Steigbügel???

Kraft

Mitglied
Hallo!

Hab da mal ne Frage, weil ich mir nicht sicher bin:

Hatten die Goten gegen valens (Schlacht von Adrianopel ca. 350n.Chr.) schon den Steigbügel?
Ich meine eigentlich schon, sonst wäre die Kavallerie wohl nie so effektiv gewesen.
Aber bin mir eben nicht sicher!
Wer kann aushelfen?
 
Ich poste nicht in einem Geschichtsforum, um an Wikipedia verwiesen zu werden....:winke:


Aber nach Wikipedia zu urteilen, hatten sie ihn nicht.
Warum sagen dann z.B. "Archaeology of Weapons" und diverse Historiker was anderes?
 
Zuletzt bearbeitet:
Metallene Steigbügel wurden archäologisch mW erst später nachgewiesen. Allerdings sollen schon vorher Lederschlaufen eine ähnliche Funktion erfüllt haben, auch wenn ich keine Ahnung habe, auf welche Quellen sich das stützt; Meyer´s Universallexikon spricht z.B. davon, Steigbügel bzw. besagte Ledervorgänger seien im 2. Jh. n. Chr. erfunden worden.

Ich gehe ebenfalls davon aus, das die Ostgoten bei Adrianopel, die ja weitgehend die skythische Lebensweise angenommen hatten, Stiegbügel oder ähnliches kannten.
 
Ich bleibe skeptisch bei solchen Theorien.
Viele Historiker können sich nicht vorstellen daß man ohne Steigbügel überhaupt richtig reiten kann,:p daher versucht man dann krampfhaft die Erfindung immer weiter vorzuverlegen.
 
Ich bleibe skeptisch bei solchen Theorien.
Viele Historiker können sich nicht vorstellen daß man ohne Steigbügel überhaupt richtig reiten kann,:p daher versucht man dann krampfhaft die Erfindung immer weiter vorzuverlegen.

Reiten kann man mit Übung ja auch ohne Sattel, wie uns unsere Vorfahren zeigen, aber es war mit Steigbügel definitiv einfacher und der Kampf zu pferde um einiges effektiver!
 
Alexander hat seine Schlachten auch überwiegend durch den Einsatz seiner Kavallerie entschieden!
Da könnte man jetzt auch folgern daß er damals schon Steigbügel hatte und seine Gegner nicht. Damit wäre bewiesen daß es schon 330 v. Chr. Steigbügel gab.:pfeif:
 
Steigbügel aus China

Also:
Nach Lynn Whie Jr
<Madieval Technology and Social Change>
(Oxford vUniversity Press 1962)

Vorformen :
Assyrische Bronzeplatten im British Museum zeigen König Salmanasar III (853 vor Chr.) zu Pferd, die Füsse auf langen flachen Fussrasten, die am Sattel befestigt sind.

Indische Skulpturen zu Ende des 2. Jj. v.Chr. zeigen einen Übergurt, unter den die Füsse des Reiters geschoben sind, später kleine Steigbügel, nur für den grossen Zeh.

Ein gravierter Stein aus dem Hindukush und von 100 nach Chrisus (Brit. Mus.) zeigt einen gestiefelten Krieger, der seinz Füsse auf eine Art steifer Haken stützt.

Echte Steigbügel
Erfunden wurde der echte Steigbügel wahrscheinlich in China: erste litterarische Nennung a.d. 477, illustrationen a.d. 523, 529, 551; Ausbreitung nach Korea und Japan im 5. und 6. Jh.

Steigbügel in türkischen Grâbern im Altai im 6. Jh.,im Iran gegen Ende des 7.Jh.

Erwähnung von "Eisen-Steigbügeln" im "Strategicon" des Kaisers Maurikios (582-602)

Die ersten Reiter, die sicher in Europa Steigbügel verwendeten ,waren die Avaren und Bulgaren, gewöhnlich im 6.Jh angenommen, aber der nähere Zeitpunkt ist noch umstritten.

In Langobardengräbern hat man bis 1960 nur ein Paar Steigbügel (Bronze) gefunden, im Grab eines klrinen Mädchens des 8.Jh.

Bei den Germanen in Süddeutschland fanden sich Steigbügel in Gräbern in Württenberg und in Budenheim bei Mainz im 8.Jh, ebenso in einem Alamannengrab im Elsass.

Bei den Franken soll die "Verreiterung" nach der Schlacht von Poitiers (732) erfolgt sein. Auf jeden Fall wurde das "Märzfeld",der traditionelle Aufmarsch, 755 in den Mai verlegt, denn im März gab es noch zu wenig Futter für die Pferde.768 verlangte Pipin zum ersten mal Pferde als Tribut, nicht nur "Vieh" von den Sachsen.

Soweit also Lynn White.
Aber Procop beschreibt die Schlacht an den Busta Gallorum (552) wo der Gotenkönig Totila den Ausbruch des Kampfes verzögert, indem er Reiterkunststücke (wie die Djiguitka der Kosaken) zwischen den aufmarschierten Heeren unternimmt.
Procop (VIII, 31):
"Er liess das Pferd im Kreise gehen, dan in anderer Richtung Volten schlagen, und ...warf den Speer hoch in die Luft.Wenn dieser wirbelnd herunter kam, fing er ihn aufund liess ihn kunstvoll von einer Hand in die andre gleiten...Dazu warf er sich bald zurück, bald wiegte er sich in den Hüften, baldliess ersich auf beiden Seiten tief f heruntersinken wie einer, der von Jugend auf in den Künsten der Rennbahn unterwiesen ist."

Frage: Kann man so etwas wirklich ohne Steigbügel ?

Boiorix
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, kann man.
Josephus beschreibt eine Episode während der römischen Belagerung von Jerusalem.
Ein Reiter namens Pedanius verfolgte nach einem Angriff auf die römischen Befestigungen die fliehenden Angreifer.
Er ergriff vom gallopierenden Pferd aus einen jungen gut gerüsteten Mann und zog ihn mit sich.
Dabei hatte er sich so weit herabgebeugt daß er seinen Gefangenen am Fußknöchel packte.

Man darf dabei nicht von heutigen Sätteln ausgehen, wenn man einfach einen modernen Dressursattel nimmt und reitet dann ohne Steigbügel findet man natürlich kaum Halt.
 
Es ist doch belet, dass Römer gotische (und andere) Stämme als ihre Auxiliae anheuerten, und meines Wissens hatten römische Cataphrakten Steigbügel...
Da sich die Germanen ja sowieso so viel von ihren kultievierten Geldgebenr abschauten, wäre es doch gut möglich, dass sie sich auch die Steigbügel abgeschaut hatten, zumal die ähnlichkeit der gotischen Reiter in der Spätantike sich sehr dem Aussehen der römischen Caraphratken angleicht.
 
Soweit bekannt, brachten erst die Awaren den (Metall)Steigbügel nach Europa, vielleicht im 6./7. Jahrhundert. Alle Vermutungen betr. frühere Verbreitung bei Goten, Hunnen, Alanen etc. sind bisher Spekulation.
 
bei der Ausstellung die Herrschaften von Asseln im MKK DOrtmund waren Steigbügel zu sehen, die ich meine aus dem 4.-5. Jhd stammten...
leider hab ich meinen Katalog momentan verliehen :S und kann es nicht mehr sicher sagen, aber wenn ich ihn wieder hab sag ich Bescheid...
oder vielleicht hat ihn jemand anders?

es scheint eine frühere Verbreitung von Steigbügeln zu geben... aber ob die Goten sie dewegen schon besessen haben ist deswegen ja noch nicht sicher...
 
... bei der Ausstellung die Herrschaften von Asseln im MKK DOrtmund waren Steigbügel zu sehen, die ich meine aus dem 4.-5. Jhd stammten...

Das wäre aber schon etwas erstaunlich, wenn das entsprechende fränkische (genauer gesagt merowingerzeitliche) Gräberfeld mW doch auf das 6./7. Jh. bzw. um 600 datiert wird.
Eine derartige Datierung würde dann übrigens auch zu dem Kontext passen, welchen Witege kürzlich darlegte: http://www.geschichtsforum.de/304293-post40.html

... es scheint eine frühere Verbreitung von Steigbügeln zu geben...

Hierzu nochmals die Anmerkung, daß bzgl. derartiger Rückschlüsse zwei Aspekte zu beachten sind:
1. Beschaffenheit/Material der "Steigbügel" - sprechen wir z.B. von metallenen Steigbügeln, von Steigbügeln aus organischem Material oder von ledernen Steigschlaufen?
2. Wer verwendete diese nachweislich: Berittene allgemein, Krieger zu Pferde als solche oder doch nur eine sehr begrenzte Oberschicht o. dgl.?
 
huhuu...

wie gesagt, ich hab das Buch leider mom verliehen... leider den Beliehenen noch nicht telefonisch erwischt :motz:

Der Steigbügel ist komplett aus Eisen... ich habs leider wirklich nicht mehr im Kopf von wann das Teil ist, weil da so viele Sachen waren vom 4.-8. Jhd. Deswegen könnte es auch sein,dass ich das nur noch falsch im Kopf hab und der Bügel jünger ist... :hmpf:

werd mein Glück heute nochmal probieren *gg*
 
Wenn man bedenkt das die Prärieindianer ohne Steigbügel , nur mit einer Haarschlinge in der Mähne, kämpfen, etwas vom boden aufheben oder sich unter dem Pferd durchschlängeln konnten, denke ich das das reiten ohne Steigbügel nur eine Sache der Übung ist.
 
Es geht nicht nur um das Reiten, sondern auch das Kämpfen mit schwerer (im Vergleich zur Kriegstracht der Nemene/Komantchen und anderer Stämme der Great Plains) Rüstung, was die ganze Sache doch etwas erschwert.
 
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