Neues Licht auf König Konrad IV./ Quellenfund in Innsbruck

ursi

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In der Universitätsbibliothek Innsbruck wurden rund 130 bisher unbekannte Dokumente aus dem 13. Jahrhundert aufgefunden.

Es gibt ihn also doch noch, den großen, unerwarteten Quellenfund: In einem Pergamentkodex der Universitätsbibliothek Innsbruck, der aus der Zeit um 1300 stammt, wurden rund 200 Abschriften von Briefen und Mandaten Kaiser Friedrichs II., seines Sohnes Konrad IV. und anderer Persönlichkeiten des 13. Jahrhunderts entdeckt. Rund 130 dieser Dokumente waren der Forschung bisher unbekannt.

Die Sammlung stammt aus der Südtiroler Kartause Allerengelberg in Schnals und befindet sich seit der Auflösung des Klosters im Jahr 1784 im Besitz der Bibliothek. Daß die einzigartige Quellensammlung so lange unerkannt blieb, liegt unter anderem am irreführenden Titel des unscheinbaren, kleinformatigen Kodex, der „Notule rhetoricales diverse“ („Verschiedene rhetorische Anmerkungen“) lautet. Entdeckt wurden die lateinischen Texte vom pensionierten Bibliotheksdirektor Walter Neuhauser und dem Mittelalter-Historiker Josef Riedmann von der Universität Innsbruck.

Der Kodex dürfte das Wissen über die späte Stauferzeit bedeutend erweitern. Das gilt vor allem für die kurze Regierungszeit Konrads IV. (1250 – 1254). Seine Biographie muß nach diesem Fund wohl in Teilen umgeschrieben werden. Laut Josef Riedmann wird die Zahl der bekannten, von diesem Herrscher ausgestellten Schreiben durch die neuen Texte verdreifacht. So zeigen die Dokumente, wie Konrad die diplomatischen Beziehungen zum Papst, dem byzantinischen Kaiser, zu den Königen von Ungarn, Frankreich, Kastilien und England und zum Dogen von Venedig gestaltete. Die meisten Schreiben betreffen aber sein süditalienisches Erbkönigreich und seine Bestrebungen, die dortigen Widerstände gegen seine Machtübernahme niederzuringen.

Erhalten ist zudem Korrespondenz zu alltäglichen Verwaltungsangelegenheiten. So erteilt Konrad beispielweise in einem Schreiben die Erlaubnis, zwei Häuser eines Besitzers durch einen Bogen zu verbinden, in einem anderen regelt er Erbstreitigkeiten. Auch wirtschaftspolitische Maßnahmen werden belegt, etwa der Ausbau der Hafenanlagen von Barletta und Salerno.

Neben Texten von Konrad IV. und Friedrich II. finden sich im Innsbrucker Sammelkodex auch Schreiben mehrerer Päpste, ägyptischer Sultane und anderer Herrscher dieser Epoche. Wahrscheinlich gehen die Abschriften auf Konzepte aus der Kanzlei Friedrichs und Konrads zurück und dienten den Kartäusermönchen als Vorlagen für Schreibübungen. Eine kritische Edition der Dokumente im Rahmen der „Monumenta Germaniae Historica“ ist geplant.

Quelle: Stefan Dietrich
(http://www.damals.de/sixcms/detail.php?id=168334)
 
Frage einer nicht Latein kundigen Geschichtslaiin, wann und wie haben solche Menschen wie ich dann irgendwann Gelegenheit, diese neuen Erkenntnisse zu erfahren? Konrad IV ist nämlich mein "Lieblingsstaufer" - ja, sowas gibt es auch - und ich jage, wenn es die Zeit und meine beschränkten Möglichkeiten erlauben, jedem Fitzelchen an Info über ihn nach. Die Meldung oben hat meine Herzfrequenz gerade stark erhöht. Mußte mich kneifen, ob ich das nicht gerade träume!
(Ja, ich weiß, daß ich spinne. :rolleyes: )
 
@Schini: Solange ich Chancen habe, es noch zu erleben, soll mir das recht sein, ich bin geduldig. Es geht mir hauptsächlich darum, ob man dann auch als Nicht-Historikerin was erfahren kann.
Witzig finde ich den Passus', Konrads Biographie müßte vielleicht neu geschrieben werden. Welche??? Ich warte ja seit Jahren sehnsüchtig darauf, daß endlich mal jemand ihn entdeckt und über ihn schreibt. Sonst müßte ich doch noch Geschichte studieren, um es selbst zu tun. :rolleyes:
Ich habe mal bei der Bibliothek angefragt, aber ich schätze, interessierte Laien mit dem falschen Titel (rer.soc.oec.) stehen nicht an oberster Stelle der zu informierenden. Trotzdem, schaden kann es nicht.

Abgesehen davon, daß es ausgerechnet um "meinen" Konrad IV geht finde ich es grundsätzlich spannend, daß doch immer wieder was neues gefunden wird.

@Mercy: Danke, die Zusammenstellung kannte ich noch nicht. Ich habe mich nur mal per Suchfunktion durchgearbeitet. Ein herrlicher Quell an Information!
Und, stimmt, die alle zu lesen und vor allem zu analysieren sollte mich noch einige Zeit beschäftigen, vor allem bei meinem Tempo.

Danke Euch beiden!
 
In Beantwortung meiner eigenen Frage. Ich habe bei der UB Innsbruck angefragt und man hat mich an einen Professsor des dortigen Instituts für Geschichte verwiesen, der mir sofort und sehr freundlich geantwortet hat. (Wenn ich daran denke, wie lange ich oft auf Antworten meines Diplomarbeitsbetreuers warten mußte und in welchem Tonfall die manchmal waren ... )
Er bearbeitet den Fund gerade und will irgendwann im Lauf des Jahres 2006 einen Aufsatz über Fundgeschichte und Inhalt veröffentlichen. Später sollen die Texte dann auf Latein veröffentlicht werden. Eine Übersetzung steht noch in den Sternen. Ich bin geduldig und hoffnungsvoll. Und freue mich irrsinnig über die schnelle und nette Antwort. Historiker sind offenbar doch die besseren Menschen. :D
 
Ich habe die Angelegenheit leider ein wenig aus den Augen verloren und traue mich vorerst nicht, den damals so freundlichen Professor erneut zu belästigen. Weiß zufällig jemand etwas über den aktuellen Stand oder muß ich mich doch trauen, ihn noch mal zu kontaktieren?
 
Hallo!
Also für die deutsche Geschichte interessiere ich mich auch sehr, also auch für Konrad IV., als letzten König aus dem Geschlecht der Staufer. Aber was macht ihn für dich eigentlich zum Favoriten, nur mal so aus Neugier gefragt?
Wer mein Favorit ist, erkennst du unschwer an meinem Mitgliedernamen...
:)
 
Als ich angefangen habe, mich mit dieser Zeit zu beschäftigen, habe ich erst mal über die Kreuzzüge gelesen, zB Runciman. Und als ich mich dann den Staufern zugewandt habe, "kannte" ich Konrad IV bereits über seine mütterliche Familie.

Und ich habe eine Schwäche für Underdogs, was Konrad für mich definitiv ist. Ich nenne ihn auch gern die menschliche Fußnote, da er das Kunststück fertiggebracht hat, dreifacher König (Deutsches Reich erwählt, Jerusalem und Sizilien vererbt) zu sein, ohne je gekrönt zu werden.

Solange Friedrich II lebte, wurde er von ihm überschattet und danach vom so viel schillernderen Manfred und vom so viel tragischeren Konradin. Ist doch beachtlich, daß es über Konradin Biographien und Romane gibt, über Konrad IV aber nicht, obwohl der wenigstens 10 Jahre länger gelebt hat. Aber Konrad IV hatte einen schlechten PR-Berater, an Fieber oder Malaria (oder doch Gift?) zu sterben, kommt einfach nicht so gut, wie hingerichtet zu werden. Und sogar im Tod setzt sich das noch fort, weil Konrad nach den meisten Informationen noch vor der Beisetzung verbrannt ist und kein Hahn danach kräht, wo, falls überhaupt, er nun begraben ist, während das bei Konradin wiederum eine Geschichte für sich ist.

Und es macht die Sache sehr viel spannender, wenn man jedem Stück neuer Information nachjagen muß, als daß man die Veröffentlichungen kiloweise nachgeschmissen bekommt, wie beim Vater und Urgroßvater. Nicht, daß das Studium dieser beiden nicht auch faszinierend genug ist, da man doch immer wieder was neues findet, aber ...
Ich weiß nicht, kommt wohl alles zusammen. Und ich denke, ich habe mich nun selbst dazu überredet, den freundlichen Professor doch wieder anzuschreiben.
 
Und es macht die Sache sehr viel spannender, wenn man jedem Stück neuer Information nachjagen muß, als daß man die Veröffentlichungen kiloweise nachgeschmissen bekommt, wie beim Vater und Urgroßvater...
Kennst du diese Seite schon? Vielleicht ist hier noch was dabei... :cool:
Ergebnisse Ihrer Suche.

Edit:
Ach - und noch was: In einem deiner Beiträge meintest du, man müsse studiert haben, um eine Biografie eines Königs zu veröffentlichen. Warum eigentlich? Ich finde, wenn man sich eingehend mit einer historischen Figur beschäftigt, - in deinem Fall mit Konrad IV. - dann kann man durchaus auch ohne Studiumsabschluß auf einer Homepage eine Biografie ins Netz stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genealogie.de kenne ich, eine herrliche Seite, vor allem, wenn man sich durch Verwandtschaftsverhältnisse wühlt.
Ich habe schon sehr viel gefunden und muß mich auch noch durch die MGHs Konrads arbeiten. Die Infos sind ja da, man muß sie nur finden.

Zur Biographie, ich meine eher eine richtige, wissenschaftliche. Und da stößt man als Laie schnell an seine Grenzen, angefangen schon bei Latein, Althochdeutsch oder richtigem Quellenstudium oder dem Zugang zu irgendwo lagerndem Quellenmaterial.
Für mich ist die Mittelalterei ja nur ein Hobby, wenn auch ein schönes und sehr erfüllendes.
Daher hoffe ich darauf, daß mal ein Profi Konrad IV als biographiewürdiges Objekt entdeckt, wobei eben gerade diese neuen Funde doch ein schöner Anlass sein könnten.
 
Hallo Triere,

ich lege gerade eine Nachtschicht ein und habe dabei unter anderem auch diese Beiträge gelesen.

Mich würde der Stadt der Dinge auch interessieren.

Leider stimmt Dein Einwand, dass es über Konrad IV kaum Literatur gibt, die ganze Stauferzeit wird von den beiden Lichtgestalten Friedrich Barbarossa und Friedrich Roger überschattet und natürlich von tragischen Konradin.
Aber ich muß Barbarossa, dem hier aus dem Forum, beipflichten, niemand muß Geschichte studiert haben, um eine Biographie zu schreiben.....

Du solltest es Dir einfach nochmals überlegen..

Schöne Träume...
 
Der Professor hat mir wieder sofort und sehr nett geantwortet.
Er hat eine Reihe von Vorträgen gehalten und einen Aufsatz zum Thema geschrieben. Nächstes Jahr soll es eventuell eine Tagung in Rom geben, aber es wird noch viel Zeit vergehen, bis es endgültig editiert werden kann.

Gut, bis dahin schaffe ich es in meinem Schneckentempo vielleicht, mich durch die MGHs zu arbeiten.

Das Problem mit dem selber Schreiben ist, daß ich es mir einfach nicht zutraue. Und ich setze selbst so hohe Ansprüche an meine Bücher, daß ich es nicht verantworten könnte, etwas zu schreiben, was weniger als gut ist. Und ich gestehe, daß ich selbst voller Vorurteile gegen nicht "professionelle" Historiker als Autoren historischer Fachbücher bin.

Und was Romane betrifft, meine feige Alternative, auch davon gibt es im historischen Bereich schon zu viel schwache, als daß ich dazu noch beitragen müßte.
Daher lege ich lieber Köder aus in der Hoffnung, daß einer, der es kann, mal einen aufnimmt und schreibt, was ich lesen will. ;-)
 
Frage zu Konrad IV. >< Wilhelm v. Holland

Da wir nun schon mal diesen Pfad haben, habe ich noch eine Frage zum Thema.
Hier erst mal eine Zusammenfassung des Kamfpes zwischen Konrad IV. und dem Gegenkönig Wilhelm von Holland:
Aus verschiedenen Artikeln von mittelalter-genealogie.de/mittelalter:
Nun trat Heinrich II. v. Brabant neuerdings als Mitbewerber um die deutsche Krone auf, schlug dann aber den ihm nahe verwandten 19-jährigen Grafen WILHELM VON HOLLAND vor. Dessen Mutter war eine Schwester Heinrichs II., Maria, deren erster Gemahl OTTO IV. 1218 gestorben war. Mit WILHELM VON HOLLAND wurde nach HEINRICH RASPE ein zweiter Verwandter der BRABANTER und STAUFER Gegen-König FRIEDRICHS II. Am 16. Februar 1247 starb HEINRICH RASPE... Nicht entmutigt durch das rasche Ende HEINRICHS ruhte Papst Innocenz IV. nicht, bis hauptsächlich durch die rheinischen Erzbischöfe am 3. Oktober 1247 zu Neuß Graf Wilhelm von Holland zum Gegenkönige gewählt und am 1. November 1248 nach der Einnahme Aachens in dieser Stadt gekrönt wurde. Bei WILHELMS Wahl 1247 war (auch) Heinrich II. zugegen. Auch ließ er (Innocenz IV.) durch Predigermönche zum Kreuzzuge gegen die STAUFER aufrufen. In der Tat gelang es dem neuen Gegen-Könige, einen immer größeren Anhang zu gewinnen, wie zum Beispiel in den folgenden Jahren aus den Gegenden, welche für die Geschichte Württembergs in Betracht kommen, folgende Anhänger desselben sich nachweisen lassen. Von Geistlichen: Bischof Eberhard von Konstanz aus der Familie der Truchsessen von Waldburg, die Bischöfe von Würzburg und Speier, die Äbte von Anhausen und Bebenhausen; von den weltlichen Herren: die Pfalzgrafen Rudolf und Hugo von Tübingen, die Grafen Hartmann von Grüningen und Ulrich von Württemberg, Gottfried von Helfenstein-Sigmaringen, Konrad von Urach-Freiburg, die Edlen Konrad von Schmiedelfeld und Walter Hako, welcher im Jahre 1249 beim Papste zu Lyon erscheint. Hingegen blieben den STAUFERN treu: der Bischof von Augsburg; von den weltlichen Herren: Graf Ludwig von Öttingen, Schenk Walter von Limpurg und Gottfried von Hohenlohe, sodann fast alle schwäbischen Städte. In einem Kampfe gegen die Grafen Hartmann von Grüningen, Hartmann von Kiburg, Ludwig von Frohburg und Gottfried von Helfenstein-Sigmaringen, sowie den Abt von Reichenau wurde KONRAD etwa im April des Jahres 1248 in die Flucht getrieben und beinahe zum Gefangenen gemacht. Ja, als er die Nacht vom 28. auf den 29. Dezember dieses Jahres im Kloster St. Emmeran zu Regensburg zubrachte, wurde er beinahe das Opfer eines Mordanfalles von seiten des Bischofs Albert und seiner Ministerialen. Durch Verwüstung ihres Gebiets hatte er dieselben kurz zuvor erbittert, und so drangen, im Auftrage des Bischofs, Konrad von Hohenfels und andere seiner Ministerialen nachts in des Königs Schlafgemach, und nur dem Umstande verdankte er seine Rettung, dass gerade noch in dieser Nacht zufällig eine weitere Person in das Zimmer gekommen war, als den Mördern früher berichtet worden. So suchten dieselben, nachdem die ihnen bekannte Zahl von Bewohnern des Zimmers getötet oder gefesselt hatten, nicht weiter nach dem Könige, welcher unter einer Bank verborgen war.
WILHELM VON HOLLAND hielt sich nur durch die großen geldlichen Zuwendungen des Papstes über Wasser. Auch er konnte sich zunächst nicht gegen KONRAD durchsetzen. Der Kampf war noch unentschieden, als am 13. Dezember 1250 FRIEDRICH II. starb. Angesichts des nun vermehrt um sich greifenden Abfalls von der staufischen Sache gingen KONRAD wichtige Positionen verloren (unter anderem Stadt Boppard). Da seine Lage in Deutschland immer aussichtsloser wurde, scheint sich KONRAD entschlossen zu haben, sich des Königreiches Sizilien zu bemächtigen. Nachdem er sich durch Verkauf oder Verpfändung von Reichs- und Hausgut die nötigen finanziellen Mittel verschafft hatte, ernannte er Herzog Otto II. von Bayern zu seinem Stellvertreter in Deutschland und brach im Oktober 1251 nach Italien auf. Im Januar traf er im Königreich Sizilien ein, wo es nach dem Tod seines Vaters zu schweren Aufständen gegen die staufische Herrschaft gekommen war. KONRAD wurde ihrer ebenso Herr, wie er verstand, seinen Halbbruder Manfred in die Schranken zu verweisen. Noch manche harte Schläge hatten ihm Kampfe mit dem Papst und den oberitalienischen Städten getroffen, allein er hatte sich stets wieder aufgerafft und mit Glück wieder eine günstigere Wandlung seines Geschickes eingeleitet. Zum Erben im Kaiserreiche Deutschland und im Königreiche Sizilien war von ihm König KONRAD eingesetzt, allein Papst Innocenz forderte überall aufs drohendste zum Abfalle von demselben auf und sprach am 13. April 1251 den Bannfluch gegen ihn aus. Auch wurde Innocenz von den abtrünnigen schwäbischen Großen durch einen besonderen Abgeordneten in der Person des Grafen Ulrich von Württemberg beschickt. Dieser befand sich mit seinem Begleiter, Berchtold von Blankenstein, bereits am 20. März 1251 in Lyon, war ohne Zweifel auch mit König WILHELM zusammen, welcher im April dahin kam, und erfreute den Papst durch die Nachrichten, die er über die Gesinnungen seiner Landsleute brachte. Innocenz belobte die Abgefallenen wegen ihrer Anhänglichkeit an die Kirche, teilte ihnen mit, dass er König WILHELM aufgefordert habe, ihnen zu Hilfe zu ziehen, beglaubigte bei ihnen bis zur Absendung eines eigenen Legaten den Dominikaner Heinrich, welcher in Schwaben gegen KONRAD das Kreuz predigen sollte, und beteuerte endlich, die Kirche werde nie zugeben, dass die Schlangenbrut der STAUFER je wieder zur römischen Königs- und Kaiserwürde oder auch nur zum schwäbischen Herzogsamte gelange. KONRAD seinerseits begab sich gegen Ende des Jahres 1251 nach dem Süden, um sich seines sizilischen Erbreichs zu versichern und daselbst für neue und stärkere Unternehmungen in Deutschland Hilfsquellen zu eröffnen. Zu seinem Stellvertreter im letzteren Lande ernannte er seinen Schwiegervater, ließ seine schwangere Gemahlin bei demselben in Landshut zurück und verpfändete oder verkaufte manche der noch übrigen Güter seines Hauses. Freilich wirkten in seiner Abwesenheit die Umtriebe des Papstes und die Kreuzpredigten der Mönche sehr zu seinen Ungunsten, und er wurde im Juli 1252 von dem immer mächtiger gewordenen Gegenkönig WILHELM, ähnlich wie früher von HEINRICH RASPE, auf einem Reichstag in Frankfurt nicht nur des Herzogtums Schwaben, sondern auch aller seiner in Deutschland gelegenen Güter entsetzt. Allein er erstarkte im Süden dergestalt, dass er sich mit Heeresmacht wieder diesseits der Alpen aufzutreten vorbereitete, als ihm am 20. Mai 1254 im Lager bei Lavello ein Fieber dahinraffte. Vor seinem Ende hatte er dem päpstlichen Stuhle die Fürsorge für seinen einzigen Sohn Konrad übertragen und für den Fall von dessen Tode zugunsten seiner Schwester Margarete, Gemahlin des Markgrafen Albrecht von Meißen, Bestimmungen getroffen.
Nach dem Tod König KONRADS (21. Mai 1254) ruhte fast das ganze Gewicht der staufischen Sache bei den beiden bayerischen Herzögen. Trotz päpstlicher Mahnung weigerten sie sich gleich ihrem Vater, den Gegen-König WILHELM VON HOLLAND anzuerkennen. Sie nahmen, da für sie das Reich erledigt war, pfalzgräfliche Befugnisse wahr und blieben dem Bund mit dem staufischen Hause treu. Das kostbarste Unterpfand dieses Bundes war KONRADS und Elisabeths Sohn, der junge Konradin. Geboren am 25. März 1252 auf der Burg Wolfstein nordöstlich von Landshut, verbrachte er eine glückliche Jugend auf bayerischen Burgen, besonders in Wasserburg.
Der gegen Konradins Vater aufgestellte Gegen-König WILHELM VON HOLLAND war inzwischen nach König KONRADS Tode im alleinigen Besitze des Königtums geblieben. Er hatte auch in Schwaben, welches er übrigens nie betreten, bei Städten, wie Hall, und Klöstern, wie Bebenhausen und Maulbronn, Anerkennung gefunden... Als der König am 28. Januar 1256 mit seiner schweren Rüstung in der Gegend des Berkmeeres durchs Eis brach, wurde er von den ihm feindlichen Frieden erschlagen.
Vor ein paar Jahren habe ich mir die Frage schon einmal selbst gestellt, habe aber keine Antwort darauf gefunden:
Wer war der mächtigere von beiden? Konrad IV. oder Wilhelm von Holland?
:grübel:
 
Wer war der mächtigere von beiden? Konrad IV. oder Wilhelm von Holland?

Interessante Frage. Ist aber, glaube ich, so einfach nicht zu beantworten, denn wie in den meisten Fällen bei Gegenkönigen war die Anhängerschaft, unterstelle ich jetzt mal, größtenteils weniger eine Frage der Loyalität, sondern des aktuellen persönlichen Vorteils.
Wenn man aber der Argumentation im von Dir zitierten Artikel folgt, die oft und gern wiederholt wird, daß Konrad Deutschland mangels Erfolgsaussichten erst mal auf Eis gelegt hat, um sich Sizilien zu sichern, würde das für Wilhelm sprechen. Andererseits ist es diesem aber auch nicht gelungen, sich die Abwesenheit zunutze zu machen, was wohl den bayrischen Herzögen zu verdanken ist (denen die staufische Verwandtschaft aber auch nicht geschadet hat, siehe Loyalität vs. Vorteil). Und auch nach Konrads Tod scheint er sich nicht wirklich durchgesetzt zu haben, so daß man ihn nach wie vor nicht als König Wilhem I (oder gab es vor ihm schon einen dieses Namens?) kennt, sondern nur als Gegenkönig Wilhelm.
Und da sie beide jung gestorben sind und Wilhelm Konrad nicht lange überlebt hat, wird es noch schwieriger. Denn Konrads Aussichten vor seinem Tod wirkten gar nicht schlecht. Ein interessantes Waswärewenn.
Und, andererseits, ich habe auch schon gelesen, daß er Deutschland eben nicht mangels Erfolg auf Eis gelegt hat, sondern daß seine Anwesenheit in Sizilien einfach nötig war, bevor er es an Rebellen oder Manfred verlieren konnte, weshalb er es in den offenbar recht fähigen Händen seines Schwiegervaters belassen hat. Die bayrische Hochzeit scheint rückblickend eine kluge Wahl gewesen zu sein.

Tja, viel Blabla, aber keine klare Antwort von mir.
 
Hallo Triere, Hallo Barbarossa,

da möchte ich doch mit einem Zitat von Joinville in einem anderen Thread antworten:

"Ihm passierte ein Mißgeschick, was mittelalterlichen Herrschern öfters passierte. Er starb zu früh."

Eine befriedigende Antwort auf die Frage, was wäre gewesen wenn, gibt es einfach nicht.

Alles ist auch eine Frage der Loyalität und ich habe manchmal den Eindruck, die Herren haben ihr Mäntelchen ganz schön nach dem Wind gedreht.

@Hallo Triere, was macht Dein Buch ?

Schönen Abend noch....
 
Hi Josephine!

An genau dieses Zitat mußte ich auch denken.
Stimmt ja auch, denn alle 3 sind sie zu früh gestorben, Konrad und seine Gegenkönige, wobei es bei letzteren doch zumindest kriegerische Aktivitäten waren, wenn ich mich recht erinnere.

Mein Buch ruht im Wolkenkuckucksheim. :)
 
Und auch nach Konrads Tod scheint er sich nicht wirklich durchgesetzt zu haben, so daß man ihn nach wie vor nicht als König Wilhem I (oder gab es vor ihm schon einen dieses Namens?) kennt, sondern nur als Gegenkönig Wilhelm.

Zumindest im Norden hatte sich Wilhelm (als König der I./als Graf von Holland der II.) nach Konrads IV. Tod durchgesetzt. Als Graf von Holland war er von Haus aus einer bedeutensten Großen des niederländischen Raumes. Die Welfen gewann er mit seiner Heirat mit Elisabeth von Braunschweig und die Markgrafen von Brandenburg erkannten ihn auch als König an. Auch haben sich ihm ca. 70 Städte entang des Rheins angeschlossen.
Nur der Süden mit Schwaben (Konradin) und Bayern (Wittelsbacher) lehnten ihn ab. Jedoch blieb Wilhelm von Holland nach Konrads IV. Tod der einzig anerkannte König im Reich. Die Stauferpartei stellte keinen Kandidaten gegen ihn auf.
 
So arg viel Auswahl hatten die Staufer dann ja auch nicht mehr.

Ciao...
Na ja, immerhin gab es mit Konradin und Manfred noch zwei Staufer, die allerdings beide ein etwas unschönes Ende fanden:

"Am 18. November 1267 wurde Konradin von Clemens IV. exkommuniziert, der am 5. April 1268 ihm das Königreich Jerusalem entzog...Nach einem in Einzelheiten unbekannten Prozeß wurde Konradin zum Tode verurteilt und am 29. Oktober 1268 auf dem Marktplatz von Neapel hingerichtet."

"Dem Franzosen wurde das Königreich Sizilien, das die Päpste stets als ihr Eigentum betrachteten, zu Lehen gegeben. Bei Benevent kam es am 26. Februar 1266 zur Entscheidungsschlacht, die Karl gewann. Der Leichnam Manfreds wurde erst nach zwei Tagen gefunden, der Sieger ließ ihn auf dem Schlachtfeld beisetzten. Von dort soll der Bischof von Cosenza, ein STAUFER-Hasser, später die Gebeine entfernt und auf ungeweihter Erde verstreut haben. Manfreds Familie wurde ins Gefängnis gesperrt, wo seine Frau Helena und seine drei Söhne zugrunde gingen..."
 
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