Die neue Seeherrschaft im Zeitalter der Dampfschiffe

K

Köbis17

Gast
Die neue Seeherrschaft im Zeitalter der Dampfschiffe

Jahrhunderte lang betrieben große Seemächte Flotten aus Segelschiffen, die aus Holz gebaut waren. Jeder, der im Besitz der Fertigkeiten war, Kriegschiffe zu bauen und die finanziellen Mittel besaß, konnte sich eine mehr oder weniger große Anzahl von Kriegschiffen halten.
In der Regel bestand die Flotte aus den Linienschiffen , die den Kern darstellten.
Sie waren mit 60 – 120 Vorderladekanonen verschiedenster Kaliber ausgerüstet. Durch die Größe der Segellinienschiffe waren sie sehr langsam, selbst wenn der Wind gut war.
Mittle und kleinere Schiffe waren die Fregatten und Korvetten, die durch einen scharfen Rumpf, schneller Segeln konnten. Entsprechend Ihrer Größe waren Sie natürlich geringer bewaffnet. Sie dienten zumeist, die Seemachtsinteressen einer Nation im Ausland zu vertreten.
Die Gefechtstaktik bei diesen hölzernen Kriegschiffen lag meist nicht darin, den Gegner mittels der Artillerie zu versenken, sonder die gegnerischen Schiffe zu beschädigen oder der Mannschaft zu dezimieren, um anschließend das Schiff zu entern.
Doch all diese Schiffe waren technisch am Ende des Möglichen angelangt.

Mit dem einsetzten der industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich der Kriegschiffbau wesentlich. Schiffe wurden erstmals mit Panzerungen aus Stahl versehen. Und die Geschütze wurden durch einen gezogen Lauf genauer. Explosivgeschosse wurden eingeführt, die ein Schiff ohne Panzerung leicht vernichten konnten.

Der Einsatz der Dampfmaschine auf den Schiffen brachte eine weitere Neuerung, die ganz neue Möglichkeiten der Taktik zu lies, war man durch Sie nicht mehr vom Wind abhängig.

Doch der Bau solcher Schiffe setzte eine funktionierende Industrie, der jeweiligen Seemacht vorraus.
Großbritannien und Frankreich griffen als ersten den Bau von Panzerschiffen auf, den viele Nationen folgten.
Konnte man doch durch den Bau dieser Schiffe, alle bisherigen hölzernen Kriegschiffe deklassieren.
Der Besitz dieser modernen Waffen, stellte damals die Stärke eines Staates außenpolitisch, wie auch innenpolitisch dar.

Und dennoch wage ich zu behaupten, das die neuen Flotten eine „stumpfe“ Waffe darstellten.

Diese neuen Kriegschiffe, die mit der Zeit immer besser konstruiert worden, entschieden nur selten durch ein kämpferisches Aufeinadertreffen, von verfeindenden Nationen, über den Ausgang der politischen Spannung oder gar Krieges.
Nicht mehr allein die Masse an Kriegschiffen entschied, sondern die Konstruktion und die Taktik entschied.
Die neue Seeherrschaft zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde nur aus der Anzahl der Panzerschiffe und deren Bewaffnung gemessen. Kann dies so gewertet werden?

Mit den neuen Kriegschiffen kam auch Technik zum Einsatz, die die Entfernungen zu den Staaten und ihren Kolonien schrumpfen lies. Spannungen waren somit vorprogrammiert.
Das industrielle Aufstreben, verschiedener Staaten brachte mit sich, das jeder noch größer und besser als der Andere sein müsse.

Alfred Thayer Mahan schrieb 1890: „ Die richtige Nutzung der See und ihre Beherrschung sind nur ein Glied in der Kette wechselseitigen Austausches, der steigenden Wohlstand bringt. Sie sind aber das Hauptglied.“

Ich behaupte somit, dass ein Flottenwettrüsten, zwischen zwei Nationen nicht erst zu beginn des 1.Weltkrieges stattfand. Die Problematik beginnt schon viel früher und hat nicht ihren Ursprung im erlangen nach Seeherrschaft gehabt, sondern nach Wohlstand.

Grüßle
 
Ahoi Köbis,

wenn ich hinzufügen darf: Panzerschiffe kamen (nach ein oder zwei Versuchsschiffen in England und Frankreich) aus den USA bzw. CSA. Die rasante Entwicklung im amerikanischen Bürgerkrieg zuerst von "schwimmenden Kasematten" wie der CSS Virginia, "Monitoren" auf US-Seite und schließlich hochseetauglichen Panzerfregatten mit Rammsporn wie der CSS Stonewall vollzog eine Weiterentwicklung in vier Jahren, die es für alle seefahrenden Nationen erforderlich machte, fast den gesamten Flottenbestand auszumustern und neue Schiffe in Auftrag zu geben.

Ansonsten sehe ich keinen großen Unterschied zwischen dem Seemachtsgedanken bei z. B. dem attischen Seebund und dem britischen Empire. Blockieren, Handelsrouten abschneiden, Kapern waren schon immer die bevorzugten Mittel des Seekriegs - mehr als die Suche nach einer entscheidenden Seeschlacht wie bei Salamis oder der spanischen Armada.
Die Fähigkeit, innerhalb kurzer Zeit große Flotten aufzustellen, entschied schon den ersten punischen Krieg. Die technologischen Quantensprünge nach Einführung der Kanone, des gezogenen Geschützes, der Panzerung, des U-Bootes, Flugzeugträgers und der Lenkwaffe modernisieren nur den jeweiligen Seekrieg, sie krempeln ihn nicht um.
 
Ahoi Köbis,

wenn ich hinzufügen darf: Panzerschiffe kamen (nach ein oder zwei Versuchsschiffen in England und Frankreich) aus den USA bzw. CSA. Die rasante Entwicklung im amerikanischen Bürgerkrieg zuerst von "schwimmenden Kasematten" wie der CSS Virginia, "Monitoren" auf US-Seite und schließlich hochseetauglichen Panzerfregatten mit Rammsporn wie der CSS Stonewall vollzog eine Weiterentwicklung in vier Jahren, die es für alle seefahrenden Nationen erforderlich machte, fast den gesamten Flottenbestand auszumustern und neue Schiffe in Auftrag zu geben.

um.

Die Amis vermarkten ihre Geschichte am besten.:cool:

Du übersiehst den, in Deutschland fast vergessenen, Krimkrieg, ab da aber setzten sich schon die schraubengetriebenen Panzerschiffe durch.
Die hölzernen Segelschiffe hatten keine Möglichkeit die russischen Küstenbatterien zu bekämpfen. Wobei die Franzosen mit ihren gepanzerten Monitoren da für ein paar Jahre die Nase vorn hatten.
Auch die Überlegenheit des Dampfantriebs zeigte sich sehr nachhaltig.
10 Jahre vor dem US.Bürgerkrieg.

Ansonsten sehe ich keinen großen Unterschied zwischen dem Seemachtsgedanken bei z. B. dem attischen Seebund und dem britischen Empire. Blockieren, Handelsrouten abschneiden, Kapern waren schon immer die bevorzugten Mittel des Seekriegs - mehr als die Suche nach einer entscheidenden Seeschlacht wie bei Salamis oder der spanischen Armada.
Die Fähigkeit, innerhalb kurzer Zeit große Flotten aufzustellen, entschied schon den ersten punischen Krieg. Die technologischen Quantensprünge nach Einführung der Kanone, des gezogenen Geschützes, der Panzerung, des U-Bootes, Flugzeugträgers und der Lenkwaffe modernisieren nur den jeweiligen Seekrieg, sie krempeln ihn nicht

Na ja, ob die Husaren jetzt auf dem Ross daherkommen, oder mit dem Panzerspähwagen, die Dragoner auf dem Ross oder als Panzergrenadiere mit dem Schützenpanzer ist ja soooooooo ein großer Unterschied auch nicht.....

Ein immense Zäsur war das, vergleichbar mit der Einführung der Schiffskanone.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ansonsten sehe ich keinen großen Unterschied zwischen dem Seemachtsgedanken bei z. B. dem attischen Seebund und dem britischen Empire. Blockieren, Handelsrouten abschneiden, Kapern waren schon immer die bevorzugten Mittel des Seekriegs - mehr als die Suche nach einer entscheidenden Seeschlacht wie bei Salamis oder der spanischen Armada.

Der eine Aspekt zielt in diesem Sinne der Blockade auf den Wirtschaftkrieg. Einen weiteren würde ich allerdings auch in der Mobilität und im Transport/in der Versorgung von Truppen bzw. Expeditionsstreitkräften sehen. Die Seeherrschaft gibt bei langen verteidigten Küstenlinien die Möglichkeit zur Wahl des Schwerpunktes und damit der Initiative, dem der landgebundene Kriegsgegner zur abwartend gegenüber stehen kann.

Dieser Aspekt der Kriegsführung wurde durch die Dampfschiffe in seiner "Geschwindingkeit" bzw. dem Umfang der Mobilität verstärkt. Der Antrieb ermöglicht steigende Gewichte/Panzerungen, damit auch zugleich steigende Kaliberstärken.

Andererseits waren die Dampfschiffe in ihrer Reichweite wesentlich an geeignete Stützpunkte, an eine ausreichende Kohleversorgung gebunden. Die logistischen Anforderungen sind insoweit gestiegen und die Seeherrschaft wurde an verfügbare Kohleressourcen gebunden.
 
wenn ich hinzufügen darf: Panzerschiffe kamen (nach ein oder zwei Versuchsschiffen in England und Frankreich) aus den USA bzw. CSA. Die rasante Entwicklung im amerikanischen Bürgerkrieg zuerst von "schwimmenden Kasematten" wie der CSS Virginia, "Monitoren" auf US-Seite und schließlich hochseetauglichen Panzerfregatten mit Rammsporn wie der CSS Stonewall vollzog eine Weiterentwicklung in vier Jahren, die es für alle seefahrenden Nationen erforderlich machte, fast den gesamten Flottenbestand auszumustern und neue Schiffe in Auftrag zu geben.

Hallo,

repo, vollkommen richtig erkannt:

Die Amis vermarkten ihre Geschichte am besten.
Du übersiehst den, in Deutschland fast vergessenen, Krimkrieg, ab da aber setzten sich schon die schraubengetriebenen Panzerschiffe durch.
Die hölzernen Segelschiffe hatten keine Möglichkeit die russischen Küstenbatterien zu bekämpfen. Wobei die Franzosen mit ihren gepanzerten Monitoren da für ein paar Jahre die Nase vorn hatten.
Auch die Überlegenheit des Dampfantriebs zeigte sich sehr nachhaltig.
10 Jahre vor dem US.Bürgerkrieg.

Im Krimkrieg 1853-56 wurden erstmals Sprenggranaten verwendet. Zudem besaßen die Russen ca. 10 Fregatten mit Dampfantrieb.

Der Dampfantrieb hatte schon ab Anfang 1800 auf Schiffen Einzug gehalten, doch waren es immer Raddampfer, die für Kriegsschiffe sehr ungeeignet waren.
Mit der Erfindung der Schiffschraube durch Österreicher Joseph Ressel 1829 und deren Verbesserung durch den Briten Pettit-Smith und den Schweden Ericcson 1836, war das Antriebsproblem auf Kriegsschiffen gelöst.

Im Krimkrieg befand sich anfänglich zwischen Russland und der Türkei. Frankreich und England mischten sich ein, um Ihre Interessen zu waren.
Ich glaube hier ging es wieder um mehr, die Seeherrschaft. Alles in diesen Krieg drehte sich um die Meerengen und dem Zugang zum Schwarzen Meer.

Durch den Einsatz der Sprenggranaten der Russen, entgegneten die Franzosen mit schwimmenden Panzerbatterien. Tonnante, Lave und Devastation waren die ersten gepanzerten Kriegschiffe. Allerdings waren sie nicht Hochseefähig.

Genauso, wie die amerikanischen Modelle aus der Zeit des Bürgerkrieges. Zumal der Monitor sich nicht mal für den Küsteneinsatz in Frage kommt, da der Freibord viel zu niedrig war. Schon kleine Wellen überspülten das Schiff.

Erstes Hochseefähiges Panzerschiff 1859 war die franzosische Glorie, der 1861 die britische Warrior folgte.

Der Rammsporn kam 1866 im Seekrieg gegen Österreich und Italien zum Einsatz.

Also meines Erachtens, bauten die Amerikaner erst mit der 1910 fertig gestellten Michigan ein sehr gut konstruiertes Schiff, was auch andere Seemächte beeinflusste.

Aber der politsche Aspekt, eine starke Flotte zu Besitzen nahm im 19. Jahrhundert extrem zu. Wenn eine Nation keine starke Flotte, bestehend aus Panzerschiffen, mehr besaß, versank sie auch gleichzeitig in der politischen Bedeutungslosigkeit. Siehe Russland nach 1904.

Grüßle
 


Erstes Hochseefähiges Panzerschiff 1859 war die franzosische Glorie, der 1861 die britische Warrior folgte.

Der Rammsporn kam 1866 im Seekrieg gegen Österreich und Italien zum Einsatz.

Also meines Erachtens, bauten die Amerikaner erst mit der 1910 fertig gestellten Michigan ein sehr gut konstruiertes Schiff, was auch andere Seemächte beeinflusste.

Ja, du hast recht mit der Gloire und der Warrior. Aber, wie gesagt, das waren Prototypen. US-Schiffe wie die Kearsarge waren zwar keine ausgeprägten Panzerschiffe, hatten aber durch ihre Panzerung und Geschwindigkeit einen eindeutigen Vorteil gegenüber Holzschiffen.

Die Rammtechnik wurde im Krieg auf den Flüssen 1862-64 wiederentdeckt; Charles Ellet baute eine ganze Flottille von Rammbooten, die nur ihre robuste Konstruktion und Geschwindigkeit als Primärwaffe einsetzten. Die Folge war der "Rammbug" bei allen Kriegsschiffen bis in die 20er Jahre des 20. Jhs., als Holzschiffe definitiv nur noch eine Seltenheit auf See wurden.

Stimmt schon, die Amerikaner bauten erst spät ihre eigenen, richtig guten Hochseeschiffe -- zuvor bestellten sie sie in England und Frankreich.


Nb., Repo: Natürlich meine ich keine Vermischung der Waffentechniken; mit athenischen Trieren den Schiffsverkehr am Horn von Afrika zu sichern ist genau so ein Blödsinn wie 300 Flugzeugträger durch die Meeresenge von Salamis zu zwängen. Am strategischen Ziel des Seekriegs, der - wie Köbis bemerkte - grundsätzlich ein Wirtschaftskrieg ist, ändert es allerdings wenig, ob man ihn in der Antike mit Trieren oder im 20.Jh. mit U-Booten ausfocht.
 
Die Rammtechnik wurde im Krieg auf den Flüssen 1862-64 wiederentdeckt; Charles Ellet baute eine ganze Flottille von Rammbooten, die nur ihre robuste Konstruktion und Geschwindigkeit als Primärwaffe einsetzten. Die Folge war der "Rammbug" bei allen Kriegsschiffen bis in die 20er Jahre des 20. Jhs., als Holzschiffe definitiv nur noch eine Seltenheit auf See wurden.

Hallo Mummius,

stimmt, der Einsatz der Rammtechnik wurde im Bürgerkrieg wieder entdeckt.

  • April 1862 bei der Forcierung der Mississippiforts setzten die Konförderierten die Ramme Manassas ein, allerdings ohne Erfolg, sie ging im Kampf verloren
  • Juni 1862 setzten u.a. die Union zwei Rammschiffe ein
  • Juni 1863 versenkt das Rammschiff der Konförterierten Atlanta ein hölzernes Blockadeschiff, was wohl der erste Erfolg dieser Taktik war
  • April 1864 versenkt der Rammpanzer Albermarle ein Schiff der Union
  • August 1864 misslingt bei der Seeschlacht bei Mobile ein Rammversuch des Rammpanzers Tennessee
  • Oktober 1864 wird der KS Rammpanzer Albermarle von einem Spierentorpeto versenkt
Beim amerikanischen Bürgerkrieg wurden auch mit Erfolg die neuen Waffen Torpeto und Minen eingesetzt.

Und ich dachte immer, der Einsatz eines erfolgreichen Rammstoßes war die Versenkung der italienischen Re d´Italia in der Seeschlacht bei Lissa 1866.

Wieder was gelernt.
 
Am strategischen Ziel des Seekriegs, der - wie Köbis bemerkte - grundsätzlich ein Wirtschaftskrieg ist, ändert es allerdings wenig, ob man ihn in der Antike mit Trieren oder im 20.Jh. mit U-Booten ausfocht.

Die Betrachtung erscheint mir doch etwas einseitig, focussiert auf die europäischen Seemächte und hier vor allem Großbritanniens Ansatz des Blockadekriegs/Deutschlands Ansatz des Zufuhrkrieges.

Für die Seestreitkräfte des 20. J sind dagegen weitere Zielsetzungen auch strategischer Art erkennbar:

1. Die Funktion der Royal Navy, eine Invasion Großbritanniens abzuwehren, steht 1940 mindestens gleichrangig neben der Aufgabe der Aufrechterhaltung der Zufuhrlinien.

2. Der bislang anhand der Seestreitkräfte der Kontrahenten größte Seekrieg fand im Pazifik statt, als Handelskrieg grob gesagt nur am Rande durch die U-Boot-Waffe der USA (und mit einigen Trägerraids) geführt. Ansonsten wurde die Masse der Seestreitkräfte für die Seeoperationen mit direkten militärischen Zielen eingesetzt (Angriff auf/Abwehr in Einflußzonen und Stützpunkten).

3. Der Seekrieg im Mittelmeer 1940/43 war vorrangig kein Wirtschaftskrieg, sondern ein Kampf um Versorgungslinien der Landstreitkräfte und Stützpunkte (Nordafrika, Malta, Kreta etc.). Als Wirtschaftskrieg wurde hier - wieder am Rande - der britische U-Boot-Krieg gegen die rumänische Ölversorgung für Italien/Balkan über die Dardanellen geführt.
 
Da der Thread inzwischen soweit geöffnet ist, dass wir nicht mehr nur über Dampfschiffe sprechen (und ich muss zugeben, dass ich gar nicht genau weiß, auf welchem technischen Stand die Schiffe der gleich erwähnten Flotte denn standen), erlaube ich mir Silesias folgende Worte mit einem zweiten Bsp.zu untermauern:

Andererseits waren die Dampfschiffe in ihrer Reichweite wesentlich an geeignete Stützpunkte, an eine ausreichende Kohleversorgung gebunden. Die logistischen Anforderungen sind insoweit gestiegen und die Seeherrschaft wurde an verfügbare Kohleressourcen gebunden.

Oder später Öl:
Als die nationalen Generäle im Juli '36 gegen die Volksfrontregierung der spanischen Republik putschten, hatten sie den größten Teil ihrer Truppen in Marokko, was eine echtes logistisches Problem wurde, denn die Matrosen der Flotte brachten den Großteil ihrer Offiziere um und stellten sich auf die Seite der Republik. Franco konnte also das Ejército de África zunächst nicht nach Spanien rüberbringen (Nazi-Deutschland leistete nach einigen Tagen dann großzügig Waffenhilfe). Die Marine war also größtenteils in republikanischer Hand und kontrollierte anfänglich die Straße von Gibraltar. Nun hatte aber José Enrique Varela Iglesias, einer der später wegen der durch ihn geleiteten Befreiung des Alcázar von Toledo zum Kriegshelden hochstilisiert wurde, die Stadt Cádiz in seine Hand gebracht und die Briten verweigerten entsprechend ihrer Nichtinterventionspolitik den spanischen Schiffen das Auftanken in Gibraltar. Daher mussten die republikanischen Schiffe immer bis nach Málaga fahren, um wieder aufzutanken, konnten also die Straße von Gibraltar nicht vollständig kontrollieren. Als die Deutschen dann mit Flugzeugen (zunächst war die Waffenhilfe nur logistisch, erst später wurden Kampfeinsätze hinzugenommen) die Truppen nach Spanien rüberflogen, konnte die republiktreue spanische Marine gar nichts mehr ausrichten.
 
Für die Seestreitkräfte des 20. J sind dagegen weitere Zielsetzungen auch strategischer Art erkennbar:

1. Die Funktion der Royal Navy, eine Invasion Großbritanniens abzuwehren, steht 1940 mindestens gleichrangig neben der Aufgabe der Aufrechterhaltung der Zufuhrlinien.

2. Der bislang anhand der Seestreitkräfte der Kontrahenten größte Seekrieg fand im Pazifik statt, als Handelskrieg grob gesagt nur am Rande durch die U-Boot-Waffe der USA (und mit einigen Trägerraids) geführt. Ansonsten wurde die Masse der Seestreitkräfte für die Seeoperationen mit direkten militärischen Zielen eingesetzt (Angriff auf/Abwehr in Einflußzonen und Stützpunkten).

3. Der Seekrieg im Mittelmeer 1940/43 war vorrangig kein Wirtschaftskrieg, sondern ein Kampf um Versorgungslinien der Landstreitkräfte und Stützpunkte (Nordafrika, Malta, Kreta etc.). Als Wirtschaftskrieg wurde hier - wieder am Rande - der britische U-Boot-Krieg gegen die rumänische Ölversorgung für Italien/Balkan über die Dardanellen geführt.


Na die Problematik bestand nicht nur für die Zeit des 2. Weltkrieges:

zu 1. Die Flotte einer Nation dient als erstes immer dem Schutz der eigenen Küsten. Das war glaub ich schon immer so. Egal ob Riemenschiffe, Segelschiffe oder gepanzerte Kriegsschiffe.​

zu 2. Auch dies wurde schon immer so durchgeführt, z.Bsp. das deutsche Ostasiengeschwader mit Ausbruch des 1. Weltkrieges. Es wurde Handelskrieg ( SMS Emden )als auch Angriffe auf Stationen der Gegner ( geplante Zerstörung der Station auf den Falklandinseln ) durchgeführt.​

zu 3. Ein wesentlicher Bestandteil der Einsatz einer Flotte liegt auch darin, die Landstreitkräfte zu unterstützen. z.Bsp. der Angriff der italienischen Flotte 1866 nach der Niederlage des italienischen Heers bei Custoza.​
Somit kann man sagen, das der Zweck einer Flotte der jeweiligen Nation unabhängig vom Zeitalter, sich immer gleicht. Nur die Umsetzung der Ziele änderte sich, durch den Einsatz verschiedener Techniken.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich behaupte somit, dass ein Flottenwettrüsten, zwischen zwei Nationen nicht erst zu beginn des 1.Weltkrieges stattfand. Die Problematik beginnt schon viel früher und hat nicht ihren Ursprung im erlangen nach Seeherrschaft gehabt, sondern nach Wohlstand.

Viele von euch haben doch sicher den guten alten Jules Verne in ihrer Jugend gelesen. In "Reise von der Erde zum Mond" beschreibt er sehr schön die Rivalität zweier Konstrukteure, ein Artillerist und ein Panzerplattenschmied, die sich gegenseitig ständig überflügeln wollen.

Meines Wissens gab es in der 2. Hälfte des 19.Jh. eine Zeit, wo Kriegsschiffe schon beim Stapellauf nur noch Schrottwert besaßen, weil der potentielle Gegner schon eine schnellere, feuerkräftigere und besser gepanzerte Version auf der Helling hatte.
 
Ganz genau, der Kampf zwischen Panzerung und Artillerie war der Motor der Aufrüstung zu See.

Dennoch gab es Marinen, die an alten Traditionen festhielt, egal ob es nun fortschrittlich war oder nicht. Allen voran war das die britische Marine. So hielt man am längsten an einer Takelage fest.

Aber der Drang nach dem Ultimativen, war wohl der Grund der Seerüstung.
 
Ganz genau, der Kampf zwischen Panzerung und Artillerie war der Motor der Aufrüstung zu See.

Dennoch gab es Marinen, die an alten Traditionen festhielt, egal ob es nun fortschrittlich war oder nicht. Allen voran war das die britische Marine. So hielt man am längsten an einer Takelage fest.

Aber der Drang nach dem Ultimativen, war wohl der Grund der Seerüstung.

Noch heute hat jede Kriegsmarine, die etwas auf sich hält, ihr Segelschulschiff. (als die Gorch Fock überholt wurde, hat man solange eines "geleast")
Die deutschen Gebirgsjäger haben heute noch ein paar Mulis.

Ich behaupte mal: Die Militärs sind allesamt große Nostalgiker.
 
Gegen miltärische Nostalgie und Traditionspflege ist ja nichts einzuwenden, da sieht man täglich Beispiele im Fernsehen bei Staatsempfängen.

Dumm läuft es nur, wenns im Ernstfall dabei bleibt. Bekanntes Beispiel: Die französische Armee zu Beginn des 1.WK: Rote Hosen, blaue Mäntel und dann womöglich noch mit Tschingdarassabum über offenes Feld angreifen.
Ausbaden musste es, wie immer, der einfache Soldat...
 
Na der Vergleich eines Segelschulschiffes, mit dem Kampfschiff, was den Kern einer Flotte darstellen soll, ist wohl nicht ganz passend.

Die britische Marine hielt beim Bau von Panzerschiffen, die damals den Kern der Flotten darstellten, an einer Besegelung fest, um die Schiffe überall in Ihrem Imperium einzusetzten. Kohlestationen gab es damals noch zu wenig und die Maschinenanlagen der damaligen Zeit waren auch noch nicht so zuverläßig. Aber fast alle Marinen stellten um auf reinen Dampfantrieb, um die Aufstellung der Geschütze besser durchführen zu können, die von einer Takelage extrem behindert wurde.

Segelschulschiffe, waren in der Regel immer Segelschiffe, sagt glaub schon der Name.
 
HMS "Warrior" liegt noch heute als Museumsschiff in Portsmouth.
Beschreibung + Farbfoto findet ihr bei wiki.

Die Bewaffnung lag seitlich, also hätten Segel nicht weiter gestört.
Drehtürme kamen erst später auf.
 
Na die Problematik bestand nicht nur für die Zeit des 2. Weltkrieges:
zu 2. Auch dies wurde schon immer so durchgeführt, z.Bsp. das deutsche Ostasiengeschwader mit Ausbruch des 1. Weltkrieges. Es wurde Handelskrieg ( SMS Emden )als auch Angriffe auf Stationen der Gegner ( geplante Zerstörung der Station auf den Falklandinseln ) durchgeführt.​

Hallo Köbis,

den Flottensplitter veralterter Ostasienkreuzer würde ich allerdings nicht mit der strategischen Anlage des pazifischen Seekriegs 1941-1945 vergleichen, bei dem die Hauptstreitkräfte in den Seekrieg um die Ausdehnung der beherrschten Gebiete bzw. in die amphibischen Operationen mit der Suche nach Entscheidungsschlachten verwickelt waren.

Mir ging es nur um die Aussage oben: Seekrieg ist im Kern stets Wirtschaftskrieg/Blockadekrieg. Das wollte ich etwas verbreitern. Sicher hatte die japanische Flotte die strategische Aufgabe, den eroberten südostasiatischen Wirtschaftsraum zu sichern. Umgekehrt zielten die amerikanischen Operationen auf den Fortschritt Richtung japanisches Mutterland (auf zwei Wegen). Beide Seiten hatten dabei stets die "Entscheidungsschlacht" im Blick (Von Rainbow4-Konzeptionen über die Marianen bis Leyte).


Der Hinweis von El Quijote ist völlig richtig. Zwar sind die Reichweiten gegenüber der Kohlebefeuerung gestiegen, aber die logistischen Anforderungen und die Einwirkungen der Energieressourcen auf den Seekrieg entsprechend. Dazu ein kleines Beispiel: Die Midway-Operation (unabhängig vom Fehlschlag gesehen) hatte die IJN ihre wesentlichen Ölresserven gekostet. In den Nachkriegs-Vernehmungen wurde ausgeführt, dass die IJN zu keiner zweiten vergleichbaren Aktion 1943 aufgrund der Ölkanppheit in der Lage gewesen wäre. Die Marianenschlacht wurde im wesentlichen (neben den verfügbaren Luftstützpunkten) deswegen ausgewählt, weil die japanische Flotte nahe an ihren Basen operieren konnte und sich kein monatelanges Taktieren leisten konnte. Die Versorgung lief damals bereits unter "Abzweigen" der Tonnagen, die dann nicht nach Japan geschickt werden konnten.
Oil and Japanese Strategy in the Solomons: A Postulate
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

hier eine kleine Zeittafel bei der Entwicklung der Panzerschiffe im 19.Jahrhundert.

Die Briten rüsteten ihre Panzerschiffe noch bis in 80iger Jahre mit Takelage aus. Also kein Vergleich zu den Schiffen, die 20 Jahre zuvor gebaut worden sind.

Grüßle
 

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Segelschulschiffe, waren in der Regel immer Segelschiffe, sagt glaub schon der Name.

Da muss ich Dir recht geben.

Nur sagen wollte ich etwas ganz anderes.
Ich wollte eigentlich daraufhinweisen, dass die Tradition, ein gewisses Beharren auf althergebrachtem, zur Marine gehört. Was evtl. auch mal zum "Hinterherhinken" führt.
(Zumindest will sich mir Landratte nicht erschließen, was außer Öffentlichkeitsarbeit ein Segelschulschiff heute noch bringen soll)

Genau genommen Weinen die Seestrategen bis heute ihrem Segelschiff nach. Das monatelange unabhängigsein vom Hafen und Festland, muss einem Strategen schon imponieren.
Einen Wunsch den sie sich derzeit mit nuklear angetriebenen Schiffen erfüllen. Oder die Brennstoffzellen bei den neuen deutschen U-Booten.
Auch tauchen immer mal wieder Projekte für Schiffe, die auf die eine oder andere Art und Weise durch Windkraft angetrieben werden, auf.
 
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Waren die Masten vielleicht in relativ kurzer Zeit umlegbar? Würde m.E. Sinn machen.

(Zumindest will sich mir Landratte nicht erschließen, was außer Öffentlichkeitsarbeit ein Segelschulschiff heute noch bringen soll)
Das genügt schon völlig. Was glaubst du wohl, was jeden Sommer in Rostock und Kiel los ist, wenn die Windjammerparaden laufen. Ihr "Landratten" dürft dann gerne kommen, gucken - und zahlen. Die ganze Region profitiert davon, mit allem was da noch so dranhängt.
 
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