... ein relativ unbekanntes Sachthema bildete die Umweltzerstörung im Ägäischen Raum. Meines Wissens wurden eine Reihe von sehr wichtigen Pinienwäldern gerade in der "golden Ära" des Attischen Staatenbundes abgeholz. Ist diese Hypothese haltbar ?!
Noch um 700 v. Chr. war Griechenland von ausgedehnten Wäldern bedeckt, Das zeigen nicht nur entsprechende Untersuchungen, sondern es gibt dazu auch einen sehr schönen Bericht von Platon (Kritias), der im 4. Jh. v. Chr. die griechische Landschaft seiner Zeit mit der Vergangenheit verglich.
Unter anderem heißt es dort:
"Wie man das bei den kleinen Inseln sehen kann, ist also, wenn man den heutigen Zustand mit dem damaligen vergleicht, gleichsam noch das Knochengerüst eines Leibes übrig, der von einer Krankheit verzehrt wurde; ringsum ist aller fette und weiche Boden weggeschwemmt worden und nur das magere Gerippe des Landes ist übriggeblieben.
Aber dasmals war dieses Land noch unversehrt, mit hohen und von Erde bedeckten bergen, und die Ebenen, die man heute als rau und steinig bezeichnet, hatten fetten Boden in reichem Maße, und auf den Höhen gab es weite Wälder, von denen noch heute deutliche Spuren sichtbar sind."
(Platon, Kritias (III a-e)
Für den Raubbau im antiken Griechenland gibt es ein Bündel von Ursachen!
Als die Bevölkerung Griechenlands wuchs, holzten die Bauern immer größere Landflächen ab, da sie Acker- und Weideland brauchten. Sie betrachteten das nicht als Frevel, obwohl sie die Natur von Göttern und Naturwesen belebt glaubten. Für sie stand der praktische Nutzen im Vordergrund.
Doch nicht nur die Landwirtschaft verursachte die Zerstörung der Wälder. Als die politische und wirtschaftliche Bedeutung der Polis wuchs, erhöhte sich auch der Verbrauch an Holz. Es wurde gebraucht als Brennmaterial für die Töpfer, die in ihren Öfen Vasen und Krüge zum Transport von Getreide, Wein und Öl brannten und die auch begehrte Exportprodukte waren.
Holz wurde auch gebraucht für die Haushalte, die Brennholz zum Kochen der Mahlzeiten und zum Heizen der Öfen an kühlen Tagen benötigten.
Große Mengen Holz verschlangen die Schmelzöfen der Erzgießer, die z.B. im Lauriongebirge auf Attika Silbererz erschmolzen. Es bildete eine wichtige Grundlage für Athens machtpolitischen Aufstieg und man schätzt, dass im 4. Jh. etwa 10 000-20 000 (!) Bergwerkssklaven in den Minen von Laurion schufteten.
Besonders große Holzmengen verschlang schließlich der Bau immer neuer Kriegsflotten und zahlreicher Handelsschiffe. Je stärker die Bevölkerung wuchs, je häufiger Schiffe im Mittelmeer kreuzten und je mehr Erz man für Waffen brauchte, desto rascher gingen die Wälder zurück - bis schließlich der nackte Fels zum Vorschein kam, wie man das heute kennt.