Wie viele Menschen waren vor der Industriellen Revolution lohnabhängig?

Krusk

Mitglied
Wenn ich mir immer wieder diese ganzen überhistorischen statistischen Vergleiche von Löhnen, Bevölkerung und Preisen, aber auch Arbeitszeiten etc. anschaue, dann frage ich mich immer wieder, wie man der Warenproduktion, Lohnarbeit und Geldeinkommen in der vorindustriellen Gesellschaft
einen so hohen Stellenwert beimessen kann.

Ich las beispielsweise kürzlich Wilhelm Abels Buch über den vorindustriellen Pauperismus in Deutschland. Nun lautet ja eine zentrale These Abels, dass der Pauperismus im 19. Jh. in D nicht Folge der Industrialisierung, sondern unter anderem des Bevölkerungswachstums gewesen ist und dass es Massenarmut schon vor der Industrialisierung gegeben hat. Als Beleg für einen sich verknappenden Nahrungsmittelspielraum führt er unter anderem den Reallohnfall in der frühen Neuzeit an.

Nun wundert es mich aber, wie man für die vormoderne Gesellschaft die Reallohnentwicklung als Indikator für den Lebensstandard
nehmen kann, wenn doch die vorindustrielle Gesellschaft eine Subsistenzgesellschaft war. Denn wenn die vormoderne Gesellschaft subsistenzorientiert produziert hat und eben nicht auf Warenproduktion beruhend, dann war sie auch nicht abhängig von Reallohnschwankungen, oder?

Daher meine Frage: Weiss jemand etwas genaueres, wieviele Menschen um, sagen wir, 1800 für Märkte Waren produziert haben, auf Geldeinkommen angewiesen waren und Lohnarbeit verrichten mussten? Wie groß war der Anteil dieser Menschen und wie entwickelte sich dieser Anteil im Verhältnis zu den Bauern, welche ausschließlich von ihren eigenen Feldfrüchten und Viehbeständen lebten?
 
Halbbauern

Um 1800 waren, im Zuge der Protoindustrialisierun, schon sehr viele Menschen lohnabhaengig. Natuerlich mit starken regionalen Differenzierungen. Oft handelte es sich auch um Halbbauern, die vor allem im Winter in der Heimindustrie taetig waren.
 
Durch den "Sklaverei in der Neuzeit"-Thread denke ich über die Entwicklung der Lohnarbeit in der Antike und im Mittelalter nach.
Daher gehört meine Frage eher in Wirtschaftsgeschichte, vielleicht kann man ihn bei größerem Interesse umhängen.

Bei der Diskussion über die Sklaverei in der Neuzeit lassen sich moralische Bewertungen kaum vermeiden und das könnte vielleicht ein Grund sein, warum der Einsatz von Sklaven letztlich aufgegeben und durch Lohnabhängige ersetzt wurde.
Ich spreche hier nur von der wirtschaftlichen Seite des Produktionsfaktors Arbeit.

In einem anderen Thread Sklaven in Rom? habe ich diesen Link Sklaverei in der Antike gefunden.
Da wird angemerkt, dass schon bei den Griechen über die geringe Motivation von Sklaven geklagt wurde und man durchaus Leistungsanreize, wie bessere Kleidung, Geld und sogar die Inaussichtstellung der Freilassung kannte.
Da habe ich mich gefragt, ob nicht jenseits aller heutigen Moral die Sklaven in der Antike vielleicht so etwas wie die "untere Schicht der Arbeiter" darstellten, also die Diener, Knechte, Bergarbeiter usw der Antike.
Dazu müßte ich wissen, ob es den anderen Status, nämlich die freien Lohnabhängigen für diese "einfachen" Arbeiten überhaupt gab?

Im Mittelalter fallen mir spontan die Tagelöhner ein.
Kann auch sein, dass Andere als Knechte oder Mägde auf dem Hof eines Verwandten arbeiteten gegen Kost u. Logis + welche Bezahlung?
Bei den Handwerkern in den Städten war das vielleicht ähnlich.
War Kost und Logis allgemein üblich bei abhängig Beschäftigten?

Welche anderen Formen der Beschäftigung mit welcher Entlohnung, welchen Leistungsanreizen gab es noch?

Ich hoffe auf die Kenntnisse der Antike- und Mittelalterspezialisten.
 
...ob es den anderen Status, nämlich die freien Lohnabhängigen für diese "einfachen" Arbeiten überhaupt gab?
Frag' mich was leichteres.:winke: Ich bin kein Antikespezialist und muss mich stützen auf Finley, Die antike Wirtschaft, München: DTV 1977 sowie Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt (Nachdruck), Darmstadt: WBG 1984.

Ein Datum ist zunächst das Verhältnis von Bürgern und Gesamtbevölkerung: Für Athen 431 v.d.Z. nennt Rostovtzeff 172.000/315.000 und als Maximum für das folgende Jahrhundert 112.000/285.000 (Bd. 1, S. 74 f.), d. h. es gab 143.000/173.000 Nichtbürger, davon sicher mehrheitlich Sklaven. Hier kursieren aber noch andere, z. T. deutlich niedrigere Zahlen ("bedauerlicher Informationsstand", Finley S. 77).

Letzterer schreibt: "Der überwiegende Teil der freien Menschen in der Antike, selbst der freien Bürger, arbeitete, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. ... Doch schloss die Summe aller Arbeitskräfte auch eine andere große Gruppe ein. Das waren Menschen, die zu einem größeren oder geringeren Teil nicht frei waren..." (Finley S. 73) und zum "unteren Ende der [wirtschaftlichen] Skala" gehörten. Diese gliederten sich wiederum in ein Spektrum von "Ständen" (oder "Statusgruppen" oder wie immer man das nennt), denen viele Historiker der letzten beiden Jahrhundert z. T. nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hätten, weil sie "zu sehr mit den Übeln der Sklaverei" beschäftigt waren (S. 75).

Interessant ist in diesem Zusammenhang Ciceros Klasseneinteilung, die Finley wie folgt kritisiert (S. 41 f., Hervorh. js): "Die meisten der gesonderten Erwerbszweige, die er aufzählt, sind Berufe, jedoch nicht alle: Lohnarbeit ist kein Beruf, und ebensowenig ist es Landwirtschaft, zumal diese Bezeichnung jeden einschließt, vom armen Pächter bis zum nicht auf dem Lande lebenden Besitzer Hunderter, ja Tausender Hektar". Finley weiter (S. 80):
Am Anfang der [strukturellen] Betrachtung steht die Beobachtung, dass man in jeder Sparte des bürgerlichen Arbeitslebens sowohl Freie und Sklaven beschäftigt findet, wenn auch Bergbau nahezu ein Monopol der Sklaven ist und Dienst im Hause ein Monopol der Sklaven und ehemaligen Sklaven (Freigelassenen). [...] Man fand in allen Berufen freie Männer, jedoch in der Regel als selbständige Arbeiter; so waren sie entweder Kleinbauern oder Pächter auf dem Lande, oder unabhängige Handwerker, Händler und Geldverleiher in der Stadt." [...]
Freie Lohnarbeit war Gelegenheitsarbeit und war saisonbedingt. Ihr Platz war durch die Grenzen bestimmt, über die hinaus es absurd gewesen wäre, Sklaven zu kaufen und zu unterhalten, in erster Linie z. B. um den außergewöhnlichen und kurzfristigen Bedarf an Arbeitskräften bei der Ernte in der Landwirtschaft zu decken. In ähnlicher Weise gab es in den Städten Männer, die gezwungen waren, durch Lohnarbeit im ihren Lebensunterhalt zu kämpfen, indem sie sich als Gelegenheitsarbeiten als Lastenträger im Hafen oder bei Bauarbeiten suchten. Das waren die Männer, die die Griechen ptochoi, Bettler, nannten im Gegensatz zu den hart arbeitenden "Armen".
So viel/wenig zunächst.
 
Ein Datum ist zunächst das Verhältnis von Bürgern und Gesamtbevölkerung: Für Athen 431 v.d.Z. nennt Rostovtzeff 172.000/315.000 und als Maximum für das folgende Jahrhundert 112.000/285.000 (Bd. 1, S. 74 f.), d. h. es gab 143.000/173.000 Nichtbürger, davon sicher mehrheitlich Sklaven. Hier kursieren aber noch andere, z. T. deutlich niedrigere Zahlen ("bedauerlicher Informationsstand", Finley S. 77).

Erstmal dazu eine ganz doofe Frage, in welcher der beiden Gruppen würde ich denn Frauen finden? Oder sind die in der Gesamtbevölkerung gar nicht enthalten, wie Kinder?

..... Diese gliederten sich wiederum in ein Spektrum von "Ständen" (oder "Statusgruppen" oder wie immer man das nennt), denen viele Historiker der letzten beiden Jahrhundert z. T. nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hätten, weil sie "zu sehr mit den Übeln der Sklaverei" beschäftigt waren (S. 75).

Diesen Eindruck habe ich allmählich auch, überhaupt ist es schwierig, Informationen jeglicher Art über das Leben der einfachen Leute zu finden.


Interessant ist in diesem Zusammenhang Ciceros Klasseneinteilung, die Finley wie folgt kritisiert (S. 41 f., Hervorh. js): "Die meisten der gesonderten Erwerbszweige, die er aufzählt, sind Berufe, jedoch nicht alle: Lohnarbeit ist kein Beruf, und ebensowenig ist es Landwirtschaft, zumal diese Bezeichnung jeden einschließt, vom armen Pächter bis zum nicht auf dem Lande lebenden Besitzer Hunderter, ja Tausender Hektar". Finley weiter (S. 80):
Am Anfang der [strukturellen] Betrachtung steht die Beobachtung, dass man in jeder Sparte des bürgerlichen Arbeitslebens sowohl Freie und Sklaven beschäftigt findet, wenn auch Bergbau nahezu ein Monopol der Sklaven ist und Dienst im Hause ein Monopol der Sklaven und ehemaligen Sklaven (Freigelassenen). [...] Man fand in allen Berufen freie Männer, jedoch in der Regel als selbständige Arbeiter; so waren sie entweder Kleinbauern oder Pächter auf dem Lande, oder unabhängige Handwerker, Händler und Geldverleiher in der Stadt." [...]
Freie Lohnarbeit war Gelegenheitsarbeit und war saisonbedingt. Ihr Platz war durch die Grenzen bestimmt, über die hinaus es absurd gewesen wäre, Sklaven zu kaufen und zu unterhalten, in erster Linie z. B. um den außergewöhnlichen und kurzfristigen Bedarf an Arbeitskräften bei der Ernte in der Landwirtschaft zu decken. In ähnlicher Weise gab es in den Städten Männer, die gezwungen waren, durch Lohnarbeit im ihren Lebensunterhalt zu kämpfen, indem sie sich als Gelegenheitsarbeiten als Lastenträger im Hafen oder bei Bauarbeiten suchten. Das waren die Männer, die die Griechen ptochoi, Bettler, nannten im Gegensatz zu den hart arbeitenden "Armen".
So viel/wenig zunächst.

Aha, es könnte also unterhalb der Schicht der Sklaven, die in der Antike manchmal eine bestimmte Spezialisierung aufwiesen, damit zu Humankapital geworden waren, weitere Tätigkeitsfelder gegeben haben, die die Investition in einen "teuren" Sklaven nicht lohnte.
Das wird ja richtig spannend.
Wenn ich das auf heute übertrage, hieße das, die festangestellten lohnabhängig Beschäftigten wären die Sklaven und die Zeit- und Saisonarbeitskräfte die "armen Freien". :confused: Das meine ich natürlich nur auf den ökonomischen Aspekt bezogen, jenseits von Moral und Menschenrechten.

@jschmidt, ich danke dir erstmal für deine Informationen (Stern geht erst später, die Tücken d. Bew.-systems). Ich werde auch noch weitersuchen, vielleicht finden auch noch andere Antike / MA - Spezies hierher.
 
... in welcher der beiden Gruppen würde ich denn Frauen finden? Oder sind die in der Gesamtbevölkerung gar nicht enthalten, wie Kinder?
Ich schäme mich :rotwerd:, auf diese naheliegende Frage nicht gekommen zu sein und vorerst auch keine klare Antwort zu wissen. Vom Zahlenverhältnis her die These: Frau und Kinder gehören zum "Haus" des männlichen Bürgers und sind in Rostovtzeffs 172.000 enthalten.


Aha, es könnte also unterhalb der Schicht der Sklaven, die in der Antike manchmal eine bestimmte Spezialisierung aufwiesen, damit zu Humankapital geworden waren, weitere Tätigkeitsfelder gegeben haben, die die Investition in einen "teuren" Sklaven nicht lohnte.
Das wird ja richtig spannend.
In meiner Not habe ich kurz bei Christian Meier (Athen, Liz. 1994) reingeschaut, auf dessen 703 Seiten die Frauen immerhin 11mal erwähnt sind. Für enorm wichtig halte ich seine Feststellung, dass "die Gesellschaft bestimmt (war) sowohl durch vertikale wie horizontale Unterscheidungen" (S. 138 ff., meine Hervorh.):
Aus der Gesamtheit der Polisbewohner hob sich die Bürgerschaft, im wesentlichen der Kreis der männlichen, selbständigen Grundeigentümer heraus. Er grenzte sich deutlich ab von den Frauen, von den Nicht-Bürgern, schließlich von den Sklaven. Die nicht (oder wenig) grundbesitzenden Mitglieder der Bürgerschaft, die etwa als Handwerker oder Tagelöhner ihren Lebensunterhalt verdienten, zählten in irgendeiner Weise zu den Bürgern, ohne daß sie zunächst viel bedeutet hätten. ...

Die horizontale Schichtung ist schwierig zu fassen. Dem Ansehen nach standen herkömmlich die "Adligen" vor den Bauern, und unterhalb davon befanden sich die Besitzer kleiner Grundstücke, Handwerker, Händler und Tagelöhner. ...
Die niedrigen unter den griechischen Bürgern hatten zwar wenig zu sagen, sie konnten unterdrückt und ausgebeutet, ja sogar, wenn sie ihre Schulden nicht zu zahlen vermochten, als Sklaven ins Ausland verkauft werden. Aber sie gehörten, mindestens solange sie Freie waren, zum privilegierten Kreis der Zugehörigen.
Ich muss das mal so stehen lassen. Um Vielschichtigkeit und Konsequenzen des athenischen Gesellschaftsmodells deutlich zu machen, aber noch ein zweites Zitat (S. 441): Auf den Straßen anderer Städte
war es offenbar üblich, sich Sklaven gegenüber notfalls mit dem Stock Respekt zu verschaffen; in Athen ging das nicht, weil man sie dort weder nach Kleidung noch nach Auftreten von den Bürger unterscheiden konnte, weil man aber auch auf sie wie auf die Metöken wegen der Seemacht dringend angewiesen war, so daß man sie respektieren mußte. Platon meinte später in bitterem Sarkasmus sogar, selbst die Hunde, Pferde und Esel seien es in der Demokratie gewöhnt, "ganz frei und vornehm" immer geradeaus zu gehen, wenn sie einem auf der Straße begegnen."
 
Dieses Thema finde ich auch sehr interessant. Ich setze mich im Zuge einiger Nahcforschungen auch damit auseinander.
@rena8 ich kann dir soviel verraten, dass mittlerweile Historiker nachforschen und sagen, dass die Sklaven es oft besser hatten als beispielsweise die Tagelöhner im Mittelalter.
Ab Mitte des 19.Jh. also zur Zeit der Industrialisierung übernahmen die Lohnarbeiter die Arbeit der Sklaven; die Vorteile für die Arbeitgeber waren folgende:
1. Bei Krankheit konnte der Lohnarbeiter einfach entlassen und an seiner Stelle ein neuer eingestellt werden. Ein kranker SKlave hingegen ließ sich nur schwer verkaufen.
2. einen Sklaven zu kaufen oder zu verkaufen, war immer mit einem Risiko verbunden (wenn er z.B. krank wird,...) und Sklaven waren somit eine finanzielle Belsatung
3. Auch sank der Sklavenhandel, weil es eben genügend Arbeiter gab, die Urbanisierung im Westen zunehmend fortschritt, somit keine gefährlichen Seefahrten mehr auf sich genommen werden musste und auch keine Krankheiten der afrikanischen Bevölkerung übertragen wurden, bzw. das Risiko dafür sank.
4. Neue Technologien ersetzen die Sklavenarbeit, sodass ohnehin für die "schmutzigen" bzw. harten Arbeiten keine SKlaven mehr benötigt wurden.
(Eine kleine Randbemerkung dazu: In Folge dieser technologischen Entwicklung, konnte man nun auch die SKlaverei als "Übel" betrachten, weil man ja die Sklaven nicht mehr benötigte, die vorher meistens eine Wirtschaftsgrundlage waren.)

Weiterhin gab es immer seit jeher Klassenunterschiede in der Menschheitsgeschichte, das hat sich vielen Meinungen zum Trotz, auch heute nicht geändert. SKlaven genossen in einigen Kulturen sogar höheren Status als ein einfacher Bauer. SIe waren zwar faktisch gesehen unfrei, konnten aber sehr hoch in der Hierarchie aufsteigen, sei es als Arzt, als Lehrer, als "Politiker",... manchmal erlangten sie dadurch sogar ihre Freiheit. Außerdem musste Sklaven gewährt werden, dass sie Nahrung, ein Dach über dem Kopf und eine gewisse Ausbildung erhalten; all dies musste einem einfachen Arbeiter, sei es als Tagelöhner oder Leibeigener im Mittelalter, oder als Manufakturarbeiter in der frühen Neuzeit oder als Fabrikarbeiter in der Zeit der Industrialisierung nicht gewährt werden - diese Menschen waren austauschbar, wertlos, unterbezahlt. Einen Sklaven zu töten, zu verkaufen oder sonstig zu "verlieren" bedeutete einen wirtschaftlichen Verlust, einen sehr hohen finanziellen Verlust, der von niemandem beglichen wurde und der also auch großen Unmut bei dem "Besitzer" hervorrief, schließlich musste er nun jemand neuen finden. Sklaven waren also demnach eigentlich besser geschützt als Lohnarbeiter oder Leibeigene, sie genossen in manchen Kulturen sogar auch ein höheres Ansehen als diese.

Na ja, ein kleiner Exkurs zu diesem Thema. Hoffe, dass ich damit ein bisschen was klären konnte.
 
3. Auch sank der Sklavenhandel, weil es eben genügend Arbeiter gab, die Urbanisierung im Westen zunehmend fortschritt, somit keine gefährlichen Seefahrten mehr auf sich genommen werden musste und auch keine Krankheiten der afrikanischen Bevölkerung übertragen wurden, bzw. das Risiko dafür sank.

Ich stimme deinen Überlegungen iW zu, @deserta und finde diesen Ansatz spannender als die moralische Sklaverei-Diskussion.
Die Punkte 1,2 und 4 würde ich so stehenlassen, Punkt 3 mit der risikoloseren Anwerbung von Lohnabhängigen aus der Unterschicht auch, was aber meinst du mit der Krankheitsübertragung?
 
Ah, ja, rena8, ich erkläre es dir, ist wahrscheinlich nicht ganz offensichtlich, sorry.
Es gab auf den verschiedenen Kontinenten aufgrund der Trennung durch die Meere ja nicht die gleichen Krankheiten und auch Epedemien wie beispielsweise die Pest oder Sonstiges wurden von Schifffahrern und Sklaven übertragen. Das Risiko also, sich solch eine "Krankheit" einzufangen, sank natürlich auch damit, dass immer weniger Sklaven und Menschen transportiert wurden, auch wenn es natürlich nicht ganz verschwand. Verstehst du jetzt, was ich damit meinte?:)
 
Ah, ja, rena8, ich erkläre es dir, ist wahrscheinlich nicht ganz offensichtlich, sorry.
Es gab auf den verschiedenen Kontinenten aufgrund der Trennung durch die Meere ja nicht die gleichen Krankheiten und auch Epedemien wie beispielsweise die Pest oder Sonstiges wurden von Schifffahrern und Sklaven übertragen. Das Risiko also, sich solch eine "Krankheit" einzufangen, sank natürlich auch damit, dass immer weniger Sklaven und Menschen transportiert wurden, auch wenn es natürlich nicht ganz verschwand. Verstehst du jetzt, was ich damit meinte?:)

Ist zwar jetzt OT, aber die deine "These" mit den Krankheiten steht auf sehr wackeligen Füßen.
Der Transport von Menschen zb. nach Amerika nahm ja immer mehr zu.
Nicht nur Auswanderer, sondern auch immer wieder Militär in die Kolonien.
Und der Warentransport ebenfalls. Von den "blinden" Passagieren (Ratten, Insekten) als potenziellen Krankheitsträgern mal ganz zu schweigen.
Also dürfte doch die Wahrscheinlichkeit von Epedemien eher zugenommen haben.
 
Du sagst, Sascha66, es richtig: Es gab immer mehr AUSWANDERER, aber die Einfuhr nach Europa sank erheblich, zumindest so um 1800. (Bemerkung nebenbei: Diese Sache ist nicht auf meinem "Mist" gewachsen, ich habe das in einem Buch über die Sklaverei gelesen. Siehe unten!)
Ich zitiere: "Lohnarbeiter statt Sklaven. Die technologischen Veränderungen im Westen im 19. Jahrhundert frühten dazu, dass Sklavenarbeit immer weniger wirkungsvoll wurde. Ein kranker Lohnarbeiter konnte einfach entlassen und durch einen anderen ersetzt werden, aber ein kranker SKlave ist schlecht zu verkaufen. Einen SKlaven zu kaufen, war ein langfristiges Risiko, die Einstellung eines Lohnarbeiters dagegen eine kurzfristige Investition. Mit der Urbanisierung im Westen brauchte man sich nicht mehr den Risiken einer Seefahrt und von Krankheiten in Westafrika auszusetzen, um billige Arbeitskräfte zu bekommen. Die waren nun zunehmend ganz in der Nähe von manchester oder Philadelphia zu bekommen. Sklavenarbeit wurde durch die neue Technologie überholt. So wurde es möglich, SKlaverei als ein Übel zu betrachten. Die höhere Technologie der Lohnarbeit machte die höhere Moral der Sklavereiabschaffung möglich. Und Britannien, im 18. Jahrhundert die führende Nation im SKlavenhandel wurde im 19. Jahrhundert zur fürhenden Macht für die Abschaffung der Sklaverei." (Hoering Uwe, "Zum Beispiel Sklaverei - Heute gibt es mehr Sklaven als im 17. oder 18. Jahrhundert", S.22) )

Okay, also ich habe mir das nicht ausgedacht, das wollte ich damit nur zeigen. Ich finde diese Überlegungen nicht schlecht, na ja, wie gesagt, ich habe nur wiedergegeben was ich gelesen habe.
 
Hallo Deserta.
Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich glaube mit dem Hinweis auf Krankheiten in Westafrika ist vieleicht mehr das Risiko für Europäer gemeint, dort an diesen zu erkranken. Möglicherweise auch das Risiko, die Hälfte der dort gefangenen oder erworbenen Sklaven während der Reise durch Krankheit zu verlieren.
Ich kenne mich leider auch nicht mit Krankheiten aus um mit Bestimmtheit zu sagen, welche afrikanischen Krankheiten wann, wo eingeschleppt wurden.
Was mich an diesem Zitat aber noch wundert, ist der Umstand das dort afrikanische Sklaven in Verbindung gebracht werden mit Manchester.
Verstehe ich jetzt nicht.
 
Hallo Deserta.
Ich bin mir jetzt nicht sicher, aber ich glaube mit dem Hinweis auf Krankheiten in Westafrika ist vieleicht mehr das Risiko für Europäer gemeint, dort an diesen zu erkranken. Möglicherweise auch das Risiko, die Hälfte der dort gefangenen oder erworbenen Sklaven während der Reise durch Krankheit zu verlieren.

Das klingt vernünftig, alle Krankheiten Westafrikas müssen wir hier nicht aufführen. Ein Sklavenhändler / die Schiffsmannschaft konnte sich zumindest mit Malaria infizieren und damit lebenslang geplagt werden.

Ich kenne mich leider auch nicht mit Krankheiten aus um mit Bestimmtheit zu sagen, welche afrikanischen Krankheiten wann, wo eingeschleppt wurden.
Was mich an diesem Zitat aber noch wundert, ist der Umstand das dort afrikanische Sklaven in Verbindung gebracht werden mit Manchester.
Verstehe ich jetzt nicht.
Das landeseigene Personal in England und der Beginn der Industriealisierung war vielleicht insgesamt ein risikoloseres Geschäft für England als der Dreieckshandel, wobei ich immer davon ausgegangen bin, dass afrikanische Sklaven in England selbst kaum eingesetzt wurden.
 
Das landeseigene Personal in England und der Beginn der Industriealisierung war vielleicht insgesamt ein risikoloseres Geschäft für England als der Dreieckshandel, wobei ich immer davon ausgegangen bin, dass afrikanische Sklaven in England selbst kaum eingesetzt wurden.
Ja das dachte ich auch, deswegen auch mein Unverständnis.
Aber auch mit Philadelpia habe ich meine Probleme. In den Nordstaaten gab es doch nur einen Bruchteil an afrikanischen Sklaven im Vergleich mit den Südstaaten. Was ihnen natürlich auch eher die Möglichkeit gab auf diese zu verzichten.
Aber auch im Süden gab es ja nicht nur Sklaven als Arbeitskräfte. Durch die immer größer werdenden Plantagen einiger Farmer die durch Sklaven billiger produzieren konnten, stieg natürlich auch die Zahl der Farmer die Pleite gingen weil sie nicht so billig produzieren konnten. Sie mußten ja dann auch für Lohn arbeiten.
Diese Leute stellten auch später den Hauptanteil der Südstaaten-Armeen im amerikanischen Bürgerkrieg.
 
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