Migration nach dem 30-jährigen Krieg

sala

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Ich bin bei Recherchen auf einen Bauernsohn aus Neuburg an der Donau gestoßen, der gem Urkunde 1655 die Erlaubnis bekommen hatte, das Land zu verlassen. 6 Wochen nach dieser Genehmigung heiratete er bereits in der Nähe von Wiesbaden am Rhein eine Wiesbadener Bauernwitwe.
Klar ist, dass seine Familie in den Wirren des Krieges verarmt war und den Pachthof nicht mehr halten konnte. Ebenfalls leuchtet mir ein, dass dieser Mann (wohl als nachgeborener Sohn) seine Heimat verlassen hat um sein Glück in der Ferne zu suchen.
Aber konnte es dieser kurzen Zeit (man beachte auch die lange Anreise, die er bestimmt per pedes unternommen hat) zu einer Einheirat kommen? Da ich mir keine romatische Liebe auf den ersten Blick vorstellen kann, stellt sich mir folgende Frage:
Sind für diese Zeit professionelle Heiratsvermittler (zB Viehhändler bzw andere reisenden Personen) überliefert, die solche Verbindungen über weite Distanzen hergestellt haben?
 
Ich bin bei Recherchen auf einen Bauernsohn aus Neuburg an der Donau gestoßen, der gem Urkunde 1655 die Erlaubnis bekommen hatte, das Land zu verlassen. 6 Wochen nach dieser Genehmigung heiratete er bereits in der Nähe von Wiesbaden am Rhein eine Wiesbadener Bauernwitwe.
Völlig normal.
Die "Brautschau" geschah schon zuvor. Die Genehmigung zur Entlassung setzte die die Bereinigung aller vermögensrechtlichen Verpflichtungen voraus.
 
Vielen Dank Mercy für Deine Antwort,

an eine Spontanhochzeit hatte ich nicht gedacht. Der Bräutigam muss die Braut natürlich bereits vorher gekannt haben. Meine Frage ist nur: Woher? Wie wurden Ehen über so weite Strecken (400 km) in einem total verwüstetesn Land vermittelt?
 
Wäre es nicht auch möglich, das er vorher schon als Soldat in der Gegend war?
Und nur zur Regelung von "familieren Problemen" nach Hause gekommen ist?
 
Nach dem 30jährigen Krieg ist in Südwestdeutschland, wo er ganze Landstriche entvölkerte, ein erheblicher Zuzug von Schweizern festzustellen.
In der Schweiz fand der 30jährige Krieg ja eigentlich nicht statt, so dass dort ein gewisser Bevölkerungsüberschuss herrschte.

Feststellbar in manchen Orten bis heute an der Dialektfärbung, im 19. Jahrhundert noch an regionalen Trachten, und dann natürlich an den Namen.

Worüber ich mir noch nie Gedanken gemacht habe, (obwohl ein Hauptzweig meiner Familie da migriert ist) ob da eine Werbung stattfand, ob Ansiedlungsvorteile geboten wurden.
Muss ich echt mal nachschauen.

Danke für den Denkanstoß.
 
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