In der Tat ist es nicht bekannt, ob Kepler je durch ein Fernrohr geguckt hat
Die Vermutungen sind eher: "Nein"!
Wie kann das sein? Vielleicht der berühmteste Astronom und nie durch ein Fernrohr geschaut? Doch, so etwas soll es auch heute noch geben.
Keplers Genie bestand darin, aus den Datensätzen anderer Beobachter (im wesentlich Tycho Brahes) durch Hypothesen und Berechnungen Gesetze heraus zu lesen. Das waren im Wesentlichen die Formeln, die eine Bewegung der Planeten auf Ellipsen um die Sonne beschrieben. Diese Gesetze waren so überzeugend , dass sie bei allen Fachleuten zum Durchbruch des heliozentrischen Weltbilds führten und Newton später die Rechtfertigung für sein Gravitationsgesetz geben konnte.
Keplers Ergebnisse sind als "Rudolphinische Tafeln" veröffentlicht.
Kepler erklärte aber (theoretisch) die exakte Wirkungsweise von Teleskopen, und erfand dabei eine später für die Astronomie wichtige Variante (das "Kepler'sche Fernrohr", bei dem das Bild auf dem Kopf steht, was aber für astronomische Beobachtungen egal ist.) Witzigerweise nimmt man an, dass Kepler "sein" Teleskop niemals gebaut hat.
Kepler beobachtete auch 1604 eine Supernova (natürlich OHNE Teleskop) - das taten aber ALLE Astronomen; wir nennen sie die "Kepler'sche" zu seinen besonderen Ehren (es gab nur noch zwei weitere frei beobachtbare in der Neuzeit: Tycho's Supernova 1572 und eine in der Großen Magellan'schen Wolke 1987)
Man muss jetzt verstehen, dass für die Positionsastronomie - also die Frage: "WO GENAU steht eine Stern oder Planet?" Teleskope lange Zeit überhaupt keine Rolle spielten.
Noch 1679 wurde gestritten, ob teleskopische Beobachtung nicht mehr Nach- als Vorteile hat (s. Hooke, Hevelius, Halley). Die Riesenrenommiersternwarte von Jaipur
http://pagesperso-orange.fr/cadrans-solaires/monde/jaipur/jaipur_uk.html
oder Tycho's alte "Uraniborg" war für manche Zwecke geeigneter als ein Teleskop! Dies änderte sich erst als
- man Sterne beobachten wollte, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind
- das "Fadenkreuz" erfunden wurde
- stabile "Montierungen" mit einer "Nachführung" vorhanden waren.
Dies waren aber noch nicht alle zu lösenden Probleme. Wir können uns heute kaum vorstellen, welch schlechte Qualität die ersten Fernrohre hatten; es waren lange Zeit keine ernsthaften Messgeräte.
Als Galilei 1608 eines dieser Spielzeuge zum Himmel wendete, entdeckte er:
- die Jupitermonde
- Mondkrater
- Millionen von Milchstraßensterne
- Venusphasen
Das waren ungefähr 4 Revolutionen, nicht ungeahnte, aber doch nie wirklich "gesehene". All dies waren aber - für die "akademische" Astronomie! - erst einmal Randphänomene, UFOs sozusagen. Erst in der 2. Hälfte des 17. Jh. wurde das Teleskop zum "Markenzeichen" des Astronomen.
In diesem Link wird in sehr einfachen Worten und reich bebildert die Geschichte des Teleskops erklärt:
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