Zum Thema „Krieg im Mittelalter“ besitze ich momentan noch ein eher allgemeines Grundwissen, wobei mein Fokus auf dem 15 Jh. liegt. Das wird sich in Zukunft aber dank neuer Literatur ändern ;-) Auch aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse in dem Thread
Mittelalterliche Kampfkunst in dem es unter anderem um Taktiken der Landsknechte ging, möchte ich doch hier ein paar Gedanken einstreuen.
Also, wichtig ist doch erst einmal welche Bedeutung die Infanterie in einer offenen Feldschlacht einnehmen soll. Wenn sie eine tragenden, wenn nicht sogar entscheidende Rolle spielen soll, muss sie auf unterschiedlichste Gefahren und Situationen im Gefecht, wie Kavallerieangriff, Fernangriff oder Nahkampf angemessen reagieren können. Um dies zu erreichen, ist es notwendig sie mit unterschiedlichsten Waffen auszurüsten, wie z.B. Piken gegen Berittene usw. und diese einzelnen Truppenteile dann in einen Verband mit funktionierender Befehlsstruktur eingliedern. Um diesen dann in der Schlacht effektiv zu führen und einzusetzen ist ebenfalls ein gewisses Maß an Drill und Waffenübung von nöten.
Diese Entwicklung der Infanterie zu einer schlagkräftigen Truppe fand jedoch erst im Spätmittelalter statt und gipfelte in den Landsknechten.
Bis dahin war es ein langer Weg, begonnen von einzelnen Erfolgen wie z.B. der Schlacht von
Courtrai 1302, bis zu den erfolgreichen
Schweizer Schlachten gegen das Hause Habsburg. Bei den meisten siegreichen Kämpfen in diesem frühen Stadium war aber oftmals die Wahl des Geländes, ein möglichst schlechtes für die Kavallerie mit sumpfigen Böden und vielen Hindernissen, entscheidend.
Zu der vom Threadersteller genannten Zeit, um 1200, hatten die Fußtruppen in der offenen Feldschlacht aber noch immer eher den Status einer Hilfstruppe. Ich vergleich das mal mit den Bauern beim Schach, sie waren wichtig aber eher dazu gedacht den Gegner zu beschäftigen oder zu einer Aktion zu zwingen, die zum eigenen Vorteil genutzt werden kann.
Die Hauptlast in der Schlacht und ausreichend Schlagkraft wurden da noch immer in der Elite, also den Rittern, gesehen.
Aus diesem Selbstverständnis lassen sich auch die katastrophale Niederlagen für die franz. Ritter in den ersten Feldschlachten im hundertjährigen Krieg erklären, als sie mit einer anderen, neuen Art, der Kriegsführung konfrontiert wurden.
Am Beispiel der
Schlacht von Bouvines sieht man, dass die Infanterie gegen ihresgleichen agieren konnte, aber nicht stark genug und durchdacht strukturiert war um den konzentrierten Angriff der Kavallerie aufzuhalten.
Was die Frage der Rekrutierung und Ausrüstung der Fußknechte angeht hab ich jetzt in einem Buch etwas zum 15 Jh. gefunden. In wie fern das auf das Hochmittelalter übertragbar ist kann ich noch nicht beurteilen, aber ich glaube das dürfte recht ähnlich sein. Als erstes ging ein Aufruf zur Heeresfolge an die Vasallen. Berittene und Fußvolk wurden in „Lanzen“ oder auch „Gleven“ genannt eingeteilt. Diese stellten anscheinend aber eher administrative als taktische Einheiten dar. Jede „Lanze“ umfasste einen Ritter mit einer Anzahl von Knechten zu Pferd und zu Fuß, die unterschiedlich gerüstet waren. Der Vasall hatte anscheinend für die Ausrüstung seiner Knechte zu sorgen. Ich denke, dass die meisten Fußknechte auch aus dieser „Lanze“ stammen. Und ich hatte auch mal gelesen, dass diese Fußknechte früher sogar in den ersten Turnieren bei den Massenschlachten eingesetzt wurden. Ich denke daher, dass diese ein gewisses Niveau an Waffentraining und Ausbildung hatten. Wird doch der Ritter selbst nicht auf eine kleine „schlagkräftige“ Truppe verzichtet haben wollen.
So und jetzt schau ich mal was im Buch „Krieg im Mittelalter“ von Malte Prietzel steht und werde das selbstverständlich hier posten.
Ach ja und die breite Masse an berittenen stellten eigentlich nicht die Ritter, sonder die Sergeanten oder Edelknechte, die zwar bewaffnet wie ein Ritter sein konnten, aber eben nicht den Titel trugen.