Jesuiten - Inquisitoren

@Mercy

Vielen Dank für den Link.

Den Hinweis auf die angemerkten Akten habe ich gegeben, weil aus diesen hervorgeht, dass von den 31 angemerkten Verbrennungen 18 durch den "reformierten" Stadtrat durchgeführt wurden.

Gr. E.
 
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Den Hinweis auf die angemerkten Akten habe ich gegeben, weil aus diesen hervorgeht, dass von den 31 angemerkten Verbrennungen 18 durch den "reformierten" Stadtrat durchgeführt wurden.

Danke. Das setzt nun zumindest für die Stadt Luzern ein deutliches Fragezeichen hinter Deine weiter oben getroffene Anmerkung:

Nun zur Frage des protestantischen Anteils am großen Verbrennen. Dass der (um vieles) geringer war als der katholische, habe ich schon angemerkt.
Dehnt man die Betrachtung auf Europa aus, so lässt sich Deine Anmerkung ebenfalls nicht halten, wie aus dieser Karte hervorgeht. Hier erscheinen das katholische Portugal und das katholische Irland ebenso clean wie das osmanische Reich, der katholische Kirchenstaat weniger betroffen als die protestantischen Niederlande ... usw.

HEXENWAHN - Ängste der Neuzeit
 
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Hexenprozesse

@Helma

Vielen Dank für den Link zu dieser Frage.

Ich habe mir die Grafik über die Verteilung der Hexenprozesse in Europa soeben angesehen und räume ein, dass die Aussage derselben eindeutig ist. Wenn man die Hexenprozesse von Prozessen wegen "Abfalls vom rechten Glauben" trennt, war offenbar sogar die spanische Inquisition weniger fanatisch als die deutsche. Was für mich von Interesse wäre, ist der Anteil von katholischen Kirchenmännern vom Zuschnitt Konrads v. Marburg am Wüten in deutschen Landen. Wie viel der Schuld haben die Protestanten in dieser Sache tatsächlich zu verantworten? Die Dinge, die vor Zwingli und Calvin in der Schweiz und vor Luther in Teilen Deutschlands passiert sind, wird man ihnen nicht gut anrechnen können.

Vielleicht weiß jemand mehr dazu?!

E.
 
Ich habe mir die Grafik über die Verteilung der Hexenprozesse in Europa soeben angesehen und räume ein, dass die Aussage derselben eindeutig ist. Wenn man die Hexenprozesse von Prozessen wegen "Abfalls vom rechten Glauben" trennt, war offenbar sogar die spanische Inquisition weniger fanatisch als die deutsche.
Die Karte gibt keinen Aufschluss über die Verteilung der Hexenprozesse sondern über die Hinrichtung von "Hexen". Mich würde hier interessieren, wie oft ein Hexenprozess mit einem Todesurteil und einer Hinrichtung endete, und wie oft die Angeklagten mit dem Leben davonkamen. Es muss ja nicht überall wie in Rottweil gewesen sein.

Ob die spanische Inquisition nun weniger fanatisch war oder nicht: sie war nicht hinter Hexen, sondern hinter "Ketzern" her - anfangs hinter Juden (und später Muslimen), die (zwangs-)bekehrt worden waren und die man verdächtigte, insgeheim ihrem alten Glauben weiter anzuhängen, dann auch hinter ganz gewöhnlichen "Gotteslästerern", hinter "Lutheranern" usw.


Was für mich von Interesse wäre, ist der Anteil von katholischen Kirchenmännern vom Zuschnitt Konrads v. Marburg am Wüten in deutschen Landen.
Ich versteh nicht so recht, worauf Du hinauswillst. Konrad von Marburg war so ca. 250 Jahre vor dem "Hexenhammer" und verfolgte, wenn ich mich nicht sehr irre, keine Hexen sondern "Ketzer", bis er nach wenigen Jahren ein unrühmliches Ende fand.


Wie viel der Schuld haben die Protestanten in dieser Sache tatsächlich zu verantworten? Die Dinge, die vor Zwingli und Calvin in der Schweiz und vor Luther in Teilen Deutschlands passiert sind, wird man ihnen nicht gut anrechnen können.
Das rechnet ihnen ja auch niemand an. Auch weiss ich nicht, welchen Sinn ein derartiges Aufrechnen haben sollte. Unter dem Dach der Inquisition wurden in katholischen Gebieten Hexen verfolgt, und in protestantischen Gebieten wurden Hexen eben ohne Inquisition (weiter) verfolgt - wobei sich katholische und protestantische Hexenverfolger, wie es aussieht, an Fanatismus gegenseitig nichts schenkten.
 
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@Helma

"Jemand vom Zuschnitt K. v. Marburg". Das soll heißen: jemand von solch unerbittlicher Grausamkeit, wie sie der genannte Dominikaner verkörperte. Und solche hat es offenbar auch nach ihm genug geben. Anzumerken ist der Bericht K. v. Marburg an Papst Gregor IX. "über das Treiben der Luciferianer", einer Sekte, "die den Teufel anbetet und sich mit ihm unzüchtig vermischt", der vermuten lässt, dass Konrad durchaus schon "vom (Hexen-)Wahn" erfasst war.

Dass die spanische Inquisition alle, die verdächtig waren, vom "rechten Glauben" abzurücken, verfolgt hat, ist mir bekannt.

Die Zeit des Hexenwahns mit 250 Jahr nach K. v. Marburg (+1233) einzuordnen, mag richtig sein, für mich beginnt sie früher. Die mir bekannte früheste Verfolgung von als Hexen bezeichneten Frauen auf deutschem Boden fand in Freising in Bayern statt. Der Chronist des Benediktinerklosters Weihenstephan berichtet 1090 von "drei Verderberinnen von Mensch und Frucht", die am Ufer der Isar verbrannt wurden. Die erste Frau die beschuldigt wurde, mit dem Teufel Unzucht getrieben zu haben, starb 1275 in Toulouse. Zu den ersten größeren Verfolgungen von Hexen und Zauberern kam es zwischen 1320 und 1350 in Südfrankreich. Dass der Wahnsinn etwa um 1450 so richtig losgegangen ist und zwischen 1560 und 1630 zum Höhepunkt kam, bedarf keiner weiteren Erwähnung, das ist allen, die sich mit dem Thema befassen, bekannt.

E.
 
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"Jemand vom Zuschnitt K. v. Marburg". Das soll heißen: jemand von solch unerbittlicher Grausamkeit, wie sie der genannte Dominikaner verkörperte.
Und was soll es bringen, alle bekannten Inquisitoren daraufhin abzuklopfen, ob sie vom Zuschnitt eines Konrad von Marburg waren oder nicht? Übrigens ist mir völlig neu, dass er Dominikaner gewesen sein soll. - Dann müssten wir naheliegenderweise auch mal nachschauen, wer auf protestantischer Seite sich bei der Verfolgung und Verurteilung von Hexen besonders unerbittlich zeigte - auch wenn es da keine vom Papst bestellten Inquisitoren gab.

Anzumerken ist der Bericht K. v. Marburg an Papst Gregor IX. "über das Treiben der Luciferianer", einer Sekte, "die den 'Teufel anbetet und sich mit ihm unzüchtig vermischt", der vermuten lässt, dass Konrad durchaus schon "vom (Hexen-)Wahn" erfasst war.
Auch solche Fern-"Diagnosen" ("Wahn") halte ich hier (mindestens) für überflüssig. Dass man Ketzern unterstellte, mit dem Teufel zu paktieren, ist bekannt. Der Teufelspakt macht Ketzer nicht zu Hexen, es läuft gerade anders herum: Dass man "Hexen" - später - ebenfalls den Teufelspakt andichtete, machte Hexerei zur Ketzerei und so erst zum "Fall" für die Inquisition, und zwar deutlich nach Konrad von Marburg.

Dass die spanische Inquisition alle, die verdächtig waren, vom "rechten Glauben" abzurücken, verfolgt hat, ist mir bekannt.
Darum ging es hier aber nicht. Es ging um die Annahme, die spanische Inquisition hätte Hexen verfolgt, was nicht zutrifft.

Die Zeit des Hexenwahns mit 250 Jahr nach K. v. Marburg (+1233) einzuordnen, mag richtig sein, für mich beginnt sie früher.
Für mich auch. Ich ziehe es trotzdem vor, mich auf die frühe Neuzeit zu beschränken, zu der der Hexenwahn seinen Höhepunkt erreichte.

Die mir bekannte früheste Verfolgung von als Hexen bezeichneten Frauen auf deutschem Boden fand in Freising in Bayern statt. Der Chronist des Benediktinerklosters Weihenstephan berichtet 1090 von "drei Verderberinnen von Mensch und Frucht", die am Ufer der Isar verbrannt wurden.
Das waren wohl noch keine "Hexen", sondern Frauen, die der Zauberei (Schadenszauber) beschuldigt wurden, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Kirche noch behauptete, es gäbe keine Zauberei bzw. sie sei heidnischer Aberglaube. Jedenfalls (meine ich wenigstens) wurde die Verbrennung dieser Frauen nicht von der Kirche betrieben sondern fand trotz des Protestes der Kirche statt.
Mich interessiert, ab wann und warum diese Haltung der Kirche gegenüber dem heidnischen Relikt Zauberei dann doch gekippt ist - irgendwie bin ich da noch nie so richtig fündig geworden.

Dass der Wahnsinn etwa um 1450 so richtig losgegangen ist und zwischen 1560 und 1630 zum Höhepunkt kam, bedarf keiner weiteren Erwähnung, das ist allen, die sich mit dem Thema befassen, bekannt.
Eben, und darum bin ich - angesichts des Thread-Themas - auch dafür, sich auf diesen Zeitraum zu beschränken.
 
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Konrad v. Marburg

@Helma

"Konrad von Marburg, berüchtigter "Ketzermeister", wahrscheinlich dem Orden der Predigermönche (Dominikaner) angehörig, wurde von Papst Gregor IX. als Visitator der Klöster nach Deutschland gesandt, ward hier 1226 Beichtvater der Landgräfin Elisabeth von Thüringen, auf welche er namentlich nach dem Tod ihres Gemahls (1227), als sie sich nach Marburg zurückgezogen, einen großen Einfluss ausübte, und die er ganz für seine asketische Richtung gewann."

Aus Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885-1892

Ob er nun Franziskaner war, in deren Habit er manchmal dargestellt wird, Weltpriester oder Dominikaner, wer will es mit Sicherheit sagen.

E.
 
"Konrad von Marburg, berüchtigter "Ketzermeister", wahrscheinlich dem Orden der Predigermönche (Dominikaner) angehörig, ...

Aus Meyers Konversationslexikon, Vierte Auflage, 1885-1892

Ob er nun Franziskaner war, in deren Habit er manchmal dargestellt wird, Weltpriester oder Dominikaner, wer will es mit Sicherheit sagen.

E.

Schön, dass Du ein bisschen unsicherer geworden bist:´:rofl:

Das soll heißen: jemand von solch unerbittlicher Grausamkeit, wie sie der genannte Dominikaner verkörperte.

Manche haben auch auf Prämonstratenser getippt. Man scheint jedenfalls bezüglich der Ordenszugehörigkeit Konrad von Marburg's seit Erscheinen der Vierten Auflage von Meyers Konversationslexikon im vorletzten Jahrhundert nicht sehr viel schlauer geworden zu sein. Mercy's Link führt zu einem Gemälde, auf dem er im Habit eines Dominikaners dargestellt wird, aber da kann natürlich die Assoziation "Inquisitor = Dominikaner" eine Rolle gespielt haben. Er selbst bezeichnete sich als "Praedicator verbi Dei", die Dominikaner sich als "Ordo Praedicatorum" (OP) - aber das heisst trotzdem noch nicht, dass Konrad von Marburg dem Dominikanerorden auch angehörte. Es ist dort auch das Siegel des Konrad von Marburg zu finden, und das, so habe ich mir mal von jemandem erzählen lassen, stelle ihn eben nicht als Dominikaner, Franziskaner oder Prämonstratenser dar. Das scheint mir auch so. Ob er sich auf diesem Siegel als Weltpriester darstellt, wie nachzulesen ist, kann ich nicht beurteilen.
http://www.digam.net/?ar=904
 
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Jesuiten

Hallo!
Wir hatten heute in der Schule den Film "der Name der Rose" geschaut. In dem Film kommt ein Prozess gegen vermeintliche Ketzer vor. Ich habe mich nun gefragt, ob die Jesuiten auch mit der Inquisition beauftragt wurden? Im Wiki habe ich nichts über dieses Thema gefunden und dachte mir ihr könntet mir vieleicht sagen welche Rolle die Jesuiten bei der Hexenverfolgung gespielt haben. Ich habe mal gehört sie waren die s. g. Wachhunde des Papstes. Stimmt das? Oder habe ich da einiges vertauscht?:grübel:

Danke für eure Antworten!
 
In Der Name der Rose kommen Franziskaner (William of Baskerville, Atzorn) und Dominikaner (Bernard Gui) vor. Jesuiten gab es damals noch nicht, die wurden erst als Reaktion auf die Reformation und die Entdeckung Amerikas gegründet.
 
... dachte mir ihr könntet mir vieleicht sagen welche Rolle die Jesuiten bei der Hexenverfolgung gespielt haben. Ich habe mal gehört sie waren die s. g. Wachhunde des Papstes. Stimmt das? Oder habe ich da einiges vertauscht?

Da hast Du in der Tat einiges verwechselt: erstens die Zeit (Hexenverfolgung gehört in die Frühe Neuzeit), zweitens die Zuständigkeiten (Hexenverfolgung oblag v.a. der weltlichen Gerichtsbarkeit) und drittens auch die Rolle der Jesuiten (zwei berühmt gewordene Kritiker der Hexenprozesse waren Jesuiten).
Aus diesem Grund hefte ich diese drei Beiträge einmal an einen diesbezüglich bereits bestehenden Thread an...
 
Hexen

Hallo,

nun häng ich mich auch mal mit rein.
Mich interessiert die Thematik auch, seit fast 30zig Jahren.
Und, Pragmatiker wie ich bin, gebe ich nicht nur meinen Senf dazu, sondern stelle gleich mal noch eine Frage, die mir seit Jahren auf den Nägeln brennt.

Also kurz zu protestantischen "Hexenjägern". Bennedikt Carpzow sollte da ein Begriff sein. Allerdings, ehe ich hier gleich Hiebe und Tritte von allen Seiten bekomme, ich weiß sein Bild ist in den letzten Jahren überarbeitet wordrn. Siehe die Hexenausstellung von Delitzsch vor ein paar Jahren. Er war ja zweimal Rektor an der Uni Leipzig. Mittlerweile geht man davon aus, dass seine Urteile bedeutend weniger und humaner waren, als vordem angenommen.

Was den Fakt mit dem Blut der Hexe auf der Folter betrifft = hier spielt eher ein alter Aberglaube, welchen auch die Henker, um nicht zu sagen Die besonders, verfallen waren. Sich mit dem Blut einer Hexe zu bespritzen war fast tötlich. So dachte man. Deshalb, zeitgleich auch die alten Rituale = eine Hexe wurde zum Verhör rückwärts in die Folterkammer geführt. Damit sie nicht mit dem "bösen" Blick straft. Auch die Sache mit dem Peinhemd und so, zielte in jenen Aberglauben. Allerdings war das, soweit mir bekannt, zeitlich auf die frühen Prozesse( also etwa 1500-1550) begrenzt. Später, gleich gar mit den großen Verfolgungswellen im 17 Jhd., spielte das keine Rolle mehr. Hier wurde zum Teil"bis aufs Blut karbatscht".

So, aber nun mal zu meiner Frage. Ich suche mich seit Jahr und Tag, sprichwörtlich dämlich, nach Hexenprozessen in Leipzig. Nein, das Web. weiß nichts, nur Veröffentlichungen zur Sache. Der Prozess aus den 80zigern des 16. Jhd.( meine die Sache mit den Totengräbern von Großschocher) ist auch nichts. Die Frauen wurden zwar als Zauberinnen verbrannt, aber im Grunde wars nur ein Kapitalverbrechen.
Kennt Einer Hinweise? Hat Jemand Quellen? Womöglich stehe ich auch völlig blind vorm Eingangstor und sehe es nur nicht.
Ich weiß Sachsen ist darin etwas dünn vertreten. Aber in Dresden wird man fündig, sogar in Bad Düben, gerade mal 25 Kilometer entfernt, nur mit Leipzig .. da hab ich noch nichts gefunden.
 
So, aber nun mal zu meiner Frage. Ich suche mich seit Jahr und Tag, sprichwörtlich dämlich, nach Hexenprozessen in Leipzig. Nein, das Web. weiß nichts, nur Veröffentlichungen zur Sache.
Kennt Einer Hinweise? Hat Jemand Quellen? Womöglich stehe ich auch völlig blind vorm Eingangstor und sehe es nur nicht.
Ich weiß Sachsen ist darin etwas dünn vertreten. Aber in Dresden wird man fündig, sogar in Bad Düben, gerade mal 25 Kilometer entfernt, nur mit Leipzig .. da hab ich noch nichts gefunden.
Sachsen ist tatsächlich dünn vertreten und für Leipzig (Stadt) offensichtlich nichts mehr nachweisbar.
Du kannst dir ja mal das Buch anschauen:
H-Net Review: Rainer Decker on Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen
Vom Autor gibt es folgende Darstellung:
historicum.net: Kursachsen - Hexenverfolgungen
 
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