Die Friedrich-Verklärung (Friedrich der "Große")

FriedrichII

Neues Mitglied
Mich würde interessieren, wann die Friedrich-Verklärung begonnen hat und in welcher Weise sich sie zeigte. Ich habe gehört ,dass es ein regelrechtes, ja heutzutage würde man wohl "Merchandising" sagen, gab.

Es existierten Friedrich-Gefäße, -Zinnfiguren, -Büsten, -Gemälde, etc.

Kennt jemand noch (vielleicht auch ausgefallene) Objekte?

Mir ist noch nicht ganz klar, wie das Volk das "aufatmete" als der "Alte Fritz" starb und sich erlöst von ihm fühlte, andererseits ihn verehrte?

Oder liege ich hier falsch und diese Friedrich-Verehrung bzw. Friedrich-Überhöhung fand erst nach seinem Zeit in zeitlicher Distanz zu der Person Friedrich II. statt?
 
1. Es existierten Friedrich-Gefäße, -Zinnfiguren, -Büsten, -Gemälde, etc.

2. Oder liege ich hier falsch und diese Friedrich-Verehrung bzw. Friedrich-Überhöhung fand erst nach seinem Zeit in zeitlicher Distanz zu der Person Friedrich II. statt?
1. Gut das mit den künstlerischen Verarbeitungen in verschiedenen Metiers war aber schon damals das Normale. Schau Dir mal all die Gemälde, Kupferstiche, Porzellanfiguren von Carl Theodor von der Pfalz oder von August dem Starken an! Wenn eine genügend gut ausgebildete Industrie für Luxusgüter dahinter stand wurden Gemälde etc. etliche Male zur Repräsentation und als Geschenke, Souvernirs etc. repliziert. Führend waren in der Hinsicht natürlich die beiden Großmächte Preußen und Österreich im HRR.

2. Ich denke schon, dass dies eine zeitgenössische Entwicklung war. Trenck, Lehndorff und viele andere Zeitgenossen berichten ja von einer grundsätzlich existierenden Begeisterung für den König, obwohl dieser so distanziert von seinem Volk ähnlich wie schon sein Vater lebte.
 
Alle Herrscherhäuser hatten ihre Historiographen, die den Ruhm der Dynastie in Vers und Prosa verherrlichten, und Porträts der Dynasten wurden aus dem gleichen Grund wie Fanartikel produziert.

Wenn man Mirabeau Glauben schenken kann, waren Friedrichs Zeitgenossen tatsächlich eher erleichtert, ihn loszuwerden, aber das traf auch auf die von Peter I. und Katherina II. zu, was sie nicht hinderte, schon bald nach dem Tod dieser "Größen" liebevoll persönliche Accesssoires zu sammeln. Schon die lange Dauer der Regentschaft dieser Monarchen ließ sie spätestens nach ihrem Tod über Kritik an der Tagespolitik hinauswachsen. Zu Friedrichs Ansehen trug sicher auch bei, dass ein Großteil seiner Untertanen unter seinem Kommando gedient hatten und ihn selbst als Kommandeur miterlebt hatten, und in der Erinnerung- das kennt man ja- erschienen Erinnerungen an die Schlachten des Siebenjährigen Krieges glanzvoller, als sie tatsächlich waren.
 
Wenn man Mirabeau Glauben schenken kann, waren Friedrichs Zeitgenossen tatsächlich eher erleichtert, ihn loszuwerden, aber das traf auch auf die von Peter I. und Katherina II. zu, was sie nicht hinderte, schon bald nach dem Tod dieser "Größen" liebevoll persönliche Accesssoires zu sammeln.
Ich denke diese Erleichterung trifft vor allem auf das zu, was wir "die Gesellschaft" nennen. D.h. die wohlhabenden Bürgerlichen, aber auch der Hofadel liebten einen leutseligen Herrscher wohl mehr als den entrückten, unnahbaren, durch dessen raue Schale kaum einer blicken konnte. Friedrich II. genoss insgeheim den Ruf eines Sonderlings und das eben v.a. für diejenigen, welche Lob und Gunstbezeugungen erwarteten, zu welchen er nicht fähig war. Ist es nicht so, dass eben deren Urteil uns erhalten ist und auch das der nörgelnden Berliner, welche ihm bei allem Ruhm sicherlich nicht vergessen konnten, wie schmälich die Stadt in die Hände Hadicks fiel?
Für die große Masse des Landvolkes, für welche ein König ohnehin weit entrückt war, zählten solche Erwägungen ungleich weniger, sie gingen sicherlich weniger kritisch mit der anderen Seite des Königs um. Für sie war er doch zumeist der besorgte Landesvater, der bei seinen Inspektionsreisen auch mal unangemeldet nach dem Rechten schaute.
(Einem Friedrich I. waren solche Reise durch sein körperliches Gebrechen ebenso wie seinem Vorvorgänger Georg Wilhelm (Kurfürst 1619-1640), was man nicht bei deren Einschätzung unterschätzen sollte, eine reine Qual. Ihn also mit den beiden in der Hinsicht zu vergleichen, kann daher leicht ungerecht werden.)
 
Fridericus Rex muß tatsächlich auch körperlich ganz schön gut trainiert gewesen sein, wenn man sich allein die körperlichen Strapazen vergegenwärtigt, die er auf seinen Feldzügen auf sich nahm. Die hatten ihn aber auch ganz schön geschlaucht, und in seinen späteren Jahren litt er stark an Gicht.

Das Berliner Bürgertum nahm ihm wohl eher die Pressezensur und die Übergriffe seiner (französischen) Steuerpächter und Kaffeeschnüffler übel, als die Eroberung Berlins im Handstreich. Immerhin gibt es eine Anekdote, wonach er eine Karikatur höher hängen ließ, damit sie alle sehen konnten. Immerhin scheint Friedrich die Phantasie seiner Zeitgenossen angeregt zu haben, denn über keinen anderen preussischen Herrscher gibt es so viele Anekdoten, wie über den Preussenkönig. Viele davon erwiesennermaßen Legende, wie die Geschichte, dass er Kartoffelfelder von Grenadieren bewachen ließ, um die Knolle aus Amerika zu verbreiten. Tatsächlich geschah das eher durch Zwang und Strafen, als durch Prämien wie das sein Namensvetter aus Hessen- Kassel tat.
 
Fridericus Rex muß tatsächlich auch körperlich ganz schön gut trainiert gewesen sein, wenn man sich allein die körperlichen Strapazen vergegenwärtigt, die er auf seinen Feldzügen auf sich nahm. Die hatten ihn aber auch ganz schön geschlaucht, und in seinen späteren Jahren litt er stark an Gicht.
Naja fit ist eben die Frage, er hat die Kriege mitgemacht, aber war nicht sehr robust und daher spiegelten sich die Strapazen in seinem Antlitz und auch sehr früh in seinen Gebrechen wider. Zeitweise musste er in einer Sänfte im 7-jährigen Krieg getragen werden.
 
Zurück
Oben