Gibt/gab es Naturvölker ?

@Klaus: Sind vielleicht in Amerika aus der Erfahrung mit der Ausrottung von Großsäugern am Ende der letzten Eiszeit doch (indianische) Geisteshaltungen/ Kulturen/ Religionen hervorgegangen, die eine Selbstbeschränkung im Grad der Ausbeutung von Ressourcen vorschreiben, etwa einem - wie auch immer verbrämten - Verhaltenskodex gegenüber dem bejagten Wild, mit dem diesem eine Chance zur Regeneration gelassen wird ?

Das kann schon so sein. Mit der Einführung "europäischer Errungenschaften" wie Feuerwaffen, Pferde und Alkohol verwässerte diese Haltung offenbar wieder. Ich habe bei anderer Gelegenheit schon mal gepostet, dass es die Prärieindianer des 19. Jahrhunderts mit diesen Möglichkeiten vermutlich über kurz oder lang auch aus "eigener Kraft" geschafft hätten, die Büffelherden bis an den Rand der Ausrottung zu dezimieren.
 
...dass es die Prärieindianer des 19. Jahrhunderts mit diesen Möglichkeiten vermutlich über kurz oder lang auch aus "eigener Kraft" geschafft hätten, die Büffelherden bis an den Rand der Ausrottung zu dezimieren.
Aber hätten Sie es denn getan ?
Oder hätte der Große Geist es ihnen untersagt ?

(Oder wäre der Geist aus der Flasche stärker gewesen ?)

Ich meine mit "Naturvölkern" solche, deren Kultur eine Hemmschwelle gegen eine maximale Ausbeutung der Natur enthält und somit zu nachhaltigem Umgang mit derselben führen kann.
 
@Klaus: Aber hätten Sie es denn getan ?

Sie waren offenbar im Begriff, es zu tun, vor allem als sie erstmal Repetiergewehre hatten. Buffalo Bill und Konsorten kamen ihnen allerdings zuvor, deshalb muss man den letzten Beweis schuldig bleiben. Die Anzahl der von Prärieindianern erlegten Büffel war jedenfalls immens (mehrere 100000 pro Jahr). Da die Prärie- und Plainskultur recht jung war (ca. 100 Jahre), hätten das die Bisonbestände auf Dauer auch nicht verkraftet.

Ein aktuelles Beispiel: Die Inuit beharren auf ihrem Recht (und bekommen es), jährlich eine feste Anzahl Wale, Walrosse und Eisbären zu jagen. Von 3-4 mit modernen Gewehren angeschossenen Narwalen (bestandsbedroht!!!) wird vielleicht einer geborgen. In National Geographic war vor einiger Zeit etwas darüber. Heutzutage ist das in meinen Augen ein Anachronismus, fürs materielle und kulturelle Überleben indigener Kulturen wirklich nicht mehr nötig.
 
balticbirdy hat schon etwas sehr interessantes Beschrieben. Die sogenannten Naturvölker haben mitunter keine Hemmungen Raubbau zu begehen, wenn sie die Mittel dazu haben. Ein schönes Beispiel ist da der Biber, den die Indianer nahezu ausrotteten um deren Fell an Trapper zu verkaufen. (Zweifler mögen jetzt Trappern die Schuld geben.)

Mir ist aber aufgefallen, dass die Deutung der Naturvölker als ökologisch verträgliche Lebensform neu ist. Hierzu Meyers Lexikon von 1911:
Die Völker, die man als N. zusammenfaßt, stehen im guten wie im schlimmen Sinn der Natur näher als wir, sie sind nicht durch eine so breite Schicht menschlich beeinflußter oder umgestalteter Dinge, Begriffe und Abstraktionen von den unbewußt schaffenden Naturkräften geschieden.
Der Begriff Naturvolk ist hier nicht nur positiv besetzt!
Zum Thema Nachhaltigkeit gibt es eine gegensätzliche Ansicht:
Auch im Wirtschaftsleben lassen sich beträchtliche Gegensätze erkennen; es ist hierbei rätlich, bei den Naturvölkern selbst eine unterste Schicht, die nur aneignende Wirtschaft treibt und infolgedessen zum unsteten Umherwandern gezwungen ist, von den mehr seßhaften primitiven Ackerbauern und Viehzüchtern zu unterscheiden. Erst die eigentlichen Kulturvölker, deren Ackerbau den Boden nicht erschöpft, sind fest und dauernd mit diesem verbunden.
Die Naturvölker erschöpfen mit ihrer Landwirtschaft den Boden müssen daher umherwandern. Die Kulturvölker erhalten hingegen (durch Düngung) die Fruchtbarkeit des Boden, wirtschaften also nachhaltig.:D
 
Zu diesem Thema gibt <link rel="File-List" href="file:///C:%5CDOKUME%7E1%5CKlaus%5CLOKALE%7E1%5CTemp%5Cmsohtml1%5C01%5Cclip_filelist.xml"><!--[if gte mso 9]><xml> <w:WordDocument> <w:View>Normal</w:View> <w:Zoom>0</w:Zoom> <w:HyphenationZone>21</w:HyphenationZone> <w:punctuationKerning/> <w:ValidateAgainstSchemas/> <w:SaveIfXMLInvalid>false</w:SaveIfXMLInvalid> <w:IgnoreMixedContent>false</w:IgnoreMixedContent> <w:AlwaysShowPlaceholderText>false</w:AlwaysShowPlaceholderText> <w:Compatibility> <w:BreakWrappedTables/> <w:SnapToGridInCell/> <w:WrapTextWithPunct/> <w:UseAsianBreakRules/> <w:DontGrowAutofit/> </w:Compatibility> <w:BrowserLevel>MicrosoftInternetExplorer4</w:BrowserLevel> </w:WordDocument> </xml><![endif]--><!--[if gte mso 9]><xml> <w:LatentStyles DefLockedState="false" LatentStyleCount="156"> </w:LatentStyles> </xml><![endif]--><style> <!-- /* Font Definitions */ @font-face {font-family:Verdana; panose-1:2 11 6 4 3 5 4 4 2 4; mso-font-charset:0; mso-generic-font-family:swiss; mso-font-pitch:variable; mso-font-signature:536871559 0 0 0 415 0;} /* Style Definitions */ p.MsoNormal, li.MsoNormal, div.MsoNormal {mso-style-parent:""; margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-fareast-font-family:"Times New Roman";} p.MsoHeader, li.MsoHeader, div.MsoHeader {margin:0cm; margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; tab-stops:center 8.0cm right 16.0cm; font-size:12.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-fareast-font-family:"Times New Roman";} @page Section1 {size:595.3pt 841.9pt; margin:70.85pt 70.85pt 2.0cm 70.85pt; mso-header-margin:36.0pt; mso-footer-margin:36.0pt; mso-paper-source:0;} div.Section1 {page:Section1;} --> </style><!--[if gte mso 10]> <style> /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman"; mso-ansi-language:#0400; mso-fareast-language:#0400; mso-bidi-language:#0400;} </style> <![endif]--> Jared Diamond in „Kollaps“ einen Bericht von R. Firth aus dem Jahre 1929 über Tikopa wieder, einer knapp 5 qkm großen Insel, die abgelegen im Südwestpazifik liegt und seit 3.000 Jahren ununterbrochen besiedelt ist. Dort lebten 1.200 Menschen.
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Archäologische Arbeiten haben ergeben, dass die ersten Einwanderer um 900 v. Chr. Brandrodung betrieben und sich zunächst von Vögeln, von Fledermäusen und Muscheln ernährten, bis diese dort im Laufe der ersten tausend Jahre ausstarben oser knapp wurden. Die Bevölkerung ging zu Landwirtschaft und Schweinehaltung über. Die Landwirtschaft ist raffiniert auf Erntemaximierung und Nachhaltigkeit ausgerichtet. Dazu gehört die Nutzung der verschiedenen „Stockwerke“ des Regenwaldes und Nahrungstabus. Die Schweine wurden übrigens später absichtlich ausgerottet, da sie zuviel pflanzliche Nahrung verbrauchten, so dass es effektiver war, diese selbst zu verzehren.<o:p>

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Die Bewohner kannten folgende Methoden zur Bevölkerungskontrolle : Heiratverbote für jüngere Söhne in Verbindung mit Polygamieverbot für die überzähligen Frauen, Koitus interruptus, Spätabtreibung und Kindestötung (bei Geburten durch Unverheiratete), Selbstmord durch Erhängen oder Hinausschwimmen auf’s Meer, Quasi-Selbstmord durch Hinaussegeln. In Zeiten von Hungersnot metzeln abwechselnd (!) die Angehörigen der einen dort lebenden Sippe die Angehörigen der anderen nieder (es hatte zwei Einwanderungswellen gegeben).<o:p></o:p><o:p></o:p>
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Es wird deutlich, dass dieses „Naturvolk“ eigentlich ein Kulturvolk war, das sich nach der ersten Phase der Nahrungsbeschaffung eine Krise erlebt haben und aus dieser eine Lehre gezogen haben muss. Die dazu notwendigen Maßnahmen waren sehr rigouros und wurden durch religiöse Riten im Wertesystem der Menschen verankert.<o:p></o:p>
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Was wurde aus dieser idyllischen Insel ? Die Briten verboten Seereisen und Krieg, die Missionare Abtreibung, Kindstötung und Selbstmord. Die Bevölkerung wuchs, der aufkommende Hunger wurde durch die mildtätigen Briten gelindert, schließlich wurde ein Teil der Bevölkerung umgesiedelt (es gab ja plötzlich ein Woanders).<o:p></o:p>
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