der Begriff "Renaissance" wird und wurde in manchen Kreisen als KUNSTGESCHICHTLICHE Periode verstanden und demnach auch mit Kunst belegt. ...
Welthandel, Hochseeschifffahrt und Kanonen sind für mich neben den schon genannten Banken und Bergbau wichtige die Renaissance umschreibende Begriffe.
Nachdem ich mich beim Thema
Das Ende der Hexenverfolgung in Europa - Geschichtsforum - auch im Zusammmenhang mit den streitbaren Thesen von deSilva - für ein eigenes "Renaissance"-Thema stark gemacht hatte, sehe ich mich bemüßigt, hier wenigstens folgendes abzusetzen:
1. Der Begriff der Renaissance wurde "von den Humanisten und Kunstschriftstellern des 14. und 15. Jh. bevorzugt verwendet, um den inneren Zusammenhang zw. dem allg. Wiederaufblühen der Wiss. und Künste in ihrer Epoche und der gleichzeitigen Erneuerung der Latinität zu unterstreichen. [...] Als Kulturbegriff im allg. Sinne erst seit der Mitte des 19. Jh. in Gebrauch [...]" (Lexikon des Mittelalters, VII, Sp. 710). Seit Burckhardt ist auch "die Diskussion über ihre Ursprünge und ihre zeitl. Abgrenzung gegenüber dem MA [...] nicht mehr zur Ruhe gekommen" (Sp. 715).
2. Wenn man versucht, die sozialen und ökonomischen Kompenenten der R. in den Blick zu nehmen, sind "das Emporkommen neuer Dynastien im 14. und 15. Jh., das Aufstreben des Bürgertums, das Ethos persönl. Tüchtigkeit ("virtù") und die wachsende Bedeutung der Geldwirtschaft" zu nennen, für "die geistige Kultur der Epoche waren kennzeichnend deren Weltzugewandtheit und Anthropozentrismus" (Sp. 710). Arnold Hauser (Sozialgeschichte der Kunst und Literatur, Sond. 1973, S. 283) weist darauf hin, dass es der Liberalismus des 19. Jh. war, der "die natürliche und naturfreudige Renaissance gegen das Mittelalter aus[gespielt] habe, um damit vor allem die Romantik zu treffen."
3. Die Frage ist, wie man als Allgemein- bzw. Sozialhistoriker die R. als eigenständige Epoche behandeln und deuten kann, zumal angesichts der Tatsache, dass das Ursprungsland Italien weder gesellschaftlich-politisch noch kulturell eine Einheit bildete. Peter Burke (Die Renaissance in Italien, Liz. 1984, S. 7) weist darauf hin, dass bis ins 16. Jh. hinein die Bevölkerung Italiens, "in der Mehrzahl Bauern [waren], die zumeist in äußerster Armut lebten und von der Renaissance wahrscheinlich völlig unberührt blieben" - die R. als reines Überbauphänomen
sozusagen bzw. als Werk einer "kreativen Elite" (S, 41 ff., siehe dazu seine 600er Liste S. 303 ff.).
4. Burke stellt Burckhardt durchaus in die Reihe derjenigen,welche die Sozialgeschichte der Kunst als den Sockel der Kunstgeschichte ansehen, darin z. B. Voltaire verwandt; für beide liegt, so auch Huizinga, "der Nährboden der Renaissance im Reichtum und in der Freiheit der Städte des mittelalterlichen Italien" (zit. b. Burke, S. 15).