Thesen Hexenverfolgung

Stimmt diese Aussage? Oder lag die Gesetzgebung nicht beim obersten
Landesherrn?
Konnte der Papst Gesetze erlassen an die sich alle Landesherrn halten
mußten?

Nein, die Verfolgung ging von den weltlichen und geistlichen Obrigkeiten aus. Der Vatikanstaat gehörte auch nie zu den Kernzonen der Hexenprozesse, und die Verfolgung wurde auch relativ früh eingestellt. Übrigens wurden auch in protestantischen Gebieten Hexen hingerichtet
 
Nach Prof. Wolf (Kirchengeschichte in Münster) kam es in den 135 JAhren der Römischen Inquisition zu ganzen vier Hexenprozessen, danach wurde der Hexenprozess indirekt verboten. Es gab die päpstliche Weisung einen Arzt hinzuzuziehen um festzustellen, ob vermeintliche Hexen nicht einfach Krankheitssymptome zeigten. Danach gibt es nach Inquisitionskaten keinen Hexenprozess mehr im römischen Machtbereich - woran man sieht, wie wenig päpstliches Wort auch in römisch-katholischen Gegenden außerhalb seines landesherrlichen Bereichs galt.
 
Für die Hexenverfolgung waren doch letztendlich die Landesfürsten zuständig. Die Kirche machte die Gesezte, aber ob ein Landesfürst sie umsezte, war seine Sache, da konnte die Kirche nichts bestimmen.
Beide Konfessionen verfolgten Hexen, aber sie taten es aus verschiedenen Motivationen heraus. Die Katholischen Anhänger verfolgten die Hexen, das es eine Anordnung des Papstes war, die Protestanten hingegen beriefen sich auf die Bibel. Immerhin glaubte auch Martin Luther an Hexen.
Interessant finde ich die Argumente einiger Gegner der Hexenverfolgung. Johannes Weiher beispielsweise war ein gegner, dennoch glaubte er an Hexen. Er behauptete, Hexen haben eine Wahnvorstellung und seien deshalb unzurechnungsfähig. Ein anderer gegener kam aus den Jesuitenorden, also einer der Orden welche die Hexenverfolgung ins Rollen brachte, er musste daher juristisch argumentieren indem er sagte, ein Geständnis durch Folter könne man nicht ernst nehmen. Da hat der Gute Mann allerdings recht....
Desweiteren wusste ich bisher nicht, dass auch Männer verfolgt wurden, doch in den nordischen/skandinavischen Ländern waren 50-90% der Opfer männlich....
 
Für die Hexenverfolgung waren doch letztendlich die Landesfürsten zuständig. Die Kirche machte die Gesezte, aber ob ein Landesfürst sie umsezte, war seine Sache, da konnte die Kirche nichts bestimmen.


Ersteres ist richtig. Aber kirchliche Gesetze zur Hexenverfolgung sind mir nicht bekannt.

Immerhin glaubte auch Martin Luther an Hexen.

Er hatte seine mittelalterlichen Wurzeln.

Ein anderer gegener kam aus den Jesuitenorden, also einer der Orden welche die Hexenverfolgung ins Rollen brachte

Die Scharfmacher aus den Orden kamen von den Dominikanern.

Desweiteren wusste ich bisher nicht, dass auch Männer verfolgt wurden, doch in den nordischen/skandinavischen Ländern waren 50-90% der Opfer männlich....

Die regionalen Verfolgungswellen hatten unterschiedliche Ursachen.
Deine Angabe - 50-90% - deutet auf mehr männliche Opfer hin.
Müßte ich nachschlagen.
Interessant wäre, woher du diese Angaben hast.
 
Ich habe im letzten Semester ein Seminar besucht mit dem Titel "Kriminalität in der frühen Neuzeit". Dort haben wir auch über die Hexenverfolgung gesprochen. Ich habe meine Angaben also nur aus Notizen von diesem Seminar...
 
Ich sehe ein großes Problem durch die Schreibweise des Hexenhammers. Jeder, der den schon mal gelesen hat oder zumindest Auszüge weiß, dass er auf einer hohen wissenschaftlicher Basis und tiefgründig geschrieben wurde. Er klang somit sehr überzeugend, so dass sich auch viele oder die meisten Gelehrten überzeugt wurden. Ein Mensch, der ohnehin schon mit einer sehr mystischen Einstellung aufwächst und absolut keinen oder geringen naturwisschenschaftlichen Vergleich hat, ist dem Hexenhammer verfallen. Außerdem waren beide Autoren Inquisitoren und mussten ja wissen, wie das Böse handelt. ;)
 
Ich sehe ein großes Problem durch die Schreibweise des Hexenhammers. Jeder, der den schon mal gelesen hat oder zumindest Auszüge weiß, dass er auf einer hohen wissenschaftlicher Basis und tiefgründig geschrieben wurde.

Mit dem wissenschaftlichen Niveau ist das in der frühen Neuzeit so eine Sache.
Beide Autoren waren religiöse Fanatiker schon zu ihrer Zeit.
 
Dieses Buch befand sich damals auf einem hohen wissenschaftlichem Niveau. Ich fands sehr gut geschrieben und hätte mich wohl damals auch überzeugt.
 
Hexenverfolgungen sind nie widerspruchslos hingenommen worden. Stets gab es Stimmen, die den Hexenglauben oder die Hexenprozesse kritisierten.
Gerade die erste Verfolgungsbewegung stieß auf starken grundsätzlichen Widerstand. Bischof Georg Golser von Brixen erklärte Institorius 1485 für verrückt: "... gantz kindisch sein worden... er wolt vielleicht noch gern in der fraun sachen handeln, ich lass ihn dazue nit chömmen,..." Der Hexenhammer wurde bei der Territorialgerichtsordnung ignoriert, so bei der bambergischen Halsgerichtsordnung von 1508: "Wo aber yemant zauber gebraucht und domit niemant keinen schaden gethan hette, sol sunst gestrafft werden nach gelegenheit der sach ...".
Häufig wurden die Hexenverbrechen sogar gänzlich als unglaubhaft abgetan. So der Hexenflug durch Ulrich Molitor, Konstanz 1489 : "...jnen Phantasey so starck feuerbildel daß sie nicht anders meynen/ dann sehen sie die Leute persoenlich und leiblich."
forum historiae iuris - Thomas Thaetner
 
Die weibliche Konkurrenz

Im Gegensatz zu vielen anderen halte ich These Nummer 2 für plausibel und sage auch warum. Erst seit dem Zeitalter der Aufklärung kennen wir die Trennung von Religion und Staat und seitdem wissen wir, dass die Emanzipation von Frauen eher eine Frage der staatlichen Gesetze ist. Im Mittelalter gab es diese Trennung noch nicht und deshalb ging es nach folgender Logik: innerhalb des Christentums ist die Emanzipation der Frau nicht möglich und wenn überhaupt, dann müsste das eine andere Religion sein. In Europa gab es übrigens ein Beispiel - wenn auch viel früher. Die Kelten hatten eine eigenständige Religion, in welcher die Druiden eine wichtige Rolle spielten. Es gab aber Druiden und Druidinnen beiderlei Geschlechts. Aha, da sind wir schon bei der Sache. Um 1450, als der Hexenwahn aufkam, gab es natürlich keine Druiden mehr, doch hätte eine Frau davon gewusst, dann hätte sie sich mit anderen Frauen solidarisiert und die keltische Religion wieder aufleben lassen. Aus weiblicher Sicht war das nämlich ein Rückschritt. In einer früheren Religion hatten sie schon einmal die Emanzipation gehabt, dann nicht mehr und es ist allzu verständlich, dass die Frauen ihre Emazipation wieder haben wollten.

Da dacht sich der Mann: wehret denn Anfängen. In einem Roman habe ich einmal ein sehr aufschlussreiches Beispiel gelesen. Eine Frau konnte lesen und schreiben und in ihrem Haus wurden Bücher gefunden. Das reichte schon aus, um sie als Hexe zu bezichtigen und auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Als Mann denke ich da gleich weiter: zuerst liest die Frau Bücher, dann bildet sie sich weiter und zum Schluss nimmt sie mir meinen Job weg. Die Konkurrenz durch emanzipierte Frauen ist nämlich viel realer als die Konkurrenz durch eine andere Religion.

So wurde der Islam nur dann als gefährlich betrachtet, wenn er die Christenheit militärisch bedrohte. Sonst war er harmlos, denn auch der Islam kennt keine Emanzipation von Frauen und ein Mann musste sich diesbezüglich wenig Sorgen machen. Nur eine Religion, welche Frauen die gleichen Rechte einräumt, wude als gefährlich betrachtet.

Es wird ganz richtig gesagt, dass es nicht "die" Kirche war, die gegen Hexen mobil machte. Es waren aber die Männer. Alle Bullen, die gegen das Hexentum gerichtet waren, wurden von Männern verfasst. Es stimmt übrigens auch, dass die Hexenverfolgung nicht in allen europäischen Ländern gleich schlimm war. Das liegt an der Vorstellungskraft von Männern. Am schlimmsten war es dort, wo sich die Männer eine "weibliche" Religion vorstellen konnten. Natürlich war die keltische Religion nicht einseitig weiblich, doch eben gleichberechtigt. An den Orten, an denen es noch in Form von Sagen oder Legenden eine kollektive Erinnerung gab, lebte am meisten die Angst auf, dass Frauen den Männern ihren Platz streitig machen könnten. Vor allem die weibliche Priesterschaft wäre ein Schritt in diese Richtung gewesen.

Warum schreibe ich das als Mann? Weil wir die Gleichberechtigung längst schon haben und weil ich weiß, was weibliche Kokurrenz bedeutet. Davor hatten die Männer im Mittelalter Angst. Heute ist es natürlich ganz anders. Die "Schuld" dieser Hexen bestand mehrheitlich darin, dass sie Rechte forderten, wie sie in unserer Verfassung verankert sind. Natürlich kann ich einer Frau nicht die Dinge verbieten, welche die Verfassung erlaubt. Also werde ich mit der Emazipation leben müssen. Obwohl - als Pascha lebt es sich natürlich bequemer. So ungefähr: "in einer Stunde machst du mir meine Wohnung sauber und wenn nicht, dann lasse ich dich als Hexe verbrennen.":D
 
Meinst du das ernst?
Hast du außer den Erinnerungen an einen Roman auch historisch belegbare Beispiele?
 
Meinst du das ernst?
Hast du außer den Erinnerungen an einen Roman auch historisch belegbare Beispiele?
Historisch belegt sind die vielen "Hexen", welche tatsächlich umgebracht wurden. Mir geht es weniger um die statistische Auflistung von Opfern und die genaue Zahl kenne ich auch nicht. Ich wollte nur die Hintergründe beleuchten und das schreibe ich sogar noch als Mann. Der Hexenwahn war nämlich ein bequemes und wie man heute sagen würde "billiges" Mittel, um unbequeme Frauen aus der Welt zu schaffen. Es versteht sich von selbst - hoffentlich - dass solche Mittel nicht mehr zeitgemäß sind.
 
Nun ja, ihr habt beide Recht. Es war grundsätzlich ein sehr geeignetes Mittel, um sich unbequemen Menschen beider Geschlechter zu entledigen. Es gab wohl eine Vielzahl von verschiedenen Hintergründen, die für Anzeigen verantwortlich waren. Eifersucht und Neid waren bestimmt oft die Hintergründe aber man muss dennoch bedenken, dass die Menschen an Hexen glaubten und die meisten Kläger wohl wirklich glaubten, dass der Angeklagte eine Hexe sei.
 
Ja, damit liegst du richtig, und in der Hexenforschung gilt heute allgemein, dass die Verfolgungen von "unten" angeheizt wurden. Bauern, deren Vieh krepierte, Bürger die an "Hexenschuss" litten, glaubten an die Existenz von Hexen und suchten nach plausiblen Erklärungsmodellen. Dazu kamen handfeste wirtschaftliche Interessen, wenn der Denunziant ein Drittel des Vermögens des Beschuldigten erhielt und private Motive wie Rache oder auch die Hoffnung, die Verfolgung werde aufhören, wenn Angehörige der Eliten ans Messer geliefert wurden.

In einem anderen Thread bekam ich mal einen Roten für eine Bemerkung, dass die Hexenverfolgungen die größte Einebnung von Standesgrenzen vor der Französischen Revolution bedeutet habe. Doch da ist ja durchaus etwas dran, denn vor allem während der Superverfolgung in den Bistümern Würzburg und Bamberg in den 1640er Jahren waren auch zahlreiche Angehörige der alten Eliten angeklagt und schließlich auch verurteilt worden.

Mercy liegt übrigens durchaus richtig. Bei einer relativ späten Verfolgung im Salzburger Raum um 1680 waren sogar 80% der Exekutierten Männer.
 
Du verwechselst Hexen und Ketzer. Das ist ein bedeutender Unterschied.

Die "Verwechslung" könnte prozessuale Hintergründe haben: Durch die Konstitution "Super illius specula" des Papstes Johannes XXII. von 1326 wurde die "Zauberei" (später Hexerei genannt) rechtlich der "Häresie" zugeordnet, was (eventuell?) erst die Zuständigkeit der Inquisition für solche Fälle festlegte (Wörterbuch des Christentums, hrsg. v. Drehsen u.a, Sonderausgabe München: Orbis 1995, S. 481).
 
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