Hitlers Machtergreifung

Hi Leute,

ich habe da mal eine Frage. Als Hitler 1933 an die Macht kam, spricht man ja davon, dass er "eingerahmt" war und somit noch nicht frei Handeln konnte. Zwei dieser Punkte, die ihn beschränkten, sind z.B. der Reichspräsident und die Reichswehr. Wie hat es Hitler nun geschafft auch noch diese zwei "Gegner" auszuschalten bzw. für sich zu gewinnen?

Danke im Voraus.
 
Hausaufgabe "Hitlers Machtergreifung"

ich finde meinen alten thread leider nicht wieder, daher hier meine Überarbeitung... meinungen, kritik und Hilfe wie immer erwünscht =) vielen Dank im Voraus!



„Beweise, dass Hitlers „Machtergreifung“ eine Mischung aus Propaganda, Terror und physischer Bedrohung, sowie legaler Sanktionierung und psychischer Bedrohung darstellt!“


Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (30.1.1933) und der Aufnahme von zwei Nationalsozialisten in die Regierung, folgte die „legale Revolution“, die die Nationalsozialisten selbst als „Machtergreifung“ der NSDAP (somit auch Hitler) bezeichneten.
Darunter fallen vor allem die Aufhebungen von Grundrechten, der Gewaltenteilung und die Bindung der Gesetzgebung an die Verfassung. Es erfolgte eine prinzipielle Beseitigung des demokratischen Rechtsstaats und dessen Intuitionen (Reichstag als Volksvertretung, Reichsrat, Reichspräsident). Ebenso gab es eine Zerstörung des föderalistischen Staatsaufbaus durch die Einsetzung von Reichsstatthaltern und der Auflösung der Länderparlamente und des Reichsrats.
Angefangen hatte dies mit dem Tag des Reichstagsbrandes (27.02.1933), welcher als Anlass gegen Kommunisten und Sozialdemokraten vorzugehen, stattfand. Daraus entstand einen Tag später die „Verordnung zum Schutze von Volk und Staat“ (Reichstagsbrandverordnung), welche die Grundrechte der Verfassung außer Kraft setzte und Beschränkungen der persönlichen Freiheit des Rechts auf freie Meinungsäußerung des Vereins- und Versammlungsrechts beinhaltete. Des Weiteren gab es Eingriffe in das Brief- und Fernsprechgeheimnis, Hausdurchsuchungen, Festnahmen, Beschlagnahme von persönlichem Eigentum, die Einführung der Todesstrafe und des Zuchthauses. Eine Beseitigung der gesamten rechtsstaatlichen Ordnung wurde somit „ins Land gerufen“.
Am 5.03.1933 kam es zu den Reichstagswahlen in denen die NSDAP zuzüglich der DNVP mit 51,9% der Stimmen gewann. Während das Wahlkampfmotto „Macht Deutschland vom Marxismus frei“ immer lauter in den Köpfen der Menschen wurde, kam es abseits des Geschehens zu Verfolgungen von KPD-Mitgliedern und Funktionären. Die politischen Gegner sollten ausgeschaltet werden, um kein weiteres Risiko eingehen zu müssen.
Es kam zu einer Errichtung des totalitären Einparteienstaats, aufgrund der Auflösung der Parteien und der Erhebung der NSDAP zur einzigen Partei. Auch die Ersetzung der staatlichen Willensbildung durch den Befehl von oben und der Ausrichtung des gesamten politischen (zunehmend auch des privaten Lebens auf den „Führer“, sind weitere Gründe des totalitären Einparteienstaats. So gehört beispielsweise auch die Unterwerfung aller Bereiche der Politik unter den Willen des „Führers“ dazu, welche sich aber noch in anderen Gebieten zeigt. Die Unterwerfung des Beamten- und Behördenappartes kennzeichnete sich durch die Entlassung von missliebigen Beamten und der Drohung von Entlassungen. Auch gab es eine erzwungene Mitgliedschaft der Beamten in NS-Berufsverbänden. Ebenfalls kam zu Unterwerfungen der Rechtssprechung und es Justizapparates durch die Errichtung von Sondergerichten für politische Straftaten, Verkündung und Durchsetzung einer „völkischen“ Rechtsauffassung, Entlassung von missliebigen Juristen und Drohung mit Entlassung, Überwachung der Rechtspflege durch den „Reichsrechtsführer“ und die Erhebung des „Führers“ zum „obersten Gerichtsherrn“. Durch Vereidigung auf den „Führer“ und die Übernahme des Oberbefehls über die gesamte Wehrmacht durch Hitler, wurde zusätzlich auch eine Unterwerfung der Reichswehr vorgenommen.
Am 23.03.1933 wurde das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Staat“ erhoben. Mit dem Ermächtigungsgesetz wurde der Erlass von Gesetzen außerhalb der Verfassungsordnung ermöglicht. Die Reichsregierung vom Reichstag war somit unabhängig und das Parlament wurde abgeschafft. Beschlossene Reichsgesetzte konnten nun von der Reichsverfassung abweichen und vom Reichskanzler ausgefertigt und verkündet werden. Auch Verträge mit fremden Staaten bedürfen nun nicht mehr der Zustimmung der Legelative, welches zur Folge hat, dass Parlament komplett abgeschafft wurde und die systematische Zerstörung des Verfassungsstaates seinen Höhepunkt erreicht hatte.
Die so genannte „Gleichschaltung“ der Gesellschaft spielt eine ebenso große Rolle bei der „Machtergreifung“ Hitlers. Am 31.03.1933 trat das „Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“ an die Öffentlichkeit. Die Bildung neuer Länderparlamente fand nun nur noch ohne KPD-Sitze statt und die Landesgesetzgebung dufte von der Verfassung abweichen. Die Landesparlamente wurde der Regierung gleichgesetzt und der Föderalismus somit abgeschafft. Mit dem 7.04.1933 kam es zum zweiten „Gleichschaltungsgesetz“, welches die Einsetzung von reichsstatthaltern in ernannten Länderregionen veranlasste.Aufgrund der Beseitigung der Interessenvertretungen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen durch, die Auflösung der Parteien, Verbot und Enteignung der Gewerkschaften und die Angliederung oder Eingliederung der Berufsverbände an die oder in die NSDAP, wurde die „Gleichschaltung“ geschaffen. Auch kam es zur Beseitigung der Meinungsvielfalt und Informationsfreiheit durch Knebelung und Unterwerfung der Presse und des Rundfunks, durch Ausrichtung aller Bereiche der Kunst auf die NS-Weltanschauung und die Versuche, den Wissenschaften eine „völkische“ Richtung zu geben, um an der „Gleichschaltung“ festzuhalten.
Eine uniforme Gesellschaft wurde durch, die Überwachung des gesamten öffentlichen Lebens bis hin zum Vereinsleben und zu allen Formen öffentlicher Geselligkeit durch die NSDAP, des weiteren der Beaufsichtigung oder Durchdringung aller Bereiche der Erziehung durch die NSDAP und ihrer Verbände, hergestellt. Geachtet wurde ebenfalls auf die Durchsetzung nationalsozialistischer Wertvorstellungen und nationalsozialistischen Geschmacksempfindens in der Öffentlichkeit, Einbindung jedes einzelnen in die „Volksgemeinschaft“, sowie die Überwachung und Bespitzelung des einzelnen durch die Partei und willfährigen „Volksgenossen“. Auch vor Versuchen, die Kirchen und Glaubensgemeinschaften in den NS-Staat zu integrieren oder an ihn anzulehnen, wurde nicht zurückgeschreckt.

Anhand dieser Gründe ist eindeutig zu erkennen, dass Hitlers „Machtergreifung eindeutig eine Mischung aus Propaganda, Terror und physischer Bedrohung, sowie legaler Sanktionierung und psychischer Bedrohung war.
 
Angefangen hatte dies mit dem Tag des Reichstagsbrandes (27.02.1933), welcher als Anlass gegen Kommunisten und Sozialdemokraten vorzugehen, stattfand.[/quote]
Ausdruck




Daraus [aus dem Tag?] entstand einen Tag später die „Verordnung zum Schutze von Volk und Staat“ (Reichstagsbrandverordnung),
Am 5.03.1933 kam es zu den Reichstagswahlen in denen die NSDAP zuzüglich der DNVP mit 51,9% der Stimmen gewann.
Der Satz ist OK, ich würde aber in einer Klammer die Stimmen der Harzburger Fort vielleicht noch einmal auf die Einzelparteien differenzieren.

Die politischen Gegner sollten ausgeschaltet werden, um kein weiteres Risiko eingehen zu müssen.
:confused:

Die Unterwerfung des Beamten- und Behördenappartes kennzeichnete sich durch die Entlassung von missliebigen Beamten und der Drohung von Entlassungen.
Da gab's doch auch ein Gesetz... wie hieß das noch? [Nicht, dass Du mich missverstehst, ich weiß die Antwort auf die Frage und ich bin sicher, Du auch. Du solltest es aber nennen.]


Auch gab es eine erzwungene Mitgliedschaft der Beamten in NS-Berufsverbänden.
Das ist so nicht ganz richtig. Nicht jeder, der einen Beruf ausübte, ging auch in die NS-Verbände. Das bedeutete allerdings i.d.R. einen Karriereknick o.ä.; die Mitgliedschaft in Berufsverbänden hatte u.U. materielle Vorteile.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi Leute,

ich habe da mal eine Frage. Als Hitler 1933 an die Macht kam, spricht man ja davon, dass er "eingerahmt" war und somit noch nicht frei Handeln konnte. Zwei dieser Punkte, die ihn beschränkten, sind z.B. der Reichspräsident und die Reichswehr. Wie hat es Hitler nun geschafft auch noch diese zwei "Gegner" auszuschalten bzw. für sich zu gewinnen?

Danke im Voraus.

Zur "Einrahmung" gibt es auch Filmdokumente. Als Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde und daraufhin die führenden Personen vor die Kameras traten, linkte man Hitler auf einen der drei Stühle sich setzen zu lassen. Derweil standen die "Einrahmer" noch um die Stühle herum und taten wichtigtuerisch.
Hintergrund dieser Aktion: man wollte der Öffentlichkeit zeigen, dass man Hitler im Griff hätte. Hitler selbst machte bei den Aufnahmen eine recht hilflose und unglückliche Figur, weil er als einziger saß, hochschaute und niemand mit ihm redete.

Wobei von Papen allerdings schon 1932 der NSDAP den Weg ebnete (Wahlvorverlegung, Aufhebung des SA/SS-Verbotes, Preußenputsch).

Im "Einrahmungs-"Kabinett waren neben Hitler als Reichskanzler zwei weitere NSDAP-Mitglieder Minister: Frick als Innenminister und Göring Minister ohne Geschäftsbereich.
Am 31. März ordnete die Reichsregierung mit dem vorläufigen "Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich" die Auflösung der Länderparlamente und ihre Neubildung entsprechend den Reichstagswahlergebnissen vom 5. März (44 Prozent NSDAP) an; die NSDAP wurde somit in allen Länderparlamenten stärkste Kraft.

Der Reichspräsident "schaltete" sich selbst 1934 durch Ableben aus.
 
Interessant ist aber dennoch, dass Hitler zumindest in den ersten Wochen/Monaten wohl tatsächlich oft nicht das durchsetzen konnte, was er wollte. Rainer Schmidt beschreibt in einem Aufsatz ("Struktur, Rahmenbedingungen und Praxis der nationalsozialistischen Außenpolitik in ihren Anfänge" in: Bayerische Landeszentrale für pol. Bildung, Die Anfänge der braunen Barbarei, München 2004, S. 21ff) sehr anschaulich, dass Hitler bei der Genfer Fünf-Mächte-Konferenz zu weit mehr Zugeständnissen und zum Nachgeben bereit war, der Außenminister Rathenau dies jedoch torpedierte und das Scheitern der Gespräche weniger auf Hitler als auf Rathenau zurück zu führen ist, wobei Frankreich durch recht ungeschicktes Verhalten in der Öffentlichkeit eher als Verantwortlicher da stand. Das hat mich recht überrascht, reden wir hier doch z.T. vom Herbst 1933 - die Machtergreifung war schon fast abgeschlossen, die Gleichschaltung schon weit fortgeschritten.
 
Hitlers "Machtergreifung"

Hallo,

der Aufstieg Hitlers wurde und wird häufig als "Hitlers Machtergreifung" bezeichnet.
Aber eig. wurde Hitler die Macht ja eher fast schon zugeschoben, als dass er sie "ergreift" hätte.

Warum verwendete die NSDAP den Begriff "Machtergreifung" und nicht etwa Revolution?
(Spricht man heute auch noch von der Machtergreifung oder muss man dafür ein anderes Wort verwenden?)

Vielen Dank
 
Hallo,

in diesem Zusammenhang spricht man heute von Machtübertragung, da Hitler von Hindenburg am 30.01.1933, wie von ihm intendiert ,auf verfassungskonformem Wege zum Reichskanzler ernannt wurde. Erst danach setzt mit dem Prozess der Gleichschaltung die Machtergreifung ein.
 
Die Rezeption einer Machtergreifung Hitlers ist vermutlich nicht unwesentlich durch das wichtige Buch von Bracher, Sauer & Schulz (Die Nationalsozialistische Machtergreifung, 1962) mit geprägt worden.

In diesem Buch wird die Systematik geschildert, mit der sich Hitler an die Spitze der Weimarer Republik setzte und in der Folge die Nationalsozialistische Revolution ins Werk setzte (zur NS Revolution beispielsweise: Wehler: Hitler vor 70 Jahren. Verblendete Machtübergabe und totalitäre Revolution, in: ders. Konflikte zu Beginn des 21. Jahrhunderts, 2003, S. 222ff).

Diese Sichtweise modifiziert Wippermann (Hat Hitler die Macht ergriffen?, in: Der Nationalsozialismus und die deutsche Gesellschaft, Sösemann (Hg.), 2002, S. 72) dahingehend, dass aus seiner Sicht von einer Machtergreifung im präzisen Sinne des Wortes nicht die Rede sein kann, da bereits zu diesem Zeitpunkt ein Machtvakuum vorhanden war, das Hitler geschickt genutzt hat.

Die Verwendung des Begriffs der "Machtergreifung" würde massiven Widerstand von seiten der unterschiedlichen politischen Parteien, gesellschaftlichen Gruppen oder Institutionen der Weimarer Republik voraussetzten. Und verweist somit auf die ausgesprochen problematische Rolle der monarchisch gepägten Eliten um Hindenburg, in Teilen der Wirtschaft und im Umfeld der Reichswehr.

Dennoch kann man vermutlich durchaus von einer Machtergreifung sprechen, da sie in die NS-Revolution einmündetete und die - schwach ausgeprägte - demokratische Kultur der Weimarer Republik beendete.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben