Neues Römermuseum in Xanten

Mummius Picius

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Letzten Samstag war ich da und bin immer noch ganz geplättet davon. Das ist mit einigem Abstand das schönste, netteste, anschaulichste und freundlichste Museum, das ich je gesehen habe*. Dass dieses Gefühl auch vom Personal geteilt wurde, merkt man an den strahlenden Gesichtern der Leute in den blauen Uniformen: gute Museen machen gute Laune, offensichtlich.

Man kann sich nun streiten, ob es vielleicht zu sehr "kindlich" ausgerichtet ist: aber Erwachsene lernen schwieriger als Kinder, und was Kinder begreifen, begreifen Erwachsene auch. Auf die Attitüde kommt es an; wenn man die Kinder für blöd hält, ist auch die Ansprache blöd. Das Römermuseum in Xanten ist klug gemacht – von der Architektur bis zum kleinsten Exponat.

Die Architektur "umfasst" mit einer kühnen Glas-Stahl-Konstruktion die Dimensionen der kaiserzeitlichen Thermen der Colonia Ulpia Traiana; wer Thermen kennt, der kennt auch hier wieder Caldarium, Tepidarium und Co., die Höhe der Stahldecken und die Weitläufigkeit des Geländes machen den Eindruck. Die Informationstafeln sind gut platziert und einfach gehalten, trotzdem präzise im Inhalt. Die Computerscreens mit 3D-Animationen sind ein bisschen käsig, aber ok.

Das eigentliche Museum windet sich in einer langen Schleife an den Wänden der früheren Aula hoch, man verliert schier den Eindruck dieser Räumlichkeit, der im Eingangsbereich noch wuchtig auf den Besucher wirken konnte. Die Tendenz historischer Museen, statt der Historiographe herrschender Klassen die Lebenswelten der "Normalbürger" zu zeigen, trifft hier voll ins Schwarze: man liest, sieht, befühlt, erlebt dieses "normale Leben" in seiner ganzen Fülle, mit liebevollen kleinen Details wie einer Maus beim Kornhändler oder Überlegungen zum Thema "Schatz".

Meine Lieblingsstelle ist eine Ecke voller Grab- und Weihesteine: diese stehen dort nicht allein oder nur begleitet von den Übersetzungen (englishc, deutsch und niederländisch sind Standard), sondern mit "Schattenrissen" der Stifter, welche die Geschichte ihres Lebens (soweit aus der Inschrift ersichtlich) in normaler Umgangssprache erläutern.

Vielleicht ist es jetzt noch nicht angeraten, eine weite Reise zu planen; vielleicht wartet man lieber das Jahr 2009 und die Schließung der "Siegfriedstraße" –> Zusammenführung der Gesamtfläche der alten CUT ab. Vielleicht möchte man aber auch Xanten vor dem sich abzeichnenden Varus-Rummel in aller Stille genießen. Empfehlenswert ist ein Besuch auf jeden Fall.

Die Website des Museums ist vergleichsweise ziemlich dürftig, aber informativ: RömerMuseum


*das eindrucksvollste war das Moskauer Majakowskij-Museum 1991, aber das steht auf einem anderen Blatt.
 
Danke für deine Eindrücke und den Link.

Ich war vor vier und vor zwei Jahren dort und staune, was sich wieder alles verändert hat und noch verändern wird! Ich kenne bisher nur die Thermen ohne Museum und den Park ein Stück weiter. Möchte auf jeden Fall mal wieder dorthin, weiß nur nicht, ob das schon 2009 wird.;)
 
Ich danke auch für die Info. Xanten steht auf der Liste römischer Stätten in Deutschland, die ich noch sehen will, ganz weit oben. Wenn es nur nicht in der anderen Ecke des Landes liegen würde, wäre das hinkommen nicht ganz so schwierig. Aber ich schaffe es - irgendwann.
 
Man kommt sogar mit der Bahn ganz gut hin - von Duisburg aus fahren stündlich Züge (45 min), und vom Bahnhof aus ist es gar nicht weit zu laufen. Diese kurze Bahnstrecke dorthin ist - nebenbei - auch ganz idyllisch.

Überhaupt könnte ich mir beim nächsten Besuch ein paar Tage Urlaub in der Gegend gut vorstellen, Xanten ist sehr schön und ruhig gelegen, es gibt auch viele Radwege :) und gemütliche Unterkünfte. Beim letzten Mal, als ich dort war, hatte ich auch etwas Zeit für die Stadt und den Dom eingeplant und war ganz froh darüber.
 
Und geanau da war ichgerade :) Wirklich eine sehr schöne Anlage. Beeindruckend, was die da alles wieder aufgebaut haben. Und es wird ja immer mehr :)
 
Das ist mit einigem Abstand das schönste, netteste, anschaulichste und freundlichste Museum, das ich je gesehen habe*.

Dann hast Du aber noch nicht das Kelten-Museum in Hallein gesehen. ;)

Ich war heute auch dort; hab Legat aber leider nicht getroffen.

Schmunzeln musste ich über den Teddy unter einem der Deckel.

Ansonsten fand ich es ganz nett.
 
Ich war schon ganz oft dort, ich finde es immer wieder toll. ;3 Klein Rom am Niederrhein ^^ wer dort übrings ist, dem empfehle ich einen kleinen zwischen stop im Xantener Dom zu machen, sehr sehenswert.
 
Man kann immer wieder nach Xanten kommen und es wird trotzdem nicht langweilig!
Am schönsten ist es dort wenn gerade irgentwelche Events (z.B. Antike Kämpfe, Markt usw.) abgehalten werden.
Ja in den letzten Jahren wird gut Investiert.
Wer mit Gruppen reist kann sehr günstig (unter 10 Euro per Person) in der Villa Kunterbunt in xanten übernachten. Nicht gerade Luxus aber Preis/Leistung stimmt.
lg
 
Ausstellung: "Kriminalität im Römischen Reich" in Xanten

hier ein Ausstellungshinweis zum Thema:

Sonderausstellungen

Gefährliches Pflaster

Kriminalität im Römischen Reich


Überfälle und Einbrüche, Mord und Totschlag, Diebstähle und Betrügereien aller Art waren in der Antike keine Seltenheit. Vom 8. Juli 2011 bis 12. Februar 2012 zeichnet die kommende Sonderausstellung im LVR-RömerMuseum das Bild einer Epoche voller krimineller Umtriebe.
Informationen zum umfangreichen Begleitprogramm für Groß und Klein finden Sie weiter unten auf dieser Seite.


Morgen abend (7.07.2011) gibt es einen Beitrag im Westdeutschen Rundfunk, der dann auch als Podcast heruntergeladen werden kann:

Kriminalität im antiken Rom - WDR Wissen
 
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