Bettler in der mittelalterlichen Stadt

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Gast

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Hallo,
ich habe ein paar Fragen und wollte fragen, ob die mir jemand deantworten kann:

1. Wechle Kleidung trugen Bettler im Mittelalter?
2. Wechle Bildung hatten Bettler im Mittelalter?
3. Womit verdienten sie sich hieren Lebensunterhalt?

Gruß
Gast
 
Ein Literaturtipp ist da vielleicht noch ganz hilfreich: Franz Irrsigler/ Arnold Lasotta: "Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker, Außenseiter in einer mittelalterlichen Stadt". Das Buch ist schon vor 17 Jahren erschienen, aber dennoch immer noch sehr lesenswert. Ich und andere haben das Buch schon an anderer Stelle empfohlen, aber es gehört in dieser Preisklasse zum besten, was man bekommen kann und sollte sicher hilfreich sein.
 
1. Wechle Kleidung trugen Bettler im Mittelalter?
Ich würde auf Kleidung aus dem Altkleidermarkt tippen, daran hat sich bis in die Neuzeit nichts verändert. Vom Schnitt her, soweit mir von Abbildungen bekannt, waren sie gleich wie die Kleidung der Bauern und der übrigen Unterschicht bspw. in Städten.

Wenn es konkreter sein soll, müsste ich den Zeitpunkt erfahren, der gefragt ist. Grundsätzlich findet man gutes Bildmaterial zu Kleidung hier:

Mittelalter & Renaissance
 
Zuletzt bearbeitet:
naja, also kleidung, war bei bettlern natürlich meist das letzte vom letzten, meist mussten sie sich nur mit einem dünnen löchrigen mantel im winter zufrieden geben.
dennn damals gab es so gut wie keine soziale einrichtungen für bettler, die kleidung zur verfügung stellten, denn bettler waren mitglied der randgesellschaft in einer mittelalterlichen stadt, zwar nicht vogelfrei, aber verteufelt und unrein.

Bildung, glaube ich ist klar, dass die meisten nicht einmal 1+1 rechnen konnten, wie auch, wer kein handwerker war, ( niedriegstes niveau, ausser henker und totengräber) war verstoßen.
d.h. keine obhut, keine freunde, keine bildung

und zuletzt der verdienst, bettler heissen bettler, weil sie beteln, arbeit fand kein einziger, ja teilweise war es sogar verboten, da man sonst einen in gottes namen-verstoßenen in das leben, das im von gott verwehrt wurde ,,zurückruft''

so, grüße :)
 
Viele Bettler waren Krüppel, viele hatten bei Kriegen ihre Gliedmaßen verloren und konnten sich demzufolge ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen. Schubildung hatten die meisten nicht, wobei die wenigsten im Mittelalter des Lesens mächtig waren. Zur Kleidung: Dreckige Lumpen, die den "normalen" Menschen zu schlecht waren.

Lg Balduin
 
In vielen Städten gibt es heute noch Straßennamen, die verraten, dass früher dort Bettler gelebt haben wie die "Kleine Gailergasse" in Speyer. In der Hildesheimer Neustadt lag eine "Bedelergasse", in Frankfurt eine "Gilergasse". Im Ort Wemding im schwäbischen Ried heisst bis heute eine Straße "Bettelmanns Umkehr" Basel hatte im Mittelalter ein regelrechtes Slum auf dem Kohlenberg. Die Bettler, Gaukler, Huren und Zuhälter waren gut organisiert. Sie durften drei Tage in der Stadt bleiben und erhielten von einem Bettelvogt, der dafür einen Anteil am Ertrag erhielt. Es gab sogar ein eigenes Bettlergericht, das mit 7 Schöffen unter Vorsitz des Vogtes tagte. Die Bettelei wurde regelrecht professionell betrieben, im Liber Vagatorum aus dem 16. Jahrhundert wurde das Publikum vor den Tricks und Betrügereien der Bettler und Vaganten gewarnt. Durchaus realistisch beschreibt Viktor Hugo die Bettlerstadt von Paris, den "Cour de miracle" in seinem Roman "Notre Dame des Paris".

Einen sehr guten Überblick über Aussenseiter im mittelalterlichen Köln geben Franz Irrsigler und Arnold Lasotta in "Bettler und Gaukler Dirnen und Henker" Köln 1989
 
In dem Zusammenhang würde ich auch gern eine Frage stellen :winke:

Ich habe mal gelesen, dass Bettler nicht von Dorf zu Dorf ziehen durften um zu betteln, sondern dass sie die Erlaubnis der Gemeinde zum Betteln brauchten, also regional in der Ausübung ihres "Berufes" beschränkt waren.

Stimmt das? Und wo kann ich das nachlesen, wirklich viele Infos spuckt das Internet nicht aus :weinen:

LG Foxy
 
Es gab obrigkeitliche Bettelordnungen, die vor allem das "ungestüme Betteln" untersagten, das sich häufig kaum von räuberischer Erpressung unterschied. Dass Bettler aber nicht von Dorf zu Dorf ziehen durften, wäre mir neu. Die obrikkeitlichen Versuche, Betteln zu unterdrücken, ließen sich ohnehin nicht durchsetzen.

Dazu kann ich zwei Bücher empfehlen, die ich schon mehrfach genannt habe: Franz Irrsiegler/ Arnold Lasotta, "Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker" es ist günstig zu haben als Taschebuch.

Teuer ist das Buch von Ernst Schubert "Arme Leute, Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts", aber es liest sich sehr gut und ist eine der besten Publikationen auf diesem Gebiet. Wenn du in einer Bibliothek drauf zurückgreifen kannst, dann tu es, das Buch ist wirklich gut.
 
Dass Bettler aber nicht von Dorf zu Dorf ziehen durften, wäre mir neu. Die obrikkeitlichen Versuche, Betteln zu unterdrücken, ließen sich ohnehin nicht durchsetzen.
Ziehen durften sie, aber eben nicht die "eigenen" Bettler übervorteilen, welche geschützt wurden, aber das kenne ich auch eher aus der Frühen Neuzeit und aus Polizeiordnungen. Moderne Literatur dazu habe ich nicht.:rotwerd:
 
Im Mittelalter gab es ja auch Bruderschaften von Bettlern, und auswärtige Vaganten mußten an den Bettelvogt eine Gebühr bezahlen, bzw. ihm etwas vom Erlös abgeben. Es gab an besonders günstigen Stellen wie an Kirchen bestimmte Stammplätze, wo es natürlich auch eine feste "Hackordnung" gab.

In der mittelalterlichen Gesellschaft erfüllten Bettler durchaus einen gewissen Zweck, man brauchte sie, um an ihnen Mildtätigkeit zu üben.

Dabei gab es durchaus so etwas, wie ein professionelles Bettlertum. Schon im Liber vagatorum, sozusagen einer frühen Form von "Nepper, Schlepper, Bauernfänger" weist der Autor das publikum auf die Tricks der Vaganten hin.

Mit neuen Bettelordnungen seit dem 17. Jahrhundert und einer neuen Arbeitsethik waren Bettler und Vaganten nur noch lästig, eine soziale Funktion hatten sie nicht zu erfüllen, abgesehen davon, dass es viel zu viele Vagabunden gab. Almosen zu geben, wurde teilweise verboten, was natürlich unsinnig war. Im 18. Jahrhundert gab es eigentlich nur noch eine Gruppe, die öffentliche Almosen erhielten, die Hausarmen. Die "starken Bettler" sollten in Zucht- und Arbeitshäusern diszipliniert werden, oder sie wurden beim nächsten Bettelschub einfach über die Landesgrenzen verwiesen. Vereinzelt hielten sich allerdings auch mittelalterliche Bräuche. So durftensich in einem fränkischen Ort die Vaganten mit dafür gestellten Netzen Fische fangen und sie braten, wozu sie auch eine Pfanne erhielten.

jüdische Bettler waren einzig auf die Hilfen der Gemeinden angewiesen und hatten keinen Zugang zu Spitälern und Siechenhäusern. Doch wurden die jüdischen Gemeinden völlig überfordert, zumal es in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wegen Pogromen beim Smelnicki- Kosakenaufstand (Bartek möge mir die Orthographie verzeihen) zu einem Massenexodus kam.
 
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