Malleus Maleficarum

Die Betrachtung eines schönen Körpers unter der Folter mag vereinzelt Vergnügen bereitet haben, war aber mE nicht Beweggrund. Die Angst vor dem Teufel war schon allgegenwärtig.
Es gibt einen Hexenrichter, bei dessen Auswahl der Opfer tatsächlich sexuelle Belange die Hauptgründe waren. Der Justizamtmann, Geiß zu Lindheim, 1661-1664, fragte seine Opfer zielgerichtet nach Frauen, die er für sich begehrte.
Es kam in Lindheim zu einem Aufstand, in dessen Folge Geiß seines Amtes enthoben wurde. Später fand man ihn tot. Wahrscheinlich wurde er ermordet. Offiziell hatte er sich den Hals bei einem Reitunfall gebrochen. Dort, wo dies geschah, heißt heute noch Teufelsgraben.
 
Liest man die Beschreibungen und den Befragungskatalog, so ist das mittelalterliche Pornografie. Die Autoren müssen, vermutlich infolge des Zölibats, sich ihre perversen Fantasien von der Seele geschrieben haben und dieses Machwerk war eine legale Möglichkeit dazu. Nicht umsonst ist die Auflage bzw. Verbreitung noch heute vermutlich um ein Vielfaches höher als es historisch oder geistlich ernsthaft Interessierte gibt. Neudrucke moderner Ausgaben sah ich schon in Grabbelkisten. Siegmund Freund lässt grüßen.

Trittbrettfahrer gab es immer und wird es immer geben. Ich sehe keinen Grund, dass das Zölibat Brutstätte realsadistischer Fantasien anzusehen ist, sondern eher die Gefahr, dass es dazu beiträgt, einen Teil menschlicher Ausdrucksweisen verkümmern zu lassen. Selbstverständlich muss das nicht zwangsläufig geschehen wie es auch nicht auszuschließen ist, dass hier und da dein Szenario eintritt. Pauschalisieren würde ich es aber nicht.
 
Ich bin der Meinung das der "Hexenhammer" als mittel der Rationalisierung und Legalisierung eingesetzt wurde. Er wurde benutz um die Grausamkeiten der Folter zu rechtfertigen, dieses Buch galt als Gesetzesbuch...
 
Ich bin der Meinung das der "Hexenhammer" als mittel der Rationalisierung und Legalisierung eingesetzt wurde. Er wurde benutz um die Grausamkeiten der Folter zu rechtfertigen, dieses Buch galt als Gesetzesbuch...

Ganz abgesehen von der Wirkung die der Hexenhammer gehabt haben mag: Er war weder ein Gesetzbuch, noch hat er etwas mit Rationalisierurg und Legalisierung zu tun!
 
Zwecks sexueller Phantasien während der Folterungen sei anzumerken, dass unser heutiges (Märchen-)Bild einer Hexe als altem, hutzligem Weiberl dem damaligen Bild nicht entsprach. Es wurden zwar auch "Kräuterweiber" angeklagt, wenn sie nicht geholfen hatte, ebenso Hebammen denen Frauen oder Säuglinge weggestorben waren, wie aber besonders auch schöne Frauen, denen man Schönheit und Mann, oder anderes neidete.
Walter Rummel nähert sich den Hexenverfolgungen aus der Perspektive der Alltagsgeschichte, die den Umgang des einzelnen Menschen mit gesellschaftlichen und sozialen Prozessen und Strukturen in den Mittelpunkt rückt. Er widerlegt eine verbreitete Meinung, wenn er zeigt, dass die sog. kleinen Leute keineswegs nur Opfer der Verfolgungen waren, sondern sich auch aktiv an ihnen beteiligten. In eigener Initiative bildeten sie Inquisitionsausschüsse, deren obrigkeitliche Legitimation sie in Petitionen verlangten. Im Zeitalter des beginnenden absolutistischen Staates gelang es ihnen dabei, mittlerweile eindeutig landesherrliche Prärogativen zu usurpieren und sie zur Austragung innerdörflicher Konflikte zu nutzen.
Aus http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio/buecher/2000/KaCl1000.htm
 
Zwecks sexueller Phantasien während der Folterungen sei anzumerken, dass unser heutiges (Märchen-)Bild einer Hexe als altem, hutzligem Weiberl dem damaligen Bild nicht entsprach. Es wurden zwar auch "Kräuterweiber" angeklagt, wenn sie nicht geholfen hatte, ebenso Hebammen denen Frauen oder Säuglinge weggestorben waren, wie aber besonders auch schöne Frauen, denen man Schönheit und Mann, oder anderes neidete.
Aus http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio/buecher/2000/KaCl1000.htm
Ich glaube weniger, dass sexuelle Phantasien eine Rolle spielten. Es mag da ein paar Ausnahmen geben, aber das bezog sich eher nicht auf die Tortur. Diese war zumeist streng reglementiert. Zudem war die große Masse der als Hexen verdächtigten Frauen doch schon jenseits der Vierzig, damals also richtig alt. Auch war unter den Verdächtigten kein geringer Teil Männer. Da bleibt dann nur noch ein kleiner Prozentsatz übrig, der für sexuelle Gelüste in Frage käme.
Zum größten Teil waren die der Hexerei Verdächtigten Außenseiter der Gesellschaft. Mal von den Prozessen abgesehen, in denen es sogar Bürgermeistern an den Kragen ging. Da waren es dann aber Machtkämpfe innerhalb der oberen Schicht. Der Hexenprozess wurde dann als Waffe benutzt.

Manch einer wollte auch nur seinen Ehepartner los werden, wie der, der diesen Brief verfasste:
"Hochwürdiger, gnädiger Fürst und Herr... E.F.G. kann ich in unterthäniger Beschwerde nicht verhalten, wie das gestern in der Nacht etwa um neun Uhr meine Hausfrau so uff 5 Jahre lang zu Zeyl verdächtiger Zauberei in Verhafft gelegen und vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen, mit großem Ungestüm in meine Behausung gekommen, sich genauso wie zuvor mit Gewalt unterstanden und in den vorigen Stand mit mir Ehelich zu leben begehrte, doch mit dem ausdrücklichen Vermelden, daß sie in ihrer Haft vom Scharfrichter peinlich angegriffen und gefoltert worden sei... ...bewußt, daß ich eine öffentliche Schankstätte habe und in Sorge bin einiger ehrlich mann oder Unedel bei mir nicht mehr zehren oder einkehren möchten, und ihrer Person scheuen würden... ...daß ich gedacht, meine Hausfrau nunmehr ihres Tuns warten lasse, und mich von ihr separieren tue. Datum. Bamberg, den 16. August allo 1630, Hans Schwartz, Bürger und Gastgeber zur Gannß daselbsten."
 
Ich glaube weniger, dass sexuelle Phantasien eine Rolle spielten. Es mag da ein paar Ausnahmen geben, aber das bezog sich eher nicht auf die Tortur. Diese war zumeist streng reglementiert. Zudem war die große Masse der als Hexen verdächtigten Frauen doch schon jenseits der Vierzig, damals also richtig alt.
Dem möchte ich - ungern, wie immer - widersprechen und die Antithese formulieren, dass Gewalt gegen Frauen immer auch eine sexuelle Komponente hat; das ist heute so, und das war zu früheren Folter-Zeiten nicht anders.

Eine zugegebenermaßen krasse Stellungnahme dazu stammt vom vormaligen Theologieprofessor und nachmaligem Häretiker Horst Herrmann (Sex & Folter in der Kirche, Sond. 1998, S. 80): Es sei
kein Zufall, daß christenmenschliche Grausamkeit sich so oft auf die Geschlechtsteile des meist nackten Opfers konzentrierte, Schamhaare inspizierte und ausriß, mit Vorliebe Genitalien folterte, Brüste zwickte und abriß, Scheiden weitete und zerriß. Im Alten Testament stoßen wir auf Anspielungen, die die Zerstörung der Genitalien betreffen, und fast immer weisen die zahlreichen Schindereien, mit denen Christen später aufwarteten, eine ausgeprägt sexuelle, sadistische Komponente auf.
Dazu gibt es eine reichhaltige historische, sexualpathologische usw. Literatur, aus der ich ungern weitere Beispiele zitieren möchte, die aber jedenfalls meine oben genannte These bestätigt. (Vorsorglicher Hinweis: Dies ist keine Stellungnahme zur - christlichen - Religion an sich.)

*Apropos alte Frauen: Zwar sind hier im GF keine solchen, aber ich möchte für alle Fälle bestreiten, dass man "jenseits der vierzig" für irgendein Zeitalter gleichsetzen darf mit fehlender sexueller Appetenz.
** Einen prinzipiellen Gegensatz zwischen "sexueller Phantasie" und "strenger Reglementierung" gibt es schon gar nicht; informiere Dich hierzu beim nächstbesten Sadomasochisten aus der Nachbarschaft.:cool:
 
Dem möchte ich - ungern, wie immer - widersprechen und die Antithese formulieren, dass Gewalt gegen Frauen immer auch eine sexuelle Komponente hat; das ist heute so, und das war zu früheren Folter-Zeiten nicht anders.

Eine zugegebenermaßen krasse Stellungnahme dazu stammt vom vormaligen Theologieprofessor und nachmaligem Häretiker Horst Herrmann (Sex & Folter in der Kirche, Sond. 1998, S. 80): Es sei
kein Zufall, daß christenmenschliche Grausamkeit sich so oft auf die Geschlechtsteile des meist nackten Opfers konzentrierte, Schamhaare inspizierte und ausriß, mit Vorliebe Genitalien folterte, Brüste zwickte und abriß, Scheiden weitete und zerriß. Im Alten Testament stoßen wir auf Anspielungen, die die Zerstörung der Genitalien betreffen, und fast immer weisen die zahlreichen Schindereien, mit denen Christen später aufwarteten, eine ausgeprägt sexuelle, sadistische Komponente auf.
Dazu gibt es eine reichhaltige historische, sexualpathologische usw. Literatur, aus der ich ungern weitere Beispiele zitieren möchte, die aber jedenfalls meine oben genannte These bestätigt. (Vorsorglicher Hinweis: Dies ist keine Stellungnahme zur - christlichen - Religion an sich.)

*Apropos alte Frauen: Zwar sind hier im GF keine solchen, aber ich möchte für alle Fälle bestreiten, dass man "jenseits der vierzig" für irgendein Zeitalter gleichsetzen darf mit fehlender sexueller Appetenz.
** Einen prinzipiellen Gegensatz zwischen "sexueller Phantasie" und "strenger Reglementierung" gibt es schon gar nicht; informiere Dich hierzu beim nächstbesten Sadomasochisten aus der Nachbarschaft.:cool:

Ich weiß nicht. Das mit dem Haare Rasieren hat einen abergläubischen Grund. Beim Suchen nach dem Hexenmal sollte nichts im Verborgenen bleiben. Ich stelle mir das weniger schön vor. Außer man unterstellt allen Hexenrichtern und Henkern, sie wären Psychopaten. Das kann ich mir, bis auf ein paar Ausnahmen, nicht vorstellen. Jetzt weiß ich nicht, ob man das vergleichen darf, aber da stelle ich mir Josef Mengele vor. War der sexuell erregt, wenn er seine Experimente an weiblichen Opfern vornahm? Der Typ wollte sich daran nur profilieren. Der ging danach brav wie ein Spießer nach Hause zu Weib und Kindern.
 
Allerdings stieß Institoris auf Widerstände, und Melchior von Meckau, der Fürstbischof von Brixen sagte deutlich, dass er Institoris für verrückt halte. .

Melchior von Meckau war zwar Bischof von Brixen, der Bischof, der Institoris für einen Wahnsinnigen hielt und ihn aus der Stadt heraus komplimentierte, war aber nicht Meckau, sondern Georg von Golser. Dieser äußerte über Institoris: "Er bedungt mich propter senium ganz kindisch sein worden, als ich ihn hie zu Brixen gehört habe (Im Juli 1485) cum capitulo."
 
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