Versailler Friedensvertrag

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Hallo,

ich muss in 2 Wochen einen kleinen Vortrag (soll nur 10 min. dauern) über die Bestimmungen des Versailler Vertrages halten.
Ich hab hier jetzt mal ein bissl was ausgearbeitet.
Wollte mal fragen, ob die Fakten so stimmen und ob ich noch was wichtiges hinzufügen soll.
Also soll nicht alles bis aufs kleinste Detail ausgearbeitet werden, sonderen eher ein Überblick sein.
Wär lieb, wenn ihr mal einen Blick drüber werfen könntet:

Danke!!!


VERSAILLER FRIEDENSVERTRAG

Allgemein:
- wurde nach dem 1. Weltkrieg am 28.06.1919 unterzeichnet (im Versailler Spiegelsaal)
- trat am 10. Januar 1920 in Kraft
- sollte Kriegszustand zwischen Dt. Reich und den Entente- Staaten beenden
- Frankreich - Ministerpräsident Georges Clemenceau
- USA - Präsident Wilson
- GB - Premier Lloyd George
- Dtl. - Minister Hermann Müller (SPD) und Hans Bell (Zentrum)
- nicht einfach, da alle Staaten natürlich davon profitieren wollten  neue Rivalitäten, Streitigkeiten und geheime Abmachungen
- Waffenstillstand wurde unterschrieben
- aber deutsche Regierung protestierte stark gegen dessen Bestimmungen
- Ultimatum von den Alliierten  Dtl. soll Vertrag annehmen
- Ansonsten ist Waffenstillstand beendet
- Parteien der Weimarer Koalition konnten sich nicht auf ein einheitliches Vorgehen einigen
- Mehrheit stimmte für den Vertrag  Koalition zerbrach
- Scheidemann tritt zurück
- Annahme des Vertrages von Dtl.  wollten damit Schlimmeres von Dtl. abwenden


Ziele der Siegermächte:

- Frankreich:
- Rückgabe von Elsas-Lothringen
- Schwächung Dtl.
- Verhinderung eines erneuten Einmarschs von Dtl.
- Entschädigung für Kriegszerstörung
- hatten Schulden (v.a. bei den Vereinigten Staaten)  Dtl. sollte diese decken

- Großbritannien:
- Schwächung der Deutschen in Übersee
- wollte Dtl. nicht zu sehr schwächen (wegen „Balance of Power- Strategie“)
- Reparationsforderungen

- USA:
- Aufhebung von Handelsbeschränkung und der Freiheit der Seeschifffahrt
- gerechte Friedensordnung (zur Verhinderung eines weiteren Krieges)



Bestimmungen:
- Gebietsabtretungen:
- Dtl. musste 1/7 seines Territoriums und 1/10 seiner Bevölkerung abtreten
- Elsas-Lothringen an Frankreich
- Posen, Westpreußen und Oberschlesien an Polen
- Hultschiner Länden an Tschechoslowakei
- Danzig wurde zur „freien Stadt“ erklärt
- Nordschleswig wurde zwischen Dtl. und Dänemark geteilt
- Wirtsch. Nutzung des Saarlands auf 15 Jahre für Frankreich
- Memelland an Litauen
- Eupen-Malmedy an Belgien
- Dtl. musste gesamte Kolonialgebiete abtreten
- Entmilitarisierung des Rheinlandes
- dadurch z.T. auch Verlust wichtiger Industriegebiete und Rohstofflagern

- Abrüstungsforderungen
- Reduzierung des dt. Heeres auf 100.000 (Marine nur 15.000)
- keine schweren Waffen und keine Luftstreitkräfte mehr
- keine allgemeine Wehrpflicht
- Verkleinerung der reichsdeutschen Handelsflotte

- Sachlieferungen und Reparationszahlungen
- da Dtl. die alleinige Schuld am Krieg gegeben wird
- bis Ausmaß des angerichteten Schadens festgestellt wurde mussten Güter abgegeben werden (landwirt. Maschinen, Rinder, Pferde, Waggons, Kohle…)
- Reparationskosten betrugen 132 Mrd. Goldmark

- Satzung des Völkerbundes
- Dtl. wurde zunächst nicht aufgenommen

Folgen:
- harte Vertragsbedingungen liesen dt. Volk verbittern
- gab radikalen Elementen in Dtl. viel Auftrieb
- wurde zur innenpolitischen Belastung der Weimarer Republik
- trug Keim für neue militärische Auseinandersetzungen in sich
- unproblematisch die Trennung von Elsaß-Lothringen, Eupen-Malmedy und dem nördl. Schleswig
- Schwierigkeiten mit der Schaffung Polens (trotz Abstimmung mit einer Mehrheit, dass Dtl. östlichen Teil behalten darf, wurde der Bereich um Kattowitz an Polen abgetreten)  Ungerechtigkeit

Quellen:
- Friedensvertrag von Versailles ? Wikipedia
- Der Versailler Vertrag
- DUDEN- Abiturwissen Geschichte
- Buch Frau Bauer
 
Die naheliegendste Folge fehlt: starke Belastung der deutschen Wirtschaft.
Bei einem kurzen Vortrag muss man zwar immer genau überlegen, was wichtig ist und was nur Zeit für wichtigeres kostet, aber ein bisschen Interpretation sollte dabei sein.
Welche SChwächen hatte der Plan?
War er rückwärtsgewand (Rache) oder nach vorn gerichtet (Frieden in Europa)? Mit dieser Frage (oder vielmehr der Begründung der Antwort) lässt sich imho gut ein roter Faden spinnen.
 
War er rückwärtsgewand (Rache) oder nach vorn gerichtet (Frieden in Europa)? Mit dieser Frage (oder vielmehr der Begründung der Antwort) lässt sich imho gut ein roter Faden spinnen.

Genau. Dazu passt nämlich beispielsweise ein kurzes Zitat aus Artikel 227 des Vertrages, das Wilhelm II. "..wegen schwerster Verletzung des internationalen Sittengesetzes und der Heiligkeit der Verträge unter öffentlicher Anklage" stellen wollte. Die Richter solten von GB, USA, Frankreich, Japan und Italien gestellt werden.
 
Einige Rechtschreibfehler sind noch drin. Ansonsten fällt mir neben den bereits genannten nur noch ein Punkt auf:

Folgen:
- harte Vertragsbedingungen liesen dt. Volk verbittern

Das ist m. E. zu pauschal formuliert. Man denke nur an die "goldenen Zwanziger", in denen zumindest einige nicht ganz so verbittert waren. Ich denke, die von dir genannten Verweise auf die "Radikalen" und die innenpolitischen Probleme reichen da aus.
 
Versailles Vertrag

Also Ich Muss Ein Referat Über Den Versailles Vertrag Halten ...
Und Hab Deshalb Folgende Frage :

Hat Der Vertrag Hitler Was Genützt ?
Bzw. Hat Der Vertrag Ihm Überhaupt Was Gebracht ?
 
Hier ein paar Stellungnahmen zum Vertrag:

"Wären wir das besiegte Volk und hätten solche Bedingungen auferlegt bekommen, so würden wir ... in unserem Schulen und Heimen begonnen haben, unsere Kinder auf einen Vergeltungskrieg vorzubereiten."
Der englische Abgeordnete Kneeshow auf dem Labour- Parteitag 1920.

"Große Völker vergessen Leiden, nicht aber Demütigungen."
"Die wirtschaftlichen Bestimmungen des Vertrages waren bösartig und töricht."
Winston Churchill, Britischer Premierminister

Wir haben einen Friedensvertrag, aber er wird keinen dauernden Frieden bringen, weil er auf dem Treibsand des Eigennutzes gegründet ist."
Robert Lansing, US-Außenminister

"Die Friedensbedingungen von Versailles enthalten alle Keime eine gerechten und dauerhaften Krieges."
Der holländische Gesandte Swinderen zu einem englischen Kollegen

Quelle für die Stellungnahmen : Stimmen zum Versailer Vertrag


"Tatsächlich wurde in Versailles die Axt an der Weimarer Republik [....] gelegt." (1)


(1) Otto Braun, "Von Weimar bis Hitler"

Der Versailler Vertrag hat sicher sein "Schärflein" zum Scheitern der ersten deutschen Demokratie beigetragen.

Die Republik bzw. Demokratie wurde ja von außen will heißen von den Allierten mehr oder weniger brutal erzwungen worden. Es wurde ja Vertrag ausgehandelt, sondern es wurden Bedinungen präsentiert, zu denen Deutschland Frieden bekommen könnte. Wenn Deutschland sich geweigert hätte zu unterzeichnen, hätten die Allierten den Krieg, mit sämlichen katastrophalen Folgen für Deutschland, gegen Deutschland fortgesetzt.

Diese Vertrag legte Deutschland bekanntermaßen in vielfacher Hinsicht Beschränkungen auf, die als demütigend empfunden worden. Des Weitern ging ein nicht unbedeutender Teil des eigenen Territoriums verloren.

Diese ganzen Umstände samt ihren Folgen haben sich dann Hitler und seine rechten Gesinnungsgenossen zu Nutze gemacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Versailler Vertrag war total inkonsequent und ungerecht. Es war durchaus ein "Diktatfrieden", Deutschland wurde aber weder konsequent völlig entmachtet wie 1945, noch bemühte man sich, es in das europäische Bündnissystem zu integrieren. Einerseits bürdete der Vertrag Deutschland die Alleinschuld am Weltkrieg auf, annektierte weite Gebiete und verlangte Reperationen, andererseits ließ er Deutschland territorial kompakt, und Frankreich war alleine viel zu schwach, die Einhaltung durchzusetzen, zumal GB nicht mitzog und die USA sich wieder in eine Politik des Isolationismus zurückzog. Deutschlands politischer Einfluß in Osteuropa und auf dem Balkan musste zwangsläufig wachsen, da die Donaumonarchie und das zaristische Russland als Gegengewicht wegfielen und die SU eigene Probleme hatte und diplomatisch sozusagen persona non grata war. Die Reperationen wurden aus amerikanischen Krediten bezahlt. Jede Reichsregierung war bestrebt, eine Durchlöcherung der Bestimmungen von Versailles zu erreichen, wobei die Briten Deutschland mit einer Appeasementpolitik entgegenkamen, die 1938 endete. Geschäftsgrundlage war sozusagen, dass Deutschland die Bedingungen formal einhielt, und Leute wie Stresemann konnten dabei ganz beachtliche Erfolge vorweisen. Als Hitler 1933 an die Macht kam, war der Vertrag von Versailles längst durchlöchert und nur noch ein Fetzen Papier. Die Macht, die Einhaltung des Vertrages zu erzwingen, war nicht vorhanden

Hitler wiederum gab sich überhaupt keine Mühe, Konzilianz zu zeigen, sondern wettterte gegen das "Schanddiktat" von Versailles und betonte, dass er seine Erfolge einem feindlichen Ausland abgetrotz habe, während Frankreich und GB ihm die Wiederbewaffnung, die Remilitarisierung des Rheinlands, den "Anschluß" Österreichs, den Griff nach dem Sudetenland und schließlich auch noch die Annexion der Rest- Tschechoslowakei durchgehen ließen.
 
Wie hætte denn ein "gerechter" Friedensvertrag 1918 aussehen muessen?

Ich finde es natuerlich, dass sich die Sieger von den Besiegten ihren Anteil nehmen. Wie soll man denn als Sieger der eigenen Bevølkerung einen "laschen" Friedensvertrag nach 4 Jahren Krieg (wo man zudem noch der Angegriffene war) mit Millionen von Toten verkaufen?

Gruss, muheijo
 
Wie hætte denn ein "gerechter" Friedensvertrag 1918 aussehen muessen?

Ich finde es natuerlich, dass sich die Sieger von den Besiegten ihren Anteil nehmen. Wie soll man denn als Sieger der eigenen Bevølkerung einen "laschen" Friedensvertrag nach 4 Jahren Krieg (wo man zudem noch der Angegriffene war) mit Millionen von Toten verkaufen?

Gruss, muheijo


Eine hypothetische Frage kann auch nur so eine Antwort erhalten.

Meines Erachtens nach wäre es von großer Bedeutung gewesen, einen versöhnlichen "Friedensvertrag" auszuhandeln ud abzuschließen. Ein gutes Beispiel bietet hierfür der Wiener Kongress, wo man moderate Bedingungen aushandelte und der äußerst fähige französische Außenminister Talleyrand die Interessen seines Landes hervorragend vertreten konnte. Damals war den beteiligen Mächten klar, das man die Großmacht Frankreich nicht über Gebühr zur Rechenschaft ziehen konnte.

Zu solch einer moderaten Haltung waren aber die Alliierten, insbesondere die Franzosen in ihrer Paranoia ,nicht bereit.
Die Alliierten hätten besser auf die Artikel 227 bis 231 des Versailler Vertrages verzichten sollen. Weshalb beispielseweise Kiautchou und die Marianen nun an Japan gegangen waren oder in Nordschleswig eine Volksabstimmung stattfinden musste, das sah einfach doch schon zu sehr nach Abrechung aus.

Man war einfach zu sehr darauf fixiert, die eigenen Sicherheitsbedürfnisse rigoros durchzusetzten, wirtschaftliche Interessen zu befriedigen und natürlich Deutschland die alleinigeSchuld anzulasten und zu demütigen. Nicht umsonst wurde der Versailler Vertrag praktisch einhellig in der Bevölkerung aber auch den politischen Gruppierungen abgelehnt.

Dass das auf Dauer, bei einer Großmacht wie Deutschland es nun damals war, nicht gut gehen konnte, war den klarsichtigeren Zeitgenossen schon damals klar.

Eine andere nicht ganz unbedeutende Frage ist natürlich, wie die Franzosen und Briten zu Hause einen für alle Seiten tragfähigen Frieden hätten verkaufen können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine andere nicht ganz unbedeutende Frage ist natürlich, wie die Franzosen und Briten zu Hause einen für alle Seiten tragfähigen Frieden hätten verkaufen können.


darauf wollte ich hinaus. Auf "die øffentliche Meinung" war sicher bedeutend mehr Ruecksicht zu nehmen als zu Zeiten des Wiener Kongresses.

Insbesondere die Gebietsabtretungen halte ich fuer unproblematisch:

- das Elsass-Lothringen (wieder) an Frankreich geht, war wohl allen Deutschen klar.
- Die Verluste in Schlesien und Preussen sind, wegen der hohen Anteile polnischer Bevølkerung sicher auch vertretbar und von den Deutschen akzeptiert worden, ebenso in Nordschleswig.

Die Kolonien waren sicher auch zu verschmerzen.

Bleibt die Løsung fuer Danzig - da hætte man sich was besseres einfallen lassen kønnen.

Die Reparationszahlungen sind utopisch; ein Umstand aber, der bald von den Siegermæchten ebenso eingesehen wurde.
Die Anerkennung der alleinigen Kriegschuld ist natuerlich auch eine Erniedrigung, die sicher nicht hætte sein muessen.

Was mir ueberhaupt nicht einleuchtet, ist, dass man einen Vielvølkerstaat Østerreich-Ungarn aufløst, um neue Vielvølkerstaaten wie Tschechoslowakei und Jugoslawien zu schaffen...

Gruss, muheijo
 
Meines Erachtens nach wäre es von großer Bedeutung gewesen, einen versöhnlichen "Friedensvertrag" auszuhandeln ud abzuschließen. Ein gutes Beispiel bietet hierfür der Wiener Kongress, wo man moderate Bedingungen aushandelte und der äußerst fähige französische Außenminister Talleyrand die Interessen seines Landes hervorragend vertreten konnte. Damals war den beteiligen Mächten klar, das man die Großmacht Frankreich nicht über Gebühr zur Rechenschaft ziehen konnte.

Zu solch einer moderaten Haltung waren aber die Alliierten, insbesondere die Franzosen in ihrer Paranoia ,nicht bereit.

Bei derartigen Vergleichen sollte man nicht ausblenden, daß hundert Jahre zuvor auf dem Wiener Kongreß die Hirne noch ganz anders tickten. Damals dachte man nicht in Nationen, sondern in Dynastien. Daß nicht eine Dynastie, sondern ein Volk die Nation verkörperte, war damals eine recht frische Neuerung der Französischen Revolution, und genau die wollte man rückgängig machen - nicht umsonst stand der Wiener Kongreß unter dem Zeichen der "Restauration" des dynastischen Absolutismus. Nach diesem Denken bekamen die Bourbonen (hier vertreten durch Louis XVIII, den Bruder des hingerichteten Louis XVI) ganz folgerichtig "ihr" Eigentum zurück, das war im wesentlichen das Frankreich in den Grenzen von 1789. Daß einige linksrheinische Gebiete (etwa das zu Württemberg gehörende Mömpelgard) nicht an ihre einstigen rechtsrheinischen Besitzer zurückkamen, liegt daran, daß diese schon längst dafür entschädigt (eigentlich mehr als entschädigt) worden waren.
"Gewinner" (oder Verlierer) der Friedensverhandlungen waren nach damaligen Denken nicht irgendwelche Nationen als solche, Gewinner waren die gekrönten Häupter. Auf der Strecke blieben - ebenfalls konsequenterweise - die nicht-dynastischen einstigen Teilstaaten (namentlich die ehemaligen geistlichen Territorien, die Freien Reichsstädte), darüber hinaus büßten die meisten Kleinstaaten des niedrigeren Adels zwar nicht ihre Besitztümer, aber ihre Selbständigkeit ein.

1870/71 tickten die Hirne schon wesentlich nationalistischer, damals ging es darum, Frankreich zu demütigen, und genau das sollte sich 1918/19 bitter rächen.
 
hyokkose schrieb:
1870/71 tickten die Hirne schon wesentlich nationalistischer, damals ging es darum, Frankreich zu demütigen, und genau das sollte sich 1918/19 bitter rächen.

1870/71 ging es m.E. nicht unbedingt darum Frankreich zu demütigen. Im Frankfurter Frieden wurden ohne jede Frage vollkommen überzogene Sicherheitvorkehrungen für einen künftigen Krieg gegen Frankreich getroffen. Die Einstellung der preußisch-deutschen Militärs 1871 waren aber noch nicht so paranoid, wie die französischen 1918/19.

Die vollkommen überflüssige und törichte Annektion Elasß-Lothringen, die nicht einmal ernsthaft in Angriff genommene Integration der dortigen Bevölkerung, wohl eher wurde die Bevölkerung dort noch diskriminiert, haben das französische Revanchedenken ganz sicher nicht zu Ruhe kommen lassen. Bismarck war 1871 auch klar, das diese Annektion die Beziehungen zu Frankreich dauerhaften belasten musste. Deshalb hat er ja auch 1875 u.a. die Krieg in Sicht Krise inzeniert.

Sicher der Frankfurter Vertrag war ohne jede Frage hart. Aber im Frankfurter Vertrag gab es dafür auch keine Bestimmungen, die das französische Heer auf eine so geringe Größe reduzierten, das Frankreich nur noch eine fünftklassige Macht gewesen wäre. Auch gab es dort keine Bestimmungen, die vergleichbar mit den Artikeln 227 bis 231 des Versailler Vertrages vergleich gewsen wären. Frankreichs Status als Großmacht blieb unberührt.
 
Meines Erachtens nach wäre es von großer Bedeutung gewesen, einen versöhnlichen "Friedensvertrag" auszuhandeln ud abzuschließen. Ein gutes Beispiel bietet hierfür der Wiener Kongress, wo man moderate Bedingungen aushandelte und der äußerst fähige französische Außenminister Talleyrand die Interessen seines Landes hervorragend vertreten konnte. Damals war den beteiligen Mächten klar, das man die Großmacht Frankreich nicht über Gebühr zur Rechenschaft ziehen konnte.

Der "versöhnliche" Wiener Kongress hat allerdings nicht verhindert, das es zu einem starken französischen Revisionismus kam, der die in Wien etablierte Ordnung, zu für Frankreich zerstören wollte.
Ebenso wenig hätte auch ein alternativer Versailler Vertrag eine reichsdeutschen Revisionsmus verhindert.

Zu solch einer moderaten Haltung waren aber die Alliierten, insbesondere die Franzosen in ihrer Paranoia ,nicht bereit.

Die "Paranoia" der Franzosen war aber durchaus berechtigt.
Diesen sehr verlustreichen Krieg ohne eine eindeutigen Sieg abzuschließen war für Frankreich verständlicherweise inakzeptabel.

Weshalb beispielseweise Kiautchou und die Marianen nun an Japan gegangen waren oder in Nordschleswig eine Volksabstimmung stattfinden musste, das sah einfach doch schon zu sehr nach Abrechung aus.

Wo soll bei diesen Auszügen die Abrechung sein?

Man war einfach zu sehr darauf fixiert, die eigenen Sicherheitsbedürfnisse rigoros durchzusetzten, wirtschaftliche Interessen zu befriedigen und natürlich Deutschland die alleinigeSchuld anzulasten und zu demütigen. Nicht umsonst wurde der Versailler Vertrag praktisch einhellig in der Bevölkerung aber auch den politischen Gruppierungen abgelehnt

Dass das auf Dauer, bei einer Großmacht wie Deutschland es nun damals war, nicht gut gehen konnte, war den klarsichtigeren Zeitgenossen schon damals klar.

Das Problem beim Versailler Vertrag ist ja nicht einfach, das er zu hart war.
Das Problem war das er nicht hart genug war, um das Deutsche Reich auf Dauer stark zu schwächen, aber noch zu hart, um wieder normale Beziehungen mit dem Besiegten zu führen.

- Die Verluste in Schlesien und Preussen sind, wegen der hohen Anteile polnischer Bevølkerung sicher auch vertretbar und von den Deutschen akzeptiert worden,

Nicht wie es umgesetzt wurde.
Der Verlust von den Teilen Posens und Westpreußens mit großer polnischer Mehrheit wäre akzeptabel gewesen, mehr aber nicht.

Bleibt die Løsung fuer Danzig - da hætte man sich was besseres einfallen lassen kønnen.

Eine Eingliederung in das Deutsche Reich und eine polinische Freizone im Danziger Hafen wären meiner Meinung nach die beste Lösung gewesen.

Was mir ueberhaupt nicht einleuchtet, ist, dass man einen Vielvølkerstaat Østerreich-Ungarn aufløst, um neue Vielvølkerstaaten wie Tschechoslowakei und Jugoslawien zu schaffen...

Forcierte Nationalstaaten wären keine bessere Lösung gewesen.
 
Großfürst Pavel schrieb:
Ebenso wenig hätte auch ein alternativer Versailler Vertrag eine reichsdeutschen Revisionsmus verhindert.

Woher weißt du das? Das ist doch eine Spekulation.

Großfürst Pavel schrieb:
Die "Paranoia" der Franzosen war aber durchaus berechtigt.
Diesen sehr verlustreichen Krieg ohne eine eindeutigen Sieg abzuschließen war für Frankreich verständlicherweise inakzeptabel.

Verständlicherweise inakzeptabel?
Ich sehe das vollkommen anders. Frankreich hat maßlose Sicherheitsvorstellungen gehabt und zu einem guten Teil auch realisiert. Das Saarland wurde beispielsweise bis 1935 von Frankreich besetzt, weil es die dortige Kohle einer künftigen deutschen Rüstung entziehen wollte. Der östliche Teil Oberschlesiens mit seinen Kohlegruben ging an Polen, ebenfalls als künftige Schwächung der Wirtschaft gedacht. Das Heer wurde auf 100.000 Mann reduziert. Eine Luftwaffe war nicht zulässig. Diese paar People hätten im Ernstfall nicht einmal ausgereicht, Deutschland zu verteidigen. Frankreich hat aber in der Folge munter gerüstet. Ja 1923 hätte man gern auch das deutsche Ruhrgebiet eingesammelt, aber das hat bekanntermaße ja nicht geklappt.
Vergleichbares haben sich die Preußen-Deutschen 1871 nicht geleistet.

Du findest es also in Ordnung, das im Versailler Vertrag das Selbstbestimmunsrecht entgegen Wilson seinen Ankündigung unbeachtet blieb?:hmpf:

Dieser Krieg war übrigens nicht nur für Frankreich verlustreich und so ganz unschuldig war Frankreich an diesem Krieg auch nicht. Ich möchte nur an Poincare aufmunternden Verhalten in Juli 1914 in St.Petersburg erinnern. Das war wohl sicher keine Entspannungspolitik.

Großfürst Pavel schrieb:
Wo soll bei diesen Auszügen die Abrechung sein?

Vielleicht kannst du mir ja erläutern, worfür Japan deutschen Besitz erhielt? Japan ist aus reiner Eroberungslust in diesen Krieg gegen Deutschland eingetreten und hat sich doch Tsingtau ,Kiautchou unter den Nagel gerissen und wurde dann später noch zusätzlich mit den Marianen , den Marschall-Inseln belohnt. Agression wurde hier ganz offenkundig von den Alliierten auch noch honoriert. Deutschland verlor ein Siebentel seines Territoriums. Deutsches Territorum wurde im Versailler Vertrag großzügig verteilt.

Großfürst Pavel schrieb:
Das Problem beim Versailler Vertrag ist ja nicht einfach, das er zu hart war.
Das Problem war das er nicht hart genug war, um das Deutsche Reich auf Dauer stark zu schwächen, aber noch zu hart, um wieder normale Beziehungen mit dem Besiegten zu führen.

Dieser Meinung kann ich mich nicht einmal im Ansatz anschließen. Normale Beziehungen wären sehr wohl auch auf anderer Art und Weise möglich gewesen. Es gab ja beispielsweise schon vor Kriegsende durchaus entsprechende Friedensbemühungen Deutschlands. Es waren die Allierten, die unbedingt eine bedingungslose Kapitulation erreichen wollten und sich auch gegnüber entsprechenden Bemühungen Wilsons erfolgreich sperrten. Wilson ging sogar so weit, den Briten die überlebnsnotwendigen Kredite zu verweigern, weil sie so stur in der Frage der Seeblockade waren und damit natürlich massiv amerikanischen wirtschaftlichen Interessen schadeten.
 
Zuletzt bearbeitet:
1870/71 ging es m.E. nicht unbedingt darum Frankreich zu demütigen. Im Frankfurter Frieden wurden ohne jede Frage vollkommen überzogene Sicherheitvorkehrungen für einen künftigen Krieg gegen Frankreich getroffen.

Die Kaiserkrönung ausgerechnet in Versailles hatte allerdings beileibe nichts mit "Sicherheitsvorkehrungen" zu tun, sondern war sicherlich ein bewußter Affront, der von den Franzosen auch als Demütigung empfunden wurde.
 
Die Kaiserkrönung ausgerechnet in Versailles hatte allerdings beileibe nichts mit "Sicherheitsvorkehrungen" zu tun, sondern war sicherlich ein bewußter Affront, der von den Franzosen auch als Demütigung empfunden wurde.

Okay. In diesem Punkt hast du uneingeschränkt meine Zustimmung. Das war nur peinlich und restlos daneben. Das ändert aber nichts an meinen Ausführungen hinsichtlich des Frankfurter Friedensvertrages. Dieser ist nämlich m.M. mit Versailles nicht so ohne weiteres vergleichbar.
 
Das ändert aber nichts an meinen Ausführungen hinsichtlich des Frankfurter Friedensvertrages. Dieser ist nämlich m.M. mit Versailles nicht so ohne weiteres vergleichbar.

Dem will ich keineswegs widersprechen. Ich habe ja auch nicht die Verträge verglichen, sondern die "Denke", die war 1871 und 1919 mutatis mutandis durchaus vergleichbar. Dagegen erscheint die Denke von 1815 wie aus einer anderen, vergangenen Welt.
 
@hyokkose

Hinsichtlich der "Denke" hast du wohl recht.
Könnte man nicht sagen, das frühere Friedensverträge sich zumindest um eine gewisse Stabilisierung der jeweils betreffenden Krisenregionen und auch ganz wichtig der Beziehungen untereinander bemühten und dort dann auch vernünftigerweise die Interessen des Verlieres mit berücksichtig worden.

Zu Versailles:

Die deutsche Regierung hatte in der Nacht vom 03.Oktober auf dem 04.Oktober 1918 Wilson gebeten, auf Grundlage der 14 Punkte Waffenstillstandsverhandlungen in die Wege zu leiten.

Alleine die große Härte der Waffenstillstansbedinungen war schon nicht zu verachten. So wurde schon quasi als Ouvertüre oder bitterer Vorgeschmack, noch vor dem so genannten "Friedensverhandlungen" schon einmal die Lieferung von 5000 Lokomotiven, 150.000 Eisenbahnwaggons, alle militärischen Flugzeuge, sämtliche modernen Kriegsschiffe, sämtliches schweres militärisches Gerät verlangt. Des Weiteren wurde die Hungerblockade in Form der Seeblockade aufrecht erhalten. Das linke Rheinufer musste auch bereits geräumt werden. Deutschland war nun natürlich wehrlos auf Gedeih und Verderb, wie von den Alliierten beabsichtigt, der Willkür von GB, Frankreich und des USA ausgeliefert. Der Waffenstillstandsvertrag wurde auch nur auf ein Monat beschränkt. Ganz hoher Preis.

Es gab doch so einige Fälle, in denen die Grenzen zu ungunsten Deutschlands verschoben worden, wo dann die demokratische Legitimierung ganz offenkundig keine Geige mehr gespielt hat.

Von Selbstbestimmungsrecht der Völker konnte beispielsweise im Falle Eupen Malmedys, hier wurde die Wahl ganz massiv manipuliert, den Sudetenland oder Südtirol ganz gewiss keine Rede mehr sein. Das wurde hier einfach mit den Füßen getreten.

Bei den östlichen Grenzkorrekturen war der Aspekt, das Polen ein lebensfähiger Staat mit entsprechenden Industrie- und Kohlegebieten und Zugang zur Ostssesein sollte, entscheidend, deutsche Anliegen mussten definitv dahinter zurücktreten.

Ganz im Sinne Frankreich ging Deutschland dann auch ein Drittel seiner Kohlegebiete und drei Viertel seiner Erzgebiete verlustig. Von der deutschen Handelsflotte waren stramme 90% auszuliefern. Als Grundlage diente das selbstgeschriebene Recht gemäß Artikel 231 des Vertrages.

Ganz nebenbei ging es Franzosen und Engländern natürlich auch darum sich einen lästige wirtschaftlich potente Macht als Konkurrenz zu entledigen oder mindestens zu langfristig zu schwächen.

So gingen sämtliche deutsche Patente selbstmurmelnd an die Allierten, 60% der deutschen Kohleförderung, jedes zweite Binnenschiff, über 50% des Milchviehbestandes, 25% der pharmazeutischen Produkte und natürlich auch alle deutschen Auslandsguthaben etc.etc.

Besonders erfreut war man deutscherseits auch über die militärischen FBestimmungen des Vertrages. Sie vermittelten durchaus zutreffend den Eindruck, das es darum ging Deutschland niederzuhalten.

Es sollte insbesondere der Artikel 231 dafür sorgen, das die Beziehungen lange Zeit belastet blieben.

Herbert Hoover vernichtendes Urteil zu Versailles lautet: "Ich war zutiefst beunruhigt. Der politische und wirtschaftliche Teil war von Haß und Rachsucht durchsetzt [...] Es waren Bedingungen, unter denen Europa niemals wieder aufgebaut oder der Menschheit der Frieden zurückgegeben werden konnte." (1)

(1)Herbert Hoover, Memoiren, Bd.1. Jahre der Abenteuer, Mainz 1951
 
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