Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Nur die Bestattung an sich ist von Interesse, und es findet sich eben nicht bei den pontes longi oder einer anderen Auseinandersetzung der Germanenfeldzüge, sondern nur bei der Aktion des Germanicus auf dem Schlachtfeld des Varus.
Die beackernden Germanen hätten sich wohl kaum die Mühe gemacht, sondern die Knochen einfach irgendwo "weggeworfen", sprich, entsorgt. Warum? Wir kennen ihre Grundhaltung zu den römische Gräbern ebenfalls aus den gleichen Quellen, wenn wir sie beim Wort nehmen wollen. Dort wird, wie von maelo zitiert, die Grabanlage zerstört. Ihr Nichtauffinden wäre somit sogar erklärbar. Ganz ohne zurechtbiegen.

Das sind Deine Vermutungen. Einen erwähnten Grabhügel in Zweifel zu ziehen und ihn durch Knochengruben zu ersetzen beruht leider nur auf einer Vermutung und ZURECHTBIEGEN von Quellen. Aber es ist müßig darüber zu diskutieren, da Du ja schon geschrieben hast, warum Du diese Diskussion mit mir weiterverfolgst. (Nennt man das hier nicht: TROLL?)

P.S.
Viel interessanter sind die von CATO gestellten Fragen, die durch eine fehlende Beantwortung, somit eine wissenschaftlich fundierte Bestätigung für die Varusschlacht in Kalkriese nicht mehr zuläßt.
 
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@ Tib. Gabinius
Irrtum, nicht nur ein Rechtschreibfehler. Denn „Hünengräber“ (Großsteingräber) oder „Hühnergräber“ (was auch immer Du darunter verstehen magst) wären gleichermaßen falsch. Ich nehme an, Du meintest „Hügelgräber“.
Nach der Fachdefinition der Vor-und Frühgeschichtler mag dies zutreffen, ich weiß es nicht, da ich nicht in dem Bereich arbeite.
Hügelgräber werden oft im allgemeinen Sprachgebrauch auch vereinfachend Hünengräber genannt.
Definition: Hnengrab - Meyers Lexikon online
oder auch
dict.cc Wörterbuch :: Hünengrab :: Englisch-Deutsch-Übersetzung







Man höre und staune. Da fordert Tib.Gabinius von Cherusker tagelang die Antwort einer Frage (von hyo) vehement ein und jetzt, da sie vortrefflich erbracht wurde, „tut es nicht zur Sache“.
Ich forderte eine Antwort auf Hyos Frage, wo man den Richtungswechsel (Inhalt: weg von der Behauptung die Varusschlacht gefunden zu haben ).
Ich kritisierte in meinem Zitat aber eine andere Aussage von Cherusker, nämlich, und ich zitiere die gleiche Stelle meines vorherigen Postings wie du:
Das die Kalkrieser zuerst selbst von pietätvoll gesprochen hatten und bei genauerer Auswertung davon abrücken mußten ist eine interessante Information, tut aber nicht zur Sache, da, soweit ich das sehen kann, nur ein unwesentlicher Bestandteil der Argumentation, eine durchaus zu hinterfragende Interpretation der Darstellung der Abläufe, darauf fußte.

Ausührlicher:
Sollten die Archäologen jemals behauptet haben, dass die pietätvolle Bestattung auf die Varusschlacht hingewiesen habe, so macht die Neubewertung dieses Argument in der Tat hinfällig.
Sollten die Archäologen aber einige der hier vorgeschlagenen Sichtweisen auf das Thema pietätvoll, tumulus und zentrale Sammelstelle teilen, wird das Argument ohnehin bereits ohne die Bewertung der Grabstellen selbst hinfällig.

Darum ist diese von mir vorgestellte Absatz nicht die von Hyo geforderte Stelle, in der eine klare Abkehr formuliert wird. Es wird hier selbst im "Bestfall" nur ein einzelnes Argument demontiert. Nicht die Behauptung, Varus gefunden zu haben. So wie andere Forumlierungen vielleicht nicht mehr von einem Ablauf als Kesselschlacht ausgehen, sondern nur von einer Station einer sich bewegenden, mehrtägigen Schlacht, darob aber nicht Varus aufgeben, sondern nur Funde und mögliche Abläufe neu bewerten und rekonstruieren.


@ Tib. Gabinius:
Es wäre schön, wenn Du Dich an diesem Beispiel Cheruskers orientieren könntest und auf meine Fragen aus Beitrag # 149 eingehst.
In deinem Beitrag forderst du Beweise der Kalkriese-Theorie ein. Da ich mich als Kritiker an bestimmten Kritikpunkten äußerte und nicht als Verfechter der besagten Region, sehe ich eigentlich keinen Grund, dies zu tun. Zudem hattest du mich nicht damit angesprochen. Diese Forderung ist also neu.

Im Zuge meiner Bemühungen eine vernünftige Diskussion herzustellen, bemühe ich mich trotzdem:
Nehmen wir einmal den oberen Wert an, dann stellt sich die Frage, wer 19 n.Chr. diese Knochen unter die Erde brachte?
Diese Frage stelle ich ebenfalls bereits seit langem, auch in meinem letzten Posting. Denn: wenn sie, wie an anderer Stelle von Cherusker behauptet, von Germanen begraben wurden, würde dies besagtem Quellentext widersprechen, nachdem die Germanen die getöteten Römer offensichtlich offen liegen ließen und die Gräber der Römer schändeten. Es gibt nicht einen Hinweis, dass Germanen Römer in irgendeiner Form beisetzten.
Wie gesagt würde eine Landwirtschaftliche Nutzung des noch relativ frischen und voller unbestatter Soldaten liegenden Feldes, was m.E. ohnehin schon eine Merkwürdigkeit wäre, nicht auf einen deutlichen Mehraufwand der Bauern hindeuten, diese würden die Knochen schlicht in die nächste Senke werfen o.ä. Verlgeichsbeispiele nannte ich dazu ebenfalls schon. Die Schlachtfelder von Krefeld zeigen am Umgang mit den Kadavern und Leichen, dass man sich so wenig Arbeit als möglich machte, und hier mußten die Leichen wegen der nahen Siedlung / Befestigung wegen Seuchengefahr noch im voll erhaltenen Zustand schnellmöglich verbracht bzw. verschüttet werden.


Wer kann belegen, dass diese Münztypen von den Legionen des Germanicus tatsächlich mitgeführt wurden? Wissenschaftlich gesehen lassen sich nur die Spektren von Hortfunden miteinander vergleichen. Wenn aber kein Vergleichshort vorliegt, ist eine vergleichende Aussage logischerweise rein spekulativ und unzulässig.
Dem kann man zustimmen, doch führt der letzte Satzteil zu folgender Aussage:
Die Aussage, dass man aufgrund mangelnder Präsenz im germanischen Fundgut einen existierenden Münztyp mit einer datierbaren Prägung als nicht ausgegeben / nicht genutzt bestimmt ist ebenfalls nur eine Spekulation aus einem argumentum ex silentio.
Dies wäre somit unzulässig.
Der Wall ist, zumindest zum Teil, eindeutig römischer Bauart. Worauf stützt sich die Annahme, er sei germanischen Ursprungs? Wieso stürzte er zum Sumpf hin ein, wenn er angeblich vom Berg aus verteidigt wurde? Lässt sich aus Art und Gestalt des Walles tatsächlich der Verlauf der Varusschlacht als Defilégefecht rekonstruieren?
Die Theorien lassen sich, pro oder contra, nicht beweisen. Plausibel klingen sie in diversen Variationen. In dem Fall eine klare Glaubensfrage. Darum einer der berechtigten Kritikpunkte, aber weder Beweis noch Gegenbeweis.

Was die "eindeutig" Formulierung angeht: ein Spitzgraben ist im ersten Reflex als römisch zu beurteilen. Es besteht aber eine geringe Chance, dass es sich in der Tat um eine Kopie handelt. In jedem Fall wäre für die Wertung als pontes longi die Reihenfolge für den Spitzgraben höchst kontraproduktiv.

Warum steht tausender römischer Funde nur ein einziger germanischer gegenüber, wenn beide Parteien in annähernder Heeresstärke gekämpft haben?
Gute Frage, die jedoch generell im Raum steht, nicht nur im Varuskontext. Ich sehe also eine Berechtigung, aber keinen Kontext zu mir. Ich kann sie also nicht beantworten, zumal ich sie selbst ebenfalls bereits mehrfach als berechtigt gestellt habe.

Cherusker
Einen erwähnten Grabhügel in Zweifel zu ziehen
Da verwechselst du was. Ich habe nur einmal Zweifel an der Existenz geäußert, als ich auf die Traditionen in tiberianischer Zeit und in der Zeit des Tacitus stieß. Diese Zweifel habe ich aber vor mehreren Postings zurückgezogen.
Zweifel hege ich nach wie vor an der Behauptung, der tumulus wäre Sammelstelle für alle Gebeine gewesen, er wäre Sinnbild für eine pietätvolle Bestattung der / aller Soldaten und der tumulus stünde nach der Zerstörung durch die Germanen noch .
Das dort vor Ort möglicherweise eine kleinere Anlage mit einigen Gefallenen darin stand kann durchaus sein. Mehr habe ich nicht behauptet.

ZURECHTBIEGEN von Quellen.
Diese Unterstellung, wie auch mein angebliches Unwissen um die Quellen und meine Nichtbeachtung muß ich von mir weisen.
Ich habe weder die Sätze um das entweichen des Arminius ausgelassen, noch den Hinweis auf den nacheilenden Germanicus bei Tacitus, noch habe ich diese Formulierungen ignoriert und jemandem als Konstruktion von Eile vorgeworfen.
Ich behaupte nicht, das Arminius Armee keine Bedrohung für Germanicus war, obwohl das Verzögerungsgefecht zwischen germanischer Nachhut und der römischen Vorhut fast die gesamte römische Armee vernichtet hätte.
Ich erwarte keinen tumulus obwohl er in zitierter Quelle als zerstört angegeben wird.
Ich behaupte nicht, das germanische Bauern bei der Nutzung des Feldes Überreste bestatteten, obwohl in den Quellen ausgeführt wird, wie die Germanen die toten Römer und ihre Grabstellen behandelten und nur eine Stelle von beerdigten Römern überhaupt kündet, nämlich die um des Germanicus Feldzug über das Varusschlachtfeld.
Ich behaupte nicht, dass die archäologischen Quellen der regulären tumuli sich vereinbaren lassen mit einer Aufschüttung von Knochen unter einem "Hügelgrab" als "pietätvolle Bestattung".
Ich behaupte nicht, dass als Topoi zu erkennde Formulierungen in den nachflavischen Autoren Beweise für die Aktionen und Haltung des Germanicus waren.

Das sind deine Aussagen gewesen, gegen die ich argumentierte, indem ich besagte Textstellen formulierte und Fachliteratur zitierte.

Ist der persönliche Tonfall denn wirklich unvermeidbar?
 
Zuletzt bearbeitet:
@Tib. Gabinius:

Zuerst einmal Danke, dass Du auf die Fragen aus Beitrag 149 eingegangen bist.
Daran konntest Du selber feststellen, dass einige Widersprüche und Zweifel an der Kalkriese-Varusschlacht-Theorie bestehen, die eine eindeutige, wissenschaftlich fundierte Aussage nicht zulassen.
Ich betone nochmals: Zum gegenwärtigen Erkenntnisstand weiß niemand, wer bei Kalkriese tatsächlich gekämpft hat.
Dass es die 17., 18. oder 19. Legion waren, ist eine Vermutung, die man glauben kann, belegbar ist sie jedoch nicht.

Mit "es könnte sein, dass....." lassen sich jedoch weder Gelder einwerben, noch Besucher anlocken.



Die Dimensionen einen solchen Tumulus anzulegen sprengen die Bauerfahrungen jedes Soldaten und provinzialen Architekten bei weitem.

Hier muss ich leider widersprechen. Dass in den Heeren nur zweitrangige Ingenieure und Architekten mitzogen ist eine Vermutung, die so nicht stehen bleiben kann.
Der bekannteste römische Architekt, Vitruvius, diente im Heer Caesars in Spanien und Gallien; später war er im Stab des Agrippa bedienstet.
 
Daran konntest Du selber feststellen, dass einige Widersprüche und Zweifel an der Kalkriese-Varusschlacht-Theorie bestehen
Weder ist mir dies neu, noch habe ich dies jemals bestritten. In der Tat habe ich in mehreren Beiträgen wiederholt darauf hingewiesen, dass es berechtigte Kritik gibt.


die eine eindeutige, wissenschaftlich fundierte Aussage nicht zulassen.
Das stimmt so nicht. Es gibt einige Aussagen, die wissenschaftlich fundiert getroffen werden können und die ein Bild konstruieren, dass eine Verbindung zur Varusschlacht durchaus machbar erscheinen läßt.
Die berechtigte Kritik trägt an diesem Bild die Farbe ab. Doe absoluten Ansprüche die du stellst und die bspw. auch mit der Beschilderung an der Autobahn erhoben werden können selbstverständlich in keiner Richtung erfüllt werden.

Hier muss ich leider widersprechen. Dass in den Heeren nur zweitrangige Ingenieure und Architekten mitzogen ist eine Vermutung, die so nicht stehen bleiben kann.
Der bekannteste römische Architekt, Vitruvius, diente im Heer Caesars in Spanien und Gallien; später war er im Stab des A
grippa bedienstet.[/quote]
Da es das dritte mal in Folge ist, dass du etwas anderes liest als ich schreibe, würde ich darum bitten, mich gründlich zu lesen. Ich zitiere erneut die gleiche Stelle:
Die Dimensionen einen solchen Tumulus anzulegen sprengen die Bauerfahrungen jedes Soldaten und provinzialen Architekten bei weitem.
Ich spreche von Soldaten und ich spreche von provinzialen Architekten, nicht von Personen, die als Architekten und Ingenieure dem Militär angehören oder aus Rom selbst geschickt werden.
Es findet sich bislang nicht ein Hinweis auf Aktivität eines der von dir angesprochenen Fachleute im "freien" Germanien. Die Bohlenwege bedurften wohl eher nicht ihrer Dienste, Gebäude dieser Art sind in der für uns fraglichen Region nicht gefunden worden, die Brückenschläge sind am Rhein, nicht im übrigen Germanien zu verorten.
Solltest du also nicht behaupten, entgegen der Feststellung Cheruskers dass die Aktion spontan war, dass die Armee nur um einen Tumulus am Vaurschlachtort zu errichten einen solchen Fachmann mitgeschleppt haben bliebe nur der Rückgriff auf lokale Befähigungen. Und diese geben, wie v. Hesberg ausführte kein derartiges vermögen her.

Dies und nichts anderes schrieb ich. Über die großartigen Bauwerke etwa an der Donau und an vielen Orten des ehemaligen Jugoslawiens welche durch Militärs, bzw. diesen zugeteilten Fachkräften geschaffen wurden bin ich mir bewußt.
 
Ich spreche von Soldaten und ich spreche von provinzialen Architekten, nicht von Personen, die als Architekten und Ingenieure dem Militär angehören oder aus Rom selbst geschickt werden.

Provinziale Architekten? Es gab im rechtrheinischen Germanien nach 9 n.Chr. keine privaten römischen Architekturbüros, bei denen Germanicus einen Tumulus hätte in Auftrag geben können.

Die zu errichtenden Bauwerke während eines Feldzuges wurden von den dem Heere zugehörigen Ingenieuren und Architekten durchgeführt. Diese gehörten der Gruppe der "fabri" an. Sie führten Planungsarbeiten für den Lager-, Brücken- und Wegebau aus. Daß darunter auch durchaus fähige Personen waren beweist das Beispiel von Vitruv. Und bei 8 Legionen des Germanicus kann man schon davon ausgehen, daß die Baumeister in der Lage waren einen Tumulus als Erdwerk zu errichten. Du solltest Dir so ein Werk weitaus bescheidener vorstelllen als das Augustus-Mausoleum in Rom oder die Cheops-Pyramide in Gizeh!



Es findet sich bislang nicht ein Hinweis auf Aktivität eines der von dir angesprochenen Fachleute im "freien" Germanien.

Doch....es gibt u.a. in Anreppen ein überaus prachtvolles Prätorium, das die Planungsarbeit von fähigen Baumeistern erkennen läßt.

Die Bohlenwege bedurften wohl eher nicht ihrer Dienste, Gebäude dieser Art sind in der für uns fraglichen Region nicht gefunden worden, ...

Siehe obigen Text.

Solltest du also nicht behaupten, entgegen der Feststellung Cheruskers dass die Aktion spontan war, dass die Armee nur um einen Tumulus am Vaurschlachtort zu errichten einen solchen Fachmann mitgeschleppt haben bliebe nur der Rückgriff auf lokale Befähigungen.

Es gab nach 9n.Chr. im rechtsrheinischen Germanien keine zivilen römischen Siedlungen, geschweige denn ARCHITEKTURBÜROS ! Und beim Heer mitgezogen sind die Ingenieure und Baumeister sowieso....


Lies Dir mal die 10 Bücher über die Baukunst von Vitruv durch, dann solltest Du ein besseres Bild bekommen.
 
Warum hat jeder Rechtschreibfehler und jede noch so kleine Nebenäußerung einen derartigen Nebenkriegschauplatz in diesem Thema zur Folge?
Ein drittes mal, ich wäre dafür die Bestattungsthematik auszulagern in ein eigenes Thema.

Provinziale Architekten? Es gab im rechtrheinischen Germanien nach 9 n.Chr. keine privaten römischen Architekturbüros, bei denen Germanicus einen Tumulus hätte in Auftrag geben können.
Ich hoffe du willst damit nicht behaupten dass sämtliche Bauwerke im römischen Reich nur durch militärische Architekten und Ingenieure errichtet wurden. Die bis jetzt mehrfach angesprochenen tumuli im provinzialen Gebiet wurden in jedem Fall nicht vom Militär oder seinen Mitgliedern erbaut. Beim Bau des Triumphmerkmales in Adamklissi z.B. scheiden sich noch die Geister, ob und wie weit nun wirklich das Militär daran beteiligt war.

Da dir die althistorische Definition für römische Architekten offensichtlich nicht geläufig ist ("Architekturbüros...") kurz zur Erklärung:
"Architektur bezeichnet mit dem Bauen verbundene banausische-handwerkliche Tätigkeiten".
Nachzuschlagen z.B. im DNP.

Spreche ich also von "proinzialen Architekten" meinte ich damit, und dachte dies wäre offensichtlich, an eben jene "banausisch-handwerklich" Tätigen, während meine Formulierung in Richtung der im staatlichen Auftrag handelnden angemessene Personenkreise umreißt.
Die von dir angesprochenen architecti im Rang der immunes halte ich nicht für befähigt, plötzlich vom Bauprogramm abzuweichen und einen tumulus in dem von dir geforderten "angemessenen" Rahmen ad hoc zu erstellen.
Denn diese waren entweder mit "Routinebauten" beschäftigt oder hatten die nötige Zeit und Ressourcen um die Bauwerke umzusetzen.
Du kannst gerne den Versuch machen, einen regulären tumulus mal einfach so aufzubauen. Statik und Materialbeachtung sind durchaus Themen. Für die Fachleute sicher leichter zu bearbeiten, aber zwischen dem Holz-Erde Bau eines regulären und ohne großen Zeitdruck errichteten dauerhaften Lagers, dem Belagerungswerk (für das Vitruv übrigens zuerst im Heer beschäftigt war) und einem "angemessenen Tumulus" bestehen unterschiede.

Das ein symbolisches Hünengrab (oder meinethalben auch Hügelgrab) von weit geringeren Maßen (und Inhalten) auch von solchen Handwerkern angelegt worden sein kann, DAS bestreite ich nicht.
Womit wir aber endlich wieder beim Thema wären, nämlich dass die Forderung nach einem systematischen und großflächigen Massengrab illusorisch, an den Quellen wie auch den logischen Überlegungen vorbei erfolgt.


Die zu errichtenden Bauwerke während eines Feldzuges wurden von den dem Heere zugehörigen Ingenieuren und Architekten durchgeführt. Diese gehörten der Gruppe der "fabri" an. Sie führten Planungsarbeiten für den Lager-, Brücken- und Wegebau aus. Daß darunter auch durchaus fähige Personen waren beweist das Beispiel von Vitruv. Und bei 8 Legionen des Germanicus kann man schon davon ausgehen, daß die Baumeister in der Lage waren einen Tumulus als Erdwerk zu errichten. Du solltest Dir so ein Werk weitaus bescheidener vorstelllen als das Augustus-Mausoleum in Rom oder die Cheops-Pyramide in Gizeh!

Wenn man mich lesen würde, hätte man bereits festgestellt, dass
1. meine Kritik mit dem Hinweis auf die Monumentalität ausschließlich Bezug auf die geforderte Pietät nimmt. Die jetzt hier von dir scheinbar gedachte "Schicht Erde" ist ein gänzlich anderer Fall.
2. Das jenes Beispiel der Pyramiden nicht von mir stammt, sondern von mir aufgegriffen wurde um dem ursprünglichen Autor meine Argumente bildlicher Beschreiben zu können. Der Inhalt dieses Vergleiches ist denn bei mir auch ein weiterer, der sich, wie unter 1. beschrieben, nur mit dem Bezug zur Pietät beschäftigt.

Doch....es gibt u.a. in Anreppen ein überaus prachtvolles Prätorium, das die Planungsarbeit von fähigen Baumeistern erkennen läßt.
Auch wenn prachtvoll geschrieben wird in der üblichen Beschreibung (liest man die Kritik hier an Kalkriese kommt man nicht umhin auch dort das Thema Tourismus aufzugreifen). Es handelt sich um ein Holz-Erde Lager. Wir wissen nichts über die Gestaltung als die Grundriße.
Und diese Lager wurden an allen Grenzen des Reiches von Militär erbaut, niemals aber innerhalb weniger Tage. Was wieder dazu führt, wie sich der Ablauf gestalten soll, will man den römischen Truppen einen mehrwöchigen Aufenthalt gestatten.

Kurzum, selbst bei optimischen Überlegungen kann es sich hier nur um ein Hügelgrab gehandelt haben, nicht in unserem Sinne um einen pietätvollen tumulus. Die Unterbringung aller Überreste darin ist auch aus dieser Perspektive somit wenig sinnvoll.

Oder, nochmal deutlich formuliert:
Ich streite die mögliche Existenz eine kleinen Hügelgrabes nicht ab.
Ich bezweifle die Existenz eine tumulus (!), der den Sitten und Gebräuchen gerecht wird, der die "Mindestanforderungen" erfüllt um von Pietät und Systematik im Zusammenhang mit den Gebeinen von so vielen Toten sprechen zu können.
Ich bezweifle, dass die Gräber in Kalkriese von irgendwelchen germanischen Landwirten angelegt wurden, nachdem die Quellen uns einen völlig anderen Umgang der Germanen mit gefallenen Römern präsentieren.

Zu deiner Kritik an meinem Wissen hierbei: ich bin mir der Militärlager im freien Germanien bewußt. Prachtvolle Bauten sind dies für mich nicht, sondern Zweckbauten, errichtet vom üblichen Personal nach Schema.
Sollte man wirklich auf eine Außergewöhnlichkeit des Anreppener Baus hinweisen, so komme ich nicht umhin zu fragen, ob dies nicht mit dem Stab des Germanicus zusammenhängen könnte oder mit dem Stab des Varus... Denn zumeist sind Prestigeobjekte (und so würde diese Interpretation des Praetoriums dann ja lauten) von den Stäben hoher Beamter bearbeitet worden, so wie der von dir am Ende richtig verortete Vitruvius im Stab des kaiserlichen Schwiegersohnes.

Es gab nach 9n.Chr. im rechtsrheinischen Germanien keine zivilen römischen Siedlungen, geschweige denn ARCHITEKTURBÜROS ! Und beim Heer mitgezogen sind die Ingenieure und Baumeister sowieso....
Nochmal, der höchst amüsante Gedanke an "Architekturbüros" stammt von dir, nicht von mir. Ich formulierte "provinziale Architekten" und meinte damit die o.g. definition mit der lokalen Einschränkung

Bauaufsichten, also Baumeister, sind in den Truppen nicht die regulären Architekten, die nur den Rang der immunis unter der Aufsicht des praefectus fabri haben. Denn wie du ja selbst ausführst, gehören sie nur zu den Handwerkern.
Erst höher gestellte Architekten, von denen ich sprach, können so gesehen werden.
Das ist nachgewiesen etwa in einer Bauinschrift im Kastell Zugmantel. Dort wird der Zenturio als Aufsicht und Leitender benannt.

Lies Dir mal die 10 Bücher über die Baukunst von Vitruv durch, dann solltest Du ein besseres Bild bekommen.
Ich weiß zwar, dass du dich genötigt siehst, immer wieder auf meine vermeintliche Unwissenheit und meine vermeintlich mangelnde Quellenbildung zu verweisen, aber ich müßte dich an dieser Stelle bitten, erstmal die Handbücher zur römischen Militärarchitektur zu studieren, denn wie oben angführt sind deine Einwürfe falsch.

Und falls du dich etwas zur Karriere des Vitruv und der Bedeutung von Prestigebauwerken weiterbilden möchtest empfehle ich dir neben Alföldy noch Fritz, Architekturtheorie und Machtpolitik in der römischen Antike.
 
Warum hat jeder Rechtschreibfehler und jede noch so kleine Nebenäußerung einen derartigen Nebenkriegschauplatz in diesem Thema zur Folge?

Vielleicht weil es Deiner Vorgehensweise entspricht? Du bezweifelst doch den TUMULUS an. Du ziehst Dich an Wörtern wie "pietätvoll" hoch (das Wort wurde übrigens von Kalkrieser Archäologen im Zusammenhang mit den Gruben verwendet).


Womit wir aber endlich wieder beim Thema wären, nämlich dass die Forderung nach einem systematischen und großflächigen Massengrab illusorisch, an den Quellen wie auch den logischen Überlegungen vorbei erfolgt.


Wieso? Es ist von einem Tumulus die Rede. Wo liegt da Deine Logik?





Auch wenn prachtvoll geschrieben wird in der üblichen Beschreibung (liest man die Kritik hier an Kalkriese kommt man nicht umhin auch dort das Thema Tourismus aufzugreifen). Es handelt sich um ein Holz-Erde Lager. Wir wissen nichts über die Gestaltung als die Grundriße.


Informiere Dich einmal über das Lager Anreppen (Archäologe: Dr. Kühlborn). Auch Holzkonstruktionen bedürfen einer Planung.



.
Oder, nochmal deutlich formuliert:
Ich streite die mögliche Existenz eine kleinen Hügelgrabes nicht ab.
Ich bezweifle die Existenz eine tumulus (!), der den Sitten und Gebräuchen gerecht wird, der die "Mindestanforderungen" erfüllt um von Pietät und Systematik im Zusammenhang mit den Gebeinen von so vielen Toten sprechen zu können.
Ich bezweifle, dass die Gräber in Kalkriese von irgendwelchen germanischen Landwirten angelegt wurden, nachdem die Quellen uns einen völlig anderen Umgang der Germanen mit gefallenen Römern präsentieren.

Deine Erklärungen sind für mich einfach unglaubwürdig. Ein Tumulus ist ein Grabhügel. Warum die Germanicus Legionen nicht in der Lage gewesen sein sollen, so einen Grabhügel für die verbliebenen Gebeine zu errichten, ist mir schleierhaft? Die Quellen sprechen eindeutig von einem Tumulus. Auch wenn es Dir schwerfällt daran zu glauben und Du vielleicht andere Vorstellungen von einem Tumulus hast. Aber vielleicht sind heutige Reenactment-Darsteller nicht in der Lage einen Grabhügel zu errichten bzw. sich so einen vorzustellen, aber ganz gewiß die damaligen römischen Legionen!
Und bei Marathon haben es die Athener auch geschafft.

Zu deiner Kritik an meinem Wissen hierbei: ich bin mir der Militärlager im freien Germanien bewußt. Prachtvolle Bauten sind dies für mich nicht, sondern Zweckbauten, errichtet vom üblichen Personal nach Schema.

Siehe Anreppen. Außergewöhnlich großes Prätorium mit Gartenanlage. Und das "Personal" benötigte auch Baumeister um auch Gebäude nach "Schema F" in bestimmten Lagen zu errichten. Anscheinend sind Deine Kenntnisse über das Lager sehr rudimentär...
 
Vielleicht weil es Deiner Vorgehensweise entspricht? (...)


Aber vielleicht sind heutige Reenactment-Darsteller nicht in der Lage einen Grabhügel zu errichten bzw. sich so einen vorzustellen, aber ganz gewiß die damaligen römischen Legionen!
(...)
Anscheinend sind Deine Kenntnisse über das Lager sehr rudimentär...
Und obendrüber ein fett grinsender Smiley.:D
Wir wiesen schon mehrfach darauf hin, dass persönliche Bezüge bitte zu unterlassen sind, da sie hier alles andere als der sachlichen Diskussion dienlich sind. Anscheinend verstehen wir darunter aber etwas anderes.
Cherusker, wie glaubst Du wirken solche Beiträge auf andere Diskutierende?

PS: es wurde schon darauf hingewiesen, dass die Athener ihren Grabhügel nicht im Feindesland errichten mussten und damit deutlich arbeitsfreundlichere Rahmenbedingungen hatten.
 
Ich denke, wir können davon ausgehen, dass es sich bei dem Grabdenkmal, das Germanicus errichten ließ, um ein symbolisches Bauwerk handelte. Das nicht alle Gebeine, sorgsam selektiert und Mann für Mann zugeordnet, säuberlich in Reih und Glied enthielt.
Das Schlachtfeld, dessen heutiges Museum in Kalkriese steht, erstreckt sich über mehrere Tagesmärsche hinweg: man kann davon ausgehen, dass wer immer die Toten dort zusammengelesen und begraben hat, das "en passant" gemacht hat: von "Burial details", die parallel zum Heerzug Knochen einsammelten und diese – wenn der Wagen oder die Schubkarre voll war – da, wo sie waren, begraben haben. Das ist jetzt natürlich eine Interpretation und eine Konjektur, aber sie hat erstaunliche Parallelen zu den Massengräbern anderer Schlachtfelder in feindlichem Territorium.

Unterm Strich: das Fehlen eines Tumulus beweist gar nichts, bis vor kurzem hatten wir noch nicht einmal ein Schlachtfeld. Die Knochengruben beweisen auch nichts, aber auch nicht das Gegenteil: das Alter der Knochen und der Umstand, dass sie nach jahrelangem Herumliegen begraben wurden, ist eher als weiteres Indiz für die "Varusschlacht"-These zu werten. Nur Indiz, kein Beweis, aber was soll man machen.
 
Vielleicht weil es Deiner Vorgehensweise entspricht? Du bezweifelst doch den TUMULUS an. Du ziehst Dich an Wörtern wie "pietätvoll" hoch (das Wort wurde übrigens von Kalkrieser Archäologen im Zusammenhang mit den Gruben verwendet).
Moment, der erste der sich an dem Begriff "hochgezogen" hat bist du.
Du hattest die Interpretation der Gruben als Arbeit des "Germanicus-Beerdigungskommandos" abgelehnt, weil sie dir zu pietätlos waren.
Nicht ich.
Ich habe hier nur versucht zu erläutern, dass diese Forderung illusorisch ist.
Und obwohl ich es gerade erst schrieb, scheinst du es überlesen zu haben, darum nochmal:

Ich streite die mögliche Existenz eine kleinen Hügelgrabes nicht ab.
Ich bezweifle die Existenz eine tumulus (!), der den Sitten und Gebräuchen gerecht wird, der die "Mindestanforderungen" erfüllt um von Pietät und Systematik im Zusammenhang mit den Gebeinen von so vielen Toten sprechen zu können.
Wieso? Es ist von einem Tumulus die Rede. Wo liegt da Deine Logik?
Ich habe bereits versucht es zu erklären, unternehme aber für dich gerne einen weiteren Versuch:
Die römischen Historiker kennen keinen Unterschied zwischen einem Grabhügel und einem Tumulus im heutigen archäologischen Sinne. Für sie ist beides ein tumulus.
Genau darum lehne ich ja deine Forderung nach einem systematischen Massengrab mit ""Pietät" darin ab.
Ein, wie Mummius es formulierte, symbolisches Grab stellte sich und die damit verbundene Arbeit anders dar, als das von dir geforderte.
Oder noch länger formuliert:
Wenn die Römer auch einen Bau von ein paar Metern durchmesser mit nur wenigen Gebeinen darin, die durchaus auch wild durcheinander geworfen sein können als tumulus bezeichnen ist die Forderung, dass Gruben in denen Knochen wild durcheinander geworfen sind als zu pietätlos abzulehnen sind nicht haltbar.
Vor allem dann nicht, Wenn die Quellen keine andere Gelegenheit benennen bei denen getötete Römer beigesetzt wurden.


Informiere Dich einmal über das Lager Anreppen (Archäologe: Dr. Kühlborn). Auch Holzkonstruktionen bedürfen einer Planung.
Meinst du nicht das es irgendwann den Witz verliert, mir ständig Unwissenheit vorzuwerfen?
Wie dem auch sei. Die Relationen sind zu beachten.
Oder anders formuliert: ein angelernter Schmied, der seit Jahren oder gar Jahrzehnten nichts anderes als Hufeisen gemacht wird sich mit der Fertigung einer Damastklinge schwer tun.


Deine Erklärungen sind für mich einfach unglaubwürdig.
Deine Sache.

Ein Tumulus ist ein Grabhügel.
Nach römischer Verwendung des Wortes ja. Nach klassisch archäologischer, nein, nicht per se.

Warum die Germanicus Legionen nicht in der Lage gewesen sein sollen, so einen Grabhügel für die verbliebenen Gebeine zu errichten, ist mir schleierhaft?
Wie gesagt, mich zu lesen, hilft mich zu verstehen. Ich schrieb:
Ich streite die mögliche Existenz eine kleinen Hügelgrabes nicht ab.
Ich bezweifle die Existenz eine tumulus (!), der den Sitten und Gebräuchen gerecht wird, der die "Mindestanforderungen" erfüllt um von Pietät und Systematik im Zusammenhang mit den Gebeinen von so vielen Toten sprechen zu können.
Die Quellen sprechen eindeutig von einem Tumulus. Auch wenn es Dir schwerfällt daran zu glauben und Du vielleicht andere Vorstellungen von einem Tumulus hast. Aber vielleicht sind heutige Reenactment-Darsteller nicht in der Lage einen Grabhügel zu errichten bzw. sich so einen vorzustellen, aber ganz gewiß die damaligen römischen Legionen!
Und bei Marathon haben es die Athener auch geschafft.
Ich verzichte auf ein drittes Zitat und die Bezugnahme auf die Beleidigungen und Unterstellungen in Zukunft. Betonen möchte ich aber: ich hab versucht meine Abneigung gegen dich nicht mehr in die Texte fließen zu lassen. Die einseitige Ablehnung meines Friedensangebotes empfinde ich als Belastung dieses Themas.

Zurück zum Thema, ist es wie gesagt nicht "meine" Vorstellung eines tumulus, wenn es einer nach den von dir angesprochenen Richtlinien sein soll, sondern die der Forschung.
Nochmal einführende Literatur dazu
v. Hesberg, Römische Grabbauten, WBG, 1992

Siehe Anreppen. Außergewöhnlich großes Prätorium mit Gartenanlage. Und das "Personal" benötigte auch Baumeister um auch Gebäude nach "Schema F" in bestimmten Lagen zu errichten. Anscheinend sind Deine Kenntnisse über das Lager sehr rudimentär...
Nirgendwo habe ich die Existenz von Bautrupps bestritten, den hierarchischen Aufbau dieser hast du allerdings, wie ausgeführt, falsch dargestellt, ebenso wie die Wertung eines vergrößerten und mit einem Garten versehen Prätoriums als eine so außergewöhnliche bautechnische Leistung am eigentlichen Sinn des "prächtig" in der Beschreibung vorbeigeht.

Schade Cherusker, aber seit mehreren Postings liest du nun nicht oder läßt auch bei mir (Teil)Sätze aus. Statt zu diskutieren versuchst du mich als Unwissend hinzustellen, obwohl es nicht meine Definitionen sind, die hier immer wieder nachweißlich falsch sind, obwohl nicht ich es bin, der Quellen falsch oder verzerrt wiedergibt.
Ich bitte also ein allerletztesmal darum: entweder sachlich und ohne persönliche Attacken oder gar nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Zusammen,
nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass die Existenz eines Tumulus nicht unbedingt das Vorhandensein von Knochengruben ausschließt. Trotz aller hier vorgebrachten Argumente, kann ich mir nicht vorstellen, dass man tatsächlich sämtliche Gebeine des sich über zig Kilometer ausgedehnten Schlachtfeldes zusammengetragen hat. De Tumulus, bzw. seine Reste, wenn er existiert hat, dürfte am Brennpunkt der Schlacht vorzufinden sein. Wurde nach dessen Errichtung noch weitere Gebeine gefunden, kann ich mir nicht vorstellen, dass dann eine Nachbestattung am Tumulus stattgefunden hat.
Demzufolge stehen die Knochengruben in Kalkriese nicht im Widerspruch zur Varus-Theorie, sie sind jedoch auch nicht unbedingt "der Beweis".
Kalkriese ist falls es der Varusschlacht zugeordnet werden kann, auf keinen Fall der Brennpunkt der Schlacht, hierzu gibt es einfach zu wenig Funde. Unterstellen wir, dass die geschilderten Witterungsverhältnisse stimmen und ein Heereszug von über 20000 Menschen mit Tieren dort entlang gezogen ist, so entsteht ein Morast, der bereits ohne Kampfhandlung Unmengen von Kleinteilen verschluckt haben wird.
Die ganzen vorhandenen Umstände und Befunde sprechen eher dafür, dass hier versprengte Reste des Varusheers vernichtet wurden, die in ungeordneter Flucht in diese Mausefalle gerieten.
Das ganze sind natürlich nicht beweisbare Schlussfolgerungen, die versuchen eine vorhandenen Befundlage zu erklären.
Wenn es Beweise gibt, die eindeutig hiergegen sprechen, so bitte ich Euch mich aufzuklären.
Gruß Jörg
 
"Architektur bezeichnet mit dem Bauen verbundene banausische-handwerkliche Tätigkeiten".
Nachzuschlagen z.B. im DNP.
Auf diesem Niveau macht für mich eine Diskussion keinen Sinn.

Womit wir aber endlich wieder beim Thema wären, nämlich dass die Forderung nach einem systematischen und großflächigen Massengrab illusorisch, an den Quellen wie auch den logischen Überlegungen vorbei erfolgt.

Das hängt davon ab, was Du unter einem „systematischen und großflächigen Massengrab“ verstehst.

Es (das Lager von Anreppen) handelt sich um ein Holz-Erde Lager. Wir wissen nichts über die Gestaltung als die Grundriße.

Aus Deiner Aussage kann ich schließen, dass Du den Abschlussbericht von Dr.Kühlborn zu den Ausgrabungen in Anreppen 2005 nicht besucht hast und auch die Zusammenfassung Dir nicht bekannt ist.

Des Überblickes halber noch einmal in Kürze:

- Cherusker und ich verstehen den von Tacitus und weiteren römischen Autoren beschriebenen Tumulus als größeres Erdwerk, dass technisch und organisatorisch von den Ingenieuren und Baumeistern des Heeres leistbar war.

- Wenn Du, lieber Tib. Gabinius, im Tumulus der Varuslegionen allerdings eine Anlage vergleichbar mit den Mausoleen des Augustus oder Hadrian in Rom vermutest (und deren Dimension womöglich mit 20 000 multiplizierst), so werden wir niemals auf einen Nenner kommen.

Kurzum, selbst bei optimischen Überlegungen kann es sich hier nur um ein Hügelgrab gehandelt haben, nicht in unserem Sinne um einen pietätvollen tumulus.

Langsam kommst Du der Sache auf die Spur. „Tumulus“ war der Begriff, den die römischen Chronisten u.a. für einen Begräbniserdhügel, niemals aber für Knochengruben, verwendeten.

Einen Beitrag später (#215) hattest du es erfasst:
Die römischen Historiker kennen keinen Unterschied zwischen einem Grabhügel und einem Tumulus im heutigen archäologischen Sinne. Für sie ist beides ein tumulus.
Bingo!!

Wenn die Römer auch einen Bau von ein paar Metern durchmesser mit nur wenigen Gebeinen darin, die durchaus auch wild durcheinander geworfen sein können als tumulus bezeichnen ist die Forderung, dass Gruben in denen Knochen wild durcheinander geworfen sind als zu pietätlos abzulehnen sind nicht haltbar.
Ein Tumulus (als Erdhügel verstanden) ist zweifellos eine größere Ehrerweisung an die Toten, als Knochengruben.

Statt zu diskutieren versuchst du mich als Unwissend hinzustellen, obwohl es nicht meine Definitionen sind, die hier immer wieder nachweißlich falsch sind, obwohl nicht ich es bin, der Quellen falsch oder verzerrt wiedergibt.

Ich möchte Tib.Gabinius bitten, in Zukunft beim Zitieren auch die zitierte Person zu nennen. Ansonsten ist es schwer nachzuvollziehen, welche Aussage von welchem Teilnehmer stammt.

Im Übrigen beinhaltet Cheruskers Hinweis auf die Reenactmentgruppe keine persönliche Beleidigung, sondern gibt nur den Standpunkt wieder, der auch von einigen Wissenschaftlern vertreten wird (Ich fühle mich zumindest dadurch nicht beleidigt).
Deutlicher ausgedrückt: Verkleidete Laiendarsteller des heutigen Alltags mit gedrillten Berufssoldaten der Antike zu vergleichen käme dem Versuch gleich, Spielzüge von Real Madrid mit einer Thekenmannschaft nachzustellen.
(Sorry für den etwas saloppen Vergleich).

Salvete
Cato
 
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- Wenn Du, lieber Tib. Gabinius, im Tumulus der Varuslegionen allerdings eine Anlage vergleichbar mit den Mausoleen des Augustus oder Hadrian in Rom vermutest (und deren Dimension womöglich mit 20 000 multiplizierst), so werden wir niemals auf einen Nenner kommen.
Zum zehnten mal. Ich mache daraus nur einen solchen Bau, wenn Cherusker nach Pietät ruft. Sonst, wie drei mal geschrieben und zwei mal zitiert macht ein Erdhügel mit Symbolcharakter durchaus Sinn und wird von mir nicht bestritten.

Wenn du den DNP als nivealos bezeichnest macht eine Diskussion in der Tat keinen Sinn.
Da auch persönliche Bezüge von dir Cato ebenfalls nicht gelassen werden laße ich es wirklich.
 
Es ist scheinbar nicht möglich ohne Streitereien zu diskutieren. Den letzen Beitrag von Cato wurde von uns gelöscht, da er nur eins im Sinn hatte, die Streitereien weiterzuführen.

Wenn diese Diskusionskultur hier weiter so geführt wird, sind wir leider gezwungen das Thema zu schliessen.
 
Ich glaube nicht das erbeutete römische Waffen nur für einen Formationskampf nach römischer Art geeignet waren. Ein gutes Schwert und ein Kettenhemd waren der germanischen Kampfweise sicher nicht abträglich.

Auch ist es mir nicht verständlich warum das Aufschichten der Gebeine der Varuslegionen in einem einzigen Grabtumulus die Anwesenheit von ausgewiesenen Fachkräften der Architektur erfordert haben soll. Es ist doch relativ simpel Knochen so aufeinander zu legen, dass ein Hügel entsteht. Auch die Dimension dieses Hügels dürfte selbst bei 20000 Skeletten nicht ins monumentale ausarten. Ich schätze dass man nicht nur die Gebeine eines Menschen in einen Kubikmeter verpacken kann, sondern etwa das Zehnfache. Der von Balticbirdy angewendete Vergleich der Größe eines Einfamilienhauses für den Tumulus scheint der Realität recht nahe zu kommen. Ob nach der Varusschlacht letztendlich alle Gebeine eingesammelt wurden bezweifele ich auch, aber gerade an diesem mutmaßlich zentralen Ort der Schlacht sollten dann wohl alle Skelette aufgefunden worden sein. Man bedenke dass Germanicus mit acht Legionen operiert hat. Wenn nur die Hälfte seiner Legionäre an der Aufsammlung der sterblichen Überreste beteiligt gewesen wären, so hätte es zahlenmäßig mehr als ausgereicht wenn jeder Beteiligte nur ein Gerippe geborgen hätte.

Den würdevollen oder pietätvollen Aspekt der Beisetzung machte sicher nicht die anatomisch genaue Zuführung der Gebeine aus. Nicht das wie der Bestattung, sondern allein die Tatsache dass die Überreste des Varusheeres überhaupt beigesetzt wurden, und dazu in der trauernden Haltung wie sie Tacitus beschreibt, scheint das Ehrenvolle dieser Handlung gewesen zu sein.

Wenn es sich aber bei Kalkriese um einen Nebenschauplatz der Varusschlacht handelte, der nur ungeplant im Laufe des Schlachtgeschehens entstand, dann fragt sich wieso dort die Erdwälle schon gewisse Zeit vor dieser Schlacht errichtet wurden. Denn kein Stratege hätte dann voraussagen können ob hier tatsächlich Teile des Varusheeres diese Engstelle passieren würden.

Über die Erdwälle wurde schon einiges geschrieben. Mich beschäftigt eine grundsätzliche Frage die ich gerne bevorzugt von den Reenactmentfreunden beantwortet hätte. War es prinzipiell möglich diese Wälle für einen Angriff der Germanen auf die durchziehenden Varuslegionen zu nutzten? Konnten die Germanen auf der Wallkrone die Römer in irgendeiner Art in Bedrängnis bringen? Es wäre doch für die Römer ein leichtes gewesen, die Germanen mit ihren Schleuder- und Wurfgeschossen niederzuschießen. Ein massives Herabstürzen von den Wällen herunter auf die durchziehenden Römer war durch die Palisaden ja unmöglich, und um schnell eine angemessene Angriffsformation aufzustellen, waren die Durchlässe in den Wällen eher ungeeignet. Auf mich machen die Wälle den Eindruck einer Verteidigungsstellung.

Wenn man sich diese Videosequenz anschaut die im letzten Jahr bei den Kalkrieser Tagen aufgenommen wurde: YouTube - Die Varusschlacht (short clip) und ihn als Bezug für das tatsächliche Geschehen nimmt, dann hätten die Römer demnach, um es Lässig zu formulieren, noch genügend Zeit und Gelegenheit gehabt um sich vor Lachen auf die Schenkel zu schlagen.
 
Ein massives Herabstürzen von den Wällen herunter auf die durchziehenden Römer war durch die Palisaden ja unmöglich...
...und wenn möglich, dann ausgesprochen dumm, weil der Wall den Germanen die eigene Rückzugsmöglichkeit verbaut hätte. Bisher war meine Vorstellung immer mehr "Hit and Run" gegenüber den schwergerüsteten Legionären. Wenn das wirklich das Varusfeld sein sollte (bin unentschlossen), dann war Herr Quintilius noch dilettantischer als überliefert. In so einen Engpaß läuft man doch nicht ohne vorherige Aufklärung!

Übrigens, @maelo, feiner Beitrag.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob nach der Varusschlacht letztendlich alle Gebeine eingesammelt wurden bezweifele ich auch, aber gerade an diesem mutmaßlich zentralen Ort der Schlacht sollten dann wohl alle Skelette aufgefunden worden sein.

Man hat ja wohl nicht nur Skelette in großer Häufung aufgefunden, sondern auch einzelne weit verstreute Skelette von Leuten, die auf der Flucht erschlagen wurden. Zumindest deutet das die Beschreibung des Tacitus an. Es ist daher gut möglich, daß es einen großen Tumulus gegeben hat (dieser Tumulus wurde ja dann zerstört, daher ist von den dort bestatteten Knochenresten nichts übriggeblieben), während man kleinere Gruppen oder einzelne Skelette in kleineren Gruben bestattet hat - ob mit oder ohne Tumulus. (Daß nur ein einziger Tumulus angelegt wurde, behauptet Tacitus ja nicht explizit...)
 
Da die Moderatoren nun den Frieden sicherstellen, möchte ich doch noch einmal antworten.

Ich glaube nicht das erbeutete römische Waffen nur für einen Formationskampf nach römischer Art geeignet waren. Ein gutes Schwert und ein Kettenhemd waren der germanischen Kampfweise sicher nicht abträglich.
Allerdings ginge es auch um scuta, pila, pugiones und, zumindest nach dem eigentlichen Befund in Kalkriese, wohl auch um einige segmentaten.
Das diese Ausrüstung des schweren Infanteristen, zusammen mit der primären Nahkampfwaffe, dem gladius anstelle der üblichen Frame oder "Kampfmesser" (wie im Detail diese nun auch immer gestalltet waren) als einziger Ausrüstungsbestandteil bei den Germanen die bisherigen Kampfweisen so wie sie eben bspw. durch Adler dargstellt werden nicht unterstützt ist denke ich nachvollziehbar.
Die Folge wäre eine Anpassung an die Kampfweise, für die diese Waffenkombinationen gedacht sind.
Wie gesagt, das völlige fehlen ist bemerkenswert, zweifellos. Bislang angebotene Lösungen befriedigen aber nicht.

Auch ist es mir nicht verständlich warum das Aufschichten der Gebeine der Varuslegionen in einem einzigen Grabtumulus die Anwesenheit von ausgewiesenen Fachkräften der Architektur erfordert haben soll.
Das habe ich, wie ich wiederhole, auch nicht gefordert. Es ging einzig und allein darum, dass Cherusker ausschloß, dass die in Kalkriese gefundenen Gruben von den Legionaren des Germanicus angelegt wurden, da sie nicht seinen Ansprüchen von Pietät und Systematik entsprachen.
Dagegen hielt ich, dass in diesem Fall die Pietät nicht so hoch eingeschätzt werden dürfe, dies könne man an der generellen Behandlung der Gefallenen ebenso sehen (auch durch die Jahrhunderte) wie die als Beispiele für römische Pietät anzuführenden Gräber. Die Vergleichsbeispiele lassen sich oben nachlesen.
Legt man also einen Maßstab "normaler" Pietät an, dann entsteht ein anderes Bild einer benötigten Grabstelle. Ein Beispiel verkürzt noch einmal: der in Stalingrad verscharrte Landser hat eine Beerdigung erfahren, aber diese wäre nach den Maßstäben der Heimat nicht angemessen.
Um Cheruskers Beispiel aufzugreifen: die Athener bestatteten nach siegreicher Schlacht ihre (möglicherweise wenigen) Toten auf ihrem eigenen Land ohne Bedrohung durch Feinde.

Ob nach der Varusschlacht letztendlich alle Gebeine eingesammelt wurden bezweifele ich auch, aber gerade an diesem mutmaßlich zentralen Ort der Schlacht sollten dann wohl alle Skelette aufgefunden worden sein.
Selbst WENN die Theorie richtig wäre, würde zumindest eine Quellenstelle darauf verweisen, dass diese zentrale Grabstelle zerstört wurde.


Man bedenke dass Germanicus mit acht Legionen operiert hat. Wenn nur die Hälfte seiner Legionäre an der Aufsammlung der sterblichen Überreste beteiligt gewesen wären, so hätte es zahlenmäßig mehr als ausgereicht wenn jeder Beteiligte nur ein Gerippe geborgen hätte.
Die Spekulationen wie lange nun diese Suchaktion mit wie vielen hundert oder tausenden "Leichenbestattern" sind etwas komplexer, je nachdem welche Theorie angewandt wird. Sicher ist es ein vertretbarer Zeitraum, wenn eine große Zahl Personen den gesamten Bereich dieser "drei Tagesschlacht" absucht und kleinere Gruppen / Mengen pragmatisch vor Ort beisetzt (wie dies scheinbar in einigen Fällen selbst in Krefeld Gellep geschah, und hier wurde ein Großteil später oder direkt umgebettet).

Aufwendiger wird es, wenn diese Patrouillien nach Aufnahme der transportablen Menge Gefallener die auf der Suche zurückgelegte Strecke erneut bewältigen muß um die Gefallenen an einem bestimmten Ort abzulegen.

Und soll dieser Ort dann auch noch Richtlinien und Normen der "Heimat" entsprechen, dann wird es nich düsterer.
Übrigens verweise ich auf den Glauben der Römer, dass die Erinnerung an die Person durch z.B. die Lesung des Namens essentiell ist.

Den würdevollen oder pietätvollen Aspekt der Beisetzung machte sicher nicht die anatomisch genaue Zuführung der Gebeine aus. Nicht das wie der Bestattung, sondern allein die Tatsache dass die Überreste des Varusheeres überhaupt beigesetzt wurden, und dazu in der trauernden Haltung wie sie Tacitus beschreibt, scheint das Ehrenvolle dieser Handlung gewesen zu sein.
So sehe ich das auch, und dies wirft eben das besondere Licht auf die Gruben aus Kalkriese. Auch wenn es für uns wie "reingeworfen" und "nicht getrennt", ja sogar unsystematisch und pietätlos erscheinen mag, so ist es immerhin eine Bestattung. Und noch einmal: glaubt man getreu den Quellen (was ich nicht tue, aber wenn, dann noch am ehesten hier) dann haben die Germanen genau das Gegenteil von Ehrung den toten Römern angedeihen lassen, während die Römer sich diese Aufgabe nur einmal vornahmen.

War es prinzipiell möglich diese Wälle für einen Angriff der Germanen auf die durchziehenden Varuslegionen zu nutzten? Konnten die Germanen auf der Wallkrone die Römer in irgendeiner Art in Bedrängnis bringen? Es wäre doch für die Römer ein leichtes gewesen, die Germanen mit ihren Schleuder- und Wurfgeschossen niederzuschießen. Ein massives Herabstürzen von den Wällen herunter auf die durchziehenden Römer war durch die Palisaden ja unmöglich, und um schnell eine angemessene Angriffsformation aufzustellen, waren die Durchlässe in den Wällen eher ungeeignet. Auf mich machen die Wälle den Eindruck einer Verteidigungsstellung.
Auch diese Fragen sind nicht so leicht zu beantworten. Wie weit waren die "ziehenden" Römer entfernt? Welche Abteilungen wurden angegriffen, hatten diese Verbindung mit dem Rest des Heeres, und blieben die Germanen nur auf den Kronen stehen oder gab es "Ausfälle" (in meinen Augen keineswegs unmöglich, dafür sind Details wie Höhe und Konstruktion der oberen Bereiche zu unsicher)? Gab es zeitgleich Manöver von der anderen Seite? Alle diese Fragen und weitere müßten gestellt werden, wöllte man die Chancen in diesem Szenario bewerten.
Aber natürlich sind solche Anlagen in erster Linie als Defensivpunkt zu verstehen, was aber nicht heißt, dass sie nicht als Basis oder Rückzugsort dienen. Dieses verhalten etwa beschreibt uns Livius und auch Caesar bspw. bei den römischen Truppen und ihren Lagern, wie auch bei den meisten Kelten.

Wenn man sich diese Videosequenz anschaut die im letzten Jahr bei den Kalkrieser Tagen aufgenommen wurde: YouTube - Die Varusschlacht (short clip) und ihn als Bezug für das tatsächliche Geschehen nimmt, dann hätten die Römer demnach, um es Lässig zu formulieren, noch genügend Zeit und Gelegenheit gehabt um sich vor Lachen auf die Schenkel zu schlagen.
Das würde ich ohnehin nicht tun. Diese Vorführungen sind zumeist und auch in diesem Fall unter anderem durch die Gegebenheiten beeinflußt. So kommen in Kalkriese auf jeden Germanendarsteller in den Jahren 2005 und 2007 meist mindestens 3 bis 5 Römer (was man auch auf dem Video gut sehen kann, obwohl 2007 immerhin einige Germanen mehr anwesend waren).
Nicht zu vergessen den Vorführcharakter, die mangelnden Emotionen (die Reenactor nie vermitteln können) und das "Script". Soll heißen, von Auflösung, Ermüdung oder Panik ist nichts zu merken. Die italienische Truppe führte dann sogar einen "Varus" zu Fuß ins Feld...
Die Kalkrieser Vorführungen sind, dank der Bemühungen der Gruppe Chasuari meist wirklich gut, einen Anspruch auf Darstellung der Varusschlacht können sie allein wegen der Masse der Darsteller in Ausrüstung des fortgeschrittenen 1. Jh.n.Chr. nicht erheben.
[
QUOTE=balticbirdy]
In so einen Engpaß läuft man doch nicht ohne vorherige Aufklärung![/QUOTE]
Dafür wissen wir zu wenig.
Liefen die Römer dort wirklich "blind" hinein?
Wie stand es um die Aufklärung (übergelaufen, getötet, mglw. in einem Hinterhalt)?
Marschierten die Truppen auch nach dem Angriff gemeinsam, gab es "Fallen" auf verschiedenen Fluchtwegen... usw. usf. die Quellen geben nun mal kein dezidiertes Bild davon (auch wenn dies in der Diskussion bislang unterging), und dementsprechend kompliziert ist die Auswertung und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Theorien.

Aber zur "Blindheit des Varus". Unmöglich ist es nicht. Ich erinnere an den blinden Todesmarsch am Trasimenischen See. An die Arroganz des Regulus in Nordafrika, der nach der einen Ansicht blind, nach der anderen Ansicht sehenden Auges in die Punier hinein lief, am die Kesselschlacht im Söldnerkrieg usw. usw.
Auch jüngere Geschichte kennt diverse Beispiele solcher Aktionen, die entweder aus genialen Feindespläne oder unfähigen Offiziere auf der eigenen Seite entstehen.
 
QUOTE=balticbirdy]
In so einen Engpaß läuft man doch nicht ohne vorherige Aufklärung!
Dafür wissen wir zu wenig.
Liefen die Römer dort wirklich "blind" hinein?
Wie stand es um die Aufklärung (übergelaufen, getötet, mglw. in einem Hinterhalt)?[/quote]

Wenn ich keine "Klar Schiff-Meldung" bekomme? Varus muss so dumm gewesen sein, wenn überhaupt,, nur Germanen als Späher zu schicken. Vermutlich haben die erzählt "Alles Paletti" und sind dann "unauffällig stiften gegangen".
 
Wenn man sich diese Videosequenz anschaut die im letzten Jahr bei den Kalkrieser Tagen aufgenommen wurde: YouTube - Die Varusschlacht (short clip) und ihn als Bezug für das tatsächliche Geschehen nimmt, dann hätten die Römer demnach, um es Lässig zu formulieren, noch genügend Zeit und Gelegenheit gehabt um sich vor Lachen auf die Schenkel zu schlagen.
Es ist schon amüsant, wie sich manche Personen den Ablauf der Varusschlacht in Kalkriese vorstellen. :rofl:
Auf mich machen die Wälle den Eindruck einer Verteidigungsstellung.
Dem kann ich nur zustimmen. Germanen errichteten um Christi Geburt zwar Grenzwälle, vergleichbar mit mittelalterlichen Landwehren, in Schlachten stand jedoch Mobilität im Vordergrund. Der Wall in der Kalkrieser-Niewedder-Senke hätte den Legionen ein lohnendes Angriffsziel geboten. In Anbetracht fehlender Annäherungshindernisse wäre seine Erstürmung (entgegen der Darstellung auf youtube) eine lösbare Aufgabe gewesen.

Der Wall von Kalkriese ist m.E. ein Verteidigungswerk zur Sicherung eines Defilés. Dieser kann sowohl von Varus, als auch von Caecina angelegt worden sein.

Allerdings ist eines zu bedenken:
Als sich Caecina in der schwierigen Situation befand, das Defilé an den pontes longi zu passieren, zog Tacitus Parallelen zur Varusschlacht. Die Situationen waren wahrscheinlich vergleichbar.
Als sich Germanicus 16 n.Chr. der Erstürmung des Angrivarierwalles gegenübersah, wird Varus und ein Germanenwall NICHT als Parallelität herangezogen. Daraus könnte man schließen, dass in der Varusschlacht KEIN Germanenwall existierte. In keiner einzigen Quelle ist von ihm die Rede, er ist reine Fiktion.

Gruß Cato
 
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