"Westlich der Vogesen" wurde die Bevölkerung von den "Eroberern" mehr oder weniger germanisiert.
"Östlich der Vogesen" nahm die Bevölkerung die "Eroberer" auf, bis auf wenige Spuren folgenlos.
Korrekt, aber das ist keine Antwort auf meine Frage, sondern bestenfalls ein Zirkelschluß (das zu Beweisende wird bereits als bewiesen vorausgesetzt).
Meine Frage lautete:
Warum sollte eine überwiegend keltischsprachige Bevölkerung ohne weiteres zur germanischen Sprache umschwenken, eine überwiegend romanischspreche Bevölkerung jedoch nicht?
Da Dich das Thema so interessiert, würde ich vorschlagen, wende Dich doch an einen der beiden Profs, sind beide an der Uni München, E-Mail-Adresse ist verlinkt,
also kein Problem.
Ich habe eigentlich eine einfache Frage gestellt, die sich mit Ja oder Nein beantworten läßt. Du hast doch den Artikel gelesen. Wenn Deine bisher geäußerten Sätze den Inhalt korrekt wiedergeben, genügt ein einfaches Ja, und die Sache hat sich.
Ich weiß, Hyo, für Dich polemisieren immer nur die anderen.
Bitte keine falschen Unterstellungen, ich habe gelegentlich auch meinen Spaß an Polemik. Allerdings hält mich das nicht davon ab, immer wieder zum Kern der Diskussion zu kommen, Argumente einzufordern, nach Fakten zu fragen.
Und wenn mein Gesprächspartner ein gewisses Minimum an Bereitschaft zeigt, auf Fragen zu antworten und Fakten zu liefern, dann brauche ich gewiß keine Polemik.
O. Paret in Kreisbeschreibung Kreis Balingen 1961:
"Die Altbevölkerung wurde römisch. Dies gilt aber nur politisch, obwohl sie die römische Kultur gerne annahmen, blieben sie in Sprache, Sitte und Religion Kelten."
Auf welche Fakten stützt Paret diese seine Einschätzung?
Deine Argumentation baut ausschließlich auf Weisgerber auf, schon das eigentlich recht exakte römische "Namensrecht", mit dem Weisgerber und seine "Kosenamen" obsolet werden würden, fegst Du mit einem einzigen "Weisgerber-Satz" vom Tisch.
Gibt es außer Weisgerber vielleicht noch einen, der dieselbe These vertritt?
Wenn Du Dir das Weisgerber-Zitat aufmerksam ansiehst, wirst Du auf einen Namen stoßen, der Dich darauf bringt, daß das Problem schon damals altbekannt war.
Und wenn Du Dir
den von Dir selber gebrachten Link aufmerksam anschaust, wirst Du feststellen, daß auch das von Weisgerber angesprochene Problem der Pseudogentilizien gerade im Rheinland virulent war. Ich zitiere aus Deinem Link:
Dafür kam es besonders im Rheinland immer wieder dazu, dass man an den Praenomen des Vaters einfach ein ius hing, so dass dieser wirkte wie ein Gentiliz, in Wirklichkeit aber eine Filiation war und blieb
Du willst hier einen Fragen- und Themenkomplex den die Archäologen und die ganzen anderen Spezies der Historiker seit 200 Jahren nicht lösen können, ausschließlich anhand der Untersuchungen eines einzigen Sprachwissenschaftlern beantworten.
Oh nein. Ich versuche, alle sprachgeschichtlich relevanten Indizien auszuwerten.
Die Auswertung der Personennamen beweist nicht, aber spricht dafür, daß die Romanisierung der Kelten im Rheinland tiefgreifender war als etwa in Metz oder sogar noch in Trier.
Gegenprobe: Gibt es Indizien, die für das behauptete Gegenteil sprechen? Bislang null.
Oder schauen wir uns Gebiete an, die erst spät germanisiert wurden, etwa das Moseltal oder auch das Gebiet des nördlichen Alpenrands. Eigentlich hätte man erwarten können, daß gerade in den Bergtälern (jedenfalls abseits der transalpinen Verkehrswege) sich noch am ehesten keltische Reste bis zur Germanisierung erhalten konnten - falls es nicht-romanisierte Kelten gegeben hätte. Das ist aber nicht der Fall, auch die abgelegensten Bergtäler waren restlos romanisiert:
Ursprünglich war das heutige Verbreitungsgebiet des Romanischen von Kelten und, vermutlich nur ganz im Osten Graubündens, von Rätern besiedelt. Was die Zuordnung der Räter und ihrer Sprache angeht, ist man sich unsicher. Man geht aber davon aus, dass die rätische Sprache nicht indogermanisch war. Gesichertere Aussagen lassen sich wegen der nur bruchstückhaften Überlieferung des Rätischen kaum machen.
Diese Völker wurden während des Alpenfeldzuges von 15 v. Chr. von den Römern unterworfen, welche die Lateinische Sprache (hauptsächlich in Form des von der einfachen Bevölkerung und vom Militär gesprochenen Vulgärlateins) in die unterworfenen Gebiete brachten.
Wie schnell dann die Romanisierung erfolgte, ist unsicher. Auf alle Fälle muss der Prozess, wie auch in anderen abgelegenen Gebieten, Jahrhunderte gedauert haben. Am Ende des Altertums waren nach den jedoch nicht abschliessenden Erkenntnissen der Sprachforschung die ursprünglichen vorrömischen Sprachen scheinbar praktisch ausgestorben und es blieben nur wenige Lehnwörter im Romanischen erhalten. Diese beziehen sich vor allem auf für die Alpen typische Bezeichnungen aus den Gebieten von Flora und Fauna sowie Geländebezeichnungen (z. B. crap "Stein").
Ab dem 8./9. Jahrhundert geriet die Region unter germanischsprachigen Einfluss. [...]
Dass früher auf einem viel grösseren Gebiet Romanisch gesprochen wurde, erkennt man unter anderem an den vielen rätoromanischen Ortsnamen und Lehnwörtern in den heute deutschsprachigen Kantonen Glarus und St. Gallen. Sie zeigen, dass bis ins Hochmittelalter und teilweise noch länger die Sprachgrenze im Nordwesten im Gasterland lag und somit auch das ganze Walenseegebiet (Walen- ist mit welsch verwandt) romanisch war. Im Nordosten reichte das romanische Sprachgebiet bis zum sogenannten Hirschensprung bei Rüthi im St. Galler Rheintal. Auch weite Gebiete in Vorarlberg und im Westtirol waren ehemals romanisch. Am spätesten (nach dem 11. Jahrhundert) eingedeutscht wurden Gegenden, deren Ortsnamen nicht auf der ersten Silbe betont werden, z. B. (Bad) Ragaz, Sargans, Vaduz (von latein. aquaeductus "Wasserleitung"), Montafon, Tschagguns und Galtür.
Rätoromanisch ? Wikipedia
Gegenprobe: Gibt es irgendwo das leiseste Indiz für eine keltische Sprachinsel auf dem Festland, die nach 500 germanisiert worden wäre? Nein.
Ich habe ja bis zu einem gewissen Grad Verständnis dafür, daß an meinen Argumenten herumgemäkelt wird. Ich gebe auch (zum wievielten Mal eigentlich?) gerne zu, daß es sich nicht um endgültige Beweise, sondern nur um Indizien handelt.
Was mich allerdings erstaunt, ist daß für die gegenteilige Behauptung bislang nicht das geringste Indiz geliefert wurde.
Geliefert wurden bislang ausschließlich Behauptungen, Zirkelschlüsse und Polemik.