Teppich von Bayeux

emma

Neues Mitglied
Hallo!

Kann mir jemand sagen,ob der Künstler/Entwerfer des Teppichs von Bayeux einen gewissen Freiraum bei der Gestaltung des Teppichs hatte bzw. ob er verschiedene Gestiken oder Gebärden der abgebildeten Personen selber hinzufügte,ohne sich an die Anweisungen des Auftraggebers zu halten?

Vielen Dank im Voraus!

Gruß
Emma
 
Da der Teppich aufgrund orthographischer Charakteristika für eine englische Arbeit gehalten wird*, aber eine normannische Sichtweise darstellt (man vermutet im Auftraggeber den Bischof Odo von Bayeux, dem Halbbruder mütterlicherseits von William the Conqueror), werden die Vorgaben wohl recht eng gewesen sein.

*David M. Wilson geht sogar davon aus, dass man als Herstellungsort Winchester ausmachen könne, er argumentiert mit der Textiltradition in Winchester und einem Fries aus Winchester, welches Parallelen zum Teppich habe. Er spekuliert, dass der Teppich von Nonnen aus St. Mary's in Nunnaminster (¿Nonnenkloster?) hergestellt wurde.
 
Ich behaupte mal ganz ketzerisch, dass die (wohl angelsächsischen) Arbeiter/innen trotz des wohl normannischen Auftrags durchaus eigene Vorstellungen eingebaut haben.

Wenn man sich so einige Szenen anschaut, dann kommen die Normannen nicht immer so gut weg. Wenn irgendwo gebrandschatzt wird, dann sind immer Normannen die Übeltäter, die Angelsachsen sind werden eigentlich nur als "ehrliche" Kämpfer dargestellt. (Es gibt eine Szene, in der normannische Soldaten ein Haus anzünden, aus dem eine Frau und ein Kind fliehen)

Es mag natürlich so sein, dass Brandschatzen damals zum alltäglichen Kriegsgebrauch gehörte, besonders wenn man sich im Land des Gegeners befand, aber besonders "ritterlich" dürfte es nicht gewesen sein.

Jedenfalls ist es schon zumindest diskussionsbedürftig, ob in einer Auftragsarbeit des Siegers eine solche Szene vorgeschrieben wurde, in der die Sieger nicht die "Heldenrolle" spielen.

Gerade das könnte aber beabsichtigt gewesen sein. Wenn beide Seiten "ihr Fett" abbekommen, dann kann man die Schwerpunkte der Geschichte, wenn man sie jemandem erzählt, der vor dem Teppich steht unterschiedlich setzen. Einem Normannen wird man intensiv den Eidbruch von Harold erläutern, einem Angelsachsen kann man auf das Brandschatzen der Normannen aufmerksam machen, so dass jeder glauben kann, auf der Seite der gerechten Sache zu stehen.

Ich denke, dass sich die angelsächsischen Künstler da durchaus eigenständige Gedanken gemacht haben, die sie in die Gestaltung des Teppichs haben einfließen lassen.

Viele Grüße,

Bernd
 
Du meinst die Szene die mit "HIC DOMVS: INCENDITVR:" überschrieben ist? Ja, das ist nicht sehr ritterlich, in der Tat. Allerdings befinden wir uns hier erst in der Phase, in der der Rittergedanke sich gerade erst entwickelt. Ich behaupte, dass das Anzünden des Hauses viel mehr zeigt, dass Harold unfähig ist, seine Untertanen zu beschützen, denn dass Fehden auf dem Rücken der Untertanen ausgeführt wurden, war eigentlich normal. Es ist eine von vielen Szenen auf dem Teppich, welche zeigt, dass er als Herrscher illegitim ist.
So findet man vorher noch die Szene, in welcher Harold zum Lehnsmann Wilhelms wird: HIC:WILLELM:DEDIT: hAROLDO: ARMA und direkt dahinter HIE VVILLELM VENIT:BAGIAS VBI hAROLD: SACRAMENTUM:FECIT:VVILLELMO DVCI:
Allerdings wird in der Sterbeszene Edwards auch deutlich, dass dieser Harold legitimiert, indem sich die Finger gegenseitig berühren. Seltsam ist allerdings, dass Edwards Beerdigung vor seinem Tod dargestellt ist. Unterstützt wird die Lesart der Fingerberührung als Übertragung der Königskrone durch den Text:
hIC AEDVVARDVUS:REX INLECTO:ALLOQUIT:FIDELES: und hIC DEDERVNT:hAROLDO: CORONA REGIS
Hier spricht spricht Edward auf der Bahre mit den Getreuen - Hier wird Harold die königliche Krone gegeben.
Allerdings: Dort steht dederunt, nicht coronatur. In der nächsten Szene ist Harold dann schon König. Wir könnten hier jetzt die Szene aus dem ostfränkischen Reich gegenüberstellen, in welcher Widukind beschreibt, wie die Königswürde von Konrad I. an Heinrich I. überging: Konrad soll in seinem Sterbebett seinem Bruder Eberhard die Insignien (heilige Lanze, goldene Armspangen, Mantel, Schwert und Krone) gegeben haben, mit dem Auftrag sie an seinen Feind(!) Heinrich den Vogler, Herzog von Sachsen zu übergeben, der damit zum Begründer der ottonischen Königsdynastie wurde. Ich gebe zu: Hier jetzt das Geschehen auf dem Teppich von Bayeux zwingend mit dem im ostfränkischen Reich gleichzusetzen, dafür gibt es keinen Anlass. Aber es gibt eben auch nichts was dagegen spricht.
Der Teppich zeigt dann wiederum, nach der Szene mit Harold als König ein Omen: Eine Sternschnuppe bzw. vermutlich den Halleyischen Kometen, der nach Wilson in der letzten Aprilwoche 1066 über England zu sehen gewesen sein muss. Die Szene ist sehr interessant gestaltet: Man sieht im Palast eine Gruppe die mit ISTI MIRANT STELLA überschrieben ist. Unklar ist auch die nächste Szenengruppe. Ein englisches Schiff fährt zu Wilhelm: hIC:NAVIS:ANGLICA:VENIT:INTERRAM WILLELMI:DVCIS und sofort befiehlt dieser Schiffe zu bauen: HIC WILLELM DVX:IUSSIT NAVES:EDIFICARE: und in den folgenden Szenen sehen wir nur noch die Kriegsvorbereitungen und die Invasion der Normannen in England. Ich würde das englische Schiff doch so interpretieren, dass hier der Nachwelt gezeigt werden soll, dass die Engländer selbst William gegen Harold zu Hilfe riefen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau diese Szene meinte ich.

Von der Grundtendenz her gehen wir ja völlig konform. Dass der ganze Teppich die Legitimität von Wilhelms Thronanspruch bezeugen soll, ist ja auch nicht sonderlich umstritten.

Dennoch meine ich, dass man die Szene mit dem brennenden Haus durchaus auch in "meinem" Sinne interpretieren kann. Das würde dann aber eher dafür sprechen, dass die Künstler auch eigene Ansichten einfließen lassen konnten.

Das "richtige" Ergebnis werden wir wohl nie wissen ;).

Viele Grüße,

Bernd
 
Hallo Ihr,

aber egal wie die verschiedenen Szene interpretiert werden, es ist doch ein grandioses Meisterwerk.

Gibt es eigentlich auch Literatur dazu ?

Gruß.....
 
Wenn man sich so einige Szenen anschaut, dann kommen die Normannen nicht immer so gut weg. Wenn irgendwo gebrandschatzt wird, dann sind immer Normannen die Übeltäter, die Angelsachsen sind werden eigentlich nur als "ehrliche" Kämpfer dargestellt. (Es gibt eine Szene, in der normannische Soldaten ein Haus anzünden, aus dem eine Frau und ein Kind fliehen)

Es mag natürlich so sein, dass Brandschatzen damals zum alltäglichen Kriegsgebrauch gehörte, besonders wenn man sich im Land des Gegeners befand, aber besonders "ritterlich" dürfte es nicht gewesen sein.



Wolfagang Grape geht z.B. davon aus,dass die Szene mit dem abgebranntem Haus,der Mutter und ihrem Kind als warnender Bericht;als Hinweis auf verdiente Strafe verstanden werden möchte.Er geht deshalb davon aus,weil in einer normannischen Chronik aus dem Jahre 1067 davon berichtet wird,wie Wilhelm die Häuser eines Dorfes abgebrannt hat,weil das "dumme Volk" ihn nicht als König anerkennen wollte.Also dokumentiert diese Szene vielleicht keinen Mitleid des Entwerfers.

Was meint ihr,könnte die Szene,wo die Bediensteten das "Festmahl" zubereiten (also vor der Szene,wo Bischof Odo an einem runden Tisch mit anderen Speisenden sitzt) vom Entwerfer als Ausschmückung dazu gemischt haben?Wenn ja,wo könnte ich dann dafür einen Beweis finden???
 
Was meint ihr, könnte die Szene, wo die Bediensteten das "Festmahl" zubereiten (also vor der Szene, wo Bischof Odo an einem runden Tisch mit anderen Speisenden sitzt) vom Entwerfer als Ausschmückung dazu gemischt haben? Wenn ja, wo könnte ich dann dafür einen Beweis finden???

Es ist natürlich interessant, dass so etwas "profanes", wie das Festmahl des Odo auf den Teppich geraten ist und dann auch noch eine solche Ähnlichkeit mit Abendmahlsdarstellungen besteht (was laut Wilson auch schon mehrfach kommentiert worden sei). Nun ja... Essen musste man. Aber vielleicht war das einfach eine Gelegenheit, den vermutlichen Auftraggeber Odo auch mal darzustellen.

Dennoch meine ich, dass man die Szene mit dem brennenden Haus durchaus auch in "meinem" Sinne interpretieren kann. Das würde dann aber eher dafür sprechen, dass die Künstler auch eigene Ansichten einfließen lassen konnten.

Das "richtige" Ergebnis werden wir wohl nie wissen ;).

Es gibt in der Historia Roderici, die von einem Waffengefährten des Cid verfasst wurde eine Bericht, wie dieser in die Ländereien des García Ordóñez einfällt und diese verwüstet. Der Verfasser geißelt das zwar als impium, also 'nicht sehr fromm', aber seine Hauptbotschaft ist die, dass García Ordóñez, der seine Verwandten versammelt hatte und auf deren Unterstützung zählen konnte, sich nicht traute, gegen den Cid vorzurücken.

Wolfgang Grape geht z.B. davon aus, dass die Szene mit dem abgebranntem Haus, der Mutter und ihrem Kind als warnender Bericht; als Hinweis auf verdiente Strafe verstanden werden möchte. Er geht deshalb davon aus, weil in einer normannischen Chronik aus dem Jahre 1067 davon berichtet wird, wie Wilhelm die Häuser eines Dorfes abgebrannt hat,weil das "dumme Volk" ihn nicht als König anerkennen wollte. Also dokumentiert diese Szene vielleicht keinen Mitleid des Entwerfers.

Es ist ja nicht genau bekannt, wann der Teppich genau hergestellt wurde. Aufgrund einer Überwerfung zwischen William und Odo 1082 kann man das Zeitfenster von 1066 bis 1082 als Herstellungszeitraum annehmen. Da der Teppich aber vermutlich für Bayeux hergestellt wurde - hier war der Bischofssitz Odos, hier wurde der Teppich eigentlich immer gelagert - ist es kaum glaubwürdig, dass er als Warnung für die angelsächsische Bevölkerung dienen sollte. Außerdem wurde er nach Auskunft Wilsons nur einmal jährlich aufgehängt, ansonsten zusammengerollt aufbewahrt.
 
Hmm,eine Datierung des Werks hat sich zwischen 1066 und 1096 durchgesetzt.Woher hast Du denn Deine Angaben?



Es ist ja nicht genau bekannt, wann der Teppich genau hergestellt wurde. Aufgrund einer Überwerfung zwischen William und Odo 1082 kann man das Zeitfenster von 1066 bis 1082 als Herstellungszeitraum annehmen. Da der Teppich aber vermutlich für Bayeux hergestellt wurde - hier war der Bischofssitz Odos, hier wurde der Teppich eigentlich immer gelagert - ist es kaum glaubwürdig, dass er als Warnung für die angelsächsische Bevölkerung dienen sollte. Außerdem wurde er nach Auskunft Wilsons nur einmal jährlich aufgehängt, ansonsten zusammengerollt aufbewahrt.[/quote]
 
Es ist natürlich interessant, dass so etwas "profanes", wie das Festmahl des Odo auf den Teppich geraten ist und dann auch noch eine solche Ähnlichkeit mit Abendmahlsdarstellungen besteht (was laut Wilson auch schon mehrfach kommentiert worden sei). Nun ja... Essen musste man. Aber vielleicht war das einfach eine Gelegenheit, den vermutlichen Auftraggeber Odo auch mal darzustellen.


Ich meinte eigentlich die Szene vor dem Festmahl mit Odo.Da,wo die Bediensteten das Essen vorbereiten.
 
Zunächst eimal zur "Abendmahlsszene": Hier glaube ich, hatten die (hatte der) Künstler wenig eigene Entscheidungsfreiheit, insoweit stimme ich El Quijote zu. Die Szene ist für den (vermuteten) Auftraggeber Odo zu bedeutend, als dass er nicht Einfluss darauf genommen haben dürfte. Immerhin nimmt er ja Quasi die Rolle von Christus ein und stellt sich so als derjenige dar, der für den göttlichen Beistand des Feldzugs verantwortlich ist. Damit ist er ja fast noch "wichtiger" als Wilhelm selbst.

Für die Person Odos ist das eigentlich die Schlüsselszene schlechthin, auch wenn es noch ein oder zwei weitere Szenen gibt, in der seine Bedeutung herausgestellt wird (z. B. als Ratgeber Wilhelms, als dieser den Bau der Schiffe befiehlt).

Nun zur Szene davor: Hier werden die Speisen zubereitet bzw. herbeigeschafft. Was mir dabei auffällt. In der Abendmahlsszene gibt es Brot, Wein und Fisch (so genau kann ich das aber nicht erkennen, also kann ich mich auch irren). An den Spießen der Soldaten befindet sich Geflügel, auch wird ein Rind geschlachtet? und ein Schwein? herbeigeschafft. Da es meiner Meinung nach eher unwahrscheinlich ist, dass Wilhelms Flotte lebenden Proviant mitführte (man dürfte mit Pferden und Soldaten genug ausgelastet gewesen sein), wird man das Vieh wohl requiriert haben. Das wäre dann wieder etwas womit sich die Normannen nicht besonders beliebt gemacht haben dürften. Insofern könnte man, so man "meiner" Ansicht folgt, daraus schließen, dass sich die Künstler wieder einige Freiheiten erlaubt haben könnten. Beweisen kann man das natürlich nicht.

Hier ist es wie in der Juristerei. Mit der entsprechenden Begründung und nach Abwägung aller Argumente, kann man verschiedene Ansichten überzeugend vertreten. :winke:

Viele Grüße,

Bernd
 
Im echten Abendmahl gab es übrigens Brot und Wein. Eine besondere Ähnlichkeit mit dem Abendmahl Jesu kann ich nicht erkennen. Dass Menschen am Tisch sitzen und essen ist keineswegs ungewöhnlich.
Ist aber nicht so wichtig, denn wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Auf dem Teppich sind nämlich auch Buchstaben!
So lautet die Beschreibung der hier als Abendmahl beschriebenen Szene:
HIC FECERVNT PRANDIVM ET HIC EPISCOPVS CIBV(M) ET POTV(M) BENEDICIT
"Hier bereiteten sie ein Mittagsmahl und hier segnet der Bischof Speise und Trank"
Die Szene ist also keineswegs prophan, denn Bischof Odo spricht ein Tischgebet.:rofl:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier ist es wie in der Juristerei. Mit der entsprechenden Begründung und nach Abwägung aller Argumente, kann man verschiedene Ansichten überzeugend vertreten.
Du könntest mit der Ansichtssache natürlich Recht haben.
 
Im Abendmahl gab es übrigens Brot und Wein. Eine besondere Ähnlichkeit mit dem Abendmahl Jesu kann ich nicht erkennen. Dass Menschen am Tisch sitzen und essen ist keineswegs ungewöhnlich. Dass der halbrunde Aufbau Tafel Assoziationen mit dem Abendmahlsfresko Leonardo da Vincis weckt, ist ohne Bedeutung.
Ist aber nicht so wichtig, denn wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Auf dem Teppich sind nämlich auch Buchstaben!
So lautet die Beschreibung der hier als Abendmahl beschriebenen Szene:
HIC FECERVNT PRANDIVM ET HIC EPISCOPVS CIBV(M) ET POTV(M) BENEDICIT
"Hier bereiteten sie ein Mittagsmahl und hier segnet der Bischof Speise und Trank"
Die Szene ist also keineswegs prophan, denn Bischof spricht ein Tischgebet.:rofl:
Die Forschung aber vermutet,dass der Entwerfer verschiedene Vorlagen der Abendmahlkomposition für die Gestaltung der Szene zur Verfügung hatte.;)
 
Hmm,eine Datierung des Werks hat sich zwischen 1066 und 1096 durchgesetzt.Woher hast Du denn Deine Angaben?

Du zitierst es doch einschließlich Begründung: Von David M. Wilson, Der Teppich von Bayeux, 1985 (dt. 2004). 1082 setzt Wilson als taq, weil dies das Jahr des Überwurfs von William und seinem Halbbruder ist. Die Datierung bis 1096 kennt er auch, grenzt sie aber eben weiter ein.
 
Du zitierst es doch einschließlich Begründung: Von David M. Wilson, Der Teppich von Bayeux, 1985 (dt. 2004). 1082 setzt Wilson als taq, weil dies das Jahr des Überwurfs von William und seinem Halbbruder ist. Die Datierung bis 1096 kennt er auch, grenzt sie aber eben weiter ein.


Kannst Du mir vielleicht noch sagen,warum er diese Datierung ausgrenzt?
 
Hallo!

Kann mir jemand sagen,ob der Künstler/Entwerfer des Teppichs von Bayeux einen gewissen Freiraum bei der Gestaltung des Teppichs hatte bzw. ob er verschiedene Gestiken oder Gebärden der abgebildeten Personen selber hinzufügte,ohne sich an die Anweisungen des Auftraggebers zu halten?

Vielen Dank im Voraus!

Gruß
Emma

Die Frage wäre doch wie wichtig der ganze Teppich damals war.
Heute ist er eine wichtige Quelle für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Aber wie war es damals?
War es das einzige Propagandawerk dieser Art?
Ich denke Teppiche/Textilien waren eine übliche Ausstattung an größeren Höfen.
Deswegen würde ich den Wert als Machtdemonstration nicht überbewerten.
Ob es ein detailliertes Skript zu dessen Herstellung gegeben hat, ist sicherlich nicht zu beantworten. Eine Produktion eventuell in den Frauengemächern der höhergestellten Damen liegt aber nahe, die sicherlich nicht allzu kritisch ihre eigene Macht sahen.
 
Im echten Abendmahl gab es übrigens Brot und Wein. Eine besondere Ähnlichkeit mit dem Abendmahl Jesu kann ich nicht erkennen. Dass Menschen am Tisch sitzen und essen ist keineswegs ungewöhnlich.
Ist aber nicht so wichtig, denn wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
Auf dem Teppich sind nämlich auch Buchstaben!
So lautet die Beschreibung der hier als Abendmahl beschriebenen Szene:
HIC FECERVNT PRANDIVM ET HIC EPISCOPVS CIBV(M) ET POTV(M) BENEDICIT
"Hier bereiteten sie ein Mittagsmahl und hier segnet der Bischof Speise und Trank"
Die Szene ist also keineswegs prophan, denn Bischof Odo spricht ein Tischgebet.:rofl:

M. E. reicht es ja auch aus, wenn der Betrachter das Abendmahl mit der dargestellten Szene assoziiert. Eine "Eins zu eins"-Umsetzung hätte wohl auch etwas unglaubwürdig gewirkt, da man sich ja immerhin auf einem Feldzug befand. Und da darf es schon mal ein bisschen drunter und drüber gehen. Aber selbstverständlich kann man auch diesen Punkt kontrovers diskutieren. Das ist ja das Interessante daran ;).
 
Die Frage wäre doch wie wichtig der ganze Teppich damals war.
Heute ist er eine wichtige Quelle für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Aber wie war es damals?
War es das einzige Propagandawerk dieser Art?
Ich denke Teppiche/Textilien waren eine übliche Ausstattung an größeren Höfen.
Deswegen würde ich den Wert als Machtdemonstration nicht überbewerten.
Ob es ein detailliertes Skript zu dessen Herstellung gegeben hat, ist sicherlich nicht zu beantworten. Eine Produktion eventuell in den Frauengemächern der höhergestellten Damen liegt aber nahe, die sicherlich nicht allzu kritisch ihre eigene Macht sahen.


Oh,eine Skriptvorlage wäre jetzt echt super!:pfeif:
 
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