Die Blütezeit der Kelten?

Ich korrigiere mich, der Geist hat Recht!

The archaeology of Celtic art - Google Bcher

Der Begriff "Ultima La Tene" hat nicht, wie ich es bisher immer falsch assoziiert hatte, direkt etwas mit der Spätlatene zu tun sondern bezieht sich auf "hiberno-sächsische" Kunst, auf Motive die sich möglicherweise aus der keltischen Epoche herleiten.

Aus archäologischer Sicht sollte man denke ich der antiken ethnographie folgen und von Britanniern anstatt "Inselkelten" sprechen.Die beiden Begriffe werden zwar oft quasi-analog benutzt, letzterer meint aber eigentlich nur den linguistischen Begriff der keltischen Sprachen der auf Sprachforscher wie George Buchanan im 16. Jahrhundert zurückgeht.
 
Aus archäologischer Sicht sollte man denke ich der antiken ethnographie folgen und von Britanniern anstatt "Inselkelten" sprechen.Die beiden Begriffe werden zwar oft quasi-analog benutzt, letzterer meint aber eigentlich nur den linguistischen Begriff der keltischen Sprachen der auf Sprachforscher wie George Buchanan im 16. Jahrhundert zurückgeht.

Das ist doch Haarspalterei, denn die Briten, Britanni oder Brironi waren natürlich Kelten und sprachen ein keltisches Idiom.

Briten ist der Name der keltischen Einwohner des größten Teils des heutigen Englands, Wales und Schottland in den letzten Jahrhunderten v. Chr. und während der Zeit der römischen Herrschaft. und später für die Nachkommen, die jenseits der Grenzen des angelsächsischen Eroberungsgebietes lebten.

Die Briten sprachen eine P-keltische Sprache, die Vorläufer aller späteren 'Brittonic'-Sprachen war und als das eigentliche "Britisch" für die Zeit bis zum 6. Jh. bezeichnet wird.

(Lexikon des MA, Bd. II, a.a.O., S. 701)
Und wie ich schon weiter oben ausgeführt habe gilt:

Die Angehörigen beider Gruppen, der Beamten wie die der Soldaten, sprachen und schrieben hauptsächlich Latein. Vermutlich waren die meisten Stadtbewohner zweisprachig, doch sprach die einfache Landbevölkerung wahrscheinlich nur britisch. Es wird angenommen dass sich vereinzelt Elemente des keltischen Landbesitzrechtes erhielten ...

Die alten religiösen Bräuche bestanden jedoch sicherlich in der Römerzeit fort und erlebten in der Mitte des 4. Jh. eine Erneuerung.

(Lexikon des Mittelalters, Bd. II, Stuttgart 2002, S. 701)
 
Das ist doch Haarspalterei, denn die Briten, Britanni oder Brironi waren natürlich Kelten und sprachen ein keltisches Idiom.

Und wie ich schon weiter oben ausgeführt habe gilt:

das ist KEINE Haarspalterei!

Der Begriff Kelten ist in dem Zusammenhang schlichtweg ein Anachronismus!

Die Britannier, weder der "keltischen" Latene Zeit noch der provinzialrömischen Epoche noch der Dark Ages nannten sich selbst Kelten. Dieser Eindruck wird aber durch falsche Terminologie erweckt (Sprachforscher wie Buchan erfanden den Begriff "Keltische Sprachen" ja auch aus ideologischen Gründen, sie waren "keltische Nationalisten"!).

Das ist so als würde man die Franzosen heute noch Gallier nennen...
 
sprachlich ja, und auch Nachfahren von Stämmen die die Römer Germani genannt hatten...

selbiges trifft auf die Britannier aber nicht zu!
 
selbiges trifft auf die Britannier aber nicht zu!
Das verstehe jetzt wer will. Es ist doch unbestritten, dass auf den Inseln keltische Idiome verbreitet waren, nur bei den Pikten ist man sich nicht so ganz sicher.
Und wer keltisch spricht, ist Kelte - ganz unabhängig von eventueller genetischer Herkunft. Gerald Asamoah durfte schließlich auch für Deutschland spielen. :D
 
Ich verweise immer wieder gern darauf, dass Caesar und andere Römer durchaus unterschieden. So zählten sie die Briten zu Gallier, die Kaledonier/Pikten nicht. Caesar schreibt ja von gallischen Stämmen in Britannien, von Belgern und eben von den anderen, die ganz gewiss keine Kelten war. Also im Süden Britannien saßen Gallier, Belger bzw. keltisierte Briten und im Norden (Schottland) nichtkeltische Völker. In der Spätantike hat sich ja das irgendwie umgekehrt.

Interessantes Details ist hier, dass Caesar schreibt das Druidentum sei britannischen Ursprungs.
So De bello Gallico Liber VI. 13 über die Druiden:
"Ihre ganze Einrichtung soll zuerst in Britannien aufgekommen und von da nach Gallien gepflanzt worden sein; auch jetzt noch gehen alle, denen an einer genaueren Kenntnis der Sache liegt, um sich zu unterrichten, nach Britannien."
Britannien wird hier klar als religiöses Zentrum der Gallier genannt. Die Druidenklasse wurde laut Caesar in Britannien erfunden! Dokumentiert ist ihre Existenz nur Britannien und dem Norden Galliens. Für die Narbonensis (Provence) und Gallia Cisalpina (Norditalien) sind Druiden in keinster Weise dokumentiert, obwohl die Römer diese Kelten/Gallier ja viel früher kennen lernten. Ebenso sind Druiden der Galater oder Celtiberer. Dass heißt ja nicht, dass die anderen Kelten keine Priester kannten nur eben andere. Die Galater z.B. hatten offenbar Cybele-Priester, von den Griechen schlicht Galloi genannt wurde. Anders als die Druiden schnitten sie lieber an den eigenen Genitalien als an Misteln herum.:fs:
Wenn man die keltische Kultur als Religion betrachtet und die Druiden als notwendiger Bestandteil dieser, so muss Britannien klar als ihr Zentrum und Ursprung gelten, Keramik hin oder her.
Ich sage es gab eine Art keltische Sprachgemeinschaft, es gab La-Ténoiden mit gemeinsamem Kunststil und es gab eine Kulturgemeinschaft druidischer Gelehrsamkeit, und diese Gruppen waren teilweise identisch, teilweise nicht. Ihr Fortbestand war nicht voneinander abhängig, so viel ist sicher.
Wenn man will, kann man natürlich die Zeit der Druiden als Blütezeit der Kelten verstehen, wenn man eben will. Und wenn Britannien ursprünglich nur eine Art keltische Kolonie war, ist das, finde ich, nicht das geringste Problem.
 
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Und wer keltisch spricht, ist Kelte - ganz unabhängig von eventueller genetischer Herkunft.

Dem ist eben NICHT so!
Gutes Beispiel: die Aquitanier waren nach antikem Verständnis Galli, waren auch Angehörige der La Tene-Kultur,sprachen aber nach unserem heutigen Wissen KEINE keltische Sprache.Die Keltiberer sprachen keltisch und waren nach antikem Verständnis Celtae, waren aber kein Teil der La Tene-Kultur.

Ich verweise immer wieder gern darauf, dass Caesar und andere Römer durchaus unterschieden. So zählten sie die Briten zu Gallier, die Kaledonier/Pikten nicht.

Nein.In der Antiken Ethnographie sind, zumindest bei Cäsar, die Celtae nur ein TEIL der Galli. Die Britanni sind ein den Galli verwandtes Volk, einige Stämme in Britannien sind jedoch ausgewanderte Belgae (ebenso wie Celtae und Aquitani ein TEIL der Galli).

Die Pikten gehören sowieso erst ins 4. Jahrhundert, die Caledonier werden noch nicht von den übrigen Britanniern unterschieden (evtl. aber von den Belgen, dazu müsste ich mir mal die Quellen genauer angucken!), als Spaltung der Inselbewohner betrachteten sich anscheinend erst die romanisierten Britannier der Kaiserzeit und später der Dark Ages, die fühlten sich kulturell den (romanisierten) Galliern viel näher, weswegen u.a. St.Germanus zu Hilfsfeldzügenauf die Insel eilen musste... die Skoten und Pikten betrachteten sie als "Barbaren"
-ein weiterer Grund warum man die spätantiken und frühmittelalterlichen Romano-Briten nicht als Kelten bezeichnen sollte!

Britannien wird hier klar als religiöses Zentrum der Gallier genannt. Die Druidenklasse wurde laut Caesar in Britannien erfunden!

Der DRUIDEN, nicht der GALLIER! Die Druiden waren Bruderschaften, stammesübergreifend...

Religionen sind nicht an Völker gebunden. Dass die Druidische Lehre ihren Ursprung in Britannien hat heisst nicht im Umkehrschluss dass die Britannier = Gallier sind.

Ebensowenig würde man die Römer als Griechen bezeichnen nur weil sich bei ihnen Platoniker und Stoiker finden...

Sicher ,daß es in der Narbonensis keine Druiden gab? Das sollte mich aber doch sehr wundern...

wir müssen immer bedenken: Kelten = Stammesgesellschaft! Stämme, Klans, Stammesbünde, Sippen, Großfamilien, Allianzen, solche Einheiten haben keltisches Denken bis zur Römerzeit bestimmt als sie dann in Cvitates aufgeteilt wurden (das eigentliche Ende der keltischen Stämme wenn man so will).
Dem sollten wir nicht unsere Heutigen Begriffe von Volk, Nation, Staat, Kultur aufpfropfen, dabei hilft eine vorsichtige Wahl der Termini Technici...
 
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Dem ist eben NICHT so!
Gutes Beispiel: die Aquitanier waren nach antikem Verständnis Galli, waren auch Angehörige der La Tene-Kultur,sprachen aber nach unserem heutigen Wissen KEINE keltische Sprache.Die Keltiberer sprachen keltisch und waren nach antikem Verständnis Celtae, waren aber kein Teil der La Tene-Kultur.
Das "antike Verständnis" kann man doch nicht mit heutiger Wissenschaft vergleichen. Caesars Behauptungen (linksrheinisch - Kelten, rechtsrheinisch - Germanen) waren doch sehr verallgemeinert. Niemand würde aus der zunächst üblichen Bezeicnung "Kelto-Skythen" für die Germanen darauf schließen, sie wären ein Mischvolk aus den genannten Komponenten. Und wenn die Ligurer, Aquitanier etc. nicht keltisch sprachen, dann waren es eben auch keine Kelten. Die Kultur ist nicht allein ausschlaggebend - das Trinken von Coca-Cola und Ansehen von Hollywood-Movies macht uns auch nicht zu US-Amerikanern.
 
Das "antike Verständnis" kann man doch nicht mit heutiger Wissenschaft vergleichen.

Sollte man nicht, das antike Verständnis sollte aber berücksichtigt werden... wir hören ja auch irgendwann auf die mittelalterlichen Deutschen als Germanen, die Italiener als Italiker etc. zu benennen...

Caesars Behauptungen (linksrheinisch - Kelten, rechtsrheinisch - Germanen) waren doch sehr verallgemeinert.

defacto aber auch nicht ganz falsch und in gewisser Weise sogar vorausschauend.

Niemand würde aus der zunächst üblichen Bezeicnung "Kelto-Skythen" für die Germanen darauf schließen, sie wären ein Mischvolk aus den genannten Komponenten.

hmm? korrigiere mich aber ich dachte damit waren die Ostkelten an der Donau gemeint...

Und wenn die Ligurer, Aquitanier etc. nicht keltisch sprachen, dann waren es eben auch keine Kelten.

Sagen WIR heute! In einer Zeit in der Sprache ungleich Ethnie ist aber sah das ganze anders aus... da zählt der Stammesbund und welche sprache ein Clan der sich diesem anschliesst (untereinander) spricht ist gegenüber terretorialen Gründen zweitrangig.

Die Kultur ist nicht allein ausschlaggebend - das Trinken von Coca-Cola und Ansehen von Hollywood-Movies macht uns auch nicht zu US-Amerikanern.

Na eben! Demnach wäre die "deutsche Kultur" nach dem 2. Weltkrieg erloschen und wir wären germano-amerikaner?Nein, das ganze ist komplizierter, die Amerikaner sind ja auch keine Germanen nur weil sie eine germanische Sprache sprechen...

Es gibt durchaus gute Gründe für Zweifel an der "keltizität" der "Inselkelten", letztendlich bleibt die Sprache das gewichtigste Element...

finde ich ganz lesenswert in Bezug auf "Ethnizität"
coinneal.com/documents/ethnizitaet.pdf
auch:
http://www.ares.u-net.com/altern.htm
 
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Dem sollten wir nicht unsere Heutigen Begriffe von Volk, Nation, Staat, Kultur aufpfropfen, dabei hilft eine vorsichtige Wahl der Termini Technici...

Nach antikem Verständnis waren Kelten ein Volk und auch heute müssen wir ihnen mindestens den Status einer Sprach- und Kultgemeinschaft zubilligen, wie wir das auch bei den Germanen tun.

In linguistischer Hinsicht gibt es eine keltische Sprache, die ihrerseits zur indoeuropäischen Sprachfamilie zählt. Danch waren die Briten selbstverständlich ein keltisch sprechender Stamm und nichts anderes!
 
wie ich bereits schrieb, nach antikem Verständnis waren die Celtae STÄMME, eine Untergruppe der GALLI, Cäsar setzt Celtae und Galli aber auch gleich.
 
Ich habe mir mal bei Amazon.de "De Bello Galli" bestellt. Bin gespannt wie es so ist.

Ich habe noch eine Zwischenfrage: Waren die Kelten auch an der Elbe im heutigen Raum Dresden ansässig? Ich habe eine Karte gesehen wo das der Fall ist. Ich bin aber verwirrt weil doch östlich vom Rhein Germanien war.
 
Ich habe noch eine Zwischenfrage: Waren die Kelten auch an der Elbe im heutigen Raum Dresden ansässig? Ich habe eine Karte gesehen wo das der Fall ist. Ich bin aber verwirrt weil doch östlich vom Rhein Germanien war.

Nein sie waren dort nicht verbreitet.
In Thüringen (Steinsburg u.A.) ist Schluß mit der Verbreitung der Latènekultur.
 
Nein sie waren dort nicht verbreitet.
In Thüringen (Steinsburg u.A.) ist Schluß mit der Verbreitung der Latènekultur.

Wie weit die Kelten nach Norden gekommen sind, ist wohl noch immer etwas umstritten. Es scheint so, dass die Linie nördlich (oder südlich?) des Harzes die äußerste Grenze gewesen ist.

Vielleicht weiß unser GEIST etwas mehr darüber! :winke:
 
Celtic people and all that...

Wenn ich jetzt wüsste, wo genau der Harz liegt...:D
Nach meiner Information ist bislang der nördlichste Keltenfund am Glauberg in Hessen.
(Die Diskussion über die Schnippenburg ist mir bekannt....)

Also wohl eher südlich und vor allem westlich vom Harz.

Nördlich der Keltike liegt die HEK, die Hunsrück-Eifel-Kultur.

Aber noch zum Thema: „Blütezeit“ der Kelten.

Hmmm.
Was mich immer wundert, ist, mich welcher Kraft und Intensität bei praktisch jedem Thema zum Thema Kelten über die geographischen Randlagen und die chronologischen Endzeiten diskutiert und gestritten wird.
Ich finde weiter sehr, sehr erstaunlich, welche Reaktionen der Begriff „Kelten“ oder gar „Germanen“, auch emotional, auslöst.
Die Nähe zur jeweiligen nationalen Identität (siehe Varus-Schlacht-Diskussionen) ist ebenfalls bemerkenswert.

Was ich wirklich sehr bedauere ist, wie wenig Information eigentlich über die, sagen wir mal Validität des Begriffes „Kelten“, bekannt oder bewusst ist.

Logischerweise sind wir, was die Namensgebung angeht ,auf die schriftlichen Quellen angewiesen.
Und die sind samt und sonders auslegbar, diskussionswürdig und sehr, äh, dehnbar, interpretierbar.

Der eigentliche und praktisch auch einzige Grund für die Namensgebung, die erste und auch einzige für ein rein vorgeschichtliches Volk, basiert ja nur auf der Aussage, dass „hinter Marseille Celtoi leben“. Die Aussage stammt aus dem 4.Jh. v.Chr.
Irgendwie passt das dann so mal ganz gut zu Julius´ Sicht der Dinge. Das war´s aber auch. Damit wären (historisch) die zeitlichen Grenzen klar.

Jetzt noch die langwierige, detailfuzzelige, bedeutungsschwangere und mit Inbrunst geführte Argumentation mit der Sprache.
Nun – wie vorher schon gesagt, basiert die Aussage auf die „Keltizität“ britischer Sprachen auf Aussagen des 16.Jh, von ausgemachten Keltenfans.
Zugegeben – die Sprachforschung des 19.Jh. beließ es dabei, weil eben diese nordwesteuropäischen Sprachen nicht ins Raster Latein/Germanisch passte.
Ich bin kein Sprachwissenschaftler - aber selbst wenn bestimmte Ausdrücke in diesen Sprache wirklich genuin „Keltisch“ sind, wobei völlig unklar bleibt, was den die eigentliche eisenzeitliche keltische Sprache denn sein soll, also selbst wenn sich hier „Wurzeln“ finden lassen, sagt das einfach deshalb nicht viel, weil bei jedem Kulturtransfer auch Sprachen oder Sprachteile mit transferiert werden.
In der Logik – Großbritannien und die Bretagne sind keltisch weil die Sprache passen – müsste im Umkehrschluss den Franzosen (Latein) jede keltische Wurzel verweigert werden. Oder jeder Mensch in Kenia Araber sein, weil Swahili halt nun mal viele arabische Worte und Begriffe enthält.
Sehr, sehr dünnes Eis....

Zur Sachkultur.
Die Archäologie ist eigentlich mit dieser „Volksbezeichnung“ unglücklich. Gut, die Verortung (siehe oben) passt schon irgendwie für die Früh- und Späteisenzeitlichen Kulturen, erst für den süddeutschen Sprachraum, dann eben incl. Gallien und den Räumen, die während der keltischen Wanderungen halt erreicht wurden.
Aber – es ist und bleibt ein Hilfsbegriff, wenngleich ein recht populärer.
Den Kulturbegriff, den die Archäologie der Vorgeschichte halt nun mal nur fassen kann, ist die Sachkultur.
Aber – eine Fibel macht noch keinen Kelten. Handel, Wandel, Mechanismen des Kulturtransfers, Beute, Raub, Bestattungsbräuche, alles was zu Verschiebungen in der Sachkultur führt, kann nicht vollumfänglich erfasst werden.
Das nächste Problem bleibt die „Kulturkontinuität“ Da eine deutliche Verwandtschaft zwischen Früh-Lt und Ha D besteht, dann wieder innerhalb von Ha D1-D3 wird die späte Hallstattzeit oft den Kelten zugeordnet.
Bei HaC könnte man/frau es sich etwas schwerer machen, wenn man/frau aber auch HaC den Kelten zuordnet, hat man/frau das Problem zumindest mit HaB, welche späte Urnenfelderzeit heißt und deswegen logischerweise in die späte Bronzezeit.....

Die Archäologischen Schubkästen sind und bleiben, sehr hilfreiche, aber doch Schubkästen.
Es ist ja logisch, dass niemand am 22.06.652 v. Chr, 10.00 Uhr morgens nach der Sommersondenwende die Parole „Ab heute sind wir Kelten“ ausgab. Und sich dann mit seinem Großvater und der Urgroßmutter stritt, ob diese jetzt noch dazugehören.

„.....du hast gar nichts übrig für die Tradition...schmeißt einfach die ehrenhaften Nadeln deines Vaters weg und willst nur dieses kitschige, neumodische Zeug aus Italien....“ ;)
Ergo – auch die Sachkultur ist ein schwieriges Indiz.

Das eigenartige ist, dass dies gerne für alle anderen Zeiten anerkannt wird, niemand fragt nach den Namen des Volkes der Urnenfelderzeit, niemand fragt sich ernsthaft ob vielleicht das Baskische ein Überrest eines meso-/neolithischen Dialektes ist und alle Basken damit „Steinzeitliche Kultur“ tradieren....und außerdem keine Indo-Europäer sind. (Atlanter vermutlich...)

Aber bei den Kelten tut man´s/fraus . Und bei Germanens´.

Auf die Wirrungen der darauf unweigerlich folgenden „Nationalen Identitätsdiskussionen“ will ich gar nicht eingehen...

Kurz:
Die „Blütezeit der Kelten“ ist nicht wirklich zu beantworten. Egal, wie man/frau argumentiert, es werden immer Lücken in der Argumentation bleiben, in die die/der ein/e oder andere/r Teilnehmer/in lustvoll hineinbohrt.

Zum Schluss noch ein Fragen oder Fakten, die nur meine Argumentation unterstreichen sollen:
- Die Hallstattzeit hebt sich von der UK davon ab, dass viel Sachkultur von jenseits der Alpen übernommen wurde. Was ist dann genuin „keltisch“ ?
- Grabbrauch und einzelne Funde in HaC-D deuten wohl auch auf Kontakte in den Osten. Was bleibt jetzt noch als Rest des „Keltischen“ ?
- Hat die „griechische“ Lehmziegelmauer der Heuneburg ein Grieche gebaut ?
- LT-A entwickelt sich wohl aus HaD. Trotzdem korreliert der Geschmack der Kunst arg mit großgriechischen und sogar Nahöstlichen Kunstäußerungen...Das Akanthusblatt als keltischer Ausdruck ??
- Wieso sind auf dem Gundestrup-Kessel Delphine ? Wieso gibt es Elefanten auf HaD Situlen ?
- Wenn in LT B die „Kelten“ nach Britannien zogen, warum bleibt dann dort das meiste der Keramik in „britischer“ Bronzezeittradition ?
- Wieso bleiben die Hüttengrundrisse in Britannien rund – und nicht viereckig, wie überall sonst in der Keltike ?
- Was sagt uns zwingend , dass die Kelten in Britannien zwar sehr viel der dortigen Sachkultur beließen, aber es wohl geschafft haben sollen, ihre Sprache völlig ohne Hinweise auf die vorher gesprochenen Sprachen durchzusetzen ?
- Wieso ist der „vorchristliche“ Kulturausdruck der Scoten, die ja eigentlich Iren sind (oder war es umgekehrt...) und der der Picten so deutlich anders als der „keltische“ im Süden ?

Die Liste ließe sich sehr lange fortsetzen.

Ich wollte damit nicht nur rumnörgeln sondern vielmehr auf die Fragilität der Argumente der Keltendiskussion hinweisen.
Meiner Ansicht nach wird in der Diskussion oft mit schweren Säbeln auf einem Baumstamm gekämpft und dabei vergessen, dass der Stamm eigentlich nur auf ein, zwei Streichhölzern lagert....Drei vielleicht ;)

Nix für ungut.
Thomas







 
Wie weit die Kelten nach Norden gekommen sind, ist wohl noch immer etwas umstritten. Es scheint so, dass die Linie nördlich (oder südlich?) des Harzes die äußerste Grenze gewesen ist.

war da nicht irgendwas mit "keltischen" (=LaTene) Funden in Niedersachsen? Gifhorn... was hat man denn da genau gefunden?
 
So in etwa sieht das ganze nüchtern betrachtet aber wirklich aus.

"Kelten" als Oberbegriff für eine Reihe von Völkern und Stämmen ist auf dauer eher unzufriedenstellend.

Halten wir fest: zu einer bestimmten Zeit hat sich in Mitteleuropa eine gewisse Kultur entwickelt die von einer Reihe von Stämmen getragen wird die grösstenteils eine gemeinsame Sprache oder zumindest eng miteinander verwandte Dialekte gesprochen haben, diese Stämme fassten die Römer und Griechen unter Sammelbezeichnungen wie Celtae oder Galli zusammen, eventuell benannt nach grösseren Stammesbünden.

Diese Kultur der "Kelten" ist spätestens mit der Eroberung Galliens zu ende, die Stämme werden zuerst tributpflichtig, dann eine römische Provinz und in römische Verwaltungseinheiten eingeteilt sio genannte Civitates, die Stämme sind somit nicht mehr da.Die Sprache hält sich bei einigen Sippen noch mehrere Jahrhunderte aber die Kultur verschwindet recht schnell zu gunsten einer sich selbst als "römisch" sehenden. Wer einmal Häduer oder Sequaner war nimmt sich selbst zweihandert Jahre später schon als Bürger der Provinz Gallien wahr.Gallien geht auf im Frankenreich...

Nun zu den Britanniern, sprachlich ebenfalls "Kelten", kulturell auch nahe verwandt.

Die Britannier , wer waren die Britannier? Britannier scheint schon eine art selbstbezeichnung gewesen zu sein für die Bewohner der Insel Britannien, woher der Name stammt ist nicht ganz klar, die Kelten nannten die Insel Albion.Aber sowohl die Pikten als auch teile der Iren und der Stämme südbritanniens liefen unter diesem Oberbegriff "Cruithin", "Priteni" etc.

Da einige Stammesnamen in Schottland unkeltisch zu sein scheinen gibt es ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes un-keltisches Element auf der Insel... dafür spricht auch wie Thomas Trauner sagte ein Siedlungs- und Häuserbau der sich (traditionell!) von dem der "richtigen Kelten" unterscheidet, ausserdem andere Keramik und vermutlich andere Gebräuche (leider wissen wir nicht viel darüber).

Nun gibt es aber auch die "keltische Sprache" Britannisch, mit dem gallischen verwandt. Eventuell wurden vor-keltische Britannier durch eingewanderte Gallier "keltisiert", Stammesnamen wie die Belgae und Menapii bestätigen zumindest eine Einwanderung von Belgen in Südbritannien...

andere Stämme, Brigantes, Cenimagni, Parisii sind nicht belgisch, eventuell handelt es sich hier um früher eingewanderte Stämme aus dem gallischen Kernland (eigentliche "Kelten" also?) ... die Arras-Kultur spricht dafür.

Waren es diese früheren Gallier die also die die Britannier keltisierten? Möglicherweise.Eventuell waren aber auch vorher schon zur Hallstattzeit (oder sogar zur Urnenfelderzeit?) Stämme eingewandert die bereits "früh-" oder "proto-keltisch" sprachen... dann wären Gallier und Britannier eng verwandt, hätten sich aber parallel entwickelt...
genaueres werden wir nicht erfahren da wir nichts über diese Schriftlose Epoche Britanniens wissen.

Jedenfalls haben wir dann irgendwann die Britannischen Stämme... keltisch oder keltisiert, sie werden ebenfalls zuerst tributpflichtig, dann bis zu den schottischen Highlands erobert und römische Provinz Britannien, das geht teilweise durch unabhägige Königreiche, teilweise durch Eroberung, jedenfalls nicht ohne Konflikte (Cartismandua, Boadicea,Insel Mona...)

aber im laufe der Zeit wird die Bevölkerung der Provinz Britannien auch romanisiert, die Stämme werden Civitates, man lebt in der Stadt, beherrscht Latein, erste treten zum Christentum über...

die zivilisierten (sich selbst so nennenden) Britanni blicken misstrauisch den Stämmen gegenüber die sie als Caledones oder Picti oder Skotae kennen, sie erscheinen ihnen barbarisch , unzivilisiert, sprechen merkwürdige Dialekte die man nur mit mühe versteht und praktizieren altertümliche heidnische Riten...

dann wird die Provinz Britannia aufgegeben, Rom teilt mit ,daß die Britannier sich selbst verwalten sollen, die Legionen werden abgezogen.Die Einheimischen Verwaltungsbeamten verharren in den grossen Städten wie Londinium und verfallen in eine Mischung aus römischem Recht und altem Klandenken, ein Hochfürst wird gewählt der dem Senat der Insel vorsteht, die Granzen zu den Barbaren werden verstärkt... einige male werden Hilferufe nach Gallien gesandt die auch erhört werden, die Gallier schicken Hilfstruppen und Söldner, andere Söldner werden angeworben, Föderaten werden in Südostbritannien im ehemaligen Gebiet der Belgen angesiedelt, viele von ihnen sind Angehörige von Stämmen die sich Saxones, Euteni und Angli nennen...
 
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