Politik August des Starken

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Kronix

Gast
Hallo Liebe Community, :winke:
ich schreibe zur Zeit an einer Facharbeit zu August dem Starken und möchte darin auch auf seine Politik eingehen. Nun habe ich das Problem, das ich zum Thema Innenpolitik nur sehr wenig Information finde.

Ich möchte gern eine kleine Auswertung zur Politik August des Starken schreiben. d.h. wie erging es Sachsen unter der Herrschaft Friedrich Augusts?
Litt das Volk unter der Prunksucht?
Hat er Gesetze erlassen die noch heute von Bedeutung sind oder für damalige Verhältnisse sehr Fortschrittlich waren?

Könnt Ihr mir einen Buchtipp geben oder einen Link nennen?
Vielen Dank für eure Hilfe
 
In "Geschichte Sachsens" von Reiner Groß, Edition Leipzig;
bzw."Die Herrscher Sachsens - Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089-1918" von Frank-Lothar Kroll (Hrsg.), C.H. Beck,
sollte sich was finden lassen.
 
Hat er Gesetze erlassen die noch heute von Bedeutung sind oder für damalige Verhältnisse sehr Fortschrittlich waren?

Was ich persönlich in dieser Hinsicht recht interessant finde, ist die Einrichtung der Generalkonsumtionsakzise, d.h. die Einführung der indirekten Besteuerung von Konsumgütern.
In einer Doku über August II. war man der Meinung, dass diese "Umgehung" des Privilegs des Adels, der (direkten) Steuerfreiheit, einer ersten bekannten Mehrwertsteuer entspräche.
Weiterhin wurde erwähnt, dass diese nunja "Idee", die neben enormen Staatseinkünften auch eine Machteinschränkung des 2. Standes mit sich brachte, ursprünglich von Magnus von Hoym stammt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade innenpolitisch soll August der Starke nicht sonderlich weit vorangekommen sein. Das lag daran, dass er mit seiner Außenpolitik, v.a. bezogen auf Polen und den Expansionsplänen als polnischer König, beschäftigt war. Er einigte sich sozusagen mit dem Adel darauf, doch keine neue Ermittlung der Besteuerungsgrundlagen - der Adel bezahlte wohl zu wenig gemessen an den Einkünften - anzufangen, wofür der Adel sich bereit erklärte enorme Summen für das polnische Projekt des Kurfürsten locker zu machen.

Zu den Buchtipps:
Artorius hat schon ein gutes Buch genannt. Daneben ist wahrscheinlich Prof. Dr. Karl Czok erwähnenswert, der wohl zu den deutschen Historikern zählt, die sich am umfangreichsten mit der Persönlichkeit und den Leistungen Friedrich August I. beschäftigt haben. Karl Czok ? Wikipedia (siehe unter Monografien!)

Ich selbst bezweifle, dass etwas von seinen Gesetzen auf das Heute nachwirkt. Da sind die Jahrhunderte drüber. Ich kenne aber nicht die sächsische Landesverfassung.

Ansonsten wurde hier im Forum auch schon einiges über den Kurfürsten Friedrich August I. geschrieben:
klingt zwar außenpolitisch, trifft aber auch manche innenpolitische Themen: http://www.geschichtsforum.de/f288/...flikt-im-zeitalter-august-ii-von-polen-13078/
zum Absolutismus unter Friedrich August I.:
http://www.geschichtsforum.de/352998-post176.html
usw.:

http://www.geschichtsforum.de/269739-post62.html
 
Ich möchte gern eine kleine Auswertung zur Politik August des Starken schreiben. d.h. wie erging es Sachsen unter der Herrschaft Friedrich Augusts?
Litt das Volk unter der Prunksucht?
Ob das Volk unter der Prunk"sucht" litt, weiß ich nicht. Nennenswerter dürften die Nöte im Zuge der Kriege (Nordischer und Spanischer Erbfolgekrieg) sein. Überhaupt gibt es scheinbar keinen genügenden Wissensstand über die Ausgaben der sächsischen Hofhaltung. Siehe dazu: http://www.geschichtsforum.de/f288/...g-der-zeit-von-louis-xiv-und-august-ii-23278/
Grundsätzlich sollte man die größeren Festivitäten nicht platt als "Prunksucht" abkanzeln. Oftmals verband gerade Friedrich August I. mit diesen Anlässen weitgreifende politische Absichten. So ließ er die Vertreter des sächsischen Landtages unterhalten, erhoffte sich mit anfangs umfangreichen Karnevalsfestivitäten in Polen eine bessere Verbindung zu seinem polnischen Adel aufzubauen, was allerdings misslang.

Zwar wird beispielsweise der Tausch einiger Hundert Dragoner gegen wertvolles Porzelan mit dem preußischen König Friedrich I. als Beispiel für seine Luxusliebe angesehen, andererseits forcierte Friedrich August gerade am Ende seiner Regierungszeit den umfangreichen Ausbau seines kursächsischen Heeres, wohl auch aufgrund der Lehren aus dem katastrophalen Verlauf des Nordischen Krieges und dem damit verbundenen temporären Verlust seiner Krone.

Als Begründung für seinen erhöhten Finanzbedarf gab Friedrich August I. auf dem Landtag von 1694 in seinen "Propositionen" an:
- Mehrkosten für den Hofstaat
- Verpflichtungen gegenüber Kaiser und Reich
- Aufstockung des Militärs.
Die Reihenfolge hier bei mir sagt aber nichts über die Abstufung nach Wertigkeit für den Kurfürst aus. Die Hauptausgaben und Hauptbelastungen für den sächsischen Staat waren sicherlich mit dem Heer, das durch die Niederlagen gegen die Schweden immer wieder aufgefüllt werden musste, und auch die Gelder für die politischen Aktivitäten in Polen verbunden. Allein für den Erwerb der Krone hatte August II. selber Ausgaben in Höhe von 2 Millionen Gulden berechnet. Dabei waren die jährlichen Einkünfte des Staatshaushaltes von Kursachsen "nur" 3 Millionen Gulden stark!* Doch auch nach der Königswahl musste - v.a. sächsisches (!) - Geld den polnischen Adel bestechen, um ihn für Augusts Sache zu gewinnen. Was dabei für ihn selbst herrausspringen würde, hatte er scheinbar völlig falsch eingeschätzt - ein Absolutismus war noch weniger als in Kursachsen möglich.

Schwerpunkte von Augusts kursächsischer Politik:
- Gewinn von Geldern für außenpolitische Pläne (v.a. nach dem Erwerb und für den Erwerb der polnischen Krone)
- Aufbau einer schlagkräftigen und nummerisch beeindruckenden Armee
- Ausbau der Macht des Landesherren gegenüber den Landständen bspw. über die Revisionskommissionen, welche vor allem den reicheren, renitenten Adel bedrohten, aber auch Einrichtung des Geheimen Rates ab 1703, der sich der landständischen Opposition weitesgehend entzog
- Wirtschaftsförderung nach merkantilistischen Vorstellungen, Ausbau der Infrastruktur, kartographische Erfassung des Landes
- Förderung von Kultur und Kunst
- achtungsgebietende Rolle Sachsens als Reichsstand ausbauen

* Zahlen nach:
Karl Czok:"August der Starke und seine Zeit - Kurfürst von Sachsen und König in Polen" Piper, 2006, München
S. 46, 59-60
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob das Volk unter der Prunk"sucht" litt, ...
Unter der "Prunksucht" selber wohl nicht, wohl aber unter der von dieser verursachten Steuerlast.

Grundsätzlich sollte man die größeren Festivitäten nicht platt als "Prunksucht" abkanzeln.
Richtig. Aber es ist wohl unstrittig, daß Sachsen hier deutlich über dem üblichen Standard lag, und der politische Nutzen des Mehraufwands ist schon fraglich.

andererseits forcierte Friedrich August gerade am Ende seiner Regierungszeit den umfangreichen Ausbau seines kursächsischen Heeres
Schon - aber zu spät und zu wenig.


Private Anmerkung: Vor wenigen Wochen haben wir uns Dresden angeschaut, auch das grüne Gewölbe. Und das ist ja wirklich faszinierend, was für unglaublich kunstreiche (und teure) Werke da gesammelt wurden. Der spontane Kommentar meiner Tochter: "Der Typ hatte einfach zu viel Geld".
Das trifft es m. E. gar nicht schlecht.
Sachsen war vergleichsweise reich, und das ist den Herrschern wohl zu Kopfe gestiegen, sie haben nicht das richtige Maß gefunden, für was sie welche Summen ausgeben.
 
1.
Unter der "Prunksucht" selber wohl nicht, wohl aber unter der von dieser verursachten Steuerlast.

2.
Richtig. Aber es ist wohl unstrittig, daß Sachsen hier deutlich über dem üblichen Standard lag, und der politische Nutzen des Mehraufwands ist schon fraglich.
1.
Immerhin sollte diese aber gerechter verteilt werden (was bsw. in Preußen nicht der Fall war).

2.
Das ist eben das Problem, das ich bei vielen Historikern sehe. Mal wird Frankreich, mal Bayern, mal Österreich als Standard angenommen. Manchmal wird sogar Preußen als Standard angenommen. Wobei auf eine Verschwendung für die Hofhaltung gerade unter Friedrich I. in Preußen gern hingewiesen wird. Der Soldatenkönig scheint mir hingegen die absolute Ausnahme zu der Zeit.

Zumindest dem Bauboom unter den bayerischen Kurfürsten stand derjenige in Sachsen nach. Am wunderlichsten dabei scheint mir, dass es eben, freilich trotz dahingehender Pläne, keinen Residenzschlossneubau in Dresden gab. Pillnitz, Zwinger etc. nehmen sich im Vergleich zu Nymphenburg, Schleißheim etc. ja geradezu bescheiden aus, und das obwohl Architektur sozusagen des Kurfürsten Steckenpferd gewesen war.



Zur sächsischen Militärgeschichte haben wir ja schon einige Beiträge. An den Ausbau konnte man scheinbar erst nach dem Nordischen Krieg gehen. Abgeschlossen war er 1733 auf garkeinen Fall und so wollte es auch August II. nicht sehen. Selbst wenn seine Hoffnungen in Polen in der Kronarmee wohl eine getreue Nachbildung seiner modernen kursächsischen Armee zu erreichen wohl eher realitätsfern war, waren doch seine militärreformerischen Pläne nicht ganz ohne die rechte Weitsicht. Etwas wunderlich waren grundsätzlich seine Betonungen auf den Festungsbau, welche im Prinzip sogar bei seinem Antritt als König (1697) Polens durchschimmerten. In der Hinsicht wird wohl wiederum die Vorliebe des starken August für die Baukunst nicht so leicht zu unterschätzen gewesen sein. Neben der Forcierung eines umfangreichen Festungsbaus an den polnischen Grenzen (sic) beabsichtigte er aber auch die Aufstellung von 4 Heeresabteilungen, welche sowohl großräumige Verteidigungen, als auch die anvisierten Arondierungen gegenüber Schweden und Osmanen vornehmen sollten. In der Hinsicht sah wohl August II. eher die (v.a. im Vergleich zu Sachsen) gewaltige Volksmenge von 8 Millionen Polen, mit welcher er meinte große Heere für seine Projekte aufstellen zu können. Das war zwar möglicherweise logistisch machbar, aber natürlich in der Adels- oder Magnatenrepublik nicht durchsetzbar(die Rechnung Riesenreich Polen muss Schweden überrollen, war ja theoretisch nicht so falsch).

Die eigentliche Problematik sehe ich darin, dass sich Friedrich August I. dann zu keiner konsequenten Politik hinsichtlich des Militärs durchringen konnte. In Preußen wurden ja alle Kräfte dazu angespannt. Währenddessen wurde in Sachsen versucht mit möglichst weniger Mehraufwand mehr zu erreichen, was natürlich nicht möglich war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal wird Frankreich, mal Bayern, mal Österreich als Standard angenommen.
Das ist natürlich ein Problem.
Ich habe intuitiv die "normalen" deutschen Fürstentümer als Standard genommen. Ein rein gefühlter Standard, weil dazu m. W. vernünftige Zahlen fehlen.

Eigentlich müßte man das über mehrere Fürstengenerationen in Zeitreihen fassen, mit Summe der jeweiligen Staatsausgaben und prozentualer Aufteilung der Verwendung.

Da würde nach landläufiger Meinung wohl rauskommen, daß Sachsen im Schnitt mehr für "Prunk" ausgegeben hat, Brandenburg mehr fürs Militär. Aber systematisch nachgerechnet und einen "Standard" definiert hat das wohl noch niemand (und wahrscheinlich fehlt auch die Datenbasis).

Zumindest dem Bauboom unter den bayerischen Kurfürsten stand derjenige in Sachsen nach.
Guter Punkt.
Und auch kleinere Fürsten haben ja ganz ordentliche Schlösser neugebaut, das könnte in Proportion zum deutlich kleineren Staatshaushalt oft viel ausgemacht haben.

Etwas wunderlich waren grundsätzlich seine Betonungen auf den Festungsbau ...
Betonter als bei anderen?
Festungen spielten doch allgemein eine große Rolle in den Strategien der Zeit. Ich kenne mich nicht genug aus um beurteilen zu können, daß Sachsen hier wesentlich anders agierte als die Nachbarn.

Wobei: Man muß halt immer die Geographie anschauen. Mit seiner zentralen Festung Königstein hatte Sachsen den Sonderfall einer sehr großen, uneinnehmbaren Defensivstellung dicht neben der Hauptsstadt. Das mag die Grundstrategie beeinflußt haben.

Die eigentliche Problematik sehe ich darin, dass sich Friedrich August I. dann zu keiner konsequenten Politik hinsichtlich des Militärs durchringen konnte.
Wie heißt es so schön: "Konsequent oder inkonsequent, aber nicht immer dieses ewige Hin und Her".

So übermäßig in Rüstung zu investieren wie in Brandenburg wäre wohl merkwürdig gewesen, Sachsen hatte eben auch andere Optionen. Und m. E. müßte Sachsen so deutlich reicher als Brandenburg (ohne Schlesien) gewesen sein, daß auch prozentual geringere Aufwendungen zu einer ebenbürtigen Rüstung gereicht hätten. Aber Geld alleine macht es halt nicht, man muß eine strategische Linie auch durchziehen und das Militär daran ausrichten. Und da gab es eben keine konsequent an Sachsen ausgerichtete Militärpolitik, sondern zu viel Ablenkung durch Polen.
 
Das ist natürlich ein Problem.
Ich habe intuitiv die "normalen" deutschen Fürstentümer als Standard genommen. Ein rein gefühlter Standard, weil dazu m. W. vernünftige Zahlen fehlen.
Siehe meine Beiträge in:
Brissotin:
Überhaupt gibt es scheinbar keinen genügenden Wissensstand über die Ausgaben der sächsischen Hofhaltung. Siehe dazu: http://www.geschichtsforum.de/f288/a...gust-ii-23278/

Ein Vergleich mit viel ärmeren Staaten, die sich riesen Klötze hinknallten ist daher besonders schwierig.:winke:
 
Zusatz:

@ R.A.:

Ist Dir Protest der Unter- oder Mittelschicht gegenüber der angeblichen "Prunksucht" des starken August bekannt?

Wofür man wohl auf den Königsstein kam, war vor allem die Kritik an der kurfürstlichen Außenpolitik. Natürlich griff man nicht die Person des Kurfürsten selbst an, was scheinbar auch einfach damals einigermaßen undenkbar gewesen wäre, sondern verurteilte in Pamphleten die Berater des Herrschers, welche ihn angeblich zu dieser kostspieligen Polenpolitik (vor allen Dingen) verleiteten. Anfangs gelang es einer adeligen Opposition sogar einen der engsten Vertrauten des Kurfürsten, den (seit 1700) Reichsgrafen und Obersten Kanzler Wolf Dietrich von Beichlingen 1703 zu stürzen, woraufhin dieser sogar inhaftiert wurde. In Wahrheit hatte von Beichlingen aber wahrscheinlich schlicht die Wünsche des Kurfürsten erfüllt und war von ihm nur aufgegeben worden, um der Opposition das Ziel zu nehmen.

Der sächsische Adel zumindest zeigte sich oft missvergnügt über die Forderungen des Kurfürsten, besonders augenfällig waren diese im Bezug auf DAS höfische Ereignis des augusteischen Hofes im 18.Jh. - der Vermählung des Kurprinzen mit der Kaisertochter Maria Josepha 1719. Der gesamte Adel sollte zu der Festlichkeit erscheinen, aber erkennbar als Untertanen ihres Fürsten in einer neuen Hofuniform, welche teuer war und sie selbst auch noch bezahlen mussten(!). Das war recht typisch für die Behandlung des Adels durch Friedrich August I.. Gelang es ihm auch nicht, dessen kompletten Einfluss auf den Landtag auszuschalten, so wollte er ihm wenigstens bei solchen Anlässen spüren lassen, wer der Herr im Lande war.
 
Nein.
Ich habe nur allgemeine Lebenserfahrung mit Untertanen in Bezug aufs Steuerzahlen als Basis meiner Überlegungen ;-)

Leider kommen wir mit solchen Erfahrungen aber auch im Prinzip nur so weit wie die Vermutungen von Murasaki (welche wohl auch irgendwie in letzter Zeit verschwunden ist(???):confused:) bezüglich der Beliebtheit Peter III.: http://www.geschichtsforum.de/393928-post36.html

Aufstände gegen August den Starken sind mir zwar bekannt, aber eigentlich momentan nur hinsichtlich seiner polnischen Besitzungen.
 
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