Thraker - von der Ersten Erwähnung bis zur Eroberung durch die Römer

S

SergejKorolev

Gast
Grüß euch!

Ich möchte mal, die Achtung auf ein interessantes antikes Volk richten: Die Thraker, die zwischen den Skythen im Norden, und den Griechen und Makedonen lebten, wurden von beiden Seiten stark beeinflusst, aber auch von Kleinasien aus, wurden die Thraker beeinflusst.

zuerste eine kleine Zeittafel (aus Triballi Thrakoi)

1400 – 1200 v. Chr. (Hochkultur von Mykene): Erstmalige Erwähnung der Thraker durch den griechischen Dichter Homer, der sie als „mächtige Verbündete Trojas“ schildert

1230 v. Chr.: Die Thraker treten als Seevolk in Erscheinung, das u.a. fern vom Stammland gegen ägyptische Verbände kämpft

660 v. Chr.: Griechische Einwanderer gründen die Stadt Byzantion (später Byzanz, dann Konstantinopel) über einer alten Siedlung, die auf die Thraker zurück geht.

512 v. Chr.: Eroberung Thrakiens durch die Perser unter Dareios.

5 Jhd. v. Chr.: Bildung von thrakischen Territorialstaaten infolge der Perserkriege

351 v. Chr.: Eroberung des Westteils Thrakiens durch Philipp II. von Makedonien

341 v. Chr.: Eroberung des Ostteils Trakiens

335 v. Chr.: Neuerliche Unterwerfung der Thraker durch Philipps Sohn Alexander III. dem Großen.

281 v. Chr.: Bestehen eines hellenistischen Thrakerreiches

278 bis 212 v. Chr.: Bestehen eines keltischen Reiches am Tylis, gegründet durch den Stamm der Skordisker, die auf ihren Rückzug von Delphi einfielen.

45 n. Chr.: Thrakien wird nach langer erbitterter Gegenwehr Provinz des Römischen Reiches und bleibt auch Bestandteil des Byzantinischen Reiches.
Ich habe auch einige Fragen dazu:

Aus welchen Völkerschaften wurden die Thraker gebildet?

Gibt es Belege ihrer Sprache?

In Bezug zu 281 v.Chr.: In wie weit ging die Hellenisierung der Thraker?

in Bezug zu folgenden Satz (aus www.triballi-thrakoi.at):

Am Ende der römischen Zeit verschwinden die Spuren der Thraker als politische Einheit. Manche gehen davon aus, dass sie noch heute in der bulgarischen rumänischen Bevölkerung weiterbestehen.

In wie weit stimmt das? Welche Traditionen gehen auf die Thraker zurück?

Ich bin auf die Antworten gespannt.

Grüße

SK
 

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1400 – 1200 v. Chr. (Hochkultur von Mykene): Erstmalige Erwähnung der Thraker durch den griechischen Dichter Homer, der sie als „mächtige Verbündete Trojas“ schildert

1230 v. Chr.: Die Thraker treten als Seevolk in Erscheinung, das u.a. fern vom Stammland gegen ägyptische Verbände kämpft

660 v. Chr.: Griechische Einwanderer gründen die Stadt Byzantion (später Byzanz, dann Konstantinopel) über einer alten Siedlung, die auf die Thraker zurück geht.

512 v. Chr.: Eroberung Thrakiens durch die Perser unter Dareios.

5 Jhd. v. Chr.: Bildung von thrakischen Territorialstaaten infolge der Perserkriege

351 v. Chr.: Eroberung des Westteils Thrakiens durch Philipp II. von Makedonien

341 v. Chr.: Eroberung des Ostteils Trakiens

335 v. Chr.: Neuerliche Unterwerfung der Thraker durch Philipps Sohn Alexander III. dem Großen.

281 v. Chr.: Bestehen eines hellenistischen Thrakerreiches

278 bis 212 v. Chr.: Bestehen eines keltischen Reiches am Tylis, gegründet durch den Stamm der Skordisker, die auf ihren Rückzug von Delphi einfielen.

45 n. Chr.: Thrakien wird nach langer erbitterter Gegenwehr Provinz des Römischen Reiches und bleibt auch Bestandteil des Byzantinischen Reiches.

Ich würde vor der Gründung von Byzanz dieser Zeittafel nicht allzuviel Beachtung schenken. Homer z.B. wird hier in der Zeittafel unter 14 - 1200 erwähnt, er lebte aber erst - die homerische Frage mal ausgeklammert - im achten Jahrhundert. Über die "Seevölker" herrscht auch keine Einigkeit unter den Geschichtswissenschaftlern. Insofern muss man auch die Gleichsetzung der Thraker mit den Seevölkern mit Argwohn betrachten.


Gibt es Belege ihrer Sprache?
Ja. Ein paar griechische Inschriften.

In Bezug zu folgenden Satz (aus www.triballi-thrakoi.at):

Zitat:
Am Ende der römischen Zeit verschwinden die Spuren der Thraker als politische Einheit. Manche gehen davon aus, dass sie noch heute in der bulgarischen rumänischen Bevölkerung weiterbestehen.
In wie weit stimmt das? Welche Traditionen gehen auf die Thraker zurück?
Natürlich stirbt mit der Aufgabe der politischen und kulturellen Einheit nicht das genetische Erbe aus. Es wird sich irgendwie im Balkanraum verteilt haben, über Migration innerhalb des römischen und später byzantinischen Reiches vermutlich auch über den Balkanraum hinaus. Der zitierte Satz evoziert jedoch die Vorstellung, dass es eine thrakische Kontinuität gäbe. So als gäbe es noch Familien, die sich immer nur unter Thrakern fortgepflanzt hätten, ein thrakisches Erbe bewahrt hätten. Ich würde mich darauf beschränken, dieses thrakische Erbe in Toponymen zu suchen, allenfalls noch im Rumänischen als romanischer Sprache im ehemals dakisch-thrakischen Raum. Tragisch.
 
Was Homer und die Seevölker betrifft, möchte ich mich mich El Quijote anschließen; den Satz "Die Thraker treten als Seevolk in Erscheinung" würde ich als rein hypothetische Behauptung ohne greifbaren Beleg werten.


Gibt es Belege ihrer Sprache?

Andiskutiert hatten wir das ja schon einmal hier: http://www.geschichtsforum.de/f34/von-thrakern-makedonen-und-griechen-22862/

Nähere Informationen gibt es bei Vladimir I. Georgiev, Thrakisch und Dakisch, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II.29.2., Berlin/New York 1983

Bei den Sprachbelegen handelt es sich um:
1. Glossen, also Mitteilungen griechischer Autoren über thrakische Wörter und ihre Bedeutung, z. B. "bolinthos" (Wisent), "bria" (Stadt), "genton" (Fleisch), "skalme" (Messer, Schwert) etc. Es gibt ungefähr 40 solcher Glossen.

2. Eigennamen - die existieren in großer Zahl, es sind etwa 1500 thrakische Ortsnamen (hatte ich hier schon einmal erwähnt), Fluß-, Gebirgs-, Personen-, Götter- und Stammesnamen. Als Sprachmaterial sind Namen nur mit großer Vorsicht verwendbar, da die Deutungen immer mehr oder weniger unsicher sind. Etwa 200 Wörter lassen sich dadurch erschließen.

3. Inschriften in griechischer Schrift, aber thrakischer Sprache. Laut Georgiev sind gerade mal vier solcher Inschriften bekannt. Die Inschriften sind recht kurz und schwer zu deuten (bei der Grabinschrift aus Kjolmen ist darüber hinaus nicht gesichert, ob die Sprache thrakisch oder getisch-mysisch ist.)
Die Inschrift auf dem Goldring von Ezerovo lautet:
ROLISTENEASN
ERENEATIL
TEANESKOA
RAZEADOM
EANTILEZU
PTAMINE
RAZ
ELTA


Georgiev löst sie wie folgt auf:
Rolistene as(n) Nerenea Tiltea nesko a(r) razea do mean tilezuptam, in eraz elta.

Eine der beiden Deutungen Georgievs (insgesamt gibt es über 20 Übersetzungsversuchen) lautet:
"O Rolisten, ich Nerena Tiltea sterbe neben (dir) meinem sanft Entschlafenen, (ich) welche die Kinder großzog."



in Bezug zu folgenden Satz (aus www.triballi-thrakoi.at):

Am Ende der römischen Zeit verschwinden die Spuren der Thraker als politische Einheit. Manche gehen davon aus, dass sie noch heute in der bulgarischen rumänischen Bevölkerung weiterbestehen.
In wie weit stimmt das? Welche Traditionen gehen auf die Thraker zurück?
Irgendwie scheint mir das Ganze eine recht verunglückte Konstruktion. Der Satz selber ist ja eine recht verunglückte Konstruktion. Wann ist denn "das Ende der römischen Zeit"? Das definitive Ende der römischen Herrschaft in Thrakien war 1453...
Und was sind das für Spuren, die in der "bulgarischen rumänischen Bevölkerung" weiterbestehen? Folge ich dem Wortlaut, müßten es "Spuren der Thraker als politische Einheit" sein, das ist aber offensichtlich Unfug. Spuren von Sprache? Religion? Vielleicht Musik?* Genetische Spuren gar? Oder sind nicht die Spuren, sondern die Thraker selbst gemeint? Man könnte fast meinen, daß Verfasser selber nicht ganz klar war, was er da zusammenformuliert hat.

Nachtrag:
Zum Untergang der thrakischen Sprache ("Gräzisierung bzw. Romanisierung und Slawisierung") schreibt Georgiev auf S. 1192:

Der griechische Einfluß auf die thrakische Sprache begann allmählich seit dem Anfang der griechischen Kolonsiation (VIII./VII. Jhdt. v. u. Z.), zunächst in den Küstengebieten. Er verstärkte sich besonders seit dem Beginn der hellenistischen Epoche und noch mehr in römischer Zeit. Thrakisch war bis zum VI. Jahrhundert u. Z. inklusive hauptsächlich in gewissen von den Kulturzentren entlegenen Gebieten (Dörfern, Gebirgsgegenden) noch immer im Gebrauch.
[...]
Als die Slawen im VI. (und VII.) Jahrhundert u. Z. in die Balkanhalbinsel eindrangen, gab es noch immer eine thrakisch sprechende bzw. zweisprachige (thrakisch und griechisch oder lateinisch sprechende) Bevölkerung. Der Beweis dafür sind solche Ortsnamen, die von den Slawen in ihrer thrakischen und nicht in ihrer griechischen Form entlehnt wurden [...] Nach dem VI. Jahrhundert wurden die nicht assimilierten Reste der Thraker vollständig teilweise gräzisiert bzw. romanisiert, teilweise slawisiert.



*Auf den Gebieten, wo es überhaupt keine Quellen aus älterer Zeit gibt, geht die Phantasie besonders gern auf "Spurensuche" und wird natürlich immer "fündig"...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bei den Sprachbelegen handelt es sich um:
1. Glossen, also Mitteilungen griechischer Autoren über thrakische Wörter und ihre Bedeutung, z. B. "bolinthos" (Wisent), "bria" (Stadt), "genton" (Fleisch), "skalme" (Messer, Schwert) etc. Es gibt ungefähr 40 solcher Glossen.

2. Eigennamen - die existieren in großer Zahl, es sind etwa 1500 thrakische Ortsnamen (hatte ich hier schon einmal erwähnt), Fluß-, Gebirgs-, Personen-, Götter- und Stammesnamen. Als Sprachmaterial sind Namen nur mit großer Vorsicht verwendbar, da die Deutungen immer mehr oder weniger unsicher sind. Etwa 200 Wörter lassen sich dadurch erschließen.

3. Inschriften in griechischer Schrift, aber thrakischer Sprache. Laut Georgiev sind gerade mal vier solcher Inschriften bekannt. Die Inschriften sind recht kurz und schwer zu deuten (bei der Grabinschrift aus Kjolmen ist darüber hinaus nicht gesichert, ob die Sprache thrakisch oder getisch-mysisch ist.)
Die Inschrift auf dem Goldring von Ezerovo lautet:
ROLISTENEASN
ERENEATIL
TEANESKOA
RAZEADOM
EANTILEZU
PTAMINE
RAZ
ELTA


Georgiev löst sie wie folgt auf:
Rolistene as(n) Nerenea Tiltea nesko a(r) razea do mean tilezuptam, in eraz elta.

Eine der beiden Deutungen Georgievs (insgesamt gibt es über 20 Übersetzungsversuchen) lautet:
"O Rolisten, ich Nerena Tiltea sterbe neben (dir) meinem sanft Entschlafenen, (ich) welche die Kinder großzog."
Ich merke, die Sprache hat fast nichts mit dem bulgarischen Gemein.

Irgendwie scheint mir das Ganze eine recht verunglückte Konstruktion. Der Satz selber ist ja eine recht verunglückte Konstruktion. Wann ist denn "das Ende der römischen Zeit"? Das definitive Ende der römischen Herrschaft in Thrakien war 1453...

Nur von Ostthrakien. Der Rest war schon vorher teil von Bulgarien.

Ich erinnere mich an ein Zitat:

M. Oppermann "Thraker - zwischen Karpatenbogen und Ägäis" schrieb:
Weiterleben des Brauchtums

In sprachlicher Hinsicht haben Thraker und Daker nicht viele Spuren im Bulgarischen und Rumänischen hinterlassen können. Doch ist ihr kulturelles Erbe, das sie bei der Formierung des bulgarischen und rumänischen Volkes eingebracht haben, beträchtlich gewesen. Allein in der Folklore des Ostbalkanraumes konnten sich wesentliche Elemente erhalten, die als wertvolles Vermächtnis Altthrakiens verstanden werden müssen.

Welche Bräuche sind das speziell?
 
Nur von Ostthrakien. Der Rest war schon vorher teil von Bulgarien.
Ging das nicht noch eine ganze Weile hin und her? Wie auch immer, "Ende der römischen Zeit" ist für diese Gegend eine extrem schwammige Zeitangabe.

Welche Bräuche sind das speziell?
Das würde ich selber gern wissen. Vor allem, woher Oppermann seine Weisheit herhat. Was weiß man denn überhaupt Konkretes über thrakische Volksbräuche? Gibt es da Quellen?
 
Ging das nicht noch eine ganze Weile hin und her? Wie auch immer, "Ende der römischen Zeit" ist für diese Gegend eine extrem schwammige Zeitangabe.

Naja, es war stark umkämpft, nur aus irgendeinem Grund haben die Bulgaren es lange Zeit halten können.

Aber Ende der römischen Zeit finde ich auch zu schwammig.


Das würde ich selber gern wissen. Vor allem, woher Oppermann seine Weisheit herhat. Was weiß man denn überhaupt Konkretes über thrakische Volksbräuche? Gibt es da Quellen?

Naja, Herodot hat ja über sie einiges geschrieben. Nur eben ist mir unklar, welche Bräuche das seien sollen.

zB schreibt er:

Das thrakische Volk ist nach dem indischen das größte der Erde. Wäre es einig und hätte es nur einen Herrscher, so wäre es unbesiegbar und meiner Meinung nach bei weitem das mächtigste Volk, das es gibt. Aber da das unmöglich ist und gewiß niemals von ihnen erreicht werden wird, so sind sie schwach. In jeder Landschaft haben sie einen besonderen Namen, doch sind die Sitten des ganzen Volkes durchweg dieselben.
und das schreibt er auch

der Leichnam, wenn der Tote ein reicher Mann war, wird drei Tage ausgestellt. Allerhand Opfertiere werden geschlachtet, und nachdem die Totenklage gehalten worden ist, wird ein Schmaus veranstaltet. Dann wird die Leiche verbrannt oder beerdigt, ein Grabhügel aufgeschüttet und ein Kampfspiel mit Kämpfen jeder Art abgehalten. Die höchsten Preise werden für den Einzelkampf je nach seiner Bedeutung ausgesetzt.

Etwas aus einem Reiseführer, über heidnische Kulte:

Schon wegen ihrer optischen Attraktivität finden die beiden größten vorchristlichen , Feste zunehmend das Interesse auch ausländischer Besucher. Sie werden zwar nicht im ganzen Land gefeiert, doch in vielen Regionen Bulgariens gilt ihnen an den betreffenden Tagen die ganze Aufmerksamkeit der Bevölkerung.

Die Kukeri-Spiele (Kukerski igri) finden immer 7 Wochen vor Ostern, also Anfang bis Mitte Februar, statt, in Westbulgarien in der Zeit zwischen Weihnachten und Jordanovden (6. Januar). Praktiziert werden die Spiele heute noch in Südostbulgarien, in einigen Zeilen der Dobrudja, im Gebirge Sredna Gora, in Thrakien und in den Rhodopen. Es nehmen nur junge Männer und Junggesellen daran teil. Jede Region hat ihre eigenen Kostüme und Figuren. Die Kostüme bestehen in der Regel aus Schafsfell, die Masken sind Furcht erregend, mit Hörnern und Glocken besetzt. Und ähneln seltsamen, fantastischen Vögeln oder Tieren. Die Kukeri tragen immer Waffen, z.B Schwerter. Das Ritual beginnt mit einem Zug der Kukeri um die Häuser. In jedem Hof spielt die Gruppe Szenen, in deren Zentrum phallische Symbole stehen, die für die Fruchtbarkeit von Äckern und Gärten und für das Wohl des jeweiligen Hauses sorgen sollen. Von den Bewohnern werden sie mit Freude empfangen und mit Lebensmittel wie Eier, Mehr und Mais. Der Schlüsselmoment des Rituals ist der Beginn des symbolischen Pflügens und Säens für Gesundheit, gute Ernte und Fruchtbarkeit auf dem zentralen Platz der Ortschaft.

Nestinaren-Tänze (Nestinzarski tanci): Zentrales Element dieses Rituals ist der Tanz auf glühenden Kohlen. Heute wird es nur noch in Balgari durchgeführt, einem Dorf im Strandja-Gebirge unweit der Küste. Am 21. Mai, dem Tag der Heiligen Konstantin und Elena, versammeln sich alle Einwohner des Dorfes und viele Neugierige aus ganz Bulgarien. Die Nestinari (Feuertänzer) gelten als Auserwählte, die die Stimme des Heiligen Patrons hören, sein Gesicht sehen und seinen Geist in sich spüren. Es sind sowohl Männer als auch Frauen, meist aus derselben Familie, denn die Kunst des Feuertanzes wird von Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Der Treffpunkt des Nestinari ist eine kleine Kapelle im Haus des Haupttänzers. Im Zentrum des Ikonostase steht, nach Osten gerichtet, die Ikone der Heiligen Konstantin und Elena. Dort befindet sich auch die Trommel, mit der der Beginn des Rituals verkündet wird. Sie wird nur zu diesem Zweck in Anspruch genommen und man geht davon aus, dass sie über magische Kräfte verfügt. Dazu wird eine bestimmte Melodie gespielt. Die Nestinari geraten langsam in einen Trance-Zustand und beginnen zu tanzen, die Ikone der beiden Heiligen in den Händen. Die ganze Prozession begibt sich zu begibt sich zu einer Quellen, die den Namen der Heiligen trägt. Man kehrt nach Sonnenuntergang zum Dorfplatz zurück, wo bereits ein großes Feuer lodert. Wen davon nur die glühende Kohle bleibt, beginnt darauf der Feuertanz.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Serg, ich vermag da nichts spezifisch Thrakisches zu erkennen. Aufbahren, Leichenschmaus und Spiele kannst du auch in der Ilias finden (Patroklos).
 
@Serg, ich vermag da nichts spezifisch Thrakisches zu erkennen. Aufbahren, Leichenschmaus und Spiele kannst du auch in der Ilias finden (Patroklos).

Das soll Herdot über sie geschrieben habe, ob es spezifisch thrakisch ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Das überlasse ich Gebildeteren.
 
Das soll Herdot über sie geschrieben habe, ob es spezifisch thrakisch ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Das überlasse ich Gebildeteren.

Der Text enthält überhaupt nicht viel Spezifisches. Daß anläßlich von Trauerfeiern, zumindest gewichtiger Persönlichkeiten, Totenklage gehalten wird, und "die Leiche verbrannt oder beerdigt" wird, ist in fast allen Kulturen des Erdballs der Fall. Auch das Schlachten von Opfertieren war in den alten Kulturen allgemein verbreitet. Grabhügel findet man bei allen möglichen Völkern, und der Leichenschmaus ist nun auch nichts Besonderes.
Wirklich interessant ist, daß anläßlich eines Leichenbegängnisses Kampfspiele mit Preisverleihung stattfinden. Zwar ist auch das zur damaligen Zeit nichts Einmaliges, z. B. haben die römischen Gladiatorenspiele einen ähnlichen Hintergrund, sie wurden ursprünglich nämlich auch anläßlich zu Ehren von Toten abgehalten:
Es war Brauch, Gefangene auf den Gräbern tapferer Krieger zu opfern; als die Grausamkeit dieser Sitte allen erkenntlich war, beschloss man, Gladiatoren vor den Grabstätten kämpfen zu lassen ...
Gladiator ? Wikipedia

Ich würde also mit gewissem Vorbehalt schon von einem thrakischen Spezifikum sprechen. Von Kampfspielen bei Beerdigungen zu Fruchtbarkeitstänzen im Frühjahr ist allerdings ein weiter Weg, da würde ich keinen unmittelbaren Zusammenhang konstruieren.
 
Ich würde also mit gewissem Vorbehalt schon von einem thrakischen Spezifikum sprechen. Von Kampfspielen bei Beerdigungen zu Fruchtbarkeitstänzen im Frühjahr ist allerdings ein weiter Weg, da würde ich keinen unmittelbaren Zusammenhang konstruieren.


Und wie ist das mit den oben genannten Ritualen? Könnten die die Wurzeln in thrakischer Zeit haben?
 
Ich erwähnte es vorhin gerade. Dann waren Achilles und seine Myrmidonen also Thraker? :grübel:

Ebensowenig wie die von mir erwähnten Römer (die das möglicherweise von den Etruskern hatten). Worauf ich mit meiner verkorksten Formulierung eigentlich hinauswollte: Wenn es heute in Thrakien Kampfspiele anläßlich von Leichenbegängnissen (oder zumindest etwas sehr Ähnliches) gäbe, würde man mit Recht auf eine thrakische Tradition schließen. (Wenn man hingegen nur feststellen könnte, daß z. B. im heutigen Thrakien Leichen beerdigt werden und anläßlich der Beerdigung ein Schmaus gehalten wird, dann würde ich das kaum als Beleg für eine thrakische Tradition ansehen...)
 
Ebensowenig wie die von mir erwähnten Römer (die das möglicherweise von den Etruskern hatten). Worauf ich mit meiner verkorksten Formulierung eigentlich hinauswollte: Wenn es heute in Thrakien Kampfspiele anläßlich von Leichenbegängnissen (oder zumindest etwas sehr Ähnliches) gäbe, würde man mit Recht auf eine thrakische Tradition schließen. (Wenn man hingegen nur feststellen könnte, daß z. B. im heutigen Thrakien Leichen beerdigt werden und anläßlich der Beerdigung ein Schmaus gehalten wird, dann würde ich das kaum als Beleg für eine thrakische Tradition ansehen...)

Ich würde da die kukeri einordnen...
 
Mein Sohn hat vor ein paar Tagen ein 2008 erschienenes Buch geschenkt bekommen: Thracia. Eine römische Provinz auf der Balkanhalbinsel, Sonderband der Antiken Welt von Rumen Ivanov und Gerda von Bülow.

Auf S. 59ff werden die Kulte der Provinz Thracia beschrieben. Der einzige Kult rein thrakischen Ursprungs scheint diesen Autoren zufolge der thrakische Reiterheros zu sein, der Griechen und Römer überdauerte. Es trat als einfacher Reiter, im Jagdstatus und- seltener- als von der Jagd Zurückkehrender in Erscheinung.

Gibt es heutzutage noch Feste oder Rituale, die sich auf diesen Reiter zurückführen lassen? Denn nur die wären- wenn ich es richtig verstanden habe- "original" thrakischen Ursprungs.
 
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