Aufklärung - Renaissance

C.Octavian

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Ich wollte fragen, ob mir jemand den genauen Unterschied zwischen der Renaissance und der Aufklärung erläutern kann.
Es heisst doch, dass die Aufklärung aus der Renaissance entstanden ist.

Aber ist es denn nicht der selbe Grundgedanke? Nämlich derjenige der besagt, dass man seine Umwelt mit Vernunft erfassen und kennenlernen soll, und beginnt die religiösen Gesetze usw zu hinterfragen?
 
Zum einen benutzt Du hier zwei Begriffe aus unterschiedlichen Welten: Renaissance ist in erster Linie ein kunstgeschichtlicher Begriff für die Zeit zwischen (etwa) 1420 und 1550, während 200 (!) Jahre später in der (kunstgeschichlichen) Epoche (Hoch)Barock und Rokkoko die (philosophische) Aufklärung blühte. Die philosophische Ausrichtung in der Zeit der Renaissance (und früher) wird als Humanismus bezeichnet.

Humanismus (Cusanus, Erasmus von Rotterdam, Thomas Morus) stellt die Frage "Was ist der Mensch?" ohne Rücksicht auf überkommene religiöse oder philosophische Ansichten. Toleranz und Gewissensfreiheit werden neue Werte. "Wissen" wird ein zentraler Begriff. Zwischen Humanismus und Aufklärung prägt Francis Bacon die Parole: "Wissen ist Macht!"

In Zeitalter der Aufklärung wird die Frage nach der Natur des Menschen neu gestellt und beantwortet: Seine "Vernunft" (= "ratio") gestattet ihm die Lösung aller Probleme! Aus diesem Grund werden - wie im Humanismus schon angeklungen - alle Autoritäten in Frage gestellt. Die Französische Revolution ist vielleicht Höhe- und Umkehrpunkt dieser Gedanken. Doch schon in der Anfangszeit der Aufklärung haben Denker wie Hume und Locke ("englischer Empirismus") die Grenzen der vernünftigen Erkenntnis erforscht..

Etwas spekulativ könnte man den Existenzialismus in der Mitte des 20. Jh. als dritte Phase dieses Emanzipationsprozesses betrachten
 
Oder ist es nur die Ersetzung eines Glaubensmodelles durch ein anderes?
Was meinst Du konkret mit Glaubensmodell? Meinst Du den Humanismus im Zusammenhang mit der Reformation und Gegenreformation?

Sicherlich war auch die Aufklärung von einem hitzigen Disput über die Religionsfragen verbunden, der sich nur gewandelt hatte, aber nie erloschen war. Gallikanismus, Jansenismus usw. stellten in Frankreich heiße Eisen dar, welche wiederum auf die Aufklärer selbst direkt einwirkten. Z.B. Voltaire ließ sich umfangreich über die Glaubensstreitigkeiten in seiner Heimat aus und beurteilte aus der Entfernung in der Schweiz dann nach wie vor die Kämpfe zwischen Jansenisten und königlicher Partei im Parlament von Paris.
 
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