Antike jüdische Architektur

Uhtred

Gesperrt
Hallo,
ich suche wirklich dringend Literatur zu antiker jüdischer Architektur - kann auch gerne in englischer Sprache sein.
Wichtig wäre hierbei, dass reichliches und detailliertes Bildmaterial vorhanden ist, da ich für eine geschichtsbegeisterte Freundin die aus Israel stammt, eine jüdische Siedlung zeichnen möchte, wie sie vor der Eingliederung Judäas/Palästinas in das Römische Reich ausgesehen hat.

In dem Zusammenhang hätte ich auch eine grundsätzliche Frage:
Wie stark war die jüdische Architektur zu jener Zeit eigentlich griechisch beeinflusst?

Wenn ich mir nämlich z.B. Modelle des großen Tempels in Jerusalem ansehe, dann kann ich zumindest am Hauptgebäude wenig griechischen Einfluss erkennen. Dem Gebäude fehlt irgendwie die Leichtigkeit und Eleganz hellenistischer Architektur (um ehrlich zu sein, wirkt der Tempel auf mich wie ein gewaltiger Klotz, der einen zu erschlagen droht). Kann man den Tempel in Jerusalem, aber überhaupt als repräsentativ für jüdische (Sakral-)Architektur ansehen?
 
An Deiner Stelle würde ich mich damit direkt an die Archäologen vor Ort wenden. Eigentlich sollte Dir da geholfen werden können.

Auf die Schnelle habe ich vorhin gegoogelt, wurde aber nicht so recht fündig, ausser zu dem Hinweis zu einem Buch zur antiken jüdischen Kunst.
Ansonsten hab ich mir die Literaturhinweise meiner beiden Finkelstein-Bücher durchgesehen, doch liegt da - dieses Thema betreffend - der Schwerpunkt auf die Besiedelungsgeschichte.

Mir ist noch nicht ganz klar, wonach Du genau suchst, wenn Du Siedlung schreibst. Meinst Du damit kleinere Städte, aber mit Synagoge z.B., da wäre das Thema Architektur vielleicht ganz interessant. Oder möchtest Du ganz allgemein wissen, wie kleine Siedlungen, also einzelne Häuser mit einer evtl. Ölpresse, in die Landschaft eingegliedert waren, und eher eine kleine Ortschaft bildeten?
 
An Deiner Stelle würde ich mich damit direkt an die Archäologen vor Ort wenden. Eigentlich sollte Dir da geholfen werden können.
Hmmm, da werde ich dann ein paar Institute anschreiben müssen.
Auf rasche Antwort, darf man da aber wohl ehern nicht hoffen, fürchte ich.

Auf die Schnelle habe ich vorhin gegoogelt, wurde aber nicht so recht fündig, ausser zu dem Hinweis zu einem Buch zur antiken jüdischen Kunst.
Exakt die Erfahrung habe ich leider auch gemacht.

Mir ist noch nicht ganz klar, wonach Du genau suchst, wenn Du Siedlung schreibst. Meinst Du damit kleinere Städte, aber mit Synagoge z.B., da wäre das Thema Architektur vielleicht ganz interessant. Oder möchtest Du ganz allgemein wissen, wie kleine Siedlungen, also einzelne Häuser mit einer evtl. Ölpresse, in die Landschaft eingegliedert waren, und eher eine kleine Ortschaft bildeten?
Also grundsätzlich soll es eine mittelgroße Siedlung sein (vielleicht mit 5000 Einwohnern :grübel:), wobei die näher am Betrachter liegenden Gebäude, durchaus richtig ins Detail gehen sollen - die von dir erwähnte Ölpresse, würde da sehr gut passen. Diese Idee werde ich also schon mal vormerken ;)
 
Zu dem Thema ist mir vorhin noch der Dr. Jürgen Zangenberg eingefallen. Ich verbinde ihn jetzt mit Ausgrabungen um das Tote Meer, vor allem aber auch mit Qumran.
Vielleicht hat er aber auch noch woanders mit Ausgrabungen zu tun. So hättest Du zumindest eine deutsche Anlaufstelle!? (Vorrausgesetzt Du würdest arch. nachfragen wollen).
 
In dem Zusammenhang hätte ich auch eine grundsätzliche Frage:
Wie stark war die jüdische Architektur zu jener Zeit eigentlich griechisch beeinflusst?

Wenn ich mir nämlich z.B. Modelle des großen Tempels in Jerusalem ansehe, dann kann ich zumindest am Hauptgebäude wenig griechischen Einfluss erkennen. Dem Gebäude fehlt irgendwie die Leichtigkeit und Eleganz hellenistischer Architektur (um ehrlich zu sein, wirkt der Tempel auf mich wie ein gewaltiger Klotz, der einen zu erschlagen droht). Kann man den Tempel in Jerusalem, aber überhaupt als repräsentativ für jüdische (Sakral-)Architektur ansehen?
Ganz spontan fällt mir dazu der Makkabäer- Aufstand als Reaktion auf das Aufzwingen griechischer Kultur und Bräuche bis zur Entweihung des Tempels ein. Die anschließende Wiedereinweihung im Jahre 164 v. d. Z. wird heutzutage noch beim Hanukkafest gefeiert.

Möglicherweise saß der Stachel der versuchten griechischen Einflussnahme so tief, dass hellenistische Bauelemente eher selten waren, dies ist aber jetzt Spekulation.

Der Tempel war der sakrale Bau des Judentums schlechthin. Erst mit Zerstörung des Tempels (70 n. Z.) enstand das rabbinische Judentum (mit der Synagoge als Gemeindezentrum). Der Rabbiner ersetzte den Tempel- Priester.

Edit.: Ich habe mich möglicherweise missverständlich ausgedrückt, sorry...
Synagogen, also Häuser zur Versammlung, gab es schon vor Zerstörung des Tempels. Auch Jesus lehrte ja in einer Synagoge.
In Ägypten gab es meines Wissens schon um 300 v. d. Z. eine Synagoge.
Nur mit Zerstörung des Tempels und der Bundeslade musste ja ein anderer Weg gefunden werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Harvard (USA) gräbt das antike Sardes / Sardis in der Türkei aus. (Die Stadt des sprichwörtlichen Krösus). Dort ist eine tolle Ruine einer Synagoge zu sehen:
Synagoge von Sardes ? Wikipedia
Schau vielleicht mal auf der Harvard Seite nach deren Ausgrabungsseite nach, wenn dich diese Architektur interessiert.
 
In Kapernaum/Kafarnaum steht auch noch eine Synagoge, die bekannt dafür ist, dass Jesus in ihr gepredigt haben soll. Die Säulenkapitelle mit ihren Akanthusblättern sind ganz im Stil korinthischer Kapitelle. Wir haben es hier also mit hellenistischer Architektur zu tun.
 
@Hulda: Ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass der Makkabäeraufstand zu einer grundsätzlichen Ablehnung des Griechischen geführt hat, denn der Hellenismus war ja in Judäa/Palästina auch lange danach noch extrem stark verbreitet. Griechisch war eine der geläufigsten und auch von sehr vielen Juden gesprochene Sprache.
Andererseits ist da wieder dieser grobe Klotz von einem Tempel, der in einigen Bereichen so gar nicht griechisch aussieht.
Sehr verwirrend. Möglicherweise hat sich die von dir in den Raum gestellte Ablehnung des Hellenismus, eher nur auf den religiösen Bereich, sprich sakrale Bauwerke bezogen? Orthodoxe Gläubige, sind ja bekanntlich meist eher weniger weltoffen (in dem Fall, offen für typisch griechische Architektur) und kochen lieber gerne ihr eigenes Süppchen.


In Kapernaum/Kafarnaum steht auch noch eine Synagoge, die bekannt dafür ist, dass Jesus in ihr gepredigt haben soll. Die Säulenkapitelle mit ihren Akanthusblättern sind ganz im Stil korinthischer Kapitelle. Wir haben es hier also mit hellenistischer Architektur zu tun.

Also ob es wirklich richtig ist, einen antiken Architekturstil bloß durch das Identifizieren von einem bestimmten Säulentypus, klar in seiner Gesamtheit zu klassifizieren?
Dann müsste man aus Konsequenz daraus ja auch sagen, die römische Architektur gäbe es als solche gar nicht, sondern sie wäre wegen den verwendeten griechischen Säulentypen, eben griechisch. Und das obwohl die Römer durchaus starke eigene Akzente in ihrer Architektur besaßen, siehe die diversen Kuppelbauten, die Perfektionierung des Bogens oder die Basilika.

Dass die Säulen des Tempels in Jerusalaem hellenistisch sind ist klar, aber das Hauptgebäude selbst, auf das ich mich bezog, sieht zumindest für mich nicht wirklich typisch griechische aus.
http://www.ucalgary.ca/~elsegal/RelS369/Pics/SecondTemple.jpg
Mir fällt auf die Schnelle jedenfalls nichts vergleichbares im hellenistischen Kulturkreis ein. Aber ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren ;)


So, eine schöne Bücherauswahl habe ich hier gefunden:
IES
Da ich jedoch Hebräisch ungefähr genausogut spreche wie Klingonisch,
schmilzt die Auswahl der möglichen Titel stark zusammen.

Ich habe jetzt jedenfalls alle der hier aufgeführten Institute
Archaeology of Israel - Wikipedia, the free encyclopedia
um Bitte nach erhältlicher Literatur zum Thema jüdische Architektur in vorrömischer Zeit angeschrieben und hoffe, dass sich da vielleicht bald jemand meldet. Viel Zeit habe ich nicht mehr, nämlich insgesammt nur knapp vier Wochen, dann muss die Arbeit fertig sein.
 
@Hulda: Ich kann mir nicht ganz vorstellen, dass der Makkabäeraufstand zu einer grundsätzlichen Ablehnung des Griechischen geführt hat, denn der Hellenismus war ja in Judäa/Palästina auch lange danach noch extrem stark verbreitet.
Der Makkabäeraufstand hatte mE sehr wohl eine grundsätzliche Ablehnung des Griechischen zur Folge, was sonst?

Wurde noch wenige Jahre zuvor von einem Hohepriester ein Gymnasion in Sichtweite des Tempels erbaut (vgl. "Juden in der Antike" in: J. Schoeps et al. (Hg), Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh 2000, S.54) (was ja ein positives Verhältnis zum Hellenismus zeigt), so sollten rigide Maßnahmen seitens der Seleukiden wie das Sabbat- und Beschneidungsverbot, Schändung des Tempelaltars durch aus jüdischer Sicht heidnische Opferzeremonien etc. zur Durchsetzung der Hellenisierung der Juden führen (vgl. ebd).

Es folgte der berühmte Aufstand.

Ich kann mir vorstellen- ohne jetzt Belege dafür zu haben-, dass die auf den Aufstand nach jahrelangen Kämpfen folgende Besetzung weltlicher und geistlicher Ämter durch die Makkabi- Familie sich auch auf die zukünftige Architektur und Kunst ausgewirkt hat. Hellenismus dürfte out gewesen sein.
Aber das ist auch wieder nur Spekulation...

Man sollte in diesem Zusammenhang auch noch beachten, dass während des Aufstandes schon Beziehungen zu Rom aufgenommen wurden (vgl. ebd). Architektonisch sind griechische und römische Bauwerke nun nicht immer sofort zu unterscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wurde noch wenige Jahre zuvor von einem Hohepriester ein Gymnasion in Sichtweite des Tempels erbaut (vgl. "Juden in der Antike" in: J. Schoeps et al. (Hg), Neues Lexikon des Judentums, Gütersloh 2000, S.54) (was ja ein positives Verhältnis zum Hellenismus zeigt), so sollten rigide Maßnahmen seitens der Seleukiden wie das Sabbat- und Beschneidungsverbot, Schändung des Tempelaltars durch aus jüdischer Sicht heidnische Opferzeremonien etc. zur Durchsetzung der Hellenisierung der Juden führen (vgl. ebd).
Da habe ich aber ein schönes Kuddelmuddel verzapft! Ist nicht ganz einfach mit den Beziehungen in der deutschen Sprache! =)

Ausgedrückt werden sollte, dass durch die rigiden Maßnahmen der Seleukiden die zunächst positive Haltung der Juden gegenüber dem Hellenismus ins Gegenteil umschlug.
 
Da habe ich aber ein schönes Kuddelmuddel verzapft! Ist nicht ganz einfach mit den Beziehungen in der deutschen Sprache! =)
Macht nix, mir war schon ungefähr klar worauf du hinaus wolltest :)
Ausgedrückt werden sollte, dass durch die rigiden Maßnahmen der Seleukiden die zunächst positive Haltung der Juden gegenüber dem Hellenismus ins Gegenteil umschlug.
Ja, das stelle ich auch für die unmittelbare Zeit nach dem Aufstand auch nicht in Abrede. Mir ging es in erster Linie darum, dass der Hellenismus in dieser Gegend erst mit dem Vormarsch durch den Islam ausgemerzt wurde. Sprich, er hat sich, trotz Makkabäeraufstand, erstaunlich gut und lange gehalten. Und das wiederum war doch nur möglich, weil sich die jüdische Bevölkerung langfristig eben nicht von ihm konsequent abgewandt hat.
Im Gegenteil, sehr viele der jüdischen Größen jener Zeit, waren hellenisierte Juden, siehe z.B. Paulus von Tarsus.

PS: Das mit der Fachliteratur wird in diesem Leben wohl nix mehr.
Habe mir deshalb mühsam im Internet diverse Abbildungen jüdischer Architektur zusammengeklaubt und nach Qualität gefiltert. Das muss nun reichen, für mein zeichnerisches Diorama.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ja, dem Makkabäeraufstand folgte ja noch weiter Aufstände, der Jüdische Krieg und der Bar Kokhba-Aufstand. Und Paulus vertrat innerhalb des frühen Christentums zunächst eine Außenseiterposition. Die Juden bemühten sich auch immer, hellenistische Einflüsse aus Jerusalem herauszuhalten.
 
Nun ja, dem Makkabäeraufstand folgte ja noch weiter Aufstände, der Jüdische Krieg und der Bar Kokhba-Aufstand. Und Paulus vertrat innerhalb des frühen Christentums zunächst eine Außenseiterposition. Die Juden bemühten sich auch immer, hellenistische Einflüsse aus Jerusalem herauszuhalten.
Dem kann ich nur beipflichten:
Hadrians Politik stieß nicht gerade auf großes Wohlwollen, hatte sie doch ebenfalls die Hellenisierung zum Ziel.
Die Gründung Aelia Capitolinas brachte dann das Fass zum Überlaufen und bildete wohl den aktuellen Anlass für den Bar- Kochba- Aufstand.
Der zeigte nur kurzfristigen Erfolg.
Was dann folgte, kann jeder nachlesen...
Es geht hier ja nur darum zu zeigen, dass der Hellenismus sich in großen Teilen der jüdischen Bevölkerung nicht gerade herausragender Beliebtheit erfreute.
 
Zurück
Oben