Genetische Verbindung zwischen Arabern und Juden

SINAN

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Vor paar Tagen bin ich in Wikipedia auf einen Artikel über die "Koreischiten" gestoßen dem Klan des Propheten Mohammeds.

Und da stand Folgendes:

Die Koreischiten (auch Quraisch, Quraish oder Quraysh, arabisch قريش‎) sind ein arabischer Stamm, von dem der Prophet Mohammed abstammt. Die Koreischiten führen ihre Abstammung auf Abraham zurück.

Nun wollte ich wissen inwieweit eine Verbindung zwischen den heutigen Arabern und den Juden vorhanden ist, da auch andere arabische Stämme ihre Abstammung auf Ismail den Sohn Abrahams zurückführen (z.b die Beduinen).

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen :)
 
Abraham ist in der arabisch-islamischen Tradition genauso Stammvater wie in der jüdischen.
Nach der Überlieferung (auch der biblischen) hatte Abrahams Frau Sarah lange keine Kinder bekommen, so daß er sich seine Sklavin Hagar dazunahm. Diese bekam dann den Sohn Ismail. Hagar wurde darüber hochmütig und demütigte Sarah. Daraufhin wurde Hagar mit ihrem Sohn verstoßen. Abraham und Sarah bekamen später durch Gottes Gnade noch einen gemeinsamen Sohn, Isaak.
Die Araber sehen Ismail, den verstoßenen Sohn, als ihren Stammvater und Isaak als Stammvater der Juden. Die Geschichte mit der Opferung Isaaks, die von Gott gefordert worden war, bezieht sich in der arabischen Tradition aber auf Ismael.
Die Kaaba in Mekka soll von Abraham und Ismail restauriert worden sein. Erbaut wurde sie nach islamischer Tradition von Adam.

Eine genetische Verbindung zwischen Arabern und Juden ist mit dieser Geschichte überhaupt nicht impliziert. Hier geht es um Tradition und religiöse Legitimation.
 
Nun, die Selbstdefinition der Juden geht auf Abraham zurück,der wiederrum selbst von sich sagte das seine Väter "herumirrende Aramäer" waren. Aram ist in mehreren alten Sprachen der Name Syriens. So gesehen waren jedenfalls die antiken Juden in kultureller Nähe der syrischen Völker.
 
Nun, die Selbstdefinition der Juden geht auf Abraham zurück,der wiederrum selbst von sich sagte das seine Väter "herumirrende Aramäer" waren. Aram ist in mehreren alten Sprachen der Name Syriens. So gesehen waren jedenfalls die antiken Juden in kultureller Nähe der syrischen Völker.
Ja, klar gibt es da auch weit zurückreichende biologische Verwandtschaften in einer Region, wo mehrere Völker seit Jahrtausenden nebeneinander leben.
Aber man muß trotzdem unterscheiden zwischen Herkunftsmythen und tatsächlicher Abstammung.
 
In Israel werden Fragen zur genetischen Verwandtschaft durchaus erforscht. Erstaunlicherweise scheint die dortige Forschung keine ausgeprägten Scheuklappen zu besitzen.
Der Genetiker Doron Behar untersuchte die Y-Chromosome und Mitochondrien-DNS heutiger (ursprünglich europäischer) Juden und konnte eine genetische Verwandtschaft mit heutigen Bewohnern des Nahen Ostens, also Arabern, feststellen.
Ashkenazi Jews - Wikipedia, the free encyclopedia
 
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Die Bezeichnung Jude für einen Israeliten gibt es erst seit der Reichsteilung des vereinigten Königreiches Israels nach dem Tode Salomos. Man nannte sich in beiden Reichen fortan Jehudi, was ungefähr "Jahwe Lobpreisende" bedeutet.
 
erst einmal Danke für eure Antworten :)

also ist doch eine Verbindung zwischen Arabern und Juden vorhanden, wenn auch nur gering. Abraham ist der Stammvater aller Juden und auch von einigen arabischen Stämmen. Nach dem Beitrag von Turandokht ist der einzige Unterschied, dass die Araber Ismail als Stammvater sehen und die Juden Isaak.
 
also ist doch eine Verbindung zwischen Arabern und Juden vorhanden, wenn auch nur gering. Abraham ist der Stammvater aller Juden und auch von einigen arabischen Stämmen. Nach dem Beitrag von Turandokht ist der einzige Unterschied, dass die Araber Ismail als Stammvater sehen und die Juden Isaak.

Wie oben schon erwähnt, hat die jahrtausendalte Nachbarschaft von Juden und Arabern in der gleichen Großregion bestimmt genetische Spuren hinterlassen. Auch die gleiche Sprachfamilie der semitischen Sprachen weist darauf hin. Wikipedia sagt dazu.

Ähnlichkeiten zwischen Hebräisch, Aramäisch und Arabisch fielen jüdischen Grammatikern bereits im Mittelalter auf.[1] Als in der Renaissance auch in Europa die Beschäftigung mit orientalischen Sprachen einsetzte, verfassten christliche Hebraisten erste Ansätze zu einer vergleichenden Grammatik des Semitischen, wobei sie jedoch die unzutreffende Schlussfolgerung zogen, dass Aramäisch und Arabisch entartete Mischsprachen seien, die aus dem Hebräischen, der vermeintlichen Sprache des Paradieses, entstanden sind. Erst im 18. Jahrhundert begann sich eine neuere Betrachtungsweise durchzusetzen, als man erkennen musste, dass das Arabische besonders archaische Züge aufweist. In der Folge wurden weitere Sprachen entdeckt, die als semitisch identifiziert werden konnten: das Ge’ez, die modernen äthiosemitischen Sprachen, das Akkadische, das Altsüdarabische, epigraphische Zeugnisse antiker Sprachen in Syrien und Palästina und schließlich auch die moderen arabischen, aramäischen und neusüdarabischen Dialekte sowie erst 1928 das Ugaritische. Besonders die Entdeckung und Erschließung des Akkadischen hatte für die Semitistik nachhaltige Folgen, da es trotz seines hohen Alters von den damaligen Ansichten über das Protosemitische stark abweicht.
 
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also ist doch eine Verbindung zwischen Arabern und Juden vorhanden, wenn auch nur gering. Abraham ist der Stammvater aller Juden und auch von einigen arabischen Stämmen. Nach dem Beitrag von Turandokht ist der einzige Unterschied, dass die Araber Ismail als Stammvater sehen und die Juden Isaak.
Nun ja, was heißt "also doch"? Biologische Verwandtschaft besteht sowieso, einfach durch die geografische Nähe und die geschichtliche Entwicklung. Und da muß man gar nicht mehrere Jahrtausende zurückgehen.
Bei der Abraham-Geschichte geht es aber um etwas ganz anderes. Hier bewegen wir uns im Bereich der Legende. Abraham und seine Söhne hat es vielleicht sowieso nie gegeben. Die Grundidee hinter dieser Geschichte ist es zu zeigen: schaut mal, Leute, unsere Religion (Islam) ist genauso alt wie Eure. Im Islam wird ja gesagt, daß Gott immer wieder Offenbarungen herabgesandt hat und daß Juden und Christen diese falsch verstanden bzw. verfälscht hätten. Der Gott dieser drei Religionen ist der gleiche, aber nur die Muslime haben ihn wirklich verstanden. Wenn jetzt Ismail, also der erstgeborene Sohn, der Stammvater der Araber ist, dann heißt das außerdem, daß der Islam sogar ältere Wurzeln hat als das Judentum. (Daß Hagar "nur" eine Sklavin war, ist in dem Zusammenhang unerheblich, da im islamischen Familienrecht eine Sklavin, die ihrem Herrn einen Sohn gebiert, automatisch freigelassen wird und legitime Ehefrau ist. Sie ist damit "umm walad" = Mutter eines Sohnes.)
Diese "Abstammungs"legende ist ganz wichtig für das Selbstverständnis der islamischen Religion gewesen und darf eben nicht mit den realen Verwandtschaften im Nahen Osten in einen Topf geworfen werden.
 
Was aber nicht erklärt, warum Hagar und Ismael in der jüdischen Bibel auftauchen (Gen. 16). Was mich in diesem Zusammenhang desweiteren interessieren würde ist, ob es in der Ǧāhiliyya, also in der 'Unwissenheit', wie die vorislamische Zeit im arabischen Sprachgebrauch heißt, den Ismaelitenmythos gab, oder ob er erst mit Muḥammad zu einer arabischen Tradition wurde.
 
Hagar und Ismael sind nicht sonderlich untypisch für das Alte Testament.
Im wieder führt die Bibel derartige Abzweigungen vom Stammbaum der Erzväter an.
Ähnlich wie Ismael werden auch von Esau benachbarte Völker als deren Nachfahren angeführt. Davor ist auch von Nachfahren Kains, Japhets und Hams die Rede.
Resultat davon ist, dass alle nahezu biblischen Völker Verwandte der Hebräer/Israeliten sind.

Ungewöhnlich ist nur, dass muslimische Glaubensgemeinschaft darauf Bezug nimmt.
Vielleicht geht darum Mohammed, der dem Stamm der Koreischiten entstammte, einem alttestamentlichen Stammbaum zu verpassen. Wenn die Koreischiten von Ismael abstammen, wäre Mohammed eine Nachfahre Abrahams! (Sicherlich vorteilhafter als einfach Araber zu sein.)
 
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Was mich in diesem Zusammenhang desweiteren interessieren würde ist, ob es in der Ǧāhiliyya, also in der 'Unwissenheit', wie die vorislamische Zeit im arabischen Sprachgebrauch heißt, den Ismaelitenmythos gab, oder ob er erst mit Muḥammad zu einer arabischen Tradition wurde.

Eine spannende Frage. Tatsache ist ja, dass es um Yathrib/Medina (sowie im heutigen Jemen) arabische Gruppen gab, die zur mosaischen Religion konvertiert waren. Ein "Einsickern" alttestamentarischer Geschichten und Vorstellungen in die nicht-judaisierte arabische Umwelt ist grundsätzlich wohl gut denkbar. (Eine rein spekulative Hypothese: Vielleicht haben die judaisierten Araber versucht, ans Alte Tesament anzuknüpfen, indem sie sich [oder die Araber im allgemeinen] auf Ismael zurückführten.) Aber leider lässt sich die Genese des Islam bei der gegebenen Quellenlage wohl kaum so weit beleuchten, wie es nötig wäre, solche Fragen zu beantworten.
 
Aber leider lässt sich die Genese des Islam bei der gegebenen Quellenlage wohl kaum so weit beleuchten, wie es nötig wäre, solche Fragen zu beantworten.
Ja, schade ist das. Deshalb tauchen ja auch manchmal so verrückte Theorien am Wissenschaftshimmel auf, wie z.B. die über den christlichen Ursprung des Koran. Zur frühislamischen Geschichte und der Djahiliya kann man so verdammt wenig glaubhaftes finden.

Die Geschichten aus dem alten Testament und später dem Koran werden für allgemein auf der arabischen Halbinsel und weiter verbreitete Traditionen gehalten, die den Arabern auch weit vor der Entstehung des Islam bekannt waren. Interessant zu wissen wäre, welche Elemente erst später dazukamen, z.B. eben die verlangte Opferung Ismails oder daß Abraham die Kaaba renoviert haben soll. Aber mit der Quellenlage läßt sich da halt nichts anfangen. :(
 
Was aber nicht erklärt, warum Hagar und Ismael in der jüdischen Bibel auftauchen (Gen. 16). Was mich in diesem Zusammenhang desweiteren interessieren würde ist, ob es in der Ǧāhiliyya, also in der 'Unwissenheit', wie die vorislamische Zeit im arabischen Sprachgebrauch heißt, den Ismaelitenmythos gab, oder ob er erst mit Muḥammad zu einer arabischen Tradition wurde.


Hier wird es in den ersten 5 Minuten angesprochen:

timms - Tübinger Internet MultiMedia Server - List01[12]_nahost2_000_
aus:

http://www.geschichtsforum.de/f36/dynastien-namen-und-begriffe-der-isl-welt-14238/#post376774 Zum Thema: Wen wollte Abraham eigentlich opfern? (Im Koran steht nämlich nix)
 
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... Zum Thema: Wen wollte Abraham eigentlich opfern? (Im Koran steht nämlich nix)
Das sollte keine Frage sein, nach dem Motto "zurück zum Thema", sondern der Satz galt dem vorigen Link, der diese Frage beantwortet, also zum Thema 5-6 Minuten erzählt, wann eigentlich in der arab. Tradierung/Auffassung ausschließlich Ismael auf dem Felsendom geopfert werden sollte, und nicht mehr entweder Isaak, oder eher Isaak und/oder Ismael.
 
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