Hitler-wie war es möglich?

Die Diskussion hat sich tatsächlich weit von den Realitäten Anfang 1933 entfernt.

Wo/Wie sollten ein ziviler Widerstand mit juristischen Mitteln ausgesehen haben, wenn vor Ort wilde Verhaftungen einsetzten, KZ eingerichtet werden, Gewerkschafter bedroht werden, Bürgermeister fluchtartig die Amtssitze verlassen, zT ins Ausland fliehen, Juristenvereinigungen die Fronten wechseln. Dieser Auflösungsprozeß in wenigen Wochen ist nach heutigen Maßstäben kaum vorstellbar.

Ein typischer Kommentar dazu aus der Reichswehrspitze: Wenn Hitler legal zur Macht kommt, interessiert uns das nicht. Wenn er putscht, schießen wir. Nun, es hat sie dann wohl nicht interessiert.

Mit der Gleichschaltung der Länder wurden übrigens 1000-prozentige, fanatische Nationalsozialisten auf die Stellen der Justizminister gesetzt. Richtern wurden sofort Vorgaben aufgedrückt, verurteilte Mörder entlassen bzw. geehrt, Referendare wurden in organisierten Lagern zusammengefaßt, um weltanschauliche Grundlagen anzutrainieren. Das alles setzte 1933 ein.


Wenn man die Frage ausdehnt: gab es jemals die Chance auf einen zivilen Widerstand, das wäre in erster Linie ein Generalstreik am 1.2.1933??

Ich glaube nicht, es gab nicht mal Ansätze einer solchen Bewegung.
 
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Selbst nach 63 Jahren schafft es fiese Schweinebacke, Menschen zum Streiten zu bringen ;):S

Übrigens, in Österreich war die Selbstausschaltung des Parlaments offensichtlicher als in deutsches Land.
 
@Thimoteus
Die Frage nach den Lehren aus Weimar hat unmittelbar mit den Verhältnissen von Weimar zu tun.
Zum Beispiel das Mittel der Verfassungsbeschwerde, daß es damals nicht gab.
Aber auch das Verhalten der Staatsgerichtshöfe im Vergleich zur Nachkriegsjustiz ist durchaus erhellend. Speziell in den Urteilen zum Flaggenstreit kommt eine wenigstens latente Abneigung gegen die Demokratie zum Ausdruck. Oder das skandalöse Urteil zum sog. Preußenschlag! Wer für die Demokratie eintreten will und vor solchen Richtern steht...
 
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Wenn ich schon sag: Nachdenken!

Die Diskussion hat sich nur vordergründig von 1933 entfernt. Das war auch durchaus von mir beabsichtigt. Denn es gibt sehr wohl Paralellen, die näher zu betrachten sich lohnt. Aber dazu muss man eben, wie erwähnt, nachdenken statt einfach Antworten einzufordern. (;) an Elysian und Angrivarier, die haben genau in die Richtung weitergedacht, die ich meinte)

Wir behaupten immer, die heutige Situation wäre mit der damaligen überhaupt nicht zu vergleichen. Und Basta. Das ist, mit Verlaub, Blödsinn. Die heutige Situation ist eine direkte Folge der damaligen, indem die demokratischen Strukturen bei der Bundesrepublik so ausgelegt wurden, dass sich die Ereignisse von 1932/33 nicht wiederholen könnten. Inwieweit diese Bemühungen ausreichend und verlässlich sind, ist, da stimme ich zu, Gegenstand einer anderen Diskussion. Nicht aber Gegenstand einer anderen Diskussion dürfen die tatsächlichen Möglichkeiten zuerst der Demokratie selber und - falls dieses nicht reicht - eines einzelnen Bürgers sein, die Demokratie zu verteidigen.
Eine rein oberflächliche Betrachtung der Situation 32/33 wird niemals alle relevanten Fragen beantworten können.

Einige Beispiele:
Der Reichswehr war es 1932/33 völlig egal, ob die NSDAP demokratisch an die Macht kommt, das hat Silesia erwähnt. Ist der Reichswehr deshalb ein Vorwurf zu machen?
Nein! Denn diese Haltung war ihre verdammte Pflicht und es ist auch heute noch die der Bundeswehr. Wenn die demokratische Ordnung nicht gefährdet ist, hat sie sich rauszuhalten. Und das Ergebnis einer freien, demokratischen Wahl ist gefälligst zu akzeptieren, gerade von einer Demokratie!
Man darf nicht vergessen, dass es gerade die Reichswehr war, der am 8. November 1923 von Reichspräsident Ebert die vollziehende Gewalt übertragen wurde (nach Artikel 48 Reichsverfassung).
Die Reichswehr beendete den Putschversuch von Hitler/Ludendorff und auch etlichen hohen Offizieren(!) und schon im Februar 1924 gab v.Seeckt (Chef der Heeresleitung) die Macht an Ebert zurück.
Die Reichswehr hatte somit aus demokratischer Sicht vorbildlich gehandelt und die Demokratie gerettet und erhalten. Und das, obwohl v.Seeckt persönlich ein erklärter Gegner der Demokratie an sich war. Er hat sich in diesem Falle eisern an seine Pflichten gehalten.
Genau die gleiche Haltung vertrat die Reichswehr auch 1932/33 und somit hätte sie ihre Pflichten erfüllt. Hitler wusste das, weswegen er ja den Weg ging, die Demokratie mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen.

Fazit: Natürlich hätte die Reichswehr eingreifen können, aber damit hätte sie ihre Befugnisse übertreten und es wäre ein Militärputsch gegen eine demokratisch gewählte Regierung gewesen. Ich will nicht wissen, was man ihr heute vorwerfen würde, denn die Verbrechen der Nationalsozialisten, die dieses Vorgehen aus heutiger Sicht natürlich rechtfertigt hätten, wären nie geschehen und hättten somit, aus heutiger Sicht, nichts rechtfertigt! Womöglich gäbe es heute eine renommierte, radikale Partei, die mit ihrer Opferrolle im Militärputsch von '33 kokketiert...

Es führt zu weit, hier alle möglichen Beispiele aufzuführen, die zeigen, dass wir uns aus heutiger Sicht bei unserer Schuldsuche zu weit vorlehnen und unseren (Ur-)Großvätern locker aus der Hüfte Fehlverhalten zuschreiben, das wir selber auch gemacht hätten und womöglich heute noch machen würden.
Im abgesicherten warmen Nest zu sitzen und rechtlich halbwegs abgesichert gegen irgendwelche Lappalien demonstrieren zu können macht es natürlich leicht, von Opa zu erwarten, gegen organisierte knüppelschwingende Schlägertrupps auf die Straße zu gehen und friedlichen Widerstand zu leisten. Sind wir da heute mutiger geworden? Ich denke nein. Wir sind nur selbstgerechter geworden.

Wie Silesia schön zusammengefasst hat, war ab 1933 der Ofen aus. Die Gleichschaltung aller, auch der "demokratischen" Staatsstrukturen nahm den Leuten eben genau die Möglichkeiten des Widerstandes, auf die gerne hingewiesen wird: Gerichtliche und polizeiliche Unabhängigkeiten, Staatsbürgerrechte, (Grund)gesetze usw. Das geschah, weil von langer Hand vorbereitet, schneller, als dass sich ein ziviler Widerstand hätte bilden können.
(Das nur zum Hinweis, man hätte auf seine erst einmal gewählten Volksvertreter noch Einfluss. Sowas kann schneller gehen als vier Jahre, so dass die Drohung "Euch wähle ich nicht mehr" wirkungslos bleibt. Solange die Leutchens verfassungsmäßig halbwegs ehrlich bleiben, habe ich diesen Einfluss, wenn's aber hart auf hart geht, kann ich das vergessen. Dann ist mein Einfluss keinen Pfifferling mehr wert und Papier ist eben nicht mehr einklagbar)

Die einzige Möglichkeit, die Machtübernahme zu verhindern, wäre also vor 1933 gewesen. Da war die NSDAP aber eine ganz legal demokratisch gewählte Partei, somit war sie ganz legal im Reichstag vertreten. Ein Gegengewicht zu bilden wäre Aufgabe der politischen Opposition gewesen und es wäre prozentual gesehen auch machbar gewesen. Den gut 37% der NSDAP standen 21,6% der SPD und 12,5% des Zentrums gegenüber. Zusammen mit den 14,3% der KPD, die als ideologischer natürlicher Gegner der NSDAP zwar radikal war, aber kein Interesse an einer Stärkung der Rechten haben konnte, hätte man die NSDAP in ihre Schranken weisen können. Die modernen Methoden der Meinungsbildung standen nicht exklusiv der NSDAP zur Verfügung, diese nutzte sie nur am geistesgegenwärtigsten.

Somit sehe ich das Versagen zum Einen im Verhalten der politischen Parteien, die am ehesten über die Absichten Hitlers Bescheid wissen mussten (Ich wiederhole meine Frage, wer von Euch denn kürzlich die Parteiprogramme der deutschen Parteien gelesen hat, bevor er Opa vorwirft, sich nicht über die Absichten der NSDAP informiert zu haben) und die sich zu keiner rettenden Zusammenarbeit aufraffen konnten. Weder koalitionstechnisch noch im Sinne einer effektiven Realpolitik, die den Rechten die Wählergrundlage entzogen hätte. (Die NSDAP war ja nun kein Phänomen nur der 30er Jahre)

Zum Anderen sehe ich die Schuld bei der halbgaren Demokratie, welche die Weimarer darstellte. Sie war beileibe nicht wehrlos (siehe 1923), aber sie war zu verspielt, zu verzettelt aufgebaut, so dass sie zu leicht zu blockieren und mit ihren eigenen Mitteln zu besiegen war, was Hitler mit bemerkenswertem Erfolg vorgeführt hat.
Eine Demokratie ist nun mal nicht die eine, perfekte, fehelrfreie und alles heilende Regierungsform. Sie ist es auch heute nicht. Sie hat als Demokratie grundlegende Merkmale, die sich gegen sie wenden können, und genau diese hat Hitler ausgenutzt.

Gruß,

Panzerreiter
 
Mir kommt die Kausalität die hier diskutiert wird doch etwas zu formal rüber. Wichtiger ist doch die Unzufriedenheit der damaligen Bevölkerung zu untersuchen, auch in einer Demokratie ist eben diese entscheidend und nicht irgendwelche juristische Ansprüche.
Also warum hat sich ein grosser Teil der Bevölkerung radikalisert? Woher die Unzufriedenheit? Das ist der Anfang der Kausalkette. Ängste und Unzufriedenheit, bei einer gewissen Dosis beider stirbt auch eine heutige gefestigte, formaltheoretisch sichere, Demokratie.
 
Bei bestimmten Dingen sind wir nicht weit auseinander, bei anderen schon.

Das Beispiel der Reichswehr habe ich bewußt gewählt, und auch nur unvollständig dargestellt. Gegen die Einstellung, die Reichswehr schreite gegen keine auf legalem Wege gebildete Regierung ein, ist nichts einzuwenden. Sie würde sich im übrigen in einem solchen Fall nämlich auch gegen ihren damaligen Oberbefehlshaber stellen, den Reichspräsidenten. So weit, so gut, oder auch nicht. Das ist nämlich nur eine Seite der Medaille.

Die Reichswehr ist einerseits nicht eingeschritten, aber sie ist auch andererseits keinesfalls passiv geblieben. Es wäre ein Grundfehler, in der Führungsschicht von einer homogenen "Neutralitätshaltung" auszugehen. Einflußreiche Kreise der Wehrmacht haben die Machtübernahme durch Hitler befürwortet und unterstützt und aktiv betrieben, im Reichswehrinteresse, und das nicht nur durch einzelne ihrer Exponenten. Das ist aus den unterschiedlichsten Gründen geschehen, insoweit gilt es auch eine Aktivität der Reichswehr zu untersuchen. Wenn das aber diskutiert werden soll, schlage ich - weil das ein ausuferndes Thema darstellt - einen gesonderten thread vor: Reichswehr und "Machtergreifung" 1932/33.
Jedenfalls läßt sich die Antwort nicht auf die Floskel reduzieren: sie war passiv, und das ist staatsrechtlich auch gut so, basta.

Der Hinweis sollte den Blick auf etwas anderes richten: unter der Frage, wie war es möglich, gibt es nicht nur den Aspekt des Widerstandes, sondern auch den der konkreten Aktivitäten. Beides kann nur zusammen beurteilt werden, weil die Beurteilung der Erfolgsaussichten eines Widerstandes auch von den Kontrahenten abhängt.
 
Gibt es eigentlich einen vergleichbaren Fall wie den Hitlers ?
Ist jemals jemand, wie Hitler, durch halbwegs demokratische Mittel an die Macht gekommen, handelt es sich hierbei um einen Präzedenzfall, aus dem man eigentlich nur lernen kann, sein Aufstieg einmalig ?
 
Wenn man über die Gründe von Hitlers Machtübernahme, eine Übernahme muss man dazusagen, es waren demokratische Wahlen, diskutieren will, kommt man von Adam zu Eva...
Natürlich war die krisengeschüttelte WR mit ein Faktor für dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte. Doch auch die wirtschaftlichen Gründe, wie Arbeitslosigkeit, dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Doch waren ihm Jahr 1933 diese wirtschaftlichen Gründe weniger wichtig, weil die Konjunktur sich im Aufstieg befand...
Viel eher würde ich sagen, dass die WR Hitler zu Anfangs stärkte, doch seine wahrer Erfolg im "Schauspielen" lag. Ich weiß nicht wie ihr dazu steht, aber Hitler wurde total falsch eingeschätzt und konnte letzendlich durch dieses Unwissen Reichskanzler werden.

Balduin
 
Ich gebe Balduin recht.
Wenn man ein guter Schauspieler ist, kann man die Leute in der Not für dumm verkaufen, da hilft nichts dagegen.
Er hat das perfekt gekonnt.
Wenn mir einer Arbeit verspricht, und meine Kinder hungern müssen, wähle ich den Mann, das ist halt so.
Große Alternativen gab es ja auch nicht.
 
... Ich weiß nicht wie ihr dazu steht, aber Hitler wurde total falsch eingeschätzt und konnte letzendlich durch dieses Unwissen Reichskanzler werden...

Balduin

Ich würde sagen Hitler wurde nicht falsch eingeschätzt. Er wurde gefährlich leichtsinnig unterschätzt. Seine Ideologie war durchaus erkennbar.
 
Naja, das mit dem unterschätzen ist so eine Sache...

Man hatte ja vor, ihn zu kontrollieren. Hitler war als "Notlösung" geplant, um eine Mehrheit zu erreichen und das Parlament wieder Regierungsfähig zu machen... es gab zu viele Splitterparteien, da es nicht wie heute in der BRD eine 5%-Klausel gab. Da saßen von einer kleinen Partei mal einer, mal drei, mal fünf Leute im Reichstag, es war unmöglich so eine vernünftige Regierung aufrecht zu erhalten (vom ständigen Wechsel der Reichskanzler wurde ja schon gsprochen).
Man wusste von Anfang an, dass es nicht leicht sein wird, Hitler unter Kontrolle zu halten, was sich aufgrund der Ideologie an sich schon sagen lässt. Man hat aber auch nicht mit diesem enormen Zulauf der Wähler gerechnet, die die NSDAP schließlich zur stärksten Partei werden ließen.

Ich denke mir, dass man weniger Hitler, als die Bevölkerung schlecht einschätzte. Denn dass Hitler ein großer und überzeugender Redner war, dürfte auch nicht unbekannt gewesen sein, das kam ja nicht nach und nach erst. Man hat die Gesamtsituation unterschätzt. Man hat unterschätzt, wie unzufrieden die Bevölkerung war mit dem Hin und Her und die Weltwirtschaftskrise 1929 gab der Demokratie den endgültigen Todesstoß... Was Hitler dann natürlich gleich für sich ausnutzte.
 
Ich denke mir, dass man weniger Hitler, als die Bevölkerung schlecht einschätzte. Denn dass Hitler ein großer und überzeugender Redner war, dürfte auch nicht unbekannt gewesen sein, das kam ja nicht nach und nach erst. Man hat die Gesamtsituation unterschätzt. Man hat unterschätzt, wie unzufrieden die Bevölkerung war mit dem Hin und Her und die Weltwirtschaftskrise 1929 gab der Demokratie den endgültigen Todesstoß... Was Hitler dann natürlich gleich für sich ausnutzte.

Um mich jetzt einmal in die Diskussion einzuklinken, ohne dass ich die voherigen Beiträge genauer gelesen hätte, kann ich sagen, dass die ganze Situation damals komplexer war und sich über längere Zeiträume entwickelt hat; will heißen: Nicht im Nachhinein einfach zu analysieren.
Für eine aufstrebende radikale Untergrundpartei hat alllerdings damals alles zusammengepasst.
Allerdings kann man den Aufstieg der NSDAP nicht allein auf Hitler zurückführen. Das gleiche ist es mit der Unterschätzung.
Die Propaganda von allen Seiten der Nazis, die großaufgezogen Veranstaltungen und Feste, Politik für die breite Masse, alles spielte in den Aufstieg hinein, während die Demokratie festgefahren schien bzw. wurde.
 
@Panzerreiter
Du hast mich da wieder falsch verstanden. Ich meinte mit Einfluß auf die Parlamentarier nicht den Fall, daß diese die Demokratie aushöhlen, sondern die notwendigen Mittel generieren, die Demokratie zu schützen. Also genau in die andere Richtung. ;)
Ich stimme Dir allerdings voll und ganz zu, daß unsere Gesellschaft zwar gerne sagt, daß uns das nicht passiert wäre. Allerdings haben wir zum einen in der Tat den Vorteil zu wissen, daß solches passieren kann. Der Anführer der sog. Versteckten Gruppe hat in einem Interview seinen Vater, der später im KZ verstarb, zitiert"So schlimm, wie Ihr erzählt, kann es nicht kommen, weil Deutschland eine Kulturnation ist und uns geschieht erst recht nichts, denn ich habe im Krieg für Deutschland gekämpft.".
Desweiteren ist es mit der ach so kritischen Haltung bei der Mehrheit der Deutschen nicht weit her. Wir mögen für rechtsradikales Gedankengut sensibilisiert sein, aber viele Menschen interessieren sich kaum bis gar nicht für die Politik, kennen weder Bundeskanzler noch Bundespräsident und kennen weder die politischen Ansichten der Parteien noch könnten sie diese korrekt zuordnen. Und wie oft ist nach den Wahlen durch diese ach so kritischen Menschen das Heulen und Klagen auch bei den zumindest Informierten groß, weil sie unkritisch alle Aussagen geglaubt haben. Nicht zu vergessen, wieviele sich bei ihren Überlegungen, soweit sie diese anstellen, auf Stammtischniveau bewegen.
Setzte man unsere aktuelle Gesellschaft in die damalige Zeit, bin ich mir aus den genannten Gründen überhaupt nicht sicher, ob sich nicht erneut die radikalen Kräfte durchsetzten.

@FoxP2gen
Schleichers(?) Aussage:"In ein paar Wochen haben wir ihn in die Ecke gedrückt daß er quietscht!" spricht meiner Meinung nach eine andere Sprache.
 
Zuletzt bearbeitet:
zu 2.
es gibt im Nachhinein immer Alternativen für die Vergangenheit. Das ist aber nutzloses Diskutieren.
Für mich ist es nicht nutzlos, welche Alternativen hättest du denn im Angebot??





Es ist sehr schwer aus diesen Abschweifungen die wirklich wichtigen Punkte für mich raus zu suchen....
 
Dexter schrieb:
Allerdings kann man den Aufstieg der NSDAP nicht allein auf Hitler zurückführen. Das gleiche ist es mit der Unterschätzung.
Die Propaganda von allen Seiten der Nazis, die großaufgezogen Veranstaltungen und Feste, Politik für die breite Masse, alles spielte in den Aufstieg hinein, während die Demokratie festgefahren schien bzw. wurde.
Das sehe ich auch so. Ein Hitler allein konnte es schaffen, was er geschafft hat. Die NSDAP muß reichlich Unterstützung – vor allem auch finanzieller Art – gehabt haben, um diese Feste, Umzüge usw. überhaupt abhalten zu können. Außerdem war die Partei nach dem Münchener Putschversuch zwischen 1923-25 verboten und Hitler saß 1924 auch im Gefängnis und musste danach erst reorganisiert werden.

[/FONT schrieb:
elysian]Setzte man unsere aktuelle Gesellschaft in die damalige Zeit, bin ich mir aus den genannten Gründen überhaupt nicht sicher, ob sich nicht erneut die radikalen Kräfte durchsetzten.

Bei den Rechten bin ich mir da sehr sicher, weil sie, so sie in ein Parlament einziehen, eine isolierte Gruppe sind und jedes Mal, wenn so was passiert, gibt es einen lauten Aufschrei. Es gibt schon noch genug politisch interessierte Bürger.
Nur bei den Linken, die eigentlich aus historischen Gründen genauso geächtet sein müssten, ist man da weitaus weniger sensibel.
 
Gefällt mir viel besser jetzt *g*

@ Elysian

Um ehrlich zu sein, habe ich Dich gar nicht falsch verstanden, aber ich habe Deine Aussagen ein bisschen missbraucht, um auf ein potentielles Problem hinzuweisen, welches in der ganzen Demokratiegeschichte steckt. Eines, das m.E. eine nicht unerhebliche Rolle in den hier diskutierten Ereignissen spielt.
Ich gehe davon aus, dass die NSDAP tatsächlich - wie ja viele hier auch schon angemerkt haben - unterschätzt wurde. Von Politikern, gleich welcher Couleur. Und auch von Wählern jeglicher Couleur, sogar solchen, die bewusst NSDAP gewählt hatten. Dieses bestimmt in dem Glauben, dass eine demokratisch angetretene und auftretende Partei auch demokratisch bleiben würde. Und dann, auf ihren demokratischen Einfluss auf die gewählten Volksvertreter vertrauend, schnell und herbe überrascht wurden.
So wie hier von uns beiden vorexerziert ging es bestimmt 1932 vielen Bürgern. Der Schritt von "Ich weiß, was die tun" zu "Ich dachte, ich wüsste, was die tun" kann sehr klein sein. Und '33 war er es. Sorry, dass ich, um das rüberzubringen, absichtlich ein bisschen falsch verstanden habe :scheinheilig:


Generell geht die Diskussion mittlerweile in meinen Augen einen erfolgversprechenderen Weg.

Einfache If-Then-Kausalzusammenhänge haben ihren Platz in der Mathematik und in den Naturwissenschaften. Der soziokulturelle Bereich, zu dem Politik und Geschichte nun mal gehören, ist aber einer solchen Vielzahl von Einflüssen subjektiver Art unterworfen, dass diese mathematische Logik hier nicht funktioniert. (Deswegen halte ich es auch für heikel, wenn Physiker höhere Politik machen;))
Man kann nicht ein gewünschtes Ergebnis erzielen, einfach indem man eine bestimmte Variable ändert. Auch nicht rückwirkend. Wer versucht, Geschichte auf diese Weise zu verstehen oder zu erklären, wird zwangsläufig scheitern.

Wenn ich wissen will, wie der Durchschnittsbürger und damit -wähler denkt und wieviel demokratische Reife ich ihm zutrauen kann, darf ich nicht mit Politprofessoren diskutieren, ich muss um 14.00 Uhr den Fernseher einschalten und die Privaten durchzappen. Ich muss nachmittags in der U-Bahn fahren, abends in die Eckpinte gehen und dort aufmerksam meine Umwelt beobachten. Die Durchschnittsreife und Demokratietauglichkeit des Wahlvolkes dürfte Anfang der 30er nicht viel anders gewesen sein. Zu einem mündigen Bürger gehört nun mal ein Mindestmaß an Grips und größerem gesellschaftlichen Denken.
Um politische/geschichtliche Zusammenhänge nachvollziehen zu können, muss man versuchen, die Leute zu verstehen, welche diese Ereignisse trugen. Auch die dummen! Denn ein signifikanter Prozentsatz des Wählervolkes ist nun mal nicht allzu helle. Aber leider, da das Stimmengewicht nicht an Intelligenz oder Weisheit gekoppelt ist, anteilig mitentscheidend. Die auf jahrelangem Grübeln basierenden Überlegungen und Einsichten gebildeter, politisch/geschichtlich engagierter Menschen mit der kühlen Distanz von 70 Jahren für die damaligen Leute als Referenzverhalten anzusetzen ("die hätten doch bloß...") ist natürlich naiv.
Das tut mittlerweile hier auch keiner mehr. Und genau das war mir wichtig.


Gruß,

Panzerreiter
 
Ich gehe davon aus, dass die NSDAP tatsächlich - wie ja viele hier auch schon angemerkt haben - unterschätzt wurde. Von Politikern, gleich welcher Couleur. Und auch von Wählern jeglicher Couleur, sogar solchen, die bewusst NSDAP gewählt hatten. Dieses bestimmt in dem Glauben, dass eine demokratisch angetretene und auftretende Partei auch demokratisch bleiben würde.
H.machte nie eine Hehl daraus, dass er die Demokratie nicht schätzte.
 
Und auch von Wählern jeglicher Couleur, sogar solchen, die bewusst NSDAP gewählt hatten. Dieses bestimmt in dem Glauben, dass eine demokratisch angetretene und auftretende Partei auch demokratisch bleiben würde.

Die NSDAP auch in der damaligen Erkenntnis als "demokratisch auftretende Partei" vor 1933 zu bezeichnen, ist wohl ein Fehlgriff. Gemeint ist wohl eher die Deklaration, sich nach 1923 nicht mehr an die Macht zu putschen. "demokratisch" war die NSDAP nie, hat sich auch nicht so gegeben und konnte es folglich auch nicht bleiben.

So ganz wird mir auch der Sinn des Beitrags nicht klar.
Sollte er nur darin liegen, die Unterschätzung der NSDAP darzulegen? Das wird wohl hinsichtlich deren stimmen, die ihr in den Sattel verholfen haben, und vieler derjenigen, die sie gewählt haben. Insoweit Zustimmung.

Diese Unterschätzung aber auf alle auszudehnen, zB den gewerkschaftlichen Widerstand, der SPD, Zentrum usw. zu unterstellen, entspricht nicht den Fakten. Dies ließe nicht einmal für die Reichswehr behaupten, wo es ebenfalls Gegner des Nationalsozialismus gab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und auch von Wählern jeglicher Couleur, sogar solchen, die bewusst NSDAP gewählt hatten. Dieses bestimmt in dem Glauben, dass eine demokratisch angetretene und auftretende Partei auch demokratisch bleiben würde. Und dann, auf ihren demokratischen Einfluss auf die gewählten Volksvertreter vertrauend, schnell und herbe überrascht wurden.

Der militärische Flügel der NSDAP, die SA, war deutschlandweit bekannt. Und deren Umtriebe auf Straßen und Kneipen kaum jemanden verborgen geblieben.

Und hier noch das erste Parteiprogramm der NSDAP 1920
 
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