Unterschied zwischen Dschihad und Kreuzzug?

lynxx, ich will ja nicht makeln aber du überfrachtet uns hier mit so vielen Texten, dass wir vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.;)
In den im Koran angesprochenen Aus-
einandersetzungen mit den Polytheisten, den Einwohnern der
Stadt Mekka, war das Ziel durchaus auch eine zwangsweise Be-
kehrung zum Islam. Wer sich dem verweigerte, wurde getötet oder
versklavt. Doch schon hier begannen sich die Geister zu schei-
den. Muslimische Gelehrte sind heute überwiegend der Meinung,
dass mit der Verbreitung des Islams die Ausbreitung eines politi-
schen und juristischen Systems gemeint ist, nicht etwa die Ver-
breitung einer religiösen Überzeugung.
Ist das eben nicht der genau der böse Jihad von dem wir hier sprechen? Wenn heutige Islamwissenschaftler und Großmuftis unter Jihad etwas anderes sehen, ist das schön und gut, tut aber nichts zur Sache, denn dies hier ist ein Geschichtsforum, wir reden hier nicht über Vorgestern sondern eigentlich über das Mittelalter!
Der kleine Unterschied ist eben, dass der islamische Einheitsstaat Anhänger verwandter Religionen, also Juden und Christen, duldete und sie nicht zur Konversion unter Androhung des Todes zwang. Darin mag man eine frühe Toleranz des Islams sehen, aber im Grunde ist das nur ein Mogelpackung, die polytheistische Ungläubige außen vor läßt. Aber ist das der Unterschied zum Christentum? Interessanterweise war die Situation der Juden in vielen christlichen Königreichen eine ähnliche; das Judentum war die einzige Religion die im christlichen Mittelalter neben dem Christentum überhaupt geduldet wurden. (Ausnahmen wie Spanien sind mir bekannt.) Trotzdem malt niemand das Zerrbild des in Religionsfragen toleranten christlichen Mittelaters.

Die Worthülse Ǧihād läßt sich also mit mancherlei Inhalt
füllen. Im modernen Sprachgebrauch wird es oft wie unser
Wort Kampagne gebraucht, das ja auch ursprünglich aus dem
militärischen Jargon stammt: Ǧihād gegen die Armut, gegen
die Krankheit, das Analphabetentum.
Genauso wird heute auch das Wort Kreuzzug benutzt. Kreuzzug gegen Drogen, Armut, Korruption... und so weiter und so fort.
Toll. Wo ist jetzt der Unterschied zwischen Jihad und Kreuzzug außer natürlich die Klubzugehörigkeit?:pfeif:
 
Der kleine Unterschied ist eben, dass der islamische Einheitsstaat Anhänger verwandter Religionen, also Juden und Christen, duldete und sie nicht zur Konversion unter Androhung des Todes zwang. Darin mag man eine frühe Toleranz des Islams sehen, aber im Grunde ist das nur ein Mogelpackung, die polytheistische Ungläubige außen vor läßt. Aber ist das der Unterschied zum Christentum? Interessanterweise war die Situation der Juden in vielen christlichen Königreichen eine ähnliche; das Judentum war die einzige Religion die im christlichen Mittelalter neben dem Christentum überhaupt geduldet wurden. (Ausnahmen wie Spanien sind mir bekannt.) Trotzdem malt niemand das Zerrbild des in Religionsfragen toleranten christlichen Mittelaters.

Es führt zwar etwas vom eigentlichen Thema weg, aber hierzu einmal kurz die Anmerkung - einmal abgesehen davon, daß "islamischer Einheitsstaat" diskutabel ist (den gab es zu Zeiten der Orientkreuzzüge definitiv nicht mehr, sondern vielmehr mehrere recht souveräne islamische Staaten bzw. Territorien) -, daß auch die Staaten des lateinischen Orients christliche Reiche waren und in diesen lateinische Christen, griechische Christen, orientalische Christen, Juden und Muslime nebeneinander lebten. Weder im Fürstentum Antiochia noch in der Grafschaft Edessa noch in der Grafschaft Tripolis und ebensowenig im Königreich Jerusalem wurde Anhänger anderer Religionen zur Konversion gezwungen - weder so noch unter Androhung des Todes.
 
Offenbar sprechen die historischen Fakten ganz und gar nicht für sich, ansonsten gäbe es nicht den in der Kreuzzugsforschung vorhandenen Definitionspluralismus, fast jeder Kreuzzugshistoriker hat seine eigene theoretische Konzeption. In meinem ersten Beitrag habe ich lediglich den Versuch unternommen, die mir bekannten Definitionen, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen..

Und ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, daß ich mit diesem Nenner so nicht einverstanden bin.

Einem Mayer oder Riley-Smith kann man, denke ich, nicht nachsagen sie hätten die Quellen zu sorglos studiert. Wenn beide die päpstliche Ausrufung als Voraussetzung für die Klassifizierung einer Unternehmung als Kreuzzug voraussetzen, so habe ich das übernommen. Selbstverständlich steht es Dir frei eine eigene Konzeption anzubieten. .

Ich möchte auch niemandem etwas unterstellen. Ich stehe nur oftmals den Aussagen kritisch gegenüber.
So bin ich auch nicht ganz mit der hier zitierten Definition des Lexikons des Mittelalters in Bezug auf "Kreuzzüge" einverstanden. Aber Du hast schon recht; jedem bleibt es letztendlich selbst überlassen, wie er zu Publikationen und Quellagen steht.

Ich habe tatsächlich nur die von Dir erwähnten Kapitel, im Rahmen einer Quellenübung gelesen. Wie gesagt, wenn ich mich recht erinnere, offenbar war da nichts mit "recht". Jedenfalls vielen Dank für die Klarstellung :).

Ich möchte Dir an dieser Stelle für die nette Diskussion danken. In anderen Foren ist eine Auseinandersetzung dieser Art wohl leider nicht möglich.
 
Wohl nicht - die theologischen Feinheiten der Dschihad-Definition mit ihren verschiedenen Facetten (wie in Lynxx' Beiträgen sehr schön dargestellt) wird kaum jemand in Europa gekannt oder gar verstanden haben (vermutlich sind die auch bei den meisten weniger gebildeten Moslems nur grob bekannt gewesen).

Aber Europa hatte die kriegerische Ausdehnung des Islam über einige Jahrhunderte miterlebt, und natürlich auch die Motivation dahinter.
Und man sieht doch recht deutlich, daß das Europa der Kreuzzugszeit Ideen zum Glaubenskrieg aufkommen, die dem frühen Christentum völlig fremd waren und die auch das Christentum nach Augustinus nie vertreten hatte.
Darauf wollte ich hinaus. Ich habe es nur etwas gewollt-provozierend formuliert.

:winke:
 
Das sind "nicht nur theologische Feinheiten", ...
Für das Verständnis des Islam - völlig d'accord.

Ich rede hier ja nur über die Rezeption im christlichen Europa des Mittelalters - und da kann man wohl ausschließen, daß solche Details eine Rolle gespielt haben.

Was ich darstellen wollte: Die Idee, einen Krieg mit Hauptmotivation Religion/Glaubensausbreitung zu führen, ist im Christentum erst recht spät aufgekommen. Und m. E. eben als Reaktion/Kopie auf den Islam, der dieses Konzept wohl überhaupt erst erfunden hat.

Wenn z. B. vorher (siehe Beitrag von Timotheus) christliche Herrscher gegen Wikinger, Ungarn oder Sarazenen kämpften, dann doch nicht, weil diese Heiden waren. Sondern schlicht weil diese als Bedrohung empfunden wurden.

Und als Karl der Große gegen die Sachsen Krieg führte, tat er dies ganz normal als Frankenkönig. Auch wenn hinterher die Sachsen nach Unterwerfung auch christianisiert wurden - die Religion war für ihn für diesen Krieg keine Motivation.

Die Kreuzzüge haben da eine ganz neue Qualität.
 
... als Karl der Große gegen die Sachsen Krieg führte, tat er dies ganz normal als Frankenkönig. Auch wenn hinterher die Sachsen nach Unterwerfung auch christianisiert wurden - die Religion war für ihn für diesen Krieg keine Motivation.

Es ist bis heute nicht sicher, welche Motivation Karl den Großen bewegte: ob er lediglich die vor 772 erfolgten Raubzüge von Sachsen auf fränkisches Gebiet unterbinden/eindämmen/beenden wollte oder ob er tatsächlich von Anfang an die Unterwerfung und Christianisierung der Sachsen sowie deren Eingliederung ins fränkische Reich plante...
Fakt ist jedenfalls, daß die Christianisierung erst ab 777 (Reichstag von Karlsburg) vorangetrieben wurde und Zwangsbekehrungen v.a. die bäuerliche sächsische Bevölkerung trafen, während zumindest ein relevanter Teil der sächsischen Adligen sich dabei sogar auf die fränkische Seite stellte und die neue Religion freiwillig annahm.
Ebenso wurde Karl dabei von seinem Berater Alkuin - dem späteren Abt von Saint-Martin de Tours - ermahnt bzw. kritisiert, daß man das Wort Gottes mit Predigten, aber nicht mit dem Schwert verbreiten solle.

Doch wie dem auch sei, haben die Orientkreuzzüge da in jeglicher Hinsicht eine andere Qualität: dort ging es um den - nach zeitgenössischer Sichtweise - rechtmäßigen Besitz Jerusalems, der Heiligen Stätten und des Heiligen Landes, aber eben nicht um die Verbreitung des Glaubens und/oder Zwangsbekehrungen (auch wenn einige Protagonisten solche Überlegungen anstellten, welche sie freilich nie realisierten). Die religiöse Motivation dahinter kann nur im Einklang mit dem christlichen Pilgerwesen verstanden werden.
 
...

Was ich darstellen wollte: Die Idee, einen Krieg mit Hauptmotivation Religion/Glaubensausbreitung zu führen, ist im Christentum erst recht spät aufgekommen. Und m. E. eben als Reaktion/Kopie auf den Islam, der dieses Konzept wohl überhaupt erst erfunden hat....

Also auf den ersten Blick sagt schon die Wiki etwas anderes:
Heiliger Krieg ? Wikipedia
oder
Gerechter Krieg ? Wikipedia

Nur mal ein Satz als Beispiel daraus: "Papst Gregor der Große (590-604) billigte das gewaltsame Vorgehen gegen Häretiker und Eroberungskriege gegen heidnische Völker, um dort die christliche Mission zu ermöglichen oder zu erleichtern."

Muss nicht stimmen, da Wikipedia halt, aber könnte man als Ausgangspunkt nehmen zu schauen, was da dran ist.

Nochmals - zum Dritten (?) ;) : Es ging im Islam in der überwiegenden Anzahl der Expansionen nicht darum, den Glauben zu verbreiten, sondern die Herrschaft. Da die Religion als die letzte und zudem von Gott nun direkt autorisierte angesehen wurde, quasi das letzte Update des Betriebssystems was es gab, konnte man sich auch lange nicht vorstellen, dass nicht irgendwann sowieso alle Menschen upgraden würden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur mal ein Satz als Beispiel daraus: "Papst Gregor der Große (590-604) billigte das gewaltsame Vorgehen gegen Häretiker und Eroberungskriege gegen heidnische Völker, um dort die christliche Mission zu ermöglichen oder zu erleichtern."

Einen solchen Satz vom geistlichen Oberhaupt der Christenheit- falls es ihn denn gegeben hat - halte ich für gut denkbar. Er würde dem Zeitgeist entsprechen, der wenig später auch die Araber zu einer nie dagewesenen kriegerischen Expansion veranlasste, die ein Weltreich hervorbrachte, das vom Indus bis zum Atlantik reichte.

Der obige Satz könnte also, mit anderen Versatzstücken, auch vom Kalifen stammen!

Nochmals - zum Dritten (?) ;) : Es ging im Islam in der überwiegenden Anzahl der Expansionen nicht darum, den Glauben zu verbreiten, sondern die Herrschaft.

Das ist eine überaus treuherzige Aussage, zu der auch dieser Satz passt, den ich eben auf einer islam-Seite fand:

Ziel und Sinn der Eroberungszüge durch arabische Heere war die Ausbreitung des Herrschaftsbereichs Gottes in der Welt- nicht des islamischen Glaubens! Im Gegenteil!
Das eine ist vom anderen nicht zu trennen und natürlich gingen Eroberung und Ausbreitung des Islam Hand in Hand!

"Honi soit qui mal y pense" ... :D
 
Dein Zitat ist aus:
Singrid Hunke: Allah ist ganz anders. Enthüllung von 1001 Vorurteilen über die Araber. Bad König 1999.

Menschen haben eben die Angewohnheit, sich der als überlegen empfundenen Kultur anzunähern. Sei es bei den griechischen Kolonisten, bei den Römern mit ihren Feinden, bei der islam. Blütezeit oder heute bei den Amerikanern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach nein; nicht schon wieder die Hunke...

Timotheus über Sigrid Hunke
Die dort von mir referenzierte Arbeit von Horst Junginger über Sigrid Hunke

Antisemitismusforschung über Sigrid Hunke schrieb:
... Dass die völkischen und antisemitischen Grundlagen neopaganer, arteigener Religionsentwürfe bis in die Gegenwart hinein eine nicht unbeträchtliche Wirksamkeit besitzen, macht im abschließenden Beitrag des Bandes Horst Junginger deutlich: Am Beispiel der 1999 verstorbenen Autorin, "Unitarierin" und "intellektuellen Führungsgestalt der Neuen Rechten" Sigrid Hunke, deren vielsagende Biografie - als Studentin Bekanntschaft mit Hans F. K. Günther, 1937 Eintritt in die NSDAP, in der 1940er Jahren Mitarbeit beim SS-Ahnenerbe, später als vermeintliche "Orient-Expertin" im Auftrag der Bundesregierung Vorlesungen an mehreren arabischen Universitäten - und spirituelle Weltsicht er darstellt, zeigt Junginger auf, dass die Ideologie der hier projektierten "Neuen Religion" in beträchtlichem Umfange mit altbekannten (antisemitischen) Stereotypen operiert, deren Virulenz vor allem mit Blick auf die beträchtlichen publizistischen Erfolge Sigrid Hunkes - eine Auswahlbibliografie ist beigegeben - durchaus als besorgniserregend eingeschätzt werden kann...
Von Fragen nach den Fragen, auf die der Antisemitismus die Antwort ist - Ein neuer Sammelband zu Antisemitismus, Paganismus und Völkischer Religion : literaturkritik.de

Peter Kratz über Sigrid Hunke in "Der Rechte Rand" 12/1991 schrieb:
... Nach zahlreichen übereinstimmenden Quellen waren es vor allem Alfred Rosenberg und dessen "Außenpolitisches Amt der NSDAP", die sich damals für den arabischen Nationalismus einsetzten. Rosenberg hat immer wieder eine größere Unterstützung arabischer Nationalisten auch durch Parteigliederungen der NSDAP gefordert und sogar auf eigene Faust deutsche Waffenlieferungen in den Nahen Osten organisiert. Schon Hitler selbst hatte sich positiv über den Islam ausgelassen, der nazi-deutsche Botschafter in Kairo hatte eine enge Beziehung zwischen Islam und Faschismus konstatiert: »Nationalsozialistische Auffassungen begegnen sich in vielen islamischen Grundsätzen« (zit. n. Schröder S. 217; Antifaschistlnnen sehen das freilich anders). Heute setzt die neurechte Ideologin Sigrid Hunke, lange Jahre Vize- und Ehrenpräsidenten der aus dem Rosenberg-Umkreis entstandenen Sekte "Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft e.V." (DUR) und Mitglied eines obskuren, in Kairo ansässigen "Islam-Rates", diese Anbiederungsversuche zum Nachteil der Juden mit ihren neuen Büchern über den Islam fort...
Da Der Rechte Rand 1998 vom Verfassungsschutzbericht des Bundes als "organisationsunabhängige linksextremistisch beeinflusste Publikation", in der jedoch auch Autoren schreiben, "die keine Linksextremisten sind", eingestuft wurde und dementsprechend seinerseits ebenso nicht unumstritten ist, muß der zitierte Text mit entsprechender Quellenbenennung genügen.



In der Hoffnung, daß ich nicht mehr allzu oft hier auf den Ungeist der Werke von Frau Hunke hinweisen muß, möchte ich darum bitten, beim eigentlichen Diskussionsthema zu bleiben.
Besten Dank... :fs:
 
Du schweifst ab. Und du suggerierst, dass ihre Werke nur so von rechtsradikalen Gedankengut triefen. Dem ist nicht so, ich habe zwei ihrer Bücher hier und durchgelesen. Du auch? Meinst du nicht, dass solche Posts von dir, ohne weitere Erklärungen eine Art Totschlags-Posts für Mitleser sind?
Was sagst du all den Orientalisten, Historikern, die sie in ihren Werken zitierten? Alles Neuheiden und verkappte Rechtsradikale? Ihre Aussagen stehen nicht im luftleeren Raum, sondern gründen sich ihrerseits wiederum auf andere Orientalisten, Historiker, etc.
Trotzdem scheint manchmal (!) ihre religiöse Gesinnung und ihre arabophilie durch, z.b. indem sie einseitig verallgemeinernd alles Schlechte den Türken, Iranern, usw. zuschreibt. Sie übertreibt auch manchmal, vor allem aus heutiger Sicht, mit heutigen Erkenntnissen. Einige ihrer Schlussfolgerungen sind sehr tendenziös - was die vorherige Aufzählung der historischen Fakten nicht tangiert. Das sollte man wissen und auch erwähnen, dass ihre Bücher nicht für Laien geeignet sind, aber das sollte man auch so ansprechen, dass ein Mitleser nicht den Eindruck erhält, alle ihre Werke seien nicht zitierbar. Und vor allem der falsche Eindruck erweckt wird, dass ihr Ungeist in ihren islamwissenschaftlichen Werken deutlich erkennbar ist.
Ansonsten zeige mir Untersuchungen, die mit Textauszügen belegen, in welchen Passagen ihrer islamwissenschaftlichen Publikationen ihre Gesinnung sich niederschlägt, denn Begeistertung und Übertreibung für Friedrich II. allein ist noch kein "Verbrechen".
(PS: Ich habe in dem Thread "was wir Araber verdanken", etliche Zitate von ihr stehen, auch aus obigem Buch, anhand dieser Zitate kannst du ja mal ihre rechte oder/und paganistische Sichtweise versuchen an der Praxis zu belegen.)
Es widert mich an, rechtsextreme oder in diesem Mileu agierende Personen verteidigen zu müssen, aber Wagner machte musikhistorisch bedeutende Musik, selbst wenn er als Mensch heute unmöglich wäre, und Hunke brachte einige Dinge zutage, ist auch nicht in jedem Kapitel heute unumstritten in ihrer Analyse, trotzdem in der Sek.-Lit. zitiert, selbst wenn sie als Mensch unmöglich war.

Du kannst ja mal Rezensionen jener Zeit in der Bibliothek nachschlagen, wohl meistens von Rezensenten, die ihre politische Gesinnung nicht kannten (Bonner Generalanzieger, siehe Amazon), ansonsten wäre sie wohl kaum im Gewerkschaftlichen Monatsheft rezensiert worden, der wohl unverdächtig ist, rechtes Gedankengut zu verbreiten. Welcher Tenor bei ihrem Hauptwerk in Rezensionen vorherrschte, sieht man im Munzinger Archiv, welches wohl bis heute nicht poltisch korrekt korrigert wurde: "erwarb sich H. insbesondere mit ihren herausragenden Sachbüchern "Allahs Sonne über dem Abendland - Unser arabisches Erbe" ..."
Wahrscheinlich wurde sie deshalb öfters in der Vergangenheit zitiert, weil eben die wenigsten ihren Background vorher recherchierten, sondern nach ihren Texten gingen.
 

Das räume ich durchaus ein...

Und du suggerierst, dass ihre Werke nur so von rechtsradikalen Gedankengut triefen.

Das räume ich allerdings nicht ein; schließlich habe ich meinen Beitrag dazu verlinkt, worin steht (ich erlaube mir, mich selbst zu zitieren):
...

Die (übrigens 1999 verstorbene) Autorin war zwar eine sehr kenntnisreiche Orientalistin, die auch für ihre detaillierte Arbeit bekannt geworden ist, verfolgt aber in ihren Werken - auch in diesem - eine weltanschaulich und politisch nicht unbedenkliche Absicht.

...

Sigrid Hunke ist vor allem daran interessiert aufzuzeigen, daß der arabische Einfluß auf Europa letzterem die Befreiung vom Christentum, welches nach ihrer Ansicht ehedem nur aufgepreßt ist und konträr zur eigenen europäischen, v.a. germanischen "Ur-Religion" steht, erst ermöglichte. In diesem Kontext erfolgt auch ihre übermäßige Glorifizierung Friedrichs II. als Brückenbauer zwischen dem deutsch dominierten Europa und dem arabischen Orient.
Mit ihrer Sichtweise einer deutsch-arabischen Allianz gegen den britisch dominierten westlichen Imperialismus gründelt sie eindeutig im ideologischen und politischen Fahrwasser nationalsozialistischer Geschichtsbetrachtung: grundlegend sind dabei sowohl das antibritische als auch das antikatholische Element.
Anm.: Hervorhebung der nicht unwichtigen Passage durch nachträgliche Unterstreichung...
 
Wie merkwürdig, dass Daschihad auf Arabisch gar nicht Krieg oder etwas in der Art heißt!
Dschihad ist im Leben einer Muslim die Anstrengung, die er seinem Gott entgegenbringt, nicht mehr und nicht weniger.
 
Zu dem Thema habe Ich vor kurzem folgendes gefunden:

Am 18. Oktober 1009 ließ Kalif al-Hakim die Grabeskirche, eines der wichtigsten christlichen Heiligtümer überhaupt, zerstören. Diese ungeheuerliche Provokation sollte später einer der Auslöser für die Kreuzzüge werden.

Kalif al-Hakim (* 985 n.Chr., † 1021 n.Chr) war seit 996 n.Chr. Herrscher über Jerusalem. Er schränkte die relativ weitreichenden Freiheiten der jüdischen und christlichen Bevölkerung in Jerusalem deutlich ein. Juden und Christen mussten selbst im Badehaus Glöckchen tragen, sichtbare Kreuze wurden ebenso verboten wie Glockenläuten oder Prozessionen. Jüdische und christliche Feiertage durften nicht mehr öffentlich gefeiert werden. Aber auch die Rechte der Frauen (gleich welcher Religion) wurden erheblich eingeschränkt: sie mussten Schleier tragen, erhielten ein nächtliches Ausgangsverbot, durften an Begräbnissfeierlichkeiten nicht mehr teilnehmen. Ab 1015 n.Chr. dürfen Frauen ohne männliche Begleitung das Haus nicht mehr verlassen.
Die Verwaltung in seinem Reich, die bislang von gebildeten Nicht-Muslimen dominiert wurde, schaltete er gleich, in dem er die Nicht-Muslime zum Islam zwang oder alternativ aus den Ämtern entfernte.
Ab 1008 n.Chr. wurden unter seiner Herrschaft christliche Kirchen geplündert um die Finanzprobleme seines Reiches zu beheben. Diese Kirchenzerstörungen dauern bis 1018 n.Chr. an.
Nach 1033 n.Chr. wurden unter seinem Nachfolger, dem Kalifen al-Zahir, erneut Kirchen zerstört um eine Ringmauer um Jerusalem zu bauen.
Ab 1038 n.Chr. wird die Grabeskirche von byzantinisch-griechischen Architekten wieder aufgebaut bevor sie unter dem Kalifen al-Mustansir 1055 n.Chr. erneut geplündert wird.

Die Vorgeschichte der Kreuzzüge Zerstörung der Grabeskirche (1009 n.Chr.)

Man kann also sagen das die Kreuzzüge eine Reaktion war auf das brutale Vorgehen der Moslems gegenüber religiösen Minderheiten. Die Zerstörung der Grabeskirche war für das Abendland quasi so etwas wie ein mittelalterlicher 9/11, der den Vatikan zur Handlung Zwang um die dortigen Christen zu schützen.
Eigentlich waren die Muslime ums Jahr 1000 schon genau so expansiv, aggressiv und erobernd wie heute, hatten bloß noch nicht die heutigen Möglichkeiten.
 
Wie merkwürdig, dass Daschihad auf Arabisch gar nicht Krieg oder etwas in der Art heißt!
Dschihad ist im Leben einer Muslim die Anstrengung, die er seinem Gott entgegenbringt, nicht mehr und nicht weniger.

der Koran beschreibt zwei Dschihads.

Das du nur eine dieser beiden erwähnst heißt nicht das es die andere Variante nicht gibt.
 
Leute, nehmt es mir bitte nicht übel, aber an der Stelle waren wir gleich zu Beginn der Diskussion bereits gewesen: dort waren sowohl die beiden Bedeutungen des Dschihad angesprochen und erläutert worden - mit dem Hinweis, daß wir keine der beiden Formen ausblenden dürfen - wie auch die Übergriffe bzw. das Vorgehen gegenüber Christen unter Fatimiden und Seldschuken als ein wichtiger Auslöser für die späteren (Orient-)Kreuzzüge dargelegt und charakterisiert worden.



Man kann also sagen das die Kreuzzüge eine Reaktion war auf das brutale Vorgehen der Moslems gegenüber religiösen Minderheiten...

Obwohl dabei ein wenig zu differenzieren ist - bspw. waren die syrischen Christen zu keiner Zeit derart davon betroffen -, kann man dies als einen Auslöser sehen.





Zum Schluß meiner Anmerkungen noch etwas Grundsätzliches...

Die Zerstörung der Grabeskirche war für das Abendland quasi so etwas wie ein mittelalterlicher 9/11, der den Vatikan zur Handlung Zwang um die dortigen Christen zu schützen.
Eigentlich waren die Muslime ums Jahr 1000 schon genau so expansiv, aggressiv und erobernd wie heute, hatten bloß noch nicht die heutigen Möglichkeiten.

Ich möchte doch sehr darum bitten, Bezüge a la 9/11 oder in der Form "die Muslime waren damals genauso aggressiv wie heute" in einer historischen Diskussion zu unterlassen - vgl. dazu auch http://www.geschichtsforum.de/regeln.php Punkt 3, Unterpunkt 1, darin Unterpunkt 6.
Dies gilt im Übrigen auch für analogistische Schwenks in Richtung "Mein Kampf" u. dgl. ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ǧihād kommt erst mal von ǧahada - 'sich anstrengen'. Dass der Ǧihād <auch> den Hl.krieg bezeichnet steht dabei außer Frage.
 
Grundsätzlich verstehe ich ja die Dikussion nicht.

Kriegsherren haben zu allen Zeiten fadenscheinige Kriegsgründe geliefert.

Sei es nun Kreuzzug, Demokratie ausweitern, das Proletariat retten, irgendwelche Verwandtschaftsbeziechungen mit einem verstorbenen Herrscher e.t.c.
 
Grundsätzlich verstehe ich ja die Dikussion nicht.

Grundsätzlich drängen sich mir zwei Fragen auf: Zum einen, was hat der sog. "innere" Djihad mit den "Kreuzzügen", resp. dem Djihad in seiner kriegerischen Variante zu tun? Ist er überhaupt in dieser Diskussion relevant?

Wenn er es ist, müßte sein diesbezüglicher Stellenwert expliziter erläutert werden.

Falls nicht, ist dieser Punkt lediglich für Mohammedaner interessant, oder für solche, die sich intensiv mit dem Islam beschäftigen möchten. Thematisch wäre seine Hervorhebung dann mehr als flüssig und hätte unberücksichtigt zu bleiben.
 
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