Ludwig XIV der Louvre oder die Flucht vor höfischer Etikette

Prinz Eugen

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1682 zog der Königshof nach Versailles.
Der bisherige Sitz - der Louvre - verwarloste sodann.

Nun ist bekannt, dass Ludwig ja außer vielen guten Charaktereigenschaften die eines Lebemannes hatte. Er soll auch des öfteren zu Bällen im Louvre maskiert gegangen sein um den strengen höfischen Ritualen zu entfliehen.

Für den König war es ja an sich schwer einer ständigen Beobachtung von Hofangestellten, Dienerschaft usw. zu entkommen. Hat schonmal jemand gelesen wie ihm das geglückt sein könnte?

Er hatte auch einige Kinder (die auffälligerweise hauptsächlich im Nov. geboren wurden)...

Waren die Masken-Bälle eher während der Zeit als der König noch im Louvre residierte oder erst in der Zeit danach? Was geschah mit dem Louvre in der Zeit der Verwahrlosung? Waren das eher wilde Bälle an denen auch maskierte Kurtisanen usw. teilnahmen?
Oder wo suchte man die Ausgelassenheit die man am Hofe möglicherweise nicht finden konnte.

Der Louvre wurde ja erst später Museum.
 
Den Louvre als „verkommen“ zu bezeichnen, ist etwas überzogen.
Louis XIV betrachtete den Louvre sein ganzes Leben lang als eine der Hauptresidenzen.

Aber es ist richtig, dass ab 1682 die meisten Bauarbeiten eingestellt wurden.
Colbert wollte den Louvre ja als strahlenden Sitz der frz. Monarchie umbauen, man denke nur an die Neugestaltung der Ostfassade und die Galerie des Apollon, die ja der Vorentwurf zu Grand Galerie in Versailles gewesen ist.


Der Louvre wurde auch nach 1682 regelmäßig vom Hof besucht, genauso wie die anderen königlichen Residenzen.
Im Sommer hielt sich Louis XIV ja regelmäßig in Fontainebleau auf.

Immer wenn in Paris, im Palais Royal, Opern aufgeführt wurden, residierte Louis XIV im Louvre. Denn im gegenüberliegenden Palais Royal befand sich ja eben auch die Spielstätte von Lully und Molière, bzw. die spätere Academie Royale de Musique et la Danse, die Louis XIV als erste Amtshandlung seiner Regierung gründete und die stets seine besondere Aufmerksamkeit genoss.


Aber diese sogenannten Maskenbälle oder privateren Zerstreuungen fanden woanders statt.
Zuerst in den königlichen Domänen Vincennes, Chambord, Saint Germain oder eben Fontainebleau. Dann in Versailles, als es eben noch nicht zu diesem Megapalast ausgebaut wurde.
Dann im Trianon du Porcelain und schließlich im Trianon de Marbre (Grand Trianon).
Als aber auch diese Bastionen der Privatsphäre immer öfter bestürmt wurden, ließ der König ein weiteres Palais errichten.

Marly-le-Roi

Dieses kleine Chateau lag am Rande der Domäne von Versailles (Heute ist nur der Park in Fragmenten erhalten – wird aber zur Zeit restauriert)
Die Größe des Hauses entsprach in etwa dem Schloss Brühl, allerdings mit ausgedehntem Parkgelände, mehreren Wirtschaftsgebäuden und 12 Pavillons die den Tierkreiszeichen gewidmet waren.

Dort lud der König ausschließlich Freunde und Familie ein, für das Volk und den übrigen Hof war das Gelände tabu.
Aber es gab noch weitere Fluchtmöglichkeiten, wie z.B. das Schloss seines Bruders in St. Cloud oder das seines Sohnes in Meudon.
Beides Orte von ziemlicher Ausgelassenheit.

1687 "verlor" Louis XIV allerdings eine seiner Residenzen.
Das Schloss Saint Germain en Laye überließ er dem enthronten James II. der dort fortan einen eigenen Hof führte.
Nach der vernichtenden Niederlage der Flotte die James zu verantworten hatte und weitere erfolglose Unterstützungsversuche seitens des Sonnenkönigs, besuchte er den Stuart nicht mehr.

Louis XIV ließ keines seiner Schlösser verkommen.
Aber jedes Schloss wurde erst geputzt und hergerichtet, wenn der König sich entschloss dort Hof zu halten.
Viele Schlösser wurden von ihm sogar erst fertig gestellt, bzw. modernisiert.
Chambord lag ihm besonders am Herzen, er ließ die unfertigen Teile des Baus fertig stellen und spielte sogar mit dem Gedanken hier ständig Hof zu halten, aber die Mücken und die Abgelegenheit der Anlage ließen das nicht zu – dennoch blieb dieser Prachtbau Francois I. eine seiner Lieblingsresidenzen.
Und wer die Dachterrassenanlage kennt, der weiß, dass es kaum bessere Möglichkeiten für geheime Romanzen geben kann. :red:

Der Louvre verlor auch eigentlich nie an Bedeutung, viele Botschafter wurden nur dort empfangen. Ebenso die Tuillerien, die ja durch die Erweiterungen Louis XIV zu einem Schlossflügel des Louvre wurden.

Aber das Louis XIV ohne jegliches Personal, ohne Garde, verkleidet nach Paris auf einen Maskenball gegangen sein sollte, halte ich für ein Gerücht – das war durch die Etikette und den strengen Tagesablauf am Hofe auch nicht möglich.
Und wie gesagt, wenn er Sehnsucht nach Privatsphäre hatte, dann ging er eben in seine kleinen Anlagen um Versailles.
Aber nach Paris wohl eher nicht, schließlich hasste er die Stadt wie die Pest.
 
Naja, wars nicht so dass der Nord- und Ostflügel des Cour Carree erst am Ende der Herrschaft Louis XV. Dächer erhielten und somit fast 100 Jahre lang nur als Rohbau existierten?
 
@ Soleile Royal: Dein Beitrag hat mir sehr gefallen. Kann man ja leider nicht mehr bewerten, daher :yes: Danke.

Aber das Louis XIV ohne jegliches Personal ja, ohne Garde, verkleidet nach Paris auf einen Maskenball gegangen sein sollte, halte ich für ein Gerücht – das war durch die Etikette und den strengen Tagesablauf am Hofe auch nicht möglich.

Das waren auch meine Gedanken, daher wollte ich einfach mal nachhaken. Immerhin entnahm ich den Hinweis einer Biografie von Ludwig Bernier mit dem Titel Ludwig XIV. Möglicherweise nahm er tatsächlich verkleidet und maskiert teil und entsprechende Wachen usw. waren außerhalb diskret drapiert.....


Im Sommer hielt sich Louis XIV ja regelmäßig in Fontainebleau auf.
Fontaineblau soll übrigens seit dem Tode Heinrich des IV. im Jahre 1610 unverändert geblieben sein, wobei sich auch der Geschmack in der Zwischenzeit geändert haben soll.....

Gleiches hätte wohl auch auf Saint-Germain-en-Laye gegolten, wenn dieser Ort nicht zu den Lieblingsplätzen Ludwig des XIII. gehört hätte und somit besser "in Schuss war"....
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja das meinte ich ja.
Ab 1682 wurden die Baumaßnahmen eingestellt, aber eben soweit, dass das Schloss noch zu nutzen war.
Die Galerie d'Apollon wurde ja auch nur notdürftig fertig gestellt - soweit ich weiß, wurden die Ausmalung der Decke durch Delacroiy erst im 19. Jh. vollendet.

Aber die Appartements waren alle benutzbar, einige wenige Räume sind ja noch erhalten, sogar noch aus der Zeit Louis XIII, wie das Sommerappartement der Anna von Österreich.
Ich glaube da ist Heute ein Teil der Antikensammlung drin, aber da müsste ich nochmal nachsehen.



Fontainebleau wurde sehr wohl nach dem Tode Henri IV. umgestaltet.
Louis XIII ließ zur Geburt seines Sohnes, der ja in Fontainebleau zur Welt kam, einen neuen representativen Eingang schaffen, das Tor du Dauphine.
Und natürlich gab es unter jedem Herrscher neue Raumgestaltungen - aber im Gegensatz zu anderen Schlössern wurden viele alte Räume nicht umgestaltet.

Louis XIV ließ den kleinen Tempel auf dem See errichten und unter seiner Herrschaft entstand auch der Seitenflügel neben der Galerie Francois I.
Leider beeinträchtigt dieser Anbau die Galerie sehr, da sie damals als Lichtdurchfluteter Festsaal gedacht war - Heute sind die Fenster auf der Linken Seite mit Wolken bemalt.
Aber um die königliche Wohnung zu erweitern war das wohl die geschickteste Lösung. (Napoleon I. bezog später diese Räume)
Und der gesamte Park wurde unter Louis XIV neu gestaltet, die Gartenanalgen die man Heute sieht geht auf die Planung von Le Nôtre zurück.
Auch wurde die Loggia geschlossen, und der Brunnen der Diana wurde ebenfalls in dieser Epoche aufgestellt.
Sehr witzig, da die Fontänen pinkelnde Hunde sind :rofl:

Unter Louis XV wurde der "Große Pavillon" an der Terasse zum See errichtet - die Achitektur erinnert stark an Versailles.
Ein Renaissance Saal, ein ehemaliges Schlafzimmer wurde zu einer Prunktreppe umgebaut.
Louis XVI machte keinerlei Umbauten, es gab nur einige geringfügige Neugestaltungen für die Innnräume (Wohnung von Marie Antoinette)

Unter Napoleon gab es dann weitreichende Umgestaltungen.
Da Napoleon dieses Chateau als Lieblingssitz erwählte, ist auch noch Heute der Empirestil in den Innenräumen allgegenwärtig.
Er ließ einen Flügel im Cour de Cheval blanc abreißen und ersetze ihn durch Gitter, so entstand der Heutige Haupteingang des Schlosses mit dem großen Ehrenhof und über die geschwungene Treppe, über die man dann in die Galerie Francois I. gelangt.

Die Galerie de Diana wurde wärend der Revolution stark zerstört, Napoleon ließ die Galerie im Stil seiner Epoche neu gestalten.
Napoleon III ließ sie in eine gigantische Bibliothek umgestalten, von ihm stammt auch der Auftrag zu einem eigenen Theater.

Heute ist Fontainebleau neben Versailles wohl das umfangreichste Napoleonmuseum in Frankreich - zumal hier sogar originale Kleidungsstücke ausgestellt sind.


St. Germain wurde unter Louis XIV notgedrungen modernisiert.
Der ganze Berg drohte abzurutschen. Die gesamte neue Terassenanlage bis zum Flussufer wurde neu geplant und von Le Nôtre ausgeführt.
 
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