Französische Architektur des 17. und 18.Jh.

Brissotin

Aktives Mitglied
Weil mir das Thema so gut gefällt, stelle mal was hier rein.

Caitlin:
Wie !? Mein Trianon-Foto ??? Dass du mir da mal nicht die Urheberrechte umgehst :D

Das Foto ist doch hier aber nur klein gepostet. Wenn du möchtest, schicke ich dir eine höhere Auflösung ?

Ich liebe diese Architektur auch... toooootal romantisch vor allem in dieser Umgebung voll Natur und Rosen *schwärm*<!-- / message --><!-- sig -->
OT: Das Bild passt schon, sieht wunderbar aus.

Das finde ich eigentlich das Nette an der Architektur hier mal am Beispiel des Petit Trianon. Sie wirkt auf viele Menschen romantisch, ist aber doch vom klassizistisch bestimmten schnörkellosen ausgehenden Style Louis XV bestimmt. Sicherlich trägt viel die arkadische Landschaft rund um das Petit Trianon zum Bild bei, welches man von dem Gebäude hat. Park und Schloss waren/sind immer ein Gesamtkunstwerk. Dennoch handelt es sich zumeist (gibt es auch Ausnahmen?) um verschiedene Künstler. Aber beide begriffen die selbe Sprache der Ästhetik.
 
Der Bau des Petit Trianon ist 1761 nach den Plänen von Gabriel begonnen worden.
Allerdings sah der Garten unter Louis XV ganz anders aus.
Es war mehr als Ergänzung zum Grand Trianon geplant, mit einem Gewächshaus und einem Botanischen Garten, dessen Ruhm über die Grenzen Frankreichs reichte.

Erst unter Marie Antoinette wurde der Hameau, also der englische Landschaftspark angelegt und der botanische Garten Louis XV damit zerstört - was schon großen Unmut auslöste.
Die Planzen wurden aber zumindest nach Paris überführt.

Dieser Landschaftsgarten wurde von Richard Mique und dem Comte de Caraman gezeichnet und umgesetzt.
Von ihnen stammen auch die Landhäuser im nordfranzösischen Stil, der Liebestempel und das Belvedere.

Es gibt sogar einen Gartenplan, der das gesamte Areal von Versailles "umramen" sollte - da sollte dann auch ein Vulkan (der auch richtig ausbrechen hätte können) angelegt werden sollen.

Die Umgestaltung betraf aber auch den Park des Grand Trianon, beide Gärten waren natürlich im frz. Stil nach bzw. von Le Nôtre angelegt.
Mitlerweile betreibt das Schloss von Versailles eine großangelegte Rekonstruktion der alten Gärten, der Park des Grand Trianon wird demnächst in Angriff genommen.
 
Der Bau des Petit Trianon ist 1761 nach den Plänen von Gabriel begonnen worden.
Allerdings sah der Garten unter Louis XV ganz anders aus.
Es war mehr als Ergänzung zum Grand Trianon geplant, mit einem Gewächshaus und einem Botanischen Garten, dessen Ruhm über die Grenzen Frankreichs reichte.

Erst unter Marie Antoinette wurde der Hameau, also der englische Landschaftspark angelegt und der botanische Garten Louis XV damit zerstört - was schon großen Unmut auslöste.
Die Planzen wurden aber zumindest nach Paris überführt.

Dieser Landschaftsgarten wurde von Richard Mique und dem Comte de Caraman gezeichnet und umgesetzt.
Von ihnen stammen auch die Landhäuser im nordfranzösischen Stil, der Liebestempel und das Belvedere.
Das ist natürlich immer schade, wenn ein solches Opfer gebracht werden muss. Aber direkt beim Bau des Petit Trianon denke ich mich doch an einen kleinen Teil vom französischen Park entsinnen zu können.:grübel:

Die hügelige Parklandschaft vom Petit Trianon erscheint mir selbst ziemlich künstlich, auch wenn ich ähnliche Parks mit künstlichen Grotten etc. von Schwetzingen und Wörlitz her gewöhnt bin. Wie würdest Du den Park einschätzen, Soleil Royal?
 
Es war auch ein Franzose, Le Blond, der das Stadtbild Petersburgs prägte. Er legte den Sommergarten an und südlich der Newa den Newski Prospekt, Petersburgs berühmteste Flaniermeile. Für seine Gärten interessierte sich Peter I. selbst in der schwierigsten Zeit des Nordischen Krieges. le Blond ließ für die Wasserspiele eigens das Wasser der Fontanka in einen neugebauten Wasserturm pumpen, der den nötigen Druck für die Fontänen lieferte. 50 Wasserspiele waren über den Park verteilt. Nach dem Vorbild seines Lehrmeisters Le Notre schuf Le Blond dort einen französischen Garten. 1777 richtete ein Hochwasser schweren Schaden an, worauf Katherina II. den Garten im englischen Stil neu errichten ließ. Puschkin, der ganz in der Nähe wohnte, Glinka und Gogol liebten den Park und erholten sich dort.

Unglücklicherweise verstand sich Le Blond überhaupt nicht mit Menschikow. 1717 meldete er dem Zaren, Le Blond sei dabei, die Bäume des Sommergartens zu fällen, die Peters ganze Freude waren. Le Blond hatte sie aber nur etwas beschneiden lassen, doch der Zar fiel buchstäblich über ihn her, ehe er wußte, was er tat, hatte er Le Blond übel zugerichtet, der sich mit Fieber zu Bett legen mußte. Danach tat es ihm leid, und er befahl, den Generalarchitekten besonders gut zu pflegen. Le Blond erholte sich, erkrankte aber anderhalb Jahre später an den Pocken und starb 1719. Hätte er länger gelebt, wäre das Stadtbild Petersburgs vermutlich noch sehr viel französischer ausgefallen. Wie es hätte sein können, zeigt heute noch der fabelhafte Sommersitz am Meer, der heute als Peterhof bekannt ist.
 
1. 1777 richtete ein Hochwasser schweren Schaden an, worauf Katherina II. den Garten im englischen Stil neu errichten ließ.

2. Danach tat es ihm leid, und er befahl, den Generalarchitekten besonders gut zu pflegen. Le Blond erholte sich,
2. Da hätte ich mich aus Furcht vor einem so jähzornigen Menschen aber gleich aus dem Staub gemacht. Peter hat wie auch Friedrich Wilhelm I. etwas unberechenbares an sich, was aber irgendwie charakteristisch für den absolutistischen Herrscher überhaupt ist, nur dass es nur bei den Beiden direkt in Bitterkeit und Brutalität mündete.
Jedenfalls ist das grundsätzlich ein spannender Aspekt an den Persönlichkeiten des Absolutismus. Vielleicht findet sich an dem überraschenden Moment der Herrschaft auch etwas in der Kunst, ganz abgesehen von Niederschlägen wie Du sie schilderst, Scorpio. :grübel:

1. Ja viele französische Parks fielen dem englischen neuen Geschmack zum Opfer. Bemerkenswerter Weise widerfuhr den englischen Parks dann im 19.Jh. weit weniger das selbe Schicksal. Bei uns in Brandenburg und Mecklenburg war oftmals Lenné der schlimme Finger, das heißt für mich ist er sozusagen, auch wenn das objektiv Quatsch ist, das rote Tuch, der Mann nach dessen Entwürfen die schönen französischen Parks 'umgewandelt' worden sind´. Parks, welche von vornherein als englisch angelegt wurden, empfinde ich daher als stimmiger.
 
Was waren die Gründe warum die englischen Gärten immer mehr in Mode kamen und den "französischen Trend" ablösten?
Ich denke das hatte mehrere Gründe. Man kann auch zwischen der Malerei des 17. und 18.Jh. vergleichen. Außer dem Aspekt einer Wandlung der Ästhetik, welche wohl auch von der Aufklärung zugleich wie mit der eigentlich gegenläufig zur vernunftsorientierten Aufklärungsdichtung verlaufenden Rokokodichtung mit Schäferspielen in akadischer Landschaft (siehe Wieland oder Gessner (nicht zu verwechseln mit Gesner einem berühmten Zeitgenossen!)) beeinflusst wurde, mag der Aspekt eine Rolle spielen, dass alles was aus England kam in Mode zu jener Zeit wurde. Das war eine Bewegung, welche wohl vom Bürgertum ausging, wovon Gebildete das englische Parlamentssystem guthießen, aber eben auch von Adeligen bis hin zu Königen geteilt wurde. Ein konkreter Auslöser ist in einer Jahrzehnte entstehenden Entwicklung schwer auszumachen, man kann aber die Niederschläge in Mode, Kunst kurz vielen Fächern des Lebens regestrieren und interpretieren.
 
Sie wirkt auf viele Menschen romantisch, ist aber doch vom klassizistisch bestimmten schnörkellosen ausgehenden Style Louis XV bestimmt. Sicherlich trägt viel die arkadische Landschaft rund um das Petit Trianon zum Bild bei, welches man von dem Gebäude hat. Park und Schloss waren/sind immer ein Gesamtkunstwerk.
Ich könnte mir das Petit Trianon gar nicht verschnörkelt und verspielt vorstellen. Das würde wohl zusammen mit diesem unglaublich prachtvollen Park einfach übertrieben aussehen.
Der vorhandene, eben nicht verschnörkelte Stil des Schlösschens, ist es, der mich so fasziniert -- und, wie du schon sagst, das Gesamtbild mit dem Garten.
Das Schlösschen an sich ist eigentlich gar nicht sooo schön.
Ich erinnere mich, wie ich im Hof stand, das Schloss betrachtete und meinte, dass es von dieser Seite ziemlich trostlos wirke.
Doch im Gesamtbild ist es atemberaubend schön.

Der Park selbst gefiel mir außerordentlich gut.
Ich muss daheim mal nach den Fotos kramen, denn ein Blick vom Liebestempel in Richtung Hameau gedenkt mir noch gut. Einfach himmlisch und idyllisch, genau diese eine besondere Aussicht.
Wenn ich das Foto gefunden habe, poste ich es hier.

Das Versailler Schloss konnte für mich mit dem Petit Trianon und dessen Garten nicht mithalten. Das Hauptschloss hat mich geradezu erschlagen, während man im Trianon-Garten so wunderbar wieder aufatmen konnte.
Naja, zu diesem Moment waren keine Touris weit und breit =) ... das war mein großes Glück.

Caitlin
 
Das Hauptschloss hat mich geradezu erschlagen, während man im Trianon-Garten so wunderbar wieder aufatmen konnte.
Naja, zu diesem Moment waren keine Touris weit und breit
Dann hat es sicherlich seinen Sinn erfüllt. Das beweist sicherlich, dass Du Dich auf die Kunst dieser Architektur einlassen kannst, denn das gehört dazu, um sie zu begreifen.

Schloss Mannheim ist fast noch erschlagender, auch von einem Franzosen in ersten Plänen entworfen - Louis Rémy de la Fosse.
Allerdings ist beim Mannheimer Schloss die wuchtige, beeindruckende Seite auf der Stadtseite. Das heißt der darauf zu fahrende Gast oder Bittsteller bekommt den Eindruck des Herrschaftsanspruch face, also genau vor seinen ersten Anblick auf das Schloss geknallt. In Mannheim ist die Konzeption sehr, meines Erachtens auf dieses Moment des ersten Eindrucks ausgerichtet. Das Treppenhaus ist noch großzügig ohne zu beeindrucken wie in Oberschleißheim oder Würzburg, der Festsaal erscheint dann nach den Eindrücken der Frontseite geradezu winzig und mickrig. Eine wirklich Verwirrende Konzeption war das in meinen Augen. Aber natürlich ist das heutige Resultat mal wieder darin begründet, dass nicht vollständig die hochtrabenden Pläne Karl Philipps verwirklicht wurden.
 
Aber schön, wenn hier die Kunstliebhaber sowohl Kenner als auch schwärmende Laien zusammen kommen.:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt auf der südlichen Seite des Petit Trianon noch einen kleinen "französischen Garten" da gibt es auch Heckenkabinette und Broderien.
Wenn man auf der Treppe des Petit Trianon steht, blickt man über diesen kleinen Garten mit seinem Brunnen zu einem frz. Pavillon.

In den nebenstehenden Gebäuden ist das kleine Theater der Marie Antoinette untergebracht.


Ein weiterer großartiger Garten, der einzige in Deutschland der von Le Nôtre (wenn auch nur per Brief und aus der Ferne) geplante Park ist in Kassel.
Aber auch diese wunderschöne Barockanlage wurde Ende des 18. Jahrhunderts umgestaltet - die Heutige Karlsaue lässt die damalige Pracht nur noch erahnen.
 
Es gibt auf der südlichen Seite des Petit Trianon noch einen kleinen "französischen Garten" da gibt es auch Heckenkabinette und Broderien.
Wenn man auf der Treppe des Petit Trianon steht, blickt man über diesen kleinen Garten mit seinem Brunnen zu einem frz. Pavillon.

In den nebenstehenden Gebäuden ist das kleine Theater der Marie Antoinette untergebracht.
Ja genau das meinte ich. Ich war leider erst einmal dort und ich habe nur ein relativ oberflächliches Buch zu Versailles, allerdings mit netten Bildern, das aber sehr unübersichtlich für meinen Geschmack ist.
Nicolas d'Archimbaud: "Versailles" Stiebner Verlag 2001
Der französische Park, den Du meinst, fand ich jedenfalls sehr nett, aber ich weiß eben auch kleine Parks sehr zu schätzen.

Bis jetzt ist für mich Schwetzingen der schönste französische Park in Deutschland. Der in Ludwigsburg wird zwar als "blühendes Barock" vermarktet aber eben auch bis jetzt immer wenn ich dort war mit diesen Kürbisinstallationen verschandelt. Ich sollte wohl nicht mehr im September fahren. Jedenfalls ist Schwetzingen netter und eben wegen der Größe und den verschiedenen Spielarten, hohe Hecken, Tempelchen, Orangerie etc. und einem ausnahmsweise gelungenen Übergang zum Englischen Park absolut beeindruckend. Dass er sehr gepflegt ist, kommt noch hinzu. Für Liebhaber von Architektur ist das ein Muss, auch der Gegensatz zwischen der modernen Architektur des 18.Jh. im Zuge der niedrigen Anbauten und dem hingegen archaisch wirkenden Mitteltrakt ist höchst faszinierend.
 
Hier das versprochene Foto (Nr. 1) und noch zwei weitere :cool:

1. Bild: der idyllische Blick auf Hameau
2. Bild: der frz. Pavillion
3. Bild: Petit Trianon, vom Hof aus... weniger spektakulär, finde ich.

Paris 255a.jpg
Paris 312a.jpg
Paris 321a.jpg

Gruß !
Caitlin
 
Hier das versprochene Foto (Nr. 1) und noch zwei weitere

1. Bild: der idyllische Blick auf Hameau
Ein schönes Beispiel für eine geplant-natürlich wirkende Parkgestaltung zumindest an der Stelle. Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie gerade der Zustand des Parks ist, ob das Gras hoch steht oder nicht.

Zum 3. Bild: Es ist eben eine eigentlich typische französische Architektur, natürlich sind gerade die untypischen Bauten von Hameau eben der Hingucker und das Skurile, aber eben auch dann wiederum für französische Architektur weniger relevant.
 
Wow, das erste Bild ist wirklich wunderschön, das Hameau finde ich auch sehr faszinierend! Als ich vor einem Monat für 2 Tage in Paris war, hatte ich leider nicht genug Zeit um das Hameau zu besichtigen, bin nur bis zu den Vorgärten gekommen -.-
Habe aber noch vor es zu besichtigen^^
 
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