Was ist Wissenschaft?

JetLeechan

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Was ist Wissenschaft?
Was ist für Euch wissenschaft? Wie würdet Ihr jemandem Wisenschaft erklären? Welche Punkte müssen in eine solche Erklärung? Und um den Bogen zu Spannen, welche Ereignisse, Phasen oder Phänomene der Wissenschaftsgeschichte sollte Eurer Meinung nach die solche enthalten?

Ich würde gerne Eure Meinung erfahren, Hinweise auf Literatur oder Links könnt sind also nicht nötig, auch, wenn Ihr einer bestimmten Definition anhängt.

Viele Grüße
 
meine definition: wissenschaft grenzt sich vom glauben darin ab, als dass sämtliche thesen (vermutungen) nicht einfach behauptet werden und per machtstellung (religiöses oberhaupt, wie -jedermann -weiss -phrasen, steht so in der bibel etc) legitimiert werden, sondern:
-jede herleitung einer vermutung dokumentiert wird,
-jede untersuchung/forschung bis ins kleinste dokumentiert wird (welche laborbedingungen, welche zutaten, welche literatur, welche aussagen von wem)
- immer die option vorhanden ist, eines besseren belehrt zu werden (wahr oder unwahr der these aufgrund von neuen fakten! beispiel das märchen vom spinat, welcher lt. untersuchung eine hohe eisenkonzentration aufweisen sollte, bis gute 100 jahre später mal jemand auf die idee kam nicht die laborergebnisse abzuschreiben, sondern nachzurechnen und den kommafehler entdeckte)
-diese fakten belegt! fundstücke, nachprüfbare untersuchungsergebnisse etc,etc.
damit wäre auch das hauptstichwort gefallen: nachprüfbarkeit!

eine heutige aussage müsste demnach auch in tausend jahren, unter gleichen untersuchungsbedingungen, zum gleichen ergebniss führen.
 
- immer die option vorhanden ist, eines besseren belehrt zu werden (wahr oder unwahr der these aufgrund von neuen fakten! )
Dann hat Mathe ein Problem. Es wird keine neue Fakten geben, dass die Anzahl der Primzahlen doch endlich ist oder ich ein rechtwinkliges Dreieck zeichne, dessen Seiten nicht im Verhältnis a²+b²=c² zueinander stehen. Mathematische Beweise sind (wenn sauber geführt) endgültig.
 
Agesehen davon, dass ich diesen Wissenschaftsbegriff für Meilen zu eng gefasst halte, widersprichst Du Dir selbst:

- immer die option vorhanden ist, eines besseren belehrt zu werden

eine heutige aussage müsste demnach auch in tausend jahren, unter gleichen untersuchungsbedingungen, zum gleichen ergebniss führen.


Und sag mal, ist die Umschalttaste bei Dir kaputt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann hat Mathe ein Problem.
Hallo Themistokles! :)

Ich halte zwar wenig von autoritätsbeweisen, aber ein Zitat von einem, der sich auskennen müsste, und zwar Albert Einstein, hat folgenden Satz getan:

"So weit wie die Gesetzte der Mathematik sich auf die Realität berufen, sind sie unsicher, und dort wo sie sicher sind, betreffen sie nicht die Mathematik."

Liesse sich jetzt implizieren, daß sich Wissenschaft durch Realitätsferne auszeichnet? Nach meiner persönlichen Meinung ist das manchmal nicht von der Hand zu weisen. Vom xundneunzigsten Beweis eines als sicher geltenden Faktes (oder dem Beweis seiner Unrichtigkeit) bis hin zur Verteilung der Nobelpreise ...

Bye

Suedwester
 
Ich könnte unter anderem dieses Buch dazu empfehlen:

Der Drache in meiner Garage oder Die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven: Carl Sagan: Amazon.de: Bücher

Es scheint nämlich in der heutigen sog. "Wissensgesellschaft" so zu sein, dass nur eine Minderheit versteht, oder nachvollziehen kann, wie Wissenschaft funktioniert, die unter anderem auch eine Art zu denken mit einschließt.
"Der Wissenschaft" wird somit zunehmend mit Skepsis begegnet und Zuflucht in Pseudowissenschaft und deren Erklärungen gesucht. Auch hier im Forum gelegentlich...

Eigentlich wollte JetLeechan ja keine Links, sondern eher unsere Meinung dazu hören.

Ich werde mich aber darüber hinwegsetzen, und euch nicht kleine Auszüge aus dem obigen Buch vorenthalten, besonders die wenigen Punkte, wie man Unsinn entlarven kann, bzw. wie dabei argumentiert wird. Würde auch in dem Thread von Hyokkose gut passen.

Also nun scanne ich erstmal. Bis in 15 Minuten. Ciao.
 
Es wird versucht, mit scheinbar wissenschaftlichen Methoden, etwas zu erklären und zu begründen. Z.B. wird eine vermeintliche Hexe ins Wasser mit Steinen beschwert ins Wasser geworfen, kann sie trotzdem schwimmen, ist sie keine, was dann als bewiesen gilt, geht sie aber unter, muss sie vom Teufel besessen sein, wie das "Experiment" ja aufzeigte.

Oder Kreationisten, die sogar in den USA ganze Museen betreiben, und somit versuchen, sich mit anderen Naturmuseen auf eine Stufe zu stellen und "Wissenschaftlichkeit" zu suggerieren.
Dabei genügt die Pseudowissenschaft meist nicht den Anforderungen der Methoden der Wissenschaftlichkeit. Z.B. unabhängige Wiederholbarkeit von Experimenten überall auf der Welt, unabhängig von Weltanschauungen, auch durch Doppelblindversuche, usw.

Aber nun scanne ich erstmal, und schreibe mehr, wenn du noch mehr von mir hören möchtest, der Master der Argumentation, Hyokkose, ist ja leider nicht mehr da... der hätte es vermutlich noch viel besser auf den Punkt gebracht.
 
So, nun aus obigem Buch die S. 259 ff.
Dazu muss noch erläutert werden, dass Carl Sagan (Buch erschien 1996) Naturwissenschaftler ist, insofern die Wissenschaft es dort ggf. leichter hat, als bei Geisteswissenschaften, wo es größere Interpretationsschwankungen geben kann.
Deshalb vertraue ich in diesem Falle auch auf anerkannte Autoritäten (oder wie C. Sagan eher sagen würde, Fachleuten), solange keine aktuelleren Autoritäten mit neu entdeckten Quellen auf dem Plan treten und in der Zunft positive Resonanz finden. Besonders in Bereichen, wo ich mich nicht so gut auskenne, denn ich habe eben anders als z.B. professionelle Byzantinisten mit jahrzehntelanger Erfahrung nicht den Ein- und Überblick über das aktuelle Geschehen und Entwicklungslinien der Zunft.

Ich habe die Kursiv-Italic-Schreibung aus dem Originaltext hier wiedergegeben.

Zitat Anfang:

"In der Wissenschaft stehen am Anfang vielleicht Ergebnisse von Experimenten, Daten, Beobachtungen, Messungen, »Fakten«. Wir denken uns, wenn wir können, eine Vielzahl möglicher Erklärungen aus und konfrontieren jede Erklärung systematisch mit den Fakten. Im Laufe ihrer Ausbildung legen sich Wissenschaftler das nötige Rüstzeug zur Entlarvung von Unsinn zu. Dieses Rüstzeug wird ganz nüchtern immer dann angewandt, wenn neue Ideen untersucht werden sollen. Falls die neue Idee dieser Überprüfung standhält, übernehmen wir sie freudig, wenn auch mit aller Vorsicht. Wenn man so zu arbeiten pflegt, wenn man nicht jeden Unsinn akzeptiert, dann kann man gewisse Vorkehrungen dafür treffen: Es gibt nämlich eine bewährte, immer wieder getestete Methode. Was befindet sich in unserem Rüstzeug? Instrumente zum skeptischen Denken.
Skeptisches Denken läuft darauf hinaus, daß es die Mittel zur Verfügung stellt, ein durchdachtes Argument zu formulieren und zu verstehen sowie - was besonders wichtig ist - ein irriges oder betrügerisches Argument zu durchschauen. Es kommt nicht darauf an, ob uns die Schlußfolgerung gefällt, die sich aus einer Argumentationskette ergibt, sondern ob die Schlußfolgerung sich aus der Prämisse oder vom Ausgangspunkt her ableiten läßt und ob diese Prämisse wahr ist.

Hier einige dieser Instrumente:

  • Die »Fakten« müssen nach Möglichkeit immer von unabhängiger Seite bestätigt werden.
  • Suchen Sie eine stichhaltige Diskussion des Beweismaterials durch kenntnisreiche Vertreter aller Standpunkte herbeizuführen.
  • Autoritäre Argumente haben wenig Gewicht - »Autoritäten« haben sich immer wieder geirrt und werden sich immer wieder irren. Vielleicht sollte man lieber sagen, daß es in der Wissenschaft keine Autoritäten gibt, sondern höchstens Fachleute.
  • Entwickeln Sie mehr als eine Hypothese. Wenn etwas erklärt werden soll, dann denken Sie an alle Möglichkeiten, wie es erklärt werden könnte. Dann denken Sie an die Tests, mit denen Sie systematisch jede dieser Möglichkeiten widerlegen könnten. Was dann noch übrigbleibt, die Hypothese also, die bei dieser darwinistischen Auslese unter »mehrfachen Arbeitshypothesen« einer Widerlegung standhält, hat eine viel bessere Chance, die richtige Lösung zu sein, als wenn Sie sich einfach mit der erstbesten Idee begnügen, die Ihnen gefällt.
  • Versuchen Sie, nicht allzusehr an einer Hypothese zu hängen, nur weil sie von Ihnen stammt. Sie ist nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Wissen. Fragen Sie sich, warum Ihnen diese Idee gefällt. Vergleichen Sie sie fair mit den Alternativen. Suchen Sie nach Gründen, sie abzulehnen. Wenn Sie das nicht tun, werden andere es tun.
  • Quantifizieren Sie. Wenn das, was Sie erklären wollen, sich auf irgendeine Weise messen läßt, irgendeine numerische Quantität aufweist, dann sind Sie viel eher in der Lage, zwischen konkurrierenden Hypothesen zu unterscheiden. Was vage und qualitativ ist, erlaubt viele Erklärungen. Natürlich lassen sich Wahrheiten in den vielen Qualitätsfragen ausfindig machen, denen wir uns stellen müssen, aber sie zu finden ist weitaus schwieriger.
  • Bei einer Argumentationskette muß jedes Glied (einschließlich der Prämisse) funktionieren - nicht nur die meisten Glieder.
  • Ockhams Rasiermesser. Wenn wir es mit zwei Hypothesen zu tun haben, die die Daten gleich gut erklären, müssen wir nach dieser praktischen Faustregel die einfachere wählen.
  • Fragen Sie sich immer, ob die Hypothese zumindest im Prinzip falsifiziert werden kann. Behauptungen, die nicht überprüfbar, nicht falsifizierbar sind, sind auch nicht viel wert. Denken wir etwa an die großartige Idee, daß unser Universum und alles darin nichts weiter als ein Elementarteilchen - sagen wir, ein Elektron - in einem viel größeren Kosmos ist. Aber wenn wir niemals Informationen außerhalb unseres Universums gewinnen können, läßt sich die Idee auch nicht widerlegen. Sie müssen in der Lage sein, Behauptungen zu überprüfen. Hartnäckige Skeptiker müssen die Chance bekommen, Ihren Überlegungen zu folgen, Ihre Experimente zu wiederholen und festzustellen, ob sie zu dem gleichen Ergebnis gelangen.
Wie ich zuvor schon betont habe, ist es entscheidend, daß man sich auf sorgfältig ausgedachte und kontrollierte Experimente verlassen kann. Durch bloßes Nachdenken werden wir nicht viel erfahren. Es ist verlockend, sich mit der erstbesten Erklärung zu begnügen. Eine ist doch viel besser als gar keine. Aber was geschieht, wenn wir uns mehrere ausdenken können? Wie entscheiden wir uns dann für eine von ihnen? Zunächst gar nicht. Wir unterziehen sie dem Experiment.
[...]

Jedes gute Rüstzeug zur Entlarvung von Unsinn muß uns nicht nur sagen können, was wir tun müssen, um den Wahrheitsgehalt einer Behauptung zu überprüfen, sondern auch, was wir nicht tun sollen. Es ist uns dabei behilflich, die häufigsten und gefährlichsten logischen Irrtümer und rhetorischen Trugschlüsse zu durchschauen. Viele gute Beispiele lassen sich in der Religion und in der Politik finden, weil die Menschen, die sie betreiben, so oft zwei einander widersprechende Thesen rechtfertigen müssen.

Zu diesen Irrtümern und Trugschlüssen zählen:

  • Das argumentum ad hominem (lateinisch »an den Menschen« appellierend) - dabei wird der Argumentierende und nicht das Argument angegriffen. Beispiel: Die Pastorin Dr. Smith ist eine bekannte Bibelfundamentalistin, daher müssen ihre Einwände gegen die Evolutionstheorie nicht ernst genommen werden.
  • Das Autoritätsargument. Beispiel: Präsident Richard Nixon sollte wiedergewählt werden, weil er einen Geheimplan für die Beendigung des Krieges in Südostasien hat - aber weil er geheim war, gab es für die Wählerschaft keine Möglichkeit, seine Vorzüge zu bewerten; das Argument lief darauf hinaus, ihm zu vertrauen, weil er Präsident war - ein Fehler, wie sich herausstellte.
  • Das Argument der negativen Folgen. Beispiel: Ein Gott, der Strafe und Lohn verteilt, muß existieren, denn andernfalls wäre die Gesellschaft viel gesetzloser und gefährlicher - vielleicht sogar unregierbar. Oder: Der Angeklagte in einem aufsehenerregenden Mordprozeß muß für schuldig erklärt werden - sonst werden andere Männer ermutigt, ihre Frauen zu ermorden.
  • Die Berufung auf Unwissenheit - die Behauptung, was nicht als falsch bewiesen sei, müsse wahr sein, und umgekehrt Beispiel: Es gibt keine zwingenden Beweise, daß UFOs die Erde nicht besuchen; daher existieren UFOs - und überall im Universum gibt es intelligentes Leben. Oder: Vielleicht gibt es ja Abermillionen von anderen Welten, aber wir kennen keine einzige, die moralisch so hochstehend ist wie die Erde, daher stellen wir noch immer das Zentrum des Universums dar. Diese Ungeduld in zweifelhaften Fällen läßt sich mit dem Satz kritisieren: Das Fehlen eines Beweises ist kein Beweis für das Fehlen.
  • Das spitzfindige Argument, das oft zur Rettung einer Behauptung vorgebracht wird, wenn man in tiefen rhetorischen Schwierigkeiten steckt. Beispiel: Wie kann ein barmherziger Gott künftige Generationen zu unendlichem Leid verurteilen, nur weil eine einzige Frau gegen einen ausdrücklichen Befehl einen Mann dazu gebracht hat, einen Apfel zu essen? Spitzfindiges Argument: Du verstehst eben nicht die subtile Lehre vom freien Willen. Oder: Wie konnte Gott es zulassen, daß die Anhänger des Judaismus, des Christentums und des Islam - die jeweils dazu angehalten sind, in geradezu heroischem Maße Barmherzigkeit und Mitgefühl an den Tag zu legen - so viele Grausamkeiten so lange verübt haben? Spitzfindiges Argument: Du verstehst wieder einmal nicht die Willensfreiheit. Und außerdem sind die Wege Gottes unergründlich.
  • Etwas ohne Beweis voraussetzen oder etwas unterstellen. Beispiel: Wir müssen die Todesstrafe einführen, um vor Gewaltverbrechen abzuschrecken. Aber sinkt die Rate der Gewaltverbrechen tatsächlich, wenn die Todesstrafe verhängt wird? Oder: Die Aktienkurse sind gestern wegen einer technischen Anpassung und infolge von Gewinnmitnahmen der Anleger gefallen - aber gibt es irgendeinen eigenständigen Beweis dafür, daß »Anpassung« und Gewinnmitnahme eine derart ursächliche Rolle gespielt haben - haben wir überhaupt irgend etwas aus dieser vermeintlichen Erklärung erfahren?
  • Die empirische Auswahl oder die Beschränkung auf die günstigen Umstände, oder wie es der Philosoph Francis Bacon formuliert hat: man zählt die Treffer und vergißt die Fehlschüsse.* Beispiel: Ein Staat rühmt sich der Präsidenten, die er hervorgebracht hat, verschweigt aber seine Serienmörder.

  • Die Statistik der kleinen Zahlen - der empirischen Auswahl nahe verwandt. Beispiel: »Wie es heißt, sei jeder fünfte Mensch Chinese. Wie ist das möglich? Ich kenne Hunderte von Menschen, aber kein einziger davon ist Chinese. Hochachtungsvoll.« Oder: »Ich habe dreimal hintereinander die Sieben gewürfelt. Heute abend kann ich nicht verlieren.«
  • Das Wesen der Statistik mißverstehen. Beispiel: Präsident Dwight Eisenhower ist erstaunt und beunruhigt, als er erfährt, daß die Hälfte aller Amerikaner eine unterdurchschnittliche Intelligenz haben.
  • Innerer Widerspruch. Beispiel: Man stellt sich wohlweislich auf das Schlimmste ein, wozu ein militärischer Gegner imstande ist, ignoriert aber aus Sparsamkeit wissenschaftliche Hochrechnungen von Umweltgefahren, weil sie nicht »bewiesen« sind. Oder: Man schreibt die rückläufige Lebenserwartung in der ehemaligen Sowjetunion den Fehlern des Kommunismus vor vielen Jahren zu, aber niemals die hohe Säuglingssterblichkeitsrate in den USA (inzwischen die höchste unter den großen Industrienationen) den Fehlern des Kapitalismus. Oder: Man hält es für vernünftig, daß das Universum auch weiterhin in alle Ewigkeit existieren wird, hält aber die Möglichkeit für absurd, daß es auch eine unendliche Vergangenheit hat.
  • Non sequitur (lateinisch »es folgt nicht«) - der Trugschluß. Beispiel: Unsere Nation wird die Vorherrschaft haben, weil Gott groß ist. Aber das behauptet jede Nation von sich - die deutsche Formulierung lautete »Gott mit uns«. Oft haben diejenigen, die sich einem Trugschluß hingeben, es einfach versäumt, andere Möglichkeiten wahrzunehmen.
  • Das Argument post hoc, ergo propter hoc (lateinisch »es geschah danach, also wurde es dadurch verursacht«). Beispiel: Jaime Cardinal Sin, Erzbischof von Manila: »Ich kenne... eine Sechsundzwanzigjährige, die wie sechzig aussieht, weil sie die Pille nimmt.« Oder: Bevor Frauen wahlberechtigt waren, gab es keine Atombomben.
  • Die sinnlose Frage. Beispiel: Was passiert, wenn eine unwiderstehliche Kraft auf ein unbewegliches Objekt trifft? Aber wenn es so etwas wie eine unwiderstehliche Kraft gibt, dann kann es keine unbeweglichen Objekte geben, und umgekehrt.
  • Das ausgeschlossene Mittlere oder die falsche Dichotomie - es werden nur die beiden Extreme in einem ganzen Spektrum von Möglichkeiten betrachtet. Beispiel: »Natürlich, ergreif nur für ihn Partei - mein Mann ist vollkommen, ich habe immer unrecht.« Oder: »Entweder liebst du dein Land, oder du haßt es.« Oder: »Wenn Sie nicht ein Teil der Lösung sind, dann sind Sie ein Teil des Problems.«
  • Kurzfristig kontra langfristig - gehört eigentlich unter die Rubrik des ausgeschlossenen Mittleren, ist aber so wichtig, daß ich es eigens herausstelle. Beispiel: Wir können uns kein Programm zur Ernährung unterernährter Kinder und zur Erziehung von Vorschulkindern leisten. Wir müssen uns dringend mit dem Verbrechen auf den Straßen befassen. Oder: Warum sollten wir den Weltraum erkunden oder Grundlagenforschung betreiben, wenn es so viele obdachlose Menschen gibt?
  • Der gefährliche Weg, hängt mit der ausgeschlossenen Mitte zusammen. Beispiel: Wenn wir die Abtreibung in den ersten Schwangerschaftswochen erlauben, läßt sich die Tötung eines ausgewachsenen Säuglings unmöglich verhindern. Oder im Gegenteil: Wenn der Staat die Abtreibung sogar im neunten Monat verbietet, wird er uns bald sagen, was wir mit unseren Körpern um die Zeit der Empfängnis zu tun haben.
  • Verwechslung von Korrelation und Ursache. Beispiel: Laut einer Umfrage sind mehr Menschen mit College-Abschlüssen homosexuell als Menschen mit einer geringeren Bildung - also macht Bildung die Menschen schwul. Oder: Erdbeben in den Anden treten immer dann auf, wenn der Planet Uranus der Erde am nächsten steht; daher verursacht letzteres ersteres - die Korrelation mit dem näheren, schwereren Planeten Jupiter wird dabei völlig außer acht gelassen.
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  • Der Strohmann - man karikiert eine Position, damit man sie um so leichter angreifen kann. Beispiel: Wissenschaftler nehmen an, daß Lebewesen schlicht durch Zufall entstanden sind - eine Formulierung, die bewußt die zentrale darwinistische Erkenntnis ignoriert, daß die Natur selektiert, indem sie erhält, was funktioniert, und aussondert, was nicht funktioniert. Oder - und das hat auch etwas mit dem Verwechseln von kurzfristig und langfristig zu tun- : Umweltschützer interessieren sich mehr für Schlangenhalsvögel und Fleckenkäuze als für Menschen.
  • Unterdrückte Beweise oder Halbwahrheiten. Beispiel: Eine erstaunlich genaue und allgemein zitierte »Prophezeiung« des versuchten Attentats auf Präsident Reagan wird im Fernsehen gezeigt - aber (wichtiges Detail!) wurde sie vor oder nach dem Ereignis aufgenommen? Oder: Dieser Machtmißbrauch durch die Regierung verlangt nach einer Revolution, selbst wenn man für ein Omelett einige Eier aufschlagen muß. Gewiß, aber wird das vielleicht eine Revolution, in der viel mehr Menschen umgebracht werden als unter dem vorigen Regime? Was zeigt die Erfahrung im Hinblick auf andere Revolutionen? Sind alle Revolutionen gegen Unterdrückungsregime wünschenswert und im Interesse der Menschen?
  • Euphemismen. Beispiel: Die in der US-Verfassung vorgeschriebene Gewaltenteilung sieht ausdrücklich vor, daß die USA keinen Krieg ohne eine Erklärung durch den Kongreß führen dürfen. Andererseits hat der Präsident die Kontrolle über die Außenpolitik und die Kriegführung, also potentiell mächtige Instrumente für eine Wiederwahl in der Hand. Präsidenten beider politischen Parteien können daher in Versuchung geraten, Kriege anzuzetteln, während sie die Friedensfahne schwenken und diese Kriege als etwas anderes bezeichnen: »Polizeiaktionen«, »bewaffnete Einmärsche«, »schützende Gegenschläge«, »Befriedung«, »Wahrung amerikanischer Interessen« und als alle möglichen »Operationen« wie »Operation Gerechte Sache«. Euphemismen für den Krieg stellen eine umfassende Klasse von sprachlichen Umbenennun-gen zu politischen Zwecken dar. Talleyrand hat einmal gesagt, daß eine bedeutende Kunst der Politiker darin bestehe, neue Namen für Institutionen zu finden, die unter ihren alten Namen für die Öffentlichkeit verhaßt geworden sind.
Unser Rüstzeug wird durch die Kenntnis derartiger logischer Irrtümer und rhetorischer Trugschlüsse abgerundet. Wie alle Instrumente kann auch das Rüstzeug zur Entlarvung von Unsinn mißbraucht, aus dem Zusammenhang herausgerissen angewendet oder gar als mechanische Alternative zum Denken eingesetzt werden. Aber bei kluger Anwendung liegt darin der entscheidende Unterschied - nicht zuletzt in der Bewertung unserer Argumente, bevor wir sie anderen darlegen.

* Mein Lieblingsbeispiel ist diese Anekdote über den italienischen Physiker Enrico Fermi, der gerade nach Amerika gekommen war, für das Manhattan-Projekt zur Entwicklung der Atombombe abgestellt wurde und mitten im Zweiten Weltkrieg US-Flaggoffizieren persönlich gegenüberstand. Soundso ist ein großer General, erklärte man ihm.
Wie lautet die Definition für einen großen General? wollte Fermi bezeichnenderweise wissen.
Ich vermute, ein General, der viele Schlachten hintereinander gewonnen hat.
Wie viele?
Nach einigem Hin und Her einigte man sich auf fünf.
Wieviel Prozent der amerikanischen Generäle sind dann groß?
Nach weiterem Hin und Her einigte man sich auf ein paar Prozent.
Aber stellen Sie sich vor, erwiderte Fermi, daß es so etwas wie einen großen General gar nicht gibt, daß alle Armeen gleich stark sind und daß der Sieg in einer Schlacht reiner Zufall ist. Dann ist die Chance, eine Schlacht zu gewinnen, eins zu zwei; bei zwei Schlachten eins zu vier, bei drei eins zu acht, bei vier eins zu sechzehn und bei fünf aufeinanderfolgenden Schlachten eins zu zweiunddreißig - und das sind etwa drei Prozent. Sie würden also von vornherein erwarten, daß ein paar Prozent der amerikanischen Generäle fünf aufeinanderfolgende Schlachten gewinnen - rein zufällig. Hat denn nun irgendeiner zehn Schlachten nacheinander gewonnen...?"

Zitat Ende.

Siehe auch Hyokkoses Vermächtnis:
http://www.geschichtsforum.de/f55/wie-man-unhaltbare-thesen-verteidigt-9639/
 
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Hallo Themistokles! :)

Ich halte zwar wenig von autoritätsbeweisen, aber ein Zitat von einem, der sich auskennen müsste, und zwar Albert Einstein, hat folgenden Satz getan:

"So weit wie die Gesetzte der Mathematik sich auf die Realität berufen, sind sie unsicher, und dort wo sie sicher sind, betreffen sie nicht die Mathematik."
Den Spruch finde ich etwas wirr.
Wenn aus Realitätsbezug Unsicherheit folgt, dann müssen die sicheren Sätze notwendigerweise sich auf Unrealistisches Beziehen. Sie betreffen aber auch nicht die Mathematik.
Worauf beziehen sie sich denn dann, wenn nicht auf Mathematik oder Realität?
 
Nach Lynxxx' Ausführungen wäre das dann der Punkt der ausgeschlossenen Mitte. Oder um in "Mathematisch" zu sprechen: Mathematik erweist sich bezüglich der Realität als hinreichend genau. Aber eben nur hinreichend. Weil ein (nach meiner Meinung) ausreichend komplexes mathematisches Modell (von was ausreichend Komplexem auch immer) aus (systematischen oder individuellen) Unvollkommenheit der betrachteten Umgebungsvariablen nie "wirklich" exakt sein kann.
Ich rede jetzt nicht von "1+1=2" (was zu beweisen auch vier Semester dauert, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weis), sondern von so etwas, wie es wohl gerade in einer Fernsehserie namens "Numbers" praktiziert werden soll. Ich sage werden soll, weil ich mangels Fernseher die Serie nur vom Hörensagen -durch Mathematiker, die sich köstlich darüber amüsieren - kenne. Was damit schonwieder ein Autoritätsbeweis wäre ... *grübel*

Nachtrag: Etwas, was in mindestens einem Falle unsicher ist, kann nicht den Anspruch vollkommener Sicherheit für sich erheben. Das heisst aber nicht, daß es IMMER unsicher sein muss. So wie beim Schießen - Es ist nicht gesagt, daß ich immer treffe, aber je nach den gegebenen Randbedingungen manchmal schon. Anders Ausgedrückt hiesse der Satz von Einstein also: "Mathematik ist unsicher. Außer manchmal." Und das passt in meinem Verständnis.
 
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"So weit wie die Gesetzte der Mathematik sich auf die Realität berufen, sind sie unsicher, und dort wo sie sicher sind, betreffen sie nicht die Mathematik."
Muss es nicht heißen "... betreffen sie nicht die Realität." ?

Mathematik ist die Wissenschaft, die Regeln beschreibt. Die stimmen immer, sofern diese Regeln den Regeln des Regelbeschreibungssystems entsprechen, aber nie, wenn sie auf reales System angewandt werden sollen, denn die Regeln sind gerade und die Realität ist krumm und wenn man die Regeln biegt, dann passen sie nicht mehr so genau zueinander, und dann sind es keine genauen Regeln mehr.

Aristoteles meinte, die Geschwindigkeit eines fallenden Steins steigere sich nach der Regel 1, 2. 3. 4. 5,..

Newton sagte, nein, es verhält sich quadratisch, also 1, 2, 4, 8,..

Ein Fallschirmspringer weiss, dass er im freien Fall eine Höchstgeschwindigkeit von ca. 180 km/h erreicht, also nix mit quadratisch.

Ein Fallschirmstringer ist kein Stein, sagt der Philosoph, denn er hat 1 Bewußtsein.

Wer hat nun rechter als die anderen ?

Also, Aristoteles hat immerhin erkannt, dass fallende Körper immer schneller werden.

Stimmt ja gar nicht, sagt der Fallschirmspringer, und er hat Recht, denn er beschreibt die Realität am besten.

Da erzählt ihm Newton was von der Luftreibung, die man ja auch noch hinzurechnen müsse.

Und was muss man noch hinzurechnen ? Darf man überhaupt die Erde als Punktmasse definieren ? Und darf man überhaupt mit der Schwerkraft rechnen, wo doch niemand weiß, was das überhaupt ist (obwohl man sie so gut messen kann).

Fazit : Alle Dinge sind unterschiedlich, wenn man sie nur hinreichend differenziert betrachtet und alle Dinge sind gleich, wenn man sie nur hinreichend undifferenziert betrachtet.
 
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@lynxxx: Dazu muss noch erläutert werden, dass Carl Sagan (Buch erschien 1996) Naturwissenschaftler ist, insofern die Wissenschaft es dort ggf. leichter hat, als bei Geisteswissenschaften, wo es größere Interpretationsschwankungen geben kann.
Der Begriff "Wissenschaftler" ist, anders als akademische Titel nicht geschützt, jeder Scharlatan kann sich so nennen. Dazwischen gibt es eine gewisse Grauzone. Der von dir erwähnte Carl Sagan, ging ganz gern unkonventionelle Wege, z.B. bei Spekulationen über außerirdisches Leben und schrieb auch die Romanvorlage zu "Contact" (mit Jodie Foster in der Hauptrolle). Er galt dennoch als brillianter Kopf und war allgemein anerkannt. Einige Leute, ich denke da an Einstein oder Hawking sind bzw. waren ja regelrechte Popstars der Branche.
Wie die von Zeit zu Zeit aufkommenden Skandale zeigen, sind auch Wissenschaftler nicht gegen Irrtümer und menschliche Schwächen gefeit, eines der berühmtesten Beispiele hier:
Paul Kammerer ? Wikipedia
Gefährlich wird es, wenn die Wissenschaft von Ideologie vereinnahmt wird.
Lyssenkoismus ? Wikipedia

Grundregel in der Naturwissenschaft ist, dass ihre Ergebnisse mess- und reproduzierbar, also experimentell nachprüfbar sein müssen. Wo es in einer Messreihe unterschiedliche Ergebnisse gibt ("Hamsterpassage im Labyrinth"), kommt die Statistik zur Anwendung.
 
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...Der von dir erwähnte Carl Sagan, ging ganz gern unkonventionelle Wege, z.B. bei Spekulationen über außerirdisches Leben ...

Ich habe von ihm einige Bücher, von "Unser Kosmos" aus den achtzigern bis zu dem Pulitzerbuch "Die Drachen von Eden" welches ich mir später zulegte. Was meinste denn mit "unkonventionelle Wege"?
Mit Thesen zu außerirdischem Leben meinte er in seinen bisherigen Werken immer die sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass es in unserer Milchstrasse noch Leben geben müsste, und die hohe Wahrscheinlichkeit, dass es in unserem Universum noch anderes intelligentes Leben dem Menschen vergleichbar oder weiterentwickelt, geben müsste. (Beruht IMHO auch nicht auf seinen Annahmen/Berechnungen, sondern auf Vorgänger.)
Was er nicht meinte, sind die UFOs, Alien-Entführungen, etc. deren extraterristische Existenz er in den von mir gelesenen Werken immer bis zum Beweis des Gegenteils bestritt und eher den Tücken des Gehirns, denn der Realität zuordnete.

:grübel::winke:
 
Anders Ausgedrückt hiesse der Satz von Einstein also: "Mathematik ist unsicher. Außer manchmal." Und das passt in meinem Verständnis.
Aber worauf bezieht sich denn nun die sichere Mathematik?
"So weit wie die Gesetzte der Mathematik sich auf die Realität berufen, sind sie unsicher, und dort wo sie sicher sind, betreffen sie nicht die Mathematik."
Offensichtlich nicht auf die Realität, denn die sich darauf beziehenden Sätze sind unsicher.
Aber auch nicht auf die Mathematik, da dies laut Einstein kein Bezugspunkt sicherer Sätze ist.
Das stört mich an dem Satz.
 
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