Zwei Fragen zum Mittelalter

TGDarmstadt

Aktives Mitglied
Hallo Leute,

ich habe in einem Schulbuch einen Multiple-Choice-Test zum Mittelalter entdeckt, den ich vielleicht im Unterricht verwenden möchte. Leider ist keine Lösung in dem Buch abgedruck. Bei den meisten Fragen kenne ich die Antwort. Bei zwei Fragen bin ich jedoch selbst nicht sicher:

1. Welchen Beruf konnten Frauen im Mittelalter ausüben:
A Handwerksberuf mit Meistertitel
B Kriegshandwerk
C Bürgermeisteramt

2. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung im Mittelalter betrug
A 35 Jahre
B 45 Jahre
C 60 Jahre

Bei Frage 1 glaube ich mich zu erinnern, dass die Witwen von Handwerksmeistern im Spätmittelalter das Gewerbe ihres Mannes fortführen durften, womit A die richtige Antwort wäre. Ich bin mir aber nicht sicher.

Bei Frage 2 habe ich unterschiedliche Angaben im Internet gefunden, von 25 Jahren bis 50 Jahren. Was meint ihr, ist hier die richige Antwort?
 
Danke für die Antwort. Zu Frage 1 habe ich etwas gefungen:

Frauen im Mittelalter - Artikel

Hier wird klar gesagt, dass Frauen in den Städten auch Handwerksberufe ausübend durften. Diese Regelung gilt damit vor allem für das Spätmittelalter, doch die Frage war ja nicht sehr differenzierend gestellt.

Zu Frage 2 würde ich wohl sowohl Antwort A als auch Antwort B zulassen und auf das Problem verweisen, dass es verschiedene Angaben gibt. Die Unsicherheit der Quellen ist eben oft ein Problem besonders der Mittelalterforschung.

Da der Test auch nicht zur Benotung benutzt werden soll, sondern als Einstieg in das Thema Mittelalter, dürfte es anschließend auch keine Diskussionen geben.

Wenn Interesse besteht, poste ich den ganzen Test hier, sobald ich ihn im Unterricht verwendet habe.
 
Ich befürchte auch, dass die Fragesteller nicht so ganz geschickt waren, gerade bei der 1. Frage. Ich glaube für das Spätmittelalter schon von einem winzigen Teil an Frauen im Heer gelesen zu haben oder dass diejenigen, welche mitkamen, auch wenigstens einen Spieß benutzen können sollten.:grübel:
 
ich habe in einem Schulbuch einen Multiple-Choice-Test zum Mittelalter entdeckt, den ich vielleicht im Unterricht verwenden möchte.
Grundsätzlich eine schöne Idee, um den Unterricht aufzulockern.

Aber ist denn ein Test geeignet, der schon den Lehrer ins Schleudern bringt ;-)

1. Welchen Beruf konnten Frauen im Mittelalter ausüben:
Das sollte man umformulieren.
Ist da gemeint "durften" im juristischen Sinne oder "waren fähig zu" im Sinne von "kam real vor".

Bei der Lebenserwartung sollte man die Schüler darauf aufmerksam machen, daß es im Mittelalter einen Riesenunterschied gibt zwischen der Berechnung ab Geburt oder Lebenserwartung für Erwachsene.

Bei den oft üblichen Berechnungen ab Geburt kommt ja durch die hohe Kindersterblichkeit ein überaus niedriger Durchschnitt heraus (aus dem Gedächnis heraus würde ich da Werte um die 30 vermuten). Und dann glauben die Schüler, die Leute wären ab Mitte 30 Tattergreise gewesen und kurz darauf gestorben.

Die Lebenserwartung von Leuten, die es durch die Kindheit geschafft hatten, war dagegen deutlich höher und deswegen gab es auch im Mittelalter viele Leute, die es auf 50, 60 oder höher brachten.
 
Hallo Leute,

ich habe in einem Schulbuch einen Multiple-Choice-Test zum Mittelalter entdeckt, den ich vielleicht im Unterricht verwenden möchte. Leider ist keine Lösung in dem Buch abgedruck. Bei den meisten Fragen kenne ich die Antwort. Bei zwei Fragen bin ich jedoch selbst nicht sicher:

1. Welchen Beruf konnten Frauen im Mittelalter ausüben:
A Handwerksberuf mit Meistertitel
B Kriegshandwerk
C Bürgermeisteramt

Hier müsste man antworten: Keinen dieser Berufe konnten Frauen ausüben!

Bei B und C ist das ohehin klar, aber auch bei A ist zu sagen, dass Frauen nicht den Berufsweg vom Lehrling über den Gesellen bis hin zum Meister nehmen konnten. Es gab zuweilen lediglich den Tatbestand, dass der Handwerksmeister verstarb und die Zunft es der Ehefrau gestattete, das Gewerbe zunächst in eigner Regie weiterzuführen, bis sie sich erneut verheiratete. Da einige Frauen oft kein Interesse an einer neuen Heirat hatten, kam es dazu, dass aus dem Provisorium ein geduldeter Dauerzustand wurde und die Frau - die "Meisterin" - in der Tat das Geschäft alleine führte.

Dennoch war der Handwerksberuf als solcher den Frauen versperrt, auch wenn es einige Ausnahmen gegeben haben mag (ich glaube die "Seidenspinnerei"). Doch das war nicht die Regel!
 
Hier müsste man antworten: Keinen dieser Berufe konnten Frauen ausüben!

Dennoch war der Handwerksberuf als solcher den Frauen versperrt, auch wenn es einige Ausnahmen gegeben haben mag (ich glaube die "Seidenspinnerei"). Doch das war nicht die Regel!
Ich denke da haben wir das Problem, nämlich eine erhebliche Diferenz dazwischen, was die Frauen "durften" und was faktisch getan wurde, wobei natürlich DAS Mittelalter auch wirklich lang ist und ich die Fragen, wenn nur als Einstieg zwar für gescheit halte, aber eben nur, wenn die Lehrer auch mit Beispielen pro und kontra der jeweiligen Antworten bestückt sind.

Ich glaube, dass es gerade bei der Schneiderei zu gewissen Einbrüchen gab, da Frauen entgegen der eigentlichen Bestimmungen dennoch schneiderten, was später zu der Zulassung von Frauen für Schneiderei für Damen und Kinder führte. Ich schlage da mal im "L'Art du Tailleur" von Garsault (1760er) nach.
Eben nachgesehen und sanktioniert wurde die Tätigkeit von Frauen als offizielle "Maîtresses Couturieres" erst 1675 von "Louis XIV. dit le Grand". (Siehe S. 2)
 
Ich schlage da mal im "L'Art du Tailleur" von Garsault (1760er) nach.
Eben nachgesehen und sanktioniert wurde die Tätigkeit von Frauen als offizielle "Maîtresses Couturieres" erst 1675 von "Louis XIV. dit le Grand". (Siehe S. 2)

Aber zu diesem Zeitpunkt, lieber Briso, war das "Mittelalter" längst perdu!
 
Aber zu diesem Zeitpunkt, lieber Briso, war das "Mittelalter" längst perdu!
Ist mir schon klar.;)

Mir geht es ja gerade darum, dass offenbar die erste offizielle Einführung einer Bezeichnung "Meisterin" in dem Gewerk eher eine Sache der Frühen Neuzeit war, obwohl man heute die Schneiderei doch eher Frauen zuordnen würde, abgesehen von der Herrenschneiderei, die bis heute weitesgehend eine männliche Domäne geblieben ist.

Wenn das Thema hier länger bleibt, frage ich mal Kenner der Materie Handwerk und Frauen im MA.
 
In Köln gab es in Spätmittelalter eine Goldspinnerinnenzunft, in der nur Frauen zugelassen waren.

Die meisten Gewerke werden ausschließlich Männern vorbehalten gewesen sein, aber in solchen Bereichen wird es sicher etliche Frauen gegeben haben.
 
Zurück
Oben