Wieso ging(en) in ganz West- und Mitteleuropa die Keltische Kultur(en) unter?

Siehe:



Hat jemand behauptet, daß es "keiner" lesen kann?



Weil es halt so üblich war. Auf alten Friedhöfen wurden Alphabeten, Analphabeten und Angehörige von Analphabeten friedlich nebeneinander bestattet, und jeder hatte seinen Namen auf dem Grabstein stehen. Weil es sich halt so gehörte.

Und die sterblichen Überreste der Angehörigen der Alphabeten kamen auf den Armsünderfriedhof oder wurden gleich dem Abdecker übergeben.:rofl:

Deine Argumentation war auch schon besser.


Ich war mal zufällig auf dem Schlachtfeld von Kolin. Denkmäler der Sieger die Masse, alle Inschriften auf Deutsch. Was schließt Du daraus über die Zusammensetzung der siegreichen Armee?
Richtig, die Kommandosprache war Deutsch!
Sonst nichts, überhaupt nichts.
 
Aber die archäologischen Kulturen sind doch nicht auf die wenigen Funde beschränkt, die man der Aristokratie anrechnen kann. Auch die ärmere Bevölkerung mußte irgendwo wohnen, wurde bestattet und brauchte Keramik um die Vorräte aufzubewahren.


Das hört sich schon besser an.

Sind wir bei den Viereckschanzen.
Hielt man vor 50 Jahren für militärische Anlagen. Heute für Gehöfte.

Andererseits bist Du da natürlich näher dran.
Gibt es da neuere Erkenntnisse?
 
Um nochmals auf die Kelten zurückzukommen. (Kelten nenne ich Laie hier die Laténe-Kultur)

Wo die Kelten in Südwestdeutschland (grob das Gebiet zwischen Iller, Bodensee und Rhein) zwischen 70 vor und 70 nach Chr. waren oder nicht waren, wo sie hinkamen, ob sie da waren oder nicht da waren,
ist unbekannt.
Dass es sich tatsächlich um eine menschenleere Einöde gehandelt hat, möchte ich angesichts des erheblichen militärischen Aufwands an Legionen und auch angesichts des sehr methodischen Vorgehens, bezweifeln. Eine "Einöde" wird man auch kaum mit Grenzsicherungsanlagen in gigantischem Ausmaß absichern.

Ein weiteres Indiz, das ganz eindeutig gegen die Vorstellung einer menschenleere Einöden spricht, sind die von den Römern übernommenen Ortsnamen, die sich durch die ganze Region ziehen: Lopodunum (Ladenburg), Tarodunum (Zarten), Sumelocenna (Rottenburg), Brigantium (Bregenz). Das sind keltische Namen. Damit ist zwar nicht bewiesen, daß die gesamte Bevölkerung zur Zeit der römischen Eroberung Keltisch gesprochen hat, aber es zeigt eindeutig, daß es zwischen Kelten und Römern eine kontinuierliche Besiedlung gegeben hat.

Vorrömische germanische Ortsnamen in der Gegend sind mir nicht geläufig, ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren.
Hingegen ist es in nachrömischer Zeit zu zahlreichen alemannischen Ortsgründungen gekommen.

Ich würde also mit Nachdruck die Theorie favorisieren, daß die Germanisierung (die, wie gesagt, zweifellos stattgefunden haben muß) im Wesentlichen erst nach dem Fall des Limes erfolgt ist, auch wenn schon mit Sicherheit vorher suebische Gruppen die Gegend unsicher gemacht haben (Ariovist ist ja weit auf gallisches Gebiet vorgestoßen) und sich hier und da festgesetzt haben mögen.


Inwiefern dies auf Mittelrhein, Niederrhein oder Britannien übertragen oder nicht übertragen werden kann, weiß ich nicht. Habe ich auch keinen Ehrgeiz.

Schauen wir doch noch ein bißchen rheinabwärts. Da übernahmen die Römer auch Siedlungen mit keltischen Ortsnamen (Borbetomagus = Worms, Mogontiacum = Mainz, Bingium = Bingen).

Noch weiter rheinabwärts gibt es tatsächlich einen Fall, wo die Römer (angeblich) einen ganzen Stamm "abgemurkst" haben. Oder zumindest beinahe: Eburonen ? Wikipedia

Nachdem die offensichtlich keltische Bevölkerung in der Gegend Köln/Bonn/Eifel stark dezimiert war, wurden die Bevölkerungslücken von den Römern vor allem durch die Ansiedlung der Ubier ausgefüllt - ein Stamm, der sich schon früh als auffallend anpassungswillig erwiesen hatte:

Die Ubier waren aber auch einer der ersten germanischen Stämme, die sich auf regen Handel mit den Römern einließen, ihnen ihre Söhne in die Ausbildung gaben und sich schließlich auch zur Zahlung von Tributen bereit erklärten. Außerdem stellten sie den Römern Hilfstruppen (bevorzugt Reiterei, da die Germanen für ihre Reitkunst berühmt waren) zur Verfügung, welche diese gemäß ihrer politischen Devise „Divide et impera“ benutzten, um andere Germanenstämme zu unterdrücken und tributpflichtig zu unterwerfen. Dieses Verhalten der Ubier brachte ihnen das Misstrauen, den Neid und schließlich auch den Hass der anderen benachbarten Stämme ein, weshalb es in der Folge zu zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den Ubiern und ihren Nachbarn kam. Die Ubier gerieten jedenfalls unter Druck und zwischen die Fronten der Römer und der anderen Germanen und drohten quasi aufgerieben zu werden. Daher wurden sie 38 v. Chr. aus Sicherheitsgründen von Agrippa auf das linke Rheinufer umgesiedelt, der späteren römischen Provinz Germania Inferior. Bis etwa in die Regierungszeit Kaiser Domitians war das linke Rheinufer Teil der Provinz Gallia Belgica. Hier bewohnten sie die Gegend bei Bonn und Köln, bei Aachen rechts der Wurm sowie das Tal der Ahr. Das ist deswegen von Bedeutung, da immer die Rede davon ist, die Ubier seien römerfreundliche, linksrheinische Germanen gewesen. Linksrheinisch sind sie also erst durch die römische Umsiedlungspolitik geworden.
Ubier ? Wikipedia

Am Niederrhein würde ich, wie oben bereits gesagt, mit einer nur schwach romanisierten germanischen Bevölkerung rechnen.
 
Ich würde also mit Nachdruck die Theorie favorisieren, daß die Germanisierung (die, wie gesagt, zweifellos stattgefunden haben muß) im Wesentlichen erst nach dem Fall des Limes erfolgt ist, auch wenn schon mit Sicherheit vorher suebische Gruppen die Gegend unsicher gemacht haben (Ariovist ist ja weit auf gallisches Gebiet vorgestoßen) und sich hier und da festgesetzt haben mögen.

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Sehe ich auch so.
 
Deine Argumentation war auch schon besser.

Solange Du meine Argumentation gar nicht zur Kenntnis nimmst, interessieren mich Deine Beurteilungen nicht die Bohne.


Ich war mal zufällig auf dem Schlachtfeld von Kolin. Denkmäler der Sieger die Masse, alle Inschriften auf Deutsch. Was schließt Du daraus über die Zusammensetzung der siegreichen Armee?
Hättest Du meine Argumentation ein einziges Mal zur Kenntnis genommen, wüßtest Du, daß ich gar nichts daraus schließe.

Wenn die siegreiche Armee Gedenktafeln mit langen Listen von Namen ihrer Helden aufgestellt hat, dann würde ich schauen, wie die Leute heißen. Heißen sie mehrheitlich Fritz, Heinz, Willi und Otto? Oder János, László, Béla und Sándor? Oder Krzysztof, Władysław, Lech und Jacek? Ich würde da gewisse Schlüsse ziehen.

Wärst Du in der Lage, aus solchen Informationen irgendwelche Schlüsse zu ziehen?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Solange Du meine Argumentation gar nicht zur Kenntnis nimmst, interessieren mich Deine Beurteilungen nicht die Bohne.

dito

Hättest Du meine Argumentation ein einziges Mal zur Kenntnis genommen, wüßtest Du, daß ich gar nichts daraus schließe.

Dann ist es ja gut. (aber.... warum schreibst Du es dann..... ein Argument aus dem man nichts schließen kann......:grübel:)

Wenn die siegreiche Armee Gedenktafeln mit langen Listen von Namen von Gefallenen aufgestellt hat, dann würde ich schauen, wie die Leute heißen. Heißen sie mehrheitlich Fritz, Heinz, Willi und Otto? Oder János, László, Béla und Sándor? Oder Krzysztof, Władysław, Lech und Jacek?

Wärst Du in der Lage, aus solchen Informationen irgendwelche Schlüsse zu ziehen


Nein.
Denn die siegreiche Armee hat Gedenktafeln mit langen Namenslisten von siegreichen Obersoldaten aufgestellt, und die hießen Montecocculi, Starhemberg, Daun, Rechberg, Esterhazy, Laudon, könnten demnach ital., österr., niederrheinisch, schwäbischer, ungarischer, lettischer Zunge gewesen sein, oder auch nicht. Vornamen hatten sie, die klangen wie Feldmarschalleutnant, Rittmeister und so...
Und ich unterstelle(wie immer) daß dies analog bei den Römern so war, der Sanitätsgefreite Neumann hat auch dort kein Denkmal bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehe ich auch so.

Fein, dann sind wir uns ja wenigstens in diesem Punkt einig. Wenn also die Germanisierung zwischen Rhein und Limes im Wesentlichen nach dem Abzug der römischen Truppen und der römischen Verwaltung erfolgt ist, wann ist dann Deiner Meinung nach wohl die Germanisierung der linksrheinischen Gebiete am Ober- und Mittelrhein (Nordschweiz, Elsaß, Pfalz, Hunsrück, Eifel) im Wesentlichen erfolgt?
 
Dann ist es ja gut. (aber.... warum schreibst Du es dann..... ein Argument aus dem man nichts schließen kann......:grübel:)

Ein Argument, das ich gar nicht gebracht habe.

Was sollte ich über ein Argument, das ich gar nicht gebracht habe, schreiben?


Denn die siegreiche Armee hat Gedenktafeln mit langen Namenslisten von siegreichen Obersoldaten aufgestellt, und die hießen Montecocculi, Starhemberg, Daun, Rechberg, Esterhazy, Laudon

Die Nachnamen sind relativ powidl, die gehen auf irgendeinen Vorfahren zurück, der vielleicht vor Jahrhunderten gelebt hat. Interessant sind die Vornamen, die stammen nämlich von den Eltern und erlauben gewisse Rückschlüsse auf die Muttersprache. Nicht in jedem Einzelfall (manche Eltern finden auch mal einen exotischen Namen schick), aber wenn unter 1000 Namen 800 der Kategorie Wilhelm/Heinrich/Friedrich angehören, dann würde ich einen anderen Schluß ziehen, als wenn unter 1000 Namen 800 der Kategorie János/László/Béla/Sándor angehören. (Wenn im zweiteren Falle die Esterházys und Batthyánys in ähnlichem Maße die Rechbergs und Neumanns überwiegen, nehme ich diese Zusatzinformation natürlich auch noch zur Kenntnis.)


Vornamen hatten sie, die klangen wie Feldmarschalleutnant, Rittmeister und so...
Und ich unterstelle(wie immer) daß dies analog bei den Römern so war

Bei den Römern gehörte der Vorname immer dazu.
(Wie Du Dich erinnern wirst, handelt es sich bei den ausgewerteten Inschriften übrigens ausschließlich um zivile Namen, da sind definitiv keine Rittmeister dabei.)
 
Fein, dann sind wir uns ja wenigstens in diesem Punkt einig. Wenn also die Germanisierung zwischen Rhein und Limes im Wesentlichen nach dem Abzug der römischen Truppen und der römischen Verwaltung erfolgt ist, wann ist dann Deiner Meinung nach wohl die Germanisierung der linksrheinischen Gebiete am Ober- und Mittelrhein (Nordschweiz, Elsaß, Pfalz, Hunsrück, Eifel) im Wesentlichen erfolgt?


tsch..................
Wann habe ich jemals was zur Germanisierung vor den Römern geschrieben?
Jetzt geh hier mal nicht los wie ein Zäpfchen.

Ich habe lediglich den vón Dir unterstellten Grad der Romanisierung bezweifelt.
Ob die nun mehr oder weniger romanisierte Bevölkerung Kelten, Germanen oder Basken waren, von mir kein Wort. Weil ich es schlicht nicht weiß, es, zumindest in diesem Zusammenhang, auch für unerheblich halte. (Sind es die Ubier, wo sich die Wissenschaft selbst nicht sicher ist?)
 
Bei den Römern gehörte der Vorname immer dazu.
(Wie Du Dich erinnern wirst, handelt es sich bei den ausgewerteten Inschriften übrigens ausschließlich um zivile Namen, da sind definitiv keine Rittmeister dabei.)

Abseits aller Sandors und Laszlos.
Habe ich dies über das Namensrecht der Römer gefunden:
von dem ich bisher, ich gestehe es, nicht viel wusste.

Demnach müsste aber aus den Namensinschriften Deiner 1968er Quelle ja immer hervorgehen, ob der betreffende das römische Bürgerrecht hatte oder nicht.

Was ja das Kriterium der Romanisierung überhaupt darstellt.

Die ganze Diskussion über Vornamen oder sonstwas schlicht Substanzlos.
Hättest du auch mal schreiben können, hätte es ein paar weniger ans Halseck gegeben:winke:

Also, wieviele der untersuchten Personen hatten das Bürgerrecht, wievile nicht?
 
Dass es sich tatsächlich um eine menschenleere Einöde gehandelt hat, möchte ich angesichts des erheblichen militärischen Aufwands an Legionen und auch angesichts des sehr methodischen Vorgehens, bezweifeln.

Warum sollte es auch eine "Einöde" gewesen sein? Uns sind keine Nachrichten oder Funde bekannt, die auf eine Ausrottung keltischer Stämme vor Eintreffen der Römer hindeuten. Wir finden dort unter anderem die keltischen Vindelicer, die noch so bedeutend waren, dass die Römer ihr Legionslager "Augusta Vindelicorum" (Augsburg) tauften.

In beiden Fällen unterstelle ich, dass einmal die Laténekultur, das andere Mal die römische Kultur lediglich eine "Kultur der Eliten" war, an der die breite Masse wenig Anteil hatte.

Das sehe ich nicht so. Die kulturellen Strömungen und Erzeugnisse setzen sich doch bis ganz unten fort. Typische Keramikprodukte wurden nicht nur für "Eliten" gefertigt, sondern jede keltische Hausfrau brauchte Schalen, Kannen und Gefäße. die natürlich so verziert waren, dass heute jeder Archäologe sie der Latène-Epoche zuordnen kann. Die Männer und Frauen aus allen Schichten trugen Gewandfibeln, Schmuck, Ringe usw., alles Produkte, die auch die breite Bevölkerung erwarb.

All diese Erzeugnisse zählen zur Alltagskultur, wurden von Handwerkern und Schmieden gefertigt, die auch dann die breite Bevölkerung belieferten, wenn die Eliteschicht "dünner" wurde.

Ferner zählen zu dieser Kultur ganz bestimmte Grabsitten, die nicht auf "Eliten" beschränkt waren und die Archäologen deutlich als "keltisch" klassifizieren können.

Die Eliten sind abgezogen, wurden massakriert, und die kulturen sind Mangels Träger bis auf geringe Reste verschwunden.
Nur so kann ich mir das Verschwinden beider Kulturen erklären.
Dass die Bevölkerung insgesamt "ausgesiedelt" oder "abgemurkst" wurde, glaube ich nie im Leben. Solche "Maßnahmen" hat die Geschichte dem 20. Jahrhundert vorbehalten.

Nach dem Abzug der Römer dominierten im Raum des heutigen Süddeutschland die Germanen. Wie auch im romanisierten Rheinland sanken die alten romanisierten Eliten ab und wurden im Verlauf von etwa 100 Jahren assimiliert. Ethnisch finden wir dann eine kelto-römische Bevölkerungsbasis (die völlig romanisiert war), die germanisch überschichtet wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
da schreibt der Hyo die ganze Zeit über % Belegung der Vornamen, dabei gibt es eine ganz anderes, zweifelsfreies Kriterium....:still:


So einfach oder gar "zweifelsfrei" ist es leider doch nicht, im Gegenteil:

Weisgerber 1968 schrieb:
Eines darf allerdings festgehalten werden: die Auswertung der "Gentilizien" für Schlüsse auf den Stand ihrer Träger (römische Bürger - Peregrine; Freie - Unfreie usw.) ist schwieriger, als allgemein angenommen wird. Hatte schon W. Schulze darauf hingewiesen, daß das Tragen eines Gentiliziums nicht notwendig an den Besitz des Bürgerrechts gebunden war, so wird mit dem Nebeneinander von Gentilizium und Pseudogentilizium ein derartiger Schluß weithin unmöglich. Wir lassen daher diese Fragen hier aus dem Spiel [...]
 
tsch..................
Wann habe ich jemals was zur Germanisierung vor den Römern geschrieben?
Jetzt geh hier mal nicht los wie ein Zäpfchen.

Ich habe lediglich den vón Dir unterstellten Grad der Romanisierung bezweifelt.
Ob die nun mehr oder weniger romanisierte Bevölkerung Kelten, Germanen oder Basken waren, von mir kein Wort.

Dann ist mir allerdings völlig schleierhaft, wogegen oder wofür Du mit diesen Worten zu argumentieren versuchst:

Repo schrieb:
Angenommen die Gesamt-Bevölkerung war stark romanisiert, würde heißen, die Masse kam bei der Eroberung durch die Germanen um, oder ist stiften gegangen. Nachweise für den "Massenmord" und den "Abzug" fehlen aber im dafür notwendigen Ausmass.
Eine Germanisierung im vorhandenen Ausmass kann nie im Leben durch relativ wenige Menschen, jedenfalls deutlich weniger als die vorhandene "erheblich" romaisierte Bevölkerung geschehen sein.
Sonst müsste es eine Entwicklung analog Frankreich gegeben haben.

Wenn die Romanisierung aber, was ich stark annehme, überwiegend auf die "Eliten" und Soldaten beschränkt war, sieht die Sache ganz anders aus, für mich wesentlich schlüssiger. Die Legionäre sind abgezogen, und die "Elite" geht stiften oder wird massakriert.
Und die weitere Entwicklung kann in den bekannten Bahnen ablaufen.

Was wird denn "schlüssiger", wenn die dagebliebene Unterschicht keltisch oder baskisch war - im Vergleich zu der These, daß die dagebliebene Unterschicht romanisch war?

Hätten die Germanen Deiner Meinung eine romanische Unterschicht massakrieren müssen, während sie eine keltische oder baskische Unterschicht zartfühlender behandelt hätten?
 
Nach dem Abzug der Römer dominierten im Raum des heutigen Süddeutschland die Germanen. Wie auch im romanisierten Rheinland sanken die alten romanisierten Eliten ab und wurden im Verlauf von etwa 100 Jahren assimiliert. Ethnisch finden wir dann eine kelto-römische Bevölkerungsbasis (die völlig romanisiert war), die germanisch überschichtet wurde.


Wenn ich Dich recht verstehe, sind wir uns über folgende Punkte einig:

Im Rheinland war die ehemals keltische Bevölkerung weitestgehend romanisiert.
In Süddeutschland (einschließlich Nordschweiz/Elsaß) war die ehemals keltische Bevölkerung weitestgehend romanisiert.
In Gallien war die ehemals keltische Bevölkerung weitestgehend romanisiert.

Im Rheinland und in Süddeutschland kam es (ebenso wie in England) zu einer durchgreifenden Germanisierung.

Meine Frage: Warum sollte sich England hinsichtlich der Romanisierung von den anderen genannten Gebieten wesentlich unterschieden haben?
 
Der leo Weisgerber scheint aber auch etwas ""problematisch" zu sein

aus dem link
Joachim Lerchenmüller zeichnet nach, dass Keltologen wie Ludwig Mühlhausen und Leo Weisgerber nicht nur ihre Wissenschaft politisierten, sondern sich geradezu dem Besatzungsregime und Institutionen wie dem SS-Ahnenerbe und dem SD zur propagandistischen Unterstützung einer mörderischen Politik anboten, die ihnen nicht verborgen bleiben konnte.
Unter anderem auch Weisgerbers Bedeutung für die Linguistik noch der Nachkriegszeit beleuchtet Clemens Knobloch in seinem Beitrag zur Sprachwissenschaft. Knobloch demontiert freilich nicht nur Mythen der ohnehin seit vielen Jahren aus dem wissenschaftlichen Feld geschlagenen Sprachnationalisten, sondern auch die ihrer Überwinder.
 
Wie würdest Du diese Aussage mit den folgenden Zahlen (Zuordnung ziviler Personennamen zu ihrer sprachlichen Herkunft) korrelieren?

- Mediomatriker (Gegend um Metz): 50% römisch, 32% keltisch, 28% sonstige
- Ubier (Gegend Köln/Eifel): 78% römisch, 6% keltisch, 14% sonstige

Zivile Personennamen sind m.E. keine sichere Quelle, aus der man auf den Grad der Romanisierung schließen kann.
Die Namenshäufung ist sicher ein Indiz, jedoch aus mehreren Gründen kein Beweis.
Einmal geben die auf uns gekommenen Namen nur einen Ausschnitt der damaligen Bevölkerung wieder. Wenn ich das richtig verstehe, sind vornehmlich Städternamen bekannt. Wir reden hier jedoch von einer Agrargesellschaft, in der erhebliche Bevölkerungsgruppen nicht in der Stadt und auch nicht in Stadtnähe lebten. Dass diese Menschen weniger stark romanisiert waren, darf man vermuten, wenn man die Entwicklung in Britannien und am Rhein vergleicht, die sich von Frankreich unterscheidet.
Dass die Städte und ihr unmittelbares Umland hingegen Leuchttürme der Romanisierung waren, das würde ich sofort unterschreiben.
Ein anderer Aspekt ist, dass Namen nicht nur tradiert werden, sondern auch einer (langfristigen) Mode folgen können. Im deutschen Sprachraum sind bis heute sehr viele an für sich jüdische Namen recht beliebt. In jüngerer Vergangenheit werden sehr gerne skandinavische oder angelsächsische Namen verwendet. Daraus kann man aber keinen Rückschluss auf den Grad kultureller Beeinflussung der benannten Person ziehen. Allenfalls der Eltern, aber auch das nur auf unsicherem Boden.

Man sollte meines Erachtens also besser darauf abstellen, inwieweit sich römische Gebräuche und Gewohnheiten durchgesetzt und trotz Völkerwanderung erhalten haben.
 
Dann ist mir allerdings völlig schleierhaft, wogegen oder wofür Du mit diesen Worten zu argumentieren versuchst:

Was wird denn "schlüssiger", wenn die dagebliebene Unterschicht keltisch oder baskisch war - im Vergleich zu der These, daß die dagebliebene Unterschicht romanisch war?

Hätten die Germanen Deiner Meinung eine romanische Unterschicht massakrieren müssen, während sie eine keltische oder baskische Unterschicht zartfühlender behandelt hätten?


Nein,
aber je größer an Kopfzahl die romanisierte Bevölkerung war, desto unmöglicher wird eine Germanisierung. die ja, Du sagst es tatsächlich stattgefunden hat.

Es hat mich eine ganze Zeit schon gewundert, dass in Metz die Zahl der "romanisierten" deutlich geringer gewesen sein soll als in Köln. Dass die übliche römische Namensgebung dann laut Weisgerber auch keine Rolle spielen soll, hat mich auch verwundert.

Dann wurde es mir klar, Weisgerber ist aus Metz.

Jetzt habe ich mich mal mit diesem Leo Weisgerber ein bißchen auseinander gesetzt.
SD-Mann in Frankreich, strammer Blut- und Boden-Ideologe. sprachwissenschaftlich längst überholt und widerlegt.
Aber natürlich auch einer dieser hinterher berufenen Widerstandskämpfer, er hatte "Streit mit dem Mecklenburger Gauleiter". Schon 1938, seine SD-Zeit während der deutschen Besatzung Frankreichs deutlich später. Die Schließung einer katholischen Schule in Rostock war für ihn ausreichend Grund und Anlass "Streit" mit dem Gauleiter zu haben, ein Völkermord, der ihm als SD-Mann in Frankreich nicht verborgen geblieben sein kann, natürlich nicht.
Der Kasus macht mich lachen.

Er ist für mich als Quelle und Nachweis damit erledigt.


OT: Wer Zweifel an meiner Ausführung hat, kann gern diverse Links haben.
 
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Nein,
aber je größer an Kopfzahl die romanisierte Bevölkerung war, desto unmöglicher wird eine Germanisierung. die ja, Du sagst es tatsächlich stattgefunden hat.

Während eine nicht-romanisierte keltische Bevölkerung bei gleicher Kopfzahl ohne weiteres germanisiert wird? Oder wird eine Bevölkerung dadurch kopfstärker, indem sie Latein statt Keltisch spricht? Ich weiß nicht, worauf Du hinaus willst und finde keine nachvollziehbare Logik in Deiner Argumentation.

Es gibt doch nur zwei Möglichkeiten, ich habe sie schon einmal skizziert:

1. Es wurde eine keltische (kaum romanisierte) Bevölkerung germanisiert.
2. Es wurde eine ehemals keltische, aber stark romanisierte Bevölkerung germanisiert.

Du argumentierst gegen Möglichkeit 2. Warum?



Dann wurde es mir klar, Weisgerber ist aus Metz.
Damit lassen sich die Inschriften auch nicht wegignorieren. Die Inschriften sind samt und sonders im CIL dokumentiert, jeder einzelne Name ist bei Weisgerber mit Nummer nachgewiesen.

Vielleicht findest Du ja noch was, was man den Herausgebern des CIL anhängen kann.


sprachwissenschaftlich längst überholt und widerlegt.
Was immer er an inzwischen überholten Thesen verbrochen haben mag, ändert an dem Inschriftenbefund rein gar nichts.

Zur weiteren Steigerung des Unterhaltungswerts wäre nun eine allgemeine Verschwörungstheorie an der Reihe, wonach wonach die Romanisierung der linksrheinischen Germanen und Kelten eine Erfindung der Nazis war, ja vielleicht die römischen Inschriften insgesamt von den Nazis gefälscht wurden.

Spaß beiseite: Für die anrüchigen Details aus Weisgerbers Biographie bin ich Dir dankbar, sie erklären für mich einige schwer nachvollziehbare Argumentationsmuster Weisgerbers, auf die ich mich bislang nicht gestützt habe und auf die ich mich auch in Zukunft nicht stützen werde.

Was zählt, sind die Fakten.
 
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