Flurnamen im Limesbereich um Eichstätt

Pecus

Neues Mitglied
Salutatio

seit einigen Jahren beschäftige ich mich sehr intensiv mit Flurnamen. Vollkommen unerwartet bin ich dabei auf römische bzw. lateinische Namensgebung gestossen.
In 12 Dörfern um 85072 Eichstätt findet sich beispielsweise der Flurname "Kühtrieb" (und ähnlich") hinter dem sich meines Erachten ein "curia tribus" verbirgt. Wer kann mir bitte da weiterhelfen.
Im Web findet sich dazu bisher -ausserhalb Roms- keine Erklärung dafür.

Bin mal sehr gespannt
Pecus
 
Und welchen Sinn soll in diesem Zusammenhang "curia tribus" ergeben? "Kühtrieb" ist doch ein recht einleuchtender Flurname.
 
curia tribus

Und welchen Sinn soll in diesem Zusammenhang "curia tribus" ergeben? "Kühtrieb" ist doch ein recht einleuchtender Flurname.

Hallo aquilifer ...

Kühe wurden hier wohl nie in nennenswerten Zahlen getrieben, sicher nicht in einer Art Almauftrieb und Almabtrieb um auch Namensgebend zu sein. Zudem handelt es sich um Kühtriebäcker und keine Wege ... also keine Triebwege.

Darüberhinaus gibt es in obiger Nachbarschaft auch 16 Luderäcker, die wohl nicht vom mhd. Luder (verendetete Tiere) stammen sondern eher schon von römischen ludere = spielen.

Pecus

Also nochmal, was könnte sich hinter "curia tribus" am Limes verbergen?
 
Also für mich macht weder curia tribus noch ludere Sinn in Zusammenhang mit einer Feld/Bodenbezeichnung. Da mein Wissen in Lautverschiebung und Mittellateinischen bzw. Altdeutschen Begriffen und Wörtern jedoch sehr bescheiden ist, kann ich keine Alternativen anbieten.
 
Kühe wurden hier wohl nie in nennenswerten Zahlen getrieben, sicher nicht in einer Art Almauftrieb und Almabtrieb um auch Namensgebend zu sein.

Die Zahlen spielen hier keine Rolle, auch "eine Art Almauftrieb" ist nicht vonnöten. Wenn auch nur irgendwann einmal eine Handvoll Kühe regelmäßig auf dieses Flurstück getrieben wurde, ist das Erklärung genug.

Der Flurname "Kühtrieb" ist auch weit außerhalb des Limes nicht selten anzutreffen. Ein Zusammenhang mit dem Limes ist schon deswegen nahezu auszuschließen.

Im übrigen ergibt "Curia tribus" auch sonst im Zusammenhang mit dem Limes keinen Sinn. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es diesen Begriff im Lateinischen jemals gegeben hat.


Also nochmal, was könnte sich hinter "curia tribus" am Limes verbergen?

Klare Antwort: Gar nichts.



Darüberhinaus gibt es in obiger Nachbarschaft auch 16 Luderäcker, die wohl nicht vom mhd. Luder (verendetete Tiere) stammen sondern eher schon von römischen ludere = spielen.

Ein Acker ist sicher nie "ludere" genannt worden.
 
Also hätte der Flurname *curia tribus gelautet, dann wäre zu fragen, warum gleich eine ganze Silbe (*Kuriatriebus) elidiert wurde (das -us als Endung wäre nicht so interessant). Zudem wäre der Diphthong in trieb, der heute zum langen [i:] geworden ist, schlecht zu erklären und das [t] hätte zu einem [z] werden sollen (vgl. cattus - 'Katze', oder das im Deutschen verlorene Wort 'Zabel' von tabula, vgl. 'Schachzabelbuch'). Auf der anderen Seite: Treveris blieb auch Trier, im Gegensatz zu Tolbiacum - Zülpich. Scheint also so zu sein, dass das dem [t] folgende [r] die Lautverschiebung unmöglich macht (Hypothese). Nichtsdestotrotz machen die fehlende Silbe und der Diphthong ein lateinisches Etymon des Flurnamens wenig wahrscheinlich.
 
Ich finde hier sehr überzeugend, aber mit unklarer Quelle:
ludeigen - Flächen im Eigenbesitz, freies Eigentum.
1. Ludeigen, Allod, Freieigen, freies Eigentum;
Lus - von Loos, verloste Waldanteile;

Martin Luthers Vater nannte sich noch "Luder"...
 
Flurnamen im Limesbereich...
Vollkommen unerwartet bin ich dabei auf römische bzw. lateinische Namensgebung gestoßen.

Was ist daran sooo unerwartet?


Ein interessanter Link, Mercy, nur würde ich um den Inhalt nicht viel geben.
Wenn man sich das mal anschaut, dann ordnet der Verfasser unter Flurnamen Eichstätt Wasserzell noch weitere Flurnamen römischen Etyma zu.
Engtal, Nachtweide, Scharenfilz, Schleifenfeld, Schullehrerleite.
Dabei finde ich zu Engtal, dass die Weltenburger Enge "ein epigenetisches Durchbruchstal" sei (Umweltobjektkatalog Bayern: Geotop 273R005 Donaudurchbruch Weltenburg).
Die Nachtweide ist ein juristisch-viehwirtschaftlicher Ausdruck und darf wörtlich genommen werden. Überhaupt sind all die aufgelisteten Flurnamen, wohl wörtlich zu nehmen, ohne Angst vor vermeintlichen Volksetymologien! D.h. im Klartext, die Schullehrerleite als einen Berghang zu nehmen, an dem ein Schullehrer gelebt hat, oder wo ihm irgendetwas zugestoßen ist, wo er täglich herging o.ä. Der Verfasser der zitierten Seite aber nimmt irgendwelche römischen Ackerschutzgeister als Namensgeber an: sulco + lares.
 
D.h. im Klartext, die Schullehrerleite als einen Berghang zu nehmen, an dem ein Schullehrer gelebt hat, oder wo ihm irgendetwas zugestoßen ist, wo er täglich herging o.ä.

Daß Flurstücke zu einer Schule gehörten und vom jeweiligen Dorfschullehrer bewirtschaftet wurden, war im 19. Jahrhundert noch gang und gäbe.


Der Verfasser der zitierten Seite aber nimmt irgendwelche römischen Ackerschutzgeister als Namensgeber an: sulco + lares.

Das kann man beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen.
 
Das erinnert mich an die barocken Versuche, aus dem Kölner "Pfaffepötzje" eine "Porta Paphiae" (Venus von Paphos) zu machen.
 
Zurück
Oben