alte deutsche Schrift

Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne eine Reihe von amtlichen und geschäftlichen Schriftstücken aus der Zeit um 1900 (auch württembergischer Herkunft), die ein anderes Bild ergeben: Fast alles ist in deutscher Kurrentschrift; Latein spielt eine bescheidene Rolle.

Man muss sicher eine Unterscheidung zwischen geschäftlichen und amtlichen Schriftstücken machen und den privaten Briefen.

Im privaten Bereich musste man sich, wie auch heute, nicht an die offizielle Schrift halten.
 
Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne eine Reihe von amtlichen und geschäftlichen Schriftstücken aus der Zeit um 1900 (auch württembergischer Herkunft), die ein anderes Bild ergeben: Fast alles ist in deutscher Kurrentschrift; Latein spielt eine bescheidene Rolle.

Das lässt mich jetzt nicht ruhen. Werde ich mich über das Wochenende mal dahinter klemmen. Was ich aber ganz sicher weiß, (auch jetzt am Schreibtisch, umgeben von geschäftlicher Korrespondenz des Jahres 2006) ist, dass die Kirchenbücher zw. 1500 und 1800 durchgängig in Latein sind.

Grüße Repo
 
Man muss sicher eine Unterscheidung zwischen geschäftlichen und amtlichen Schriftstücken machen und den privaten Briefen.

Im privaten Bereich musste man sich, wie auch heute, nicht an die offizielle Schrift halten.

Da hast du allerdings recht, das muss beachtet werden. Danke für den Hinweis.
Wurde "Sütterlin" oder eben "Kurrentschriften" auch in der Schweiz benutzt?

In den Grundschullesebüchern BW´s Ende 50er Anfang 60er war der vordere Teil in moderner Druckschrift, der hintere, Märchen wenn ich mich recht erinnere in Gotischer Schrift gedruckt.

Grüße Repo
Grüße Repo
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast du allerdings recht, das muss beachtet werden. Danke für den Hinweis.
Wurde "Sütterlin" oder eben "Kurrentschriften" auch in der Schweiz benutzt?

Grüße Repo

Ja, meine Grossmutter hat in Sütterlin geschrieben, mein Vater ebenfalls. Wobei bei ihm hat es dann eine Vermischung gegeben. Und die alten Dokumente sind in Kurrent.


Als Info:

Die Uni Zürich hat ein öffentliches Lernprogramm für das Arbeiten mit alten Quellen. Kann man jederzeit beginnen und es ist wirklich sehr gut.

http://www.adfontes.unizh.ch/1000.php
 
Sammle so ein bißchen alte Zeitungen.
Hab jetzt mal kurz reingeschaut. Kreisamtsblatt der Wille 1938 wie erwartet Fraktur und gotische Letterm.
Dito 1944, seltsam modern anmutende Schrift.

Ist mir noch gar nie aufgefallen. Interessant auf was einen das Forum alles bringt.

Grüße Repo
 
ist zwar schon etliche jahre her, aber in der 4.klasse (1974, in baden-württemberg) behandelte ein abschnitt unserer "fibel" sütterlin und fraktur. wir haben das auch noch lesen müssen. meine 2 jahre jüngere schwester schon nicht mehr.
 
ist zwar schon etliche jahre her, aber in der 4.klasse (1974, in baden-württemberg) behandelte ein abschnitt unserer "fibel" sütterlin und fraktur. wir haben das auch noch lesen müssen. meine 2 jahre jüngere schwester schon nicht mehr.
Interessant, 1974 noch.
Auf dem Notariat, die müssen aber eine ganze Weile gesucht haben. Die Kombination PC + "Deutsche Schrift" ist anscheinend selten. Für meinen Bekannten, ehemals Prokurist einer inzwischen abgenippelten Trikotfabrik, die Rettung. Nicht wegen der Kohle, aber der war drauf und dran sich dem Suff zu ergeben. Jetzt hat er eine Aufgabe, die ihn auch noch interessiert.

Grüße Repo
 
Ich habe in der Schule "Schnürlischrift" gelernt. Was ich jetzt interessant finde ist, dass wir das kleine b in einer Art Sütterlin gelernt haben, der Rest aber anders. Heute sieht das ganze wieder anders aus.

Ich muss mal meine alten Schulhefte suchen.
 
Das lässt mich jetzt nicht ruhen. Werde ich mich über das Wochenende mal dahinter klemmen. Was ich aber ganz sicher weiß, (auch jetzt am Schreibtisch, umgeben von geschäftlicher Korrespondenz des Jahres 2006) ist, dass die Kirchenbücher zw. 1500 und 1800 durchgängig in Latein sind.

Grüße Repo
Das mag für deine Gegend vielleicht zutreffen. Die protestantischen Kirchen stiegen im Laufe des 16. Jh. alle vom Latein auf deutsche Schrift um. Die Kirchenbücher im Mitteldeutschen Raum sind, soweit ich diese eingesehen habe (ca. 500 Bücher) alle in deutscher Schrift verfasst, durchgängig bis in die 40er Jahre des 20 Jh.
Auch amtliche und geschäftliche Briefe haben im 16. Jh. die gotische Schrift abgelegt und mit der deutschen Schrift getauscht.
 
Interessantes Thema. Zu meiner Schulzeit (POS 1970-1980) habe ich erfahren, dass es diese Schriften gab, mit kleinen Lesebeispielen. Allerdings kann ich nicht sagen, ob es offizieller Lehrstoff war oder wir nur einen Lehrer hatten, der uns dafür sensibilisieren wollte. Ich hatte sie aber vorher schon von meinem Stiefvater erlernt, der eine wirklich gute und umfangreiche Hausbibliothek hatte (eine der wenigen postiven Züge an ihm). Meine Oma Jg.1909 hat in der Bukowina gelebt und ist nur drei Jahre zur Schule gegangen.Sie hat mit lateinischen Buchstaben geschrieben.
 
Was ich aber ganz sicher weiß, (auch jetzt am Schreibtisch, umgeben von geschäftlicher Korrespondenz des Jahres 2006) ist, dass die Kirchenbücher zw. 1500 und 1800 durchgängig in Latein sind.

Auch das kann ich nicht generell bestätigen. Es gibt Kirchenbücher, in denen die Personennamen lateinisch geschrieben sind, sonstige Zusätze aber in deutscher Schrift. Oft sind aber die Kirchenbücher komplett in lateinischer Sprache abgefaßt; dann ist natürlich alles in lateinischer Schrift.
 
Meine Vorredner haben recht.
Meine Einschätzung, dass in Württemberg die "Deutsche Schrift" keine große Rolle spielte ist für den "Amtlichen" Bereich auf jeden Fall falsch. Die Masse der Urkunden sind in "Kurrent".
Eine in lateinischer Schrift abgefasste Urkunde ist eher die Ausnahme.

Für die Kirchenbücher muss ich das nochmals nachprüfen, ich bin Sproß einer "falschgläubigen" Familie, mit den in lateinischer Sprache abgefassten Büchern der "wüstgläubigen" hatte ich nie nix zu tun.

Für den privaten Bereich glaube ich aber zumindest für meine Familie den überwiegenden Gebrauch der lateinischen Schrift feststellen zu können. Wobei, es gibt offensichtlich sehr viele Mischformen, ich habe jetzt mal für mich die Grenze bei der Schreibweise des "e" und des "s" gesetzt. Sicher unwissenschaftlich, aber 1. interessiert es mich ja privat.

Meine Schwester Jg 30 hat mich nochmals angerufen, sie ist sich fast sicher, dass die Sütterlinschrift im Unterricht früher abgeschafft wurde. Zuerst sei Sütterlin ausschließlich gelehrt worden, dann noch in der Grundschule ausschließlich latein, mit dem Ergebniss, dass "sie alle zuerstmal gar nicht mehr schreiben konnten". Das sei wirklich schlimm gewesen. Woran sie festmacht, dass das noch in der Grundschule war, im Gym. hätte sie sowas nicht mehr weiter aufgeregt.

Grüße Repo
 
Ich möchte mal den Begriff Sütterlin zurecht rücken. Der Volksmund gebraucht ihn heute gern als Synonym für die deutsche Schreibschrift allegemein. Die richtige Bezeichnung für alle Spielarten der deutschen Schreibschrift ist Kurrent (ursprünglich Current). Die Sütterlin ist nur eine Spielart unter einer vielzahl von Kurrentausprägungen. Genauer gesagt ist die Sütterlinschrift eine Schulschrift, die von Ludwig Sütterlin speziell für Kinderhände konzipiert wurde. Idealerweise orientierte sich ein Erwachsener seinerzeit in Richtung auf eine der typischen Erwachsenen-Kurrentschriften. Heute wird unter Kurrentschreibenden gern die Offenbacher Kurrent gewählt, die etwa in der gleichen Zeit entstand, wie die Sütterlins.

Was die deutschen/Teütschen Schreibgewohnheiten anbetrifft, so kann ich versichern, daß in der Frühneuzeit bei privaten Briefen in aller Regel Current geschrieben wurde. Ich bin mit etlichen Quellen des 17. und 18.Jahrhunderts vertraut - lese nicht allein Frühkurrent-Originale, sondern gehöre einem Kreis von Brieffreunden an, der in Barockkurrent (Teütsche Current=Schrifft) korrespondiert. Falls das jemanden interessiert: Wie freuen uns über neue Correspondenten jederzeit.
Unter der Vielzahl von Privatbriefen und Dokumenten, die ich gesehen und vielfach in Kopie gesammelt habe, findet sich die Lateinschrift in aller Regel nur dort, wo etwa in französischer oder lateinischer Sprache geschrieben worden ist. Deutsch-(Teütsch-)sprachige Texte in lateinischer Schrift habe ich auch - das kommt aber selten vor.

Für die Fractur gilt übrigens ähnliches. Ich kenne nur ein einziges Buch, worin Teütsche Sprache in Antiqua gedruckt erscheint: Ein "Wappenbuch" aus dem frühen 18.Jahrhundert. In diesem Buch sind mehrere Auflagen zusammengefaßt, wobei eines der Vorworte in Antiqua gesetzt worden ist. Bei der vielzahl von Originalen und Faksimiles, die ich in der Hand gehalten habe, habe ich dergleichen nie wieder gesehen. Das wird keine Einzelfall sein, auf jeden Fall aber ein sehr rares Beispiel.

Leider ist es heikel, Originale ins Netz zu stellen, weil diese Exponate irgentwelchen Museen, oder sonstigen Ausstellern gehören, die einer Veröffentlichung nicht zustimmen (weil sie sich über ihre Ausstellungs-Kathaloge finanzieren). Deshalb beschränken wir (die Freunde der Teütschen Current=Schrifft) uns überwiegend darauf, unsere eigenen Handschriften ins Netz zu stellen. Aber das ist eigentlich sehr schade und engt uns in dem Bemühen, geschichtliches Interesse zu wecken, ein.
 
Demoiselle hat recht; wir müssen zwischen verschiedenen Schrifttypen unterscheiden - und zudem auch zwischen Schreibschrift und Druckschrift...

Da auch schon die Kombination "PC & Alte Schriften" angesprochen worden ist, erlaube ich mir, einige Beispiele geläufiger alter Schriften - genaugenommen müssen wir ja von den sog. gebrochenen Schriften sprechen - einzustellen, die im Computersatz mit LaTeX erstellt wurden.

Es handelt sich um Beispieltexte dieses Programms - von links nach rechts bzw. oben nach unten wie folgt:
Zuerst die beiden Schreibschriften
- Sütterlin
- Kurrent
In beiden sind folgene Worte geschrieben: Schrift, Fahne, Fähnchen, böse, Boot, Dach, Ausgang, Stadt, Katze, Aschenkasten, Öffentlichkeit, Ärgernis, Übelkeit, Büttenpapier
Anm.: Zur Erklärung des letzten Wortes siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Büttenpapier
Dann folgt - obere Reihe ganz rechts - die Textur bzw. Textura oder auch genannt gotische Schrift bzw. Gotisch. Der Text in Latein ergibt übrigens keinen Sinn...
In der unteren Reihe jeweils eine Mischung aus Fraktur und Schwabacher Schrift...
Im ersten Beispiel (links) ist der Text Fraktur, und die Worte Orgel, Flügel, Fortepiano, Clavicord sowie Holfeldisches Bogenclavier sind Hervorhebungen in Schwabacher.
Im zweiten Beispiel (rechts) ist der Titel (Überschrift) in Schwabacher und der Text in Fraktur...

Natürlich gibt es bessere Beispiele, aber mir ging es v.a. um die zuvor bereits angesprochene Verbindung von PC und Schriftformen der "Deutschen Schrift"... :fs:
 

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Die Fraktursätze sind wunderbar! Der Praxis, über den Fractur-Mengentext eine Schwabacher-Überschrift zu setzen, begegnet man in Druckwerken des 17./18.Jahrhunderts öfters. Mir gefallen auch die Initialen sehr.

Ich erlaube mir mal, meinen jüngsten Current-Brief, den ich neulich an Brissotin geschickt habe, dazu zu stellen:
http://fotos.web.de/demoiselle_amelise/Teutsche_Brieff

Ich habe Brissotin das vor Tagen per PM angekündigt und er hat dem nicht widersprochen. Außerdem enthält der Text keinerlei private Gedanken, sondern meine persönlichen Gedanken über die Teütsche Sprache, aus der Sicht der galanten Epoche.
 
Moment.
Natürlich wurde die Schrift nicht verboten.
Sie wurde in der Schule nicht mehr gelehrt. Aber wer will Dir verbieten so oder so zu schreiben. Wenns der Adressat lesen kann.

Grüße Repo
 
Sehr "eng" scheint man es trotzdem nicht gesehen zu haben. Ich habe noch Liebesbriefe per Feldpost an meine Mutter aus dem Jahr 1942, die in Sütterlin geschrieben sind, auch die Anschrift auf den Umschlägen.

Du darfst für Dich in Anspruch nehmen, daß ich deswegen vorhin noch einmal mit meiner Großmutter (Jg. 29) telefoniert habe... ;)

Zunächst besagte das "Verbot" ja eher, daß ab 1941 die gebrochenen Schriften offiziell zugunsten der lateinischen Schrift (Antiqua Schriften) abgelöst werden sollten und an Schulen nicht mehr gelehrt werden sollte, so daß dort fortan - beginnend mit dem Schuljahr 1941/42 - nur noch die lateinische Schrift gelehrt wurde.

Meine Großmutter war sich zwar nicht mehr ganz sicher, aber sie meinte, daß die "lateinische Schrift" zunächst neben der "deutschen Schrift" bereits vor dem Krieg - ergo schon vor 1939 - in den Schulen parallel gelehrt wurde, dann nach dem Normalschrifterlaß - ergo ab 1941 - aber eben nur noch die "lateinische Schrift".
Im privaten Gebrauch war das natürlich anders, und natürlich schrieben trotz des Erlasses viele Leute auch nach 1941 ihre Briefe noch weiterhin in Sütterlin.

Natürlich wurde die Schrift nicht verboten.
Sie wurde in der Schule nicht mehr gelehrt.
Aber wer will Dir verbieten so oder so zu schreiben. Wenns der Adressat lesen kann.

Richtig, Repo; ich hatte das wohl vorher schlampig formuliert...
 
Ein altes Thema aufzuwärmen, mag man mir hoffentlich verzeihen.

Ich selbst hatte das Vergnügen, die deutsche Schrift in der Schule zu lernen, nicht. (Bevor sich im Übrigen jemand an der Formulierung "deutsche Schrift" stößt: die Schrift wurde im Auftrage des römisch-deutschen Kaisers in Deutschland entwickelt und fünfhundert Jahre lang vorwiegend in Deutschland benutzt, wobei penibel darauf geachtet wurde, jedes ausländische Wort in lateinischer Schrift darzustellen.)

Ich habe mir die Schrift vor zwei Jahren selbst beigebracht, sowohl die Handschrift als auch das Druckverfahren, freilich mit allen notwendigen und stilistisch schönen Ligaturen und dem langen-s.

Wann immer es mir möglich ist, wende ich eine Fraktur- oder Schwabacher Schrift an. Man kann die deutsche Sprache gar nicht edler gestalten.

Es tut mir jedes Mal in der Seele weh, wenn ich irgendwo Toren sehe, die meinen, sie müssten ihre Wirtshausschilder oder T-Shirt-Aufdrucke in deutscher Schrift gestalten und dann geistig nicht in der Lage zu sein scheinen, dies richtig zu tun. Wer das lange-s und keine (Zwangs-)Ligaturen anwendet, ist in meinen Augen schon fast als Verbrecher zu bezeichnen, denn wenn er sich für das Thema interessieren würde, könnte er innerhalb von fünf Minuten genug Informationen heranholen, um die Schrift korrekt anzuwenden. Im Zeitalter von Wikipedia ist das wahrlich kein Problem mehr.
Ganz besonders ärgerlich ist es, wenn Gemeinden und andere staatliche Organisationen/Körperschaften meinen, sie müssten in deutscher Schrift schreiben und das dann völlig falsch tun. So kann man an unserem Ortsschilde nicht nur "Grüss" sehen, nein, die beiden s sind auch noch als Abschluss-s dargestellt, was gegen die grundlegensten Frakturregeln verstößt.

Es ist traurig mit anzusehen, dass unser Volk nach gerade einmal sechzig Jahren zu dumm ist, seine eigene Schrift korrekt anzuwenden, obschon sie verglichen mit "richtigen" Nationalschriften wie der japanischen an Einfachheit kaum zu übertreffen ist.

Wer sich für dieses Thema interessiert, ist in meinen Augen beim Bund für deutsche Schrift und Sprache am besten aufgehoben. Dort finden sich unzählige PDF-Dateien mit Fragen und Antworten sowie Ausschnitte aus der Vereinszeitschrift: Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V.
 
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