl auch - ich meine speciell für die gymnas. Oberstufe.
Die brauchte ich im Frühjahr 1700/2000 für meine Hörfunkreihe "Ordinari Hörfunck=Avisen". Ab Mai 'hielt' ich hierfür eine Original-Zeitung von 1700: Der Copenhagener Correspondent darin schrieb sehr oft und sehr ausführlich und ich suchte mich heute Morgen halb tot.

Dann stieß ich rein zufällig noch auf dies:
Helsignör/ vom vorigen dito.*
... Gestern ist unsere Geistlichkeit sammt einem Bürgermeister und 4. a 5. Bürger ins Schwedische Lager gewesen/ und haben den König von Schweden und den Herrn General=Lieutenant Rehnschild gebeten/ daß Jhr. Majest. wolle Gnade für die Stadt/ Kirchen und Schulen haben/ worauf der König soll geantwortet haben: Nachdem ihr euch schicket; nemlich/ sie verlangen Provision so wol für Menschen und Vieh.
* Vormeldung war vom 7. August 1700

Man setzt um 1700 nicht so schnell Anführungszeichen, vor allem wenn Citate recht kurz sind. Aber ich vermute, daß es sich hier um ein Citat handelt.
Natürlich kann es sich auch um eine verteutschte Übersetzung handeln, aber es könnte an dieser Stelle vielleicht doch die Möglichkeit eines Fingerzeigs bedeuten: Vielleicht kennt ja jemand diese Worte des Schwedenkönigs, daß er tatsächlich wortwörtlich: "Nachdem ihr euch schicket" gesagt hätte (je nachdem wie ihr euch verhaltet - in die Besiegtenrolle schickt - werde ich euch verschonen oder nicht).

Anmerkung: Es geht hier um die Anfänge des nordischen Krieges. Dänemark besetzt das hochfürstliche Hollstein-Gottorf (alter Conflict), was die Englischen, Holländischen, Schwedischen und Braunschweig-Lüneburgischen Alliirten wiederum auf den Plan ruft. Diese marschieren gemeinsam auf Hollstein und berennen die Dänische Küste mit einer alliirten Flotte, bis schließich die Landung gelingt (was eine garstig schwere Geburt gewesen ist).
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Demoiselle
Dass einige schwedische Könige das Deutsche sprachen hatten wir ja schon erläutert und steht außer Frage, dass es Hofsprache war, belegt Deine nette Quelle allerdings auch nicht.
 
@Brissotin
Zu meiner Entlastung : das hatte ich letzte Woche ja auch eingestanden.
Demoiselle schrieb:
Natürlich kann es sich auch um eine verteutschte Übersetzung handeln, aber es könnte an dieser Stelle vielleicht doch die Möglichkeit eines Fingerzeigs bedeuten: Vielleicht kennt ja jemand diese Worte des Schwedenkönigs, daß er tatsächlich wortwörtlich: "Nachdem ihr euch schicket" gesagt hätte
Aber da die Quelle ja so "nett" ist (wie Du so schön sagst) und ich nichts Eindeutigeres gefunden habe, dachte ich mir : tu's mal da hin ...

P.S.: Es läßt sich leicht vermuten, daß "Provision" in etwa dem Begriff "Proviant" entspricht. Dem fragenden Zweifeler sei bestätigt, daß es in der Tat so sei. "Provision" ist in diesem Zusammenhang um 1700 sehr geläufig. Das erste Wort, mit dem Caspar Stieler 1695 übersetzt, ist "Vorraht".
 
Aber ich vermute, daß es sich hier um ein Citat handelt.
Natürlich kann es sich auch um eine verteutschte Übersetzung handeln, aber es könnte an dieser Stelle vielleicht doch die Möglichkeit eines Fingerzeigs bedeuten: Vielleicht kennt ja jemand diese Worte des Schwedenkönigs, daß er tatsächlich wortwörtlich: "Nachdem ihr euch schicket" gesagt hätte (je nachdem wie ihr euch verhaltet - in die Besiegtenrolle schickt - werde ich euch verschonen oder nicht).

Anmerkung: Es geht hier um die Anfänge des nordischen Krieges. Dänemark besetzt das hochfürstliche Hollstein-Gottorf (alter Conflict), was die Englischen, Holländischen, Schwedischen und Braunschweig-Lüneburgischen Alliirten wiederum auf den Plan ruft. Diese marschieren gemeinsam auf Hollstein und berennen die Dänische Küste mit einer alliirten Flotte, bis schließich die Landung gelingt (was eine garstig schwere Geburt gewesen ist).
Na ja, ich schrieb doch schon: Man verwendete das Deutsche im diplomatischen Schriftverkehr, wenn die Adressaten Deutsch sprachen. Aber Amtssprache war es offenbar nicht.
 
- räusper -´

Ich habe das Buch genannt, wo diese Aussage drin steht. Ansonsten habe ich mit Scandivavia so gut wie gar nichts zu tun und halte mich gern zurück.
 
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