Hat Kepler mit dem Fernrohr beobachtet?

J

Jojo95

Gast
Aufgrund eines Schulprojekts muss ich mich mit dem Wandel des Weltbilds auseinandersetzen.
Nun ist mir die Frage gekommen, ob Johannes Kepler auch schon mit dem Fehrnrohr beobachtet hat. Seit Zeitgenosse Galileo Galilei hat dies ja gemacht.
Ich würde mich über Antworten freuen. Danke im Vorraus
Johanna
 
In der Tat ist es nicht bekannt, ob Kepler je durch ein Fernrohr geguckt hat :) Die Vermutungen sind eher: "Nein"!

Wie kann das sein? Vielleicht der berühmteste Astronom und nie durch ein Fernrohr geschaut? Doch, so etwas soll es auch heute noch geben.

Keplers Genie bestand darin, aus den Datensätzen anderer Beobachter (im wesentlich Tycho Brahes) durch Hypothesen und Berechnungen Gesetze heraus zu lesen. Das waren im Wesentlichen die Formeln, die eine Bewegung der Planeten auf Ellipsen um die Sonne beschrieben. Diese Gesetze waren so überzeugend , dass sie bei allen Fachleuten zum Durchbruch des heliozentrischen Weltbilds führten und Newton später die Rechtfertigung für sein Gravitationsgesetz geben konnte.

Keplers Ergebnisse sind als "Rudolphinische Tafeln" veröffentlicht.

Kepler erklärte aber (theoretisch) die exakte Wirkungsweise von Teleskopen, und erfand dabei eine später für die Astronomie wichtige Variante (das "Kepler'sche Fernrohr", bei dem das Bild auf dem Kopf steht, was aber für astronomische Beobachtungen egal ist.) Witzigerweise nimmt man an, dass Kepler "sein" Teleskop niemals gebaut hat.

Kepler beobachtete auch 1604 eine Supernova (natürlich OHNE Teleskop) - das taten aber ALLE Astronomen; wir nennen sie die "Kepler'sche" zu seinen besonderen Ehren (es gab nur noch zwei weitere frei beobachtbare in der Neuzeit: Tycho's Supernova 1572 und eine in der Großen Magellan'schen Wolke 1987)

Man muss jetzt verstehen, dass für die Positionsastronomie - also die Frage: "WO GENAU steht eine Stern oder Planet?" Teleskope lange Zeit überhaupt keine Rolle spielten.
Noch 1679 wurde gestritten, ob teleskopische Beobachtung nicht mehr Nach- als Vorteile hat (s. Hooke, Hevelius, Halley). Die Riesenrenommiersternwarte von Jaipur
http://pagesperso-orange.fr/cadrans-solaires/monde/jaipur/jaipur_uk.html
oder Tycho's alte "Uraniborg" war für manche Zwecke geeigneter als ein Teleskop! Dies änderte sich erst als
- man Sterne beobachten wollte, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind
- das "Fadenkreuz" erfunden wurde
- stabile "Montierungen" mit einer "Nachführung" vorhanden waren.

Dies waren aber noch nicht alle zu lösenden Probleme. Wir können uns heute kaum vorstellen, welch schlechte Qualität die ersten Fernrohre hatten; es waren lange Zeit keine ernsthaften Messgeräte.

Als Galilei 1608 eines dieser Spielzeuge zum Himmel wendete, entdeckte er:
- die Jupitermonde
- Mondkrater
- Millionen von Milchstraßensterne
- Venusphasen
Das waren ungefähr 4 Revolutionen, nicht ungeahnte, aber doch nie wirklich "gesehene". All dies waren aber - für die "akademische" Astronomie! - erst einmal Randphänomene, UFOs sozusagen. Erst in der 2. Hälfte des 17. Jh. wurde das Teleskop zum "Markenzeichen" des Astronomen.

In diesem Link wird in sehr einfachen Worten und reich bebildert die Geschichte des Teleskops erklärt:
Astronomie.de - Bibliothek/Artikel
 
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Eigentlich hat er durch ein Teleskop geschaut, sonst hätte er die Grundlagen des "Keplerschen Fernrohr" nicht beschreiben können. Oder?
Das angeblich erste "Keplersche Fernrohr" gebaute von 1615 von Christoph Schreiner bereinigt übrigens die Seitenverkehrtheit. Also wird vor Schreiner sicherlich Kepler mit einem seitenverkehrten Fernrohr schon geschaut haben.
Er hat es nur nicht schriftlich der Nachwelt hinterlassen.
Kepler- und Galilei
 
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Ich habe jetzt mal etwas gründlicher recherchiert, aber so richtig konsistent ist nichts.....
Hier ist eine sehr lesbarer und gründlicher Text über Christoph Schreiner (über den ich bisher auch kaum mehr wusste, als dass er eben das "terrestrische Fernrohr" (= Kepler Fernrohr mit Umkehrlinse) gebaut/erfunden hat).
Die Jahresangaben schwanken (zwischen 1611 und 1615), auch was er denn da gemacht hat.

Marktgemeinde Markt Wald

Nachdem ich nun ein bisschen drüber nachgedacht habe, scheint es mir eher unsinnig anzunehmen, dass Kepler zwischen 1610 und 1630 nicht durch ein Fernrohr welcher Art auch immer geguckt haben soll!

Es scheint aber festzustehen, dass:
- er kein Fernrohr selbst gebaut hat
- keine seiner wissenschaftlichen Arbeiten durch die Benutzung eines Fernrohr irgendwie beeinflusst worden sind.
 
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Ich geh mal, wenn meine Grippe mich wieder aus meiner Wohnung lässt :D , ins Keplerhaus und schaue nach, ob da ein Fernrohr steht :D meine, mich an soetwas erinnern zu können :). Ich war da vor drei Jahren einmal drin (also im Kepler-Haus), aber bis auf die wahnsinnig schönen Möbel (Eiche mit schönen Schnitzereien :D ) ist mir nicht wirklich viel in Erinnerung geblieben... es sind sehr viele Aufzeichnungen Keplers ausgestellt, aber ob da nun ein Fernrohr steht oder nicht, da bin ich mir nicht sicher... ich werd nochmal nachsehen gehen :D

LG Foxy :winke:
 
Das wäre gut! Frag' vielleicht auch mal, warum es denn da steht. Es kann sein, dass dies nur aus dekorativen Gründen der Fall ist, oder weil es eben "Kepler-Fernrohr" heißt - Museumsleute sind auch nur Menschen :)

Ich werde mich gelegentlich noch mal in eine Kepler Biographie vertiefen. Mir ist aber nichts in Erinnerung, dass ihn mit "Teleskop-Beobachtungen" in Verbindung bringt. K. war ein lupenreiner Theoretiker; er blickte "tiefer" als nur aufs Firmament und wusste auch, dass andere Leute viel genauere Beobachtungen machen konnten als er selbst...
 
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