Die Malteserkarracke Santa Anna von 1522 - das erste Panzerschiff?

Diese Worte sind falsch gewählt, denn es handelt sich nicht um eine Verstärkung des Rumpfes, vor allem nicht aus Metall oder Stahl. Solche Verstärungen der Rumpfstruktur in Form von Diagonalbändern werden erst ab Anfang/Mitte des 19.Jahrhunderts benutzt.
Grund hierfür ist die Stabilität eines Holzrumpfes, der nur eine begrenzte Länge aufweisen darf, da der Rumpf sonst über die Schiffsenden zerbrechen würde. Hinzu kam das enorme Gewicht der neuen Schiffsartillerie jener Jahre.

Also kein Vergleich zu den hochbordigen und extem topplastigen Karacken. Hinzukommt, wenn die Platten überwiegend über der Wasserlinie angebracht wurden, daß sich so die Metazentrische Höhe zu hoch über der Wasserlinie befindet und somit das Schiff schon ohne ein Lüftchen kentern würde.

Der Hinweis von Rurik, über die Herstellung und Befestigung am Rumpf ist ebenfalls ein Interessanter Aspekt. War es im 15. Jahrhunter möglich solche Eisenplatten herzustellen? Wie lange hätte es gedauert? Und vor allem, wie Schwer ist dieser "Panzer"?
@Köbis, ich gebe dir völlig Recht, dass die Karacke kein Panzerschiff war. Die Beschreibungen der Sta. Anna stammen aus dem Jahr 1852 von j.Taafes, History of the Order und klingen als wären sie aus einem Märchenbuch abgeschrieben worden. Ich zitiere: "...hatte acht Decks und so viel Raum für Speicher und Magazine, dass sie 6 Monate auf See beleiben konnte(Anmerkung: für solch lange Zeit auf See bestand auf dem Mittelmeer überhaupt keine Notwendigkeit), ohne zur Aufnahme von Vorräten und Wasser einen Hafen anzulaufen, denn sie hatte für diese ganze Zeit einen ungeheuren Vorrat des frischesten und klarsten Wassers( Anmerkung: nach spätestens einer Woche ist Wasser nicht mehr frisch und klar).Die Besatzung aß keinen Schiffszwieback ,sondern ausgezeichnetes Weißbrot, das täglich frisch gebacken wurde. Das dazu notwendige Getreide wurde in einer Unzahl von Handmühlen gemahlen, das Brot in einem Backofen gebacken, der so groß war,dass er 2000 Laib faßte.(Anmerkung: war das ein Kriegsschiff oder eine schwimmende Bäckerei?) Das Schiff war mit 6 Metallschichten beschlagen, von denen zwei unter der Wasserlinie mit Bronzeschrauben befestigt waren, da sie das zum Löten verwendete Blei nicht zerstörten wie Eisenschrauben( Leider wird die Metallart der Verkleidung nicht erwähnt, Eisen ist aber auszuschließen).... Von der kämpfenden Truppe(500 Kämpfer und 120 Ritter) abgesehen, belief sich schon die Zahl der Seeleute auf 300( Anmerkung : wo wurde das Pulver und die Munition für die 50 großen Kanonen gelagert, wenn man Wasser und Nahrung für über 900 Männer, für ein halbes Jahr bunkerte?).Zu der Karacke gehörten zwei Galeeren zu je 15 Ruderbänken(Galeoten),deren eine im Schlepptau gezogen wurde, die andere befand sich an Bord, nicht zu reden von den vielen Booten verschiedener Größe, die ebenfalls an Bord genommen wurden( Anmerkung: wie sollte die an Bord befindliche etwa 20 Meter lange Galeere zu Wasser gelassen werden ohne die Karacke zum Kentern zu bringen? Wo befand sich die große Anzahl an Besatzung, wenn das ganze Deck von Booten und der Galeere blockiert war?)".
Diese ganze Beschreibung strotzt nur so von Unmöglichkeiten, dass sie zur Beurteilung der Santa Anna kaum taugt. Auch erwähnt der Autor noch die Schnelligkeit und Wendigkeit der Karacke. Ein derart überdimensioniertes völlig überladenes Schiff kann unmöglich schnell gewesen sein. Karacken zählten, auf Grund ihrer plumpen Bauweise, nicht unbedingt zu den Windhunden des Meeres. Wäre dieses Schiff derart revolutionär gewesen, hätten andere Mächte mit Sicherheit Ebensolche nachgebaut. Die Johanniter setzten im Gegenteil noch mehrere Jahrhunderte auf den Einsatz von Galeeren, auch zu einer Zeit als diese schon längst aus der Mode gekommen waren. Als Napoleon die Insel anektierte besaß der Orden noch immer zwei einsatzfähige Galeeren.
Ein bemerkenswertes Schiff war die Santa Anna zweifellos, ein Wunderwerk aber sicher nicht.
 
Die Santa Anna war nicht das erste Schiff dieser Art, über das die Johanniter verfügten. Bereits in Ihrer Zeit auf Rhodos hatten sie die große Karacke Santa Maria, die aber ein Beutestück war. Sie hatten sie von den Ägyptern erbeutet und für ihre Bedürfnisse umgebaut. Auch dieses Schiff war ,gegen Beschuß, mit Metallplatten verkleidet.

Auch die Venezianer besaßen ein metallverkleidetes Schiff, die Galeone Candia, die durch die Seeschlacht von Preveza bekannt wurde, in der sie aber, auf Grund einer Flaute, kaum etwas gegen die Galeeren Chaireddin Barbarossas ausrichten konnte. Immerhin blieb sie aber durch ihren metallverstärkten Rumpf trotz zahlreicher Treffer schwimmfähig.

Klingt interessant. Könntest du deine Quellen nennen, ich würde gerne selbst recherchieren.

Viele der Beschreibungen der beiden Karacken sind sicher maßlos übertrieben. die Windmühlen dürften Handmühlen gewesen sein,...

Mit dieser Interpretation wäre ich vorsichtig. Was ist daran so problematisch ein Windrad mit einem geringen Durchmesser - so daß es nicht mit der Takelage interferiert - irgendwo an Bord eines 900 t Schiffes aufzustellen? Schließlich wurden seit ca. 1200 riesige Windmühlen routinemäßig auf Stadtmauern errichtet, selbst in kleinen, finanzschwachen Städten (z.B. Zons bei Köln).
 
Ich kann mir ein mit einzelnen Metallplatten benageltes Schiff kaum vorstellen.

Warum nicht? Die Technik des Rumpfbeschlagens mit dünnen Metallplatten zu Konservierungszwecken findet sich bereits bei griechischen Schiffen des 5. Jhs. v. Chr. und war bis zum Ende des 2. Jh. n. Chr. im Mittelmeerraum weitverbreitet: jedes zweite archäologisch untersuchte Wrack aus dieser Zeit hatte einen dünnen Bleiplattenbeschlag:

http://ina.tamu.edu/library/tropis/...derick - Lead hull sheathing in antiquity.pdf

Außerdem:

[FONT=&quot]Lionel Casson: Ships and Seamanship in the Ancient World, The Johns Hopkins University Press 1995, ISBN 0-8018-5130-0[/FONT]

Kahanov, Y., 1999, Some Aspects of Lead Sheathing in Ancient Ship Construction, in H. Tazalas (ed.), Tropis V, Hellenic Institute for the Preservation of Nautical Tradition, Nauplia, Greece, 1993 Athens

[FONT=&quot]D.J. Blackman: „Further Early Evidence of Hull Sheathing”, in: [/FONT][FONT=&quot]''[/FONT][FONT=&quot]The International Journal of Nautical Archaeology[/FONT][FONT=&quot]''[/FONT][FONT=&quot], Bd. 1, Nr. 1 (1972), S.117-119[/FONT]

[FONT=&quot]Brian Lavery: [/FONT][FONT=&quot]''[/FONT][FONT=&quot]The Arming and Fitting of English Ships of War 1600-1815[/FONT][FONT=&quot]''[/FONT][FONT=&quot], Conway Maritime Press Ltd 1999, ISBN 978-0851774510[/FONT]

Zu Panzerungszwecken hätte man nur die Dicke der Platten erheblich vergößern müssen.

Das man bei größeren Schiffen zu dieser Zeit auch noch auf bauliche Probleme stieß, zeigte der 1565 auf Kiel gelegte "Adler von Lübeck". Das seinerzeit mit 2000 Tonnen Wasserverdrängung größte Schiff war ständig leck, da sich der Kiel durch ungünstige Statik nach oben durchbog und die Planken gegeneinander verschob. Man war noch in der Lernphase für derartige Tonnagen.

Die Adler (2000 t) war wohlgemerkt mehr als doppelt so groß wie die Santa Anna (900 t).
 
Mit dieser Interpretation wäre ich vorsichtig. Was ist daran so problematisch ein Windrad mit einem geringen Durchmesser - so daß es nicht mit der Takelage interferiert - irgendwo an Bord eines 900 t Schiffes aufzustellen? Schließlich wurden seit ca. 1200 riesige Windmühlen routinemäßig auf Stadtmauern errichtet, selbst in kleinen, finanzschwachen Städten (z.B. Zons bei Köln).
Windmühlen auf Stadtmauern kann man doch nicht mit Windmühlen auf einem Segelschiff vergleichen. Die Mühlenflügel, müssten in Fahrtrichtung stehen um den selben Wind zu nutzen, der das Schiff vorantreibt, ganz zu schweigen von dem großen Mahlwerk, welches sich irgendwo innerhalb des Laderaums, zwischen Kornspeichern, Pulverkammer und Mannschaftsräumen für 900 Männer, befunden haben müsste. In der "History of the Order"von J. Taafes, ist von zahlreichen Handmühlen die Rede. Wozu sollte ein Schiff, auf dem überschaubaren Mittelmeer, einen derartigen Aufwand, nur zum Brotbacken betreiben.Die Länge einer Karacke betrug zwischen 30 und 40 Metern, wo sollten sich da, zwischen den Masten, noch gewaltige Mühlenflügel drehen. In erster Linie handelte es sich um ein Kriegsschiff und nicht um einen Luxuskreuzer für Urlauber;).
 
Was ist daran so problematisch ein Windrad mit einem geringen Durchmesser - so daß es nicht mit der Takelage interferiert - irgendwo an Bord eines 900 t Schiffes aufzustellen? Schließlich wurden seit ca. 1200 riesige Windmühlen routinemäßig auf Stadtmauern errichtet, selbst in kleinen, finanzschwachen Städten (z.B. Zons bei Köln).

Lieber Gegenkaiser, jetzt geht aber die Fantasie mit Dir durch.=)

Warum sollte man eine Windmühle an Bord eines Schiffes haben?
Und wo soll die stehen, ohne sich in der Takelage zu verfangen?
 
Die Länge einer Karacke betrug zwischen 30 und 40 Metern, wo sollten sich da, zwischen den Masten, noch gewaltige Mühlenflügel drehen..

Wie gesagt, ich sehe kein Problem mit einem Windrad, wie es heute noch in kleinem Maßstab in vielen Gärten steht (der Text sagt ja nichts über die Größe der Mühle, man sollte nicht gleich eine gewaltige Holländermühle sich vorstellen). Das Beispiel mit den Stadtmauermühlen sollte nur verdeutlichen, dass man die Intelligenz der Leute damals, innovative technische Lösungen zu finden, nicht unterschätzen sollte (Guida da Vigevano z.B. hat bereits im 14. Jh. mit Windmühlen angetriebene Kampfwagen erdacht).

Könntest du deine Quellen zu der Santa Maria und der Candia nennen?
 
Entschuldige Gegenkaiser, aber hör auf zu einen Nonsens zu schreiben, es gibt Leute die glauben das noch!

Ich habe hier die Aufstellung der Ausrüstung der Schiffe des Magellan, diese für eine Lange Seereise reichen musste und da steht nichts von "Windmühlen"...
Wenn also jemand „Windmühlen“ hätte brauchen können, dann die Expeditionsschiffe.


Ausrüstung für 5 Schiffe Insgesamt 480 Tonnen:

[…]

3.) 21.383 Pfund Schiffszwieback in Säcken

4.) Mehl, Reis, 50 Hanegas Bohnen, 90 Hanegas Kichererbsen, 2 Hanegas Linsen, 7 lebende Kühe für Frischmilch und Frischfleisch, 3 lebende Schweine, 5.712 Pfund eingepöckeltes Schweinefleisch, 1666 Dutzend getrocknete Fische, 200 Fäßchen Sardellen, 9 Dutzend Zahnbrassen, 63 Dutzend Corundillos, 17 Zentner 23 Pfund Klippfisch, 984 Laib Käse, 350 Schnüre Knoblauch und Zwiebeln, 5.402 Pfund Honig, 3.200 Pfund getrocknete Malagatrauben, Rosinen, Mandeln, ferner Zucker, Essig, Senf, Gewürze, 417 Schläuche Jerezwein, 253 Fässer Jerezwein

5.)1.000 Angelhaken, Dutzend Harpunen und Fischereinetze zum Fischfang ( neben Brot war Fisch das Hauptnahrungsmittel)

6.) 47 Zentner und 5 Arrobas Speiseöl

8.) Fünf große Kochtöpfe aus Kupfer, 5 gewöhnliche Kochtöpfe, zwei kupferne Backöfen, ein Kupferkessel, ein großer Kessel zum Pechkochen, 10 große Messer, 42 Meßgeräte für die Rationen bzw. für die Austeilung von Wein und Wasser, 40 Ellen Kanvas, je Schiff 8 Ellen Tischtücher, 14 Schüsseln, eine Kette für den Kessel, 12 Blasbälge mit Eisenröhren, 12 große Messer für die Vorratskammer, 5 große eiserne Löffel…

[…]


Quelle:
Risse von Schiffen des 16. und 17. Jahrhunderts; Hoeckel, Jorberg, Loef, Szymanski, Winter; 6.Auflage 1985

Hier noch ein Modell eines vergleichbaren Schiffes, der SAN MATTEO, einer großen Galeone, wie sie im 16. Jahrhundert von Genua gebaut wurde.
 

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Ich denke man muss einfach auch sehen wieviele Lebensmittel so ein Schiff fassen kann und wie groß die Mannschaften. Also die Schiffe kamen schon sehr weit mit den Lebensmitteln, die sie im Heimathafen aufnahmen. Wozu brauchte man dann sowas wie Windmühlen? Ein Kapitän konnte auch in aller Regel frische Nahrung immer wieder aufnehmen.

@ Köbis17
Danke für die Zusammenstellung.:yes:

@ Gegenkaiser
Außerdem sprechen wir hier doch von einem Schiff v.a., das im Mittelmeer agierte und nicht von einem welches eine Weltumseglung unternahm und daher viele Lebensmittel für eine so lange Reise aufnehmen musste.
 
Entschuldige Gegenkaiser, aber hör auf zu einen Nonsens zu schreiben, es gibt Leute die glauben das noch!

Die Sekundärquellen (Brennecke u.a.) sprechen von einer Windmühle und ein Windrad war absolut im Rahmen des technisch Möglichen damals. Weißt du eigentlich, wie ein Windrad aussieht? Der Magellan-Vergleich ist natürlich unsinnig, da die Tatsache, daß seine Schiffe keins besaßen, nichts darüber aussagt, ob die Santa Anna eins besaß.

Windrad ? Wikipedia
 
Es macht bautechnisch einen Riesenunterschied, ob ich eine "dünne Kupferverkleidung" verwende oder zolldicke Eisenplatten. @Köbis sagte es schon, so ein Schiff hätte nicht mal den Stapellauf überstanden.
Das Windrad kann nicht mehr als eine Spielerei gewesen sein, wie in manchen Vorgärten (Zitat @Gegenkaiser). Aber eine bedarfsdeckende Getreidemühle kann man damit nicht betreiben, wozu auch. Bestenfalls eine Kaffeemühle für die Kapitänskajüte.
Es wäre doch die reinste Platzverschwendung, anstelle von Zwieback und Mehl Getreide mitzunehmen. Das ganze Schiff war vermutlich nichts weiter als ein Repräsentationsbau ohne taktischen Wert, über den man ordentlich Propaganda machte.
Wie sagte Otto Waalkes gleich über die Titanic? "...sie hatte Rettungsreifen aus purem Gold."
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Sekundärquellen (Brennecke u.a.) sprechen von einer Windmühle und ein Windrad war absolut im Rahmen des technisch Möglichen damals. Weißt du eigentlich, wie ein Windrad aussieht? Der Magellan-Vergleich ist natürlich unsinnig, da die Tatsache, daß seine Schiffe keins besaßen, nichts darüber aussagt, ob die Santa Anna eins besaß.
@ Gegenkaiser,es gibt sogar einige Behauptungen, dass der Großmast der Santa Anna so dick war, dass ihn 6 Mann nicht umfassen konnten und es Gärten auf dem Schiff gab. Je später über das Schiff berichtet wurde, desto größer wurde der Blödsinn. Eine Windmühle ist so ziemlich das sinnloseste, was man an Bord eines Kriegsschiffes brauchte. Fehlen eigentlich nur noch die Getreidefelder auf dem Achterdeck um das Korn noch frischer zu bekommen;).
@Balticbirdy, ein reines Reprästationsschiff war die Santa Anna wohl nicht, denn es war unter dem Kommando von Fra Francois de Clermont in zahlreiche Gefechte mit den Osmanen verwickelt. Sie verfügte immerhin, über die für die Epoche beeindruckende Anzahl von 50 großen Geschützen und einer nicht näher genannten Menge kleiner Kanonen und Hakenbüchsen. Als Paradeschiff diente stets die Großmeister-Galeere, die Capitana di Malta.
 
Es macht bautechnisch einen Riesenunterschied, ob ich eine "dünne Kupferverkleidung" verwende oder zolldicke Eisenplatten.

Sicher, aber das Prinzip war bekannt und wurde jahrhundertelang im Schiffbau genutzt, darum geht es. Zum Windrad möchte ich mich nicht weiter äußern, außer es werden fundierte Argumente gegen seine Existenz vorgebracht anstatt forscher 'Meinungen'.
 
Zum Windrad möchte ich mich nicht weiter äußern, außer es werden fundierte Argumente gegen seine Existenz vorgebracht anstatt forscher 'Meinungen'.
@Gegenkaiser,da Dir der Gedanke an ein Schiff mit einer Windmühle so gut gefällt, möchte ich gar nicht länger darauf herumreiten. Nur eins noch, in dem Buch "The History of the Order" von J. Taafes, der im 19. Jh. in den Unterlagen des Ordens herumgestöbert hat, stehen jede Menge Superlative über die Santa Anna drin, aber auch er schreibt lediglich, von einer "großen Zahl an Handmühlen". Auch in dem Buch," Naval Activities of the knights of St. John,1530-1798, von Joseph Muscat(Ein maltesischer Wissenschaftler, der als ausgewiesener Experte der Ordensschiffe gilt) steht wörtlich: "There was a hand-operated flour mill ...".,
Die" Panzerung" (wahrscheinlich Kupferbleche) konnte sich offenbar nicht durchsetzen, denn die Johanniter bauten nie wieder ein solches Schiff, sondern statt dessen ganz normale Galeonen. Starke Eichenplanken erfüllten offenbar auch ihren Zweck.
" Die erste große Karacke der Johanniter, hieß, als sie noch dem ägyptischen Sultan gehörte "Mogarbine". Nach ihrer Kaperung durch die Ritter wurde sie, auf Rhodos, moderner getakelt und in "Santa Maria" umgetauft.
Hier ist noch eine Zeichnung aus einem Buch, welches ich auf Malta gekauft habe. Auch hier sieht die Santa Anna nicht wie ein navales Wunder aus( und ganz ohne Windmühle:pfeif:). .Nicht übelnehmen, ist wirklich nicht persönlich gemeint
b4unfj4q2tz3kvbkx.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Hast du aus dem Buch auch deine Behauptung entnommen, dass die Santa Maria und die Candia metallgepanzert seien (siehe 18.12.2008 15:11)?
Über die Galeone von Venedig kannst Du unter Anderem hier lesen.
Candia (Schiff) ? Wikipedia
Das Schiff wird auch in verschiedenen anderen Büchern erwähnt, die sich mit der Seeschlacht von Preveza beschäftigen, u.A."Johanniter und Malteser" von Bradford. Ob der Namen "Candia" stimmt, möchte ich nicht bestätigen, da ich diesen nur in Wikipedia gelesen habe. In allen anderen Schriften, die ich kenne, wird immer nur von der großen Galeone von Venedig( Galeone di Venezia) gesprochen. Auch über die Karacke Santa Maria wirst Du in jedem Buch, welches sich ausführlich mit der Geschichte des Ordens befasst, etwas finden. Alles andere hatte ich Dir bereits geschrieben. Wenn Du mehr über die Schiffe der Johanniter lesen möchtest, so kann ich Dir Bücher von Joseph Muscat empfehlen(sind aber leider nur in englisch) ,die es in Malta zu kaufen gibt, kann man aber sicher auch übers Internet bestellen.
Wenn ich nicht ständig aus Büchern zitiere, liegt das daran, dass ich sehr gern selbst formuliere und nicht wegen jedem kleinen Beitrag den ich hier schreibe, einen Stapel Bücher neben mir liegen habe. Was mich interessiert kann ich mir recht gut merken. Da ich auch seit vielen Jahren Schiffsmodelle baue und marine Bilder male, habe ich mich auch gründlich mit den einzelnen Schiffstypen befasst. Die malteser Karacken zu bauen habe ich aber aufgegeben, da es keinerlei aufschlußreiche, zeitgenössische Abbildungen von beiden Schiffen gibt und die Beschreibungen einfach zu abenteuerlich sind.
 
Die Sekundärquellen (Brennecke u.a.) sprechen von einer Windmühle und ein Windrad war absolut im Rahmen des technisch Möglichen damals. Weißt du eigentlich, wie ein Windrad aussieht? Der Magellan-Vergleich ist natürlich unsinnig, da die Tatsache, daß seine Schiffe keins besaßen, nichts darüber aussagt, ob die Santa Anna eins besaß.

Also lieber Gegenkaiser, ein wenig Scharfsinn für die damalige Technik habe ich schon vorausgesetzt, wenn man über solch ein Thema diskutieren möchte.
Der Magellan-Vergleich sollte dir verdeutlichen, was an Lebensmitteln auf sehr sehr sehr langen Seereisen mitgeführt wurde. Daraus ergibt sich nicht die Notwendigkeit einer Windmühle im Hinblick auf das Mahlen von Getreide.

Da auf Schiffen eigentlich immer Platznot herrscht und das schon seid dem Hochseefähige Schiffe für lange Reisen ohne Nachschubmöglichkeit gebaut werden, wird auch immer nur das nötigste an Ausrüstung auf einem Schiff verbaut. Das war damals so und ist es bis heute geblieben.

Diese Karacke Santa Anna entspricht den „Erzählungen“ nach einem „Überschiff“, wie es hätte nie gebaut werden können. Schraubt man einige Angaben zu dieser Karacke auf die damalig gültigen Möglichkeiten des Schiffbaus zurück, erscheint sie in einem anderen Licht und reiht sich in die Art von Schiffen ein, die Anfang des 16.Jahrhunderts kaum noch gebaut worden sind. Ein Schiffstyp der aber so technisch neu und revolutionär dargestellt wird, würde richtungweisend für den damaligen Schiffbau sein.

Dies war die Karacke Santa Anna allerdings nicht, mit ihren Gärten, Windmühlen und Panzerplatten….

Um wieder auf die „Platznot“ zurückzukommen, ist festzuhalten, dass i.d.R. immer drei große Gewichtsgruppen genannt werden.
Das ist zum einen der Rumpf, der Stabil sein muß und je nach Größe des Schiffes über die Seefähigkeit des Schiffes entscheidet.
Die Takelage ist die Gewichtsgruppe, die für die Geschwindigkeit und Beweglichkeit eines Schiffes steht.
Und zuletzt ist die Ausrüstung für den Funktionalität des Schiffes wichtig, wobei damals auch immer mehr die Bewaffnung als Gewichtsklasse eine Rolle spielte und schon bald die Ausrüstung übertreffen würde.

Um nun ein sinnvolles Schiff zu konstruieren kann man nicht alle Gewichtsklassen bis zur Obergrenze ausreizen, denn das führt zu überdimensionalen Schiffsentwürfen die keiner bauen kann. Betrachtet man jetzt die Santa Anna unter diesen Gesichtspunkten, ist es kaum Möglich den Rumpf durch die Panzerplatten , die Takelage (Dicke der Masten) und die Ausrüstung plus Bewaffnung so Massiv aufzurüsten. Bei einem Gewissen Sinn für den Schiffbau müsste einem Auffallen, dass dies damals unmöglich zu bauen war, da der Rumpf niemals dieses Gewicht getragen hätte, von der Seefähigkeit möchte ich gar nicht erst reden.

Ich glaube, die überlieferten Quellen dieses Schiffes wurden falsch interpretiert und an die Nachwelt viel zu überzogen weitergegeben.

Ach und zu deiner Windmühle an Bord des Schiffes noch eins, die Windmühle benötigt technisch bedingt eine gute und genaue Lagerung der Wellen, mit der die verschieden Räder angetrieben werden, die auch zur damaligen Zeit recht groß waren. Durch die Bewegung des Schiffes und des Rumpfes bedingt durch das Schlingern und Stampfen auf bewegter See würden sich die Lager immer wieder mitbewegen und dazu führen, das sie verkanten und unbeweglich sind. Die Funktion solch einer Mühle auf einem Schiff ist so, sehr fraglich. Und dabei spielt der Antrieb keine Rolle, so wäre doch ein Mahlwerk viel einfacher durch die Wasserkraft zu bewegen, anstatt eines großen Windrades an Bord. Aber das sind nur mein Gedanke…

Es gibt allerdings auch Schiffsmühlen, so z.B. die Schiffsmühle von Ginsheim aus dem Jahr 1892 auf dem Rhein.

Historische Mühlen und ihre Technik ... - Google Buchsuche

Meine letzten Worte zu diesen Thema, danach überlasse ich es den Fachmännern hier…

Oder wurde gar die Windmühle mit einer Winde verwechselt?
 
Zum Thema Panzerung von Schiffen, sollte noch erwähnt werden, daß dieser Schutz nicht auf den Schiffen angebracht wurde, um sie in der Wasserlinie vor Geschoßen zu schützen, sondern für den Schutz der Besatzungen.
Die Gefahr der damaligen Artillerie gegen die Schiffsrümpfe war relativ gering, da die Holzkonstruktionen sehr stabil waren.

Mit dem Schutz vor Geschoßen jeder Art hatten schon die Wikinger ihre Schilde an der Rehling aufgehangen, was ebenfalls einen metallenen Schutzschild gleich kommt.
Es wurde auch später experimentiert, indem mehr eiserne Nägel verwendet wurden und somit eine Art zusätzlicher Metallschutz am Rumpf befindet (Fregatte Friedrich Wilhelm zu Pferde).

Also es gab schon den Gedanken, die Schiffe zusätzlich zu dicken Holzlagen auch mittels Metall zu schützen, doch setzte es sich nicht durch, da es nicht notwendig erschien.

Panzerschiffe gab es erst ab Mitte des 19.Jahrhunderts...
 
Ich habe jetzt die Urquelle, den Bosio, ausfindig gemacht. Die Schlüsselpassage für die Frage, ob die Santa Anna gepanzert war, lautete ja in engl. Übersetzung (siehe #51): "She had four decks above water and two under the water, which were sheathed with lead sheathing attached with bronze pins that made the hull as strong as if it was made out of iron, so that cannons of an entire army could not sink her."

Leider wurde ja aus dieser Übersetzung nicht ersichtlich, ob sich das "which" nur auf die zwei Unterwasserdecks oder auch die vier Decks darüber bezieht. Das wird meines Erachtens durch die Kommastellung in der frz. Version hinreichend geklärt.

Der Wortlaut im frz. Original (Transkription):"Elle auoit quatre couuerres hors de l’eau, & deux dans l’eau reustües de plomb, & les bouchons de bronze qui ne gastoient point le plomb comme le fer, & qui s’appliquoient si promptement que les canons de toute une armée ne eussent <unleserliches Wort> mettre a fond."

Siehe hier: RapidShare: Easy Filehosting

Es waren also nur die beiden Unterwasserdecks mit Bleiplatten beschlagen. Das spricht meiner Ansicht nach eindeutig für eine konventionelle Nutzung als Bohrwurmschutzes. Andererseits aber geht aus dem Original unzweideutig hervor, daß Bosio dieser Plattenanordnung einen Panzerschutz gegen Artilleriebeschuß zuspricht. Damit ist klar, daß die Urquelle selbst in sich widersprüchlich ist, und man entweder einen Teil von Bosios Bericht zurückweisen muß oder den anderen, um zu einer klaren Schlußfolgerung zu gelangen. [FONT=&quot]


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...Andererseits aber geht aus dem Original unzweideutig hervor, daß Bosio dieser Plattenanordnung einen Panzerschutz gegen Artilleriebeschuß zuspricht. Damit ist klar, daß die Urquelle selbst in sich widersprüchlich ist, und man entweder einen Teil von Bosios Bericht zurückweisen muß oder den anderen, um zu einer klaren Schlußfolgerung zu gelangen.

Ich versuche mal - leichtsinnigerweise - eine neuzeitliche Interpretation.

Beim Gürtelpanzer von Linienschiffen (Panzerschiffen) war das Problem des "Unterschießens" der Panzerung bekannt. Selbst bei ruhiger Lage betraf dieses zum einen Treffer, die kurz vor dem Schiff aufschlugen. Das Problem wird größer, wenn das Schiff rollt. Dabei treten Teile des Schiffskörpers aus dem Wasser, die (wieder neuzeitlich: ) schwächer gepanzert sind und nun auch während des Rollens direkten Treffern ausgesetzt sind.

Gab es das gleiche Problem nun bei Segelschiffen, werden die Treffer gefährlich, weil Bereiche getroffen werden, die unter dem Wasserspiegel liegen. Könnte das im Ansatz eine Erklärung für die Bemerkung bei Bosio sein: originär Bohrwurmschutz, zudem Schutz vor solchen Treffern?
 
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